Agatha Christie: Ruhe
unsanft (1976)
Dieser Roman ist der letzte mit Miss Marple. Christie hatte ihn schon
früher geschrieben, aber genau wie den letzten Hercule Poirot-Krimi über Jahre
zurückgehalten, in denen ihre Helden andere Fälle lösten.
Der hier vorgestellte Roman erschien posthum im Todesjahr Christies.
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ASIN/ISBN: 3455650317 |
Gwenda Reed, eine in Neuseeland aufgewachsene, frisch verheiratete und wohlsituierte junge Frau, reist durch Südengland, um für sich und ihren Mann Giles, den noch Geschäfte aus England zurückhalten, ein passendes Haus zu finden. Im Küstenstädtchen Dillmouth findet sie eine viktorianische Villa, die ihr auf Anhieb gefällt. Bei der Besichtigung und auch nach dem spontanen Kauf fällt ihr immer mehr auf, dass ihr vieles im Haus bekannt vorkommt. Beunruhigt fährt sie zu Bekannten nach London, um sich abzulenken. Diese gehen mit ihr in ein altes Webster-Stück „Die Herzogin von Amalfi“, in der sich zum Ende jemand über eine Tote beugt und sagt: „Bedeckt ihr Antlitz! Vor meinen Augen flimmert es. Sie starb so jung …“. Als Gwenda diese Szene sieht, schreit sie laut auf, denn nun erinnert sie sich daran, dass sie in der Villa als Kind einen Mord beobachtet hatte, bei dem der Täter genau diese Stelle zitierte. Miss Marple, die sich zur gleichen Zeit bei den Bekannten aufhält, denn das sind ihr Neffe Raymond West und seine Frau, findet für all das Unerklärliche eine vernünftige Lösung. Gwenda war im Gegensatz zu ihrer Annahme als kleines Kind von drei Jahren – achtzehn Jahre vor ihrer Rückkehr - für ein Jahr in England, weil ihr Vater dorthin nach dem Tod ihrer Mutter mit ihr zurückgekehrt war. Auf der Überfahrt hatte er eine junge Frau aus Dillmouth kennen gelernt, und beide heirateten spontan. Diese Frau, Helen, hatte Gwenda in ihrer Erinnerung als Mordopfer gesehen. Nach der Ankunft des Ehemannes Giles nimmt sich das junge Paar, obwohl Miss Marple davon abrät, vor, den alten Fall zu lösen. Im Laufe ihrer Ermittlungen, an denen natürlich auch Miss Marple teilnimmt, kommen sie in Kontakt mit dem viel älteren Bruder der Toten, dem Arzt James Kennedy, der damals in Dillmouth praktizierte und sie nun bei ihren Ermittlungen unterstützt, mit drei ehemaligen Liebhabern Helens und deren Frauen oder Mutter sowie mit einigen anderen, damals dort beschäftigten Personen. Ein für Christie-Verhältnisse eher übersichtlicher Verdächtigen-Kreis tut sich auf, doch die Lösung ist dann doch wieder so überraschend, wie man es bei der Krimiklassikerin gewohnt ist, die geschickt ihre falschen Spuren legt.
Ich habe den Krimi ratzfatz weggelesen, inzwischen zum dritten Mal, allerdings ist das letzte Mal schon 33 Jahre her. Ein würdiger letzter Auftritt von Miss Marple, die allerdings nicht - wie Hercule Poirot bei seinem letzten Fall - sterben muss.