Henrike Spohr - Heilbronn 37°

  • Klappentext:


    Drückende Hitze liegt über Süddeutschland. Tamara arbeitet wie eine Besessene an den Bildern für ihre erste Ausstellung. Doch mit jedem Tag wird das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden, stärker, denn in ihrer Vergangenheit lauert eine dunkle Bedrohung: - irgendwann, wenn du nicht daran denkst, werde ich zu dir kommen! - Doch dieses Mal will Tamara kein wehrloses Opfer sein.


    Meine Meinung:


    Endlich hat Tamara es geschafft, eine Galeristin ist auf ihre Bilder aufmerksam geworden und will sie ausstellen. Nun muss sie in einem der heißesten Sommer in Heilbronn in ihrem Atelier arbeiten, wobei immer wieder merkwürdige Dinge geschehen. Sie fühlt sich verfolgt und beobachtet, kann sich nicht mehr wirklich auf ihre Bilder konzentrieren und nimmt dieses Verhalten auch mit in ihre Ehe. Paul, ihr Mann, beeinträchtigt durch ihre Angstvorstellungen, bekommt auch schon langsam Halluzinationen, er hört in der Wohnung Geräusche, findet aber die Ursache nicht. Nebenher wird noch ein weiteres Ehepaar vorgestellt, Anna und Andreas, die eine perfekte Ehe haben möchten, es aber in der Vorzeigevilla hinter den Türen ganz anders aussieht, als man nach dem ersten Eindruck gehen kann.


    Ein Krimi ohne Mord? Schafft Henrike Spohr es tatsächlich, die Spannung aufrecht zu halten, ohne dass ein Unglück passiert? Man braucht tatsächlich ursächlich erst einmal keinen Mord, denn die ganze Geschichte ist ein reines Psychodrama, in dem sich die Ängste einiger Personen auf ihre ganze Umwelt abstrahlen und enorme Auswirkungen haben. Tamara ist keine nette Protagonistin, sie ist zickig und sehr egoistisch, für ihre Karriere geht sie über Leichen. Anna ist die typische Unternehmergattin, deren einziges Ziel es ist, den Haushalt perfekt zu organisieren und ihrem Mann jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Macht sie das nämlich nicht, hat es für sie unangenehme Folgen. Andreas stellt sie gerne als Dummchen dar, denn sie macht ja nichts den lieben langen Tag, außer putzen und kochen. Um diese vier rankt sich nun eine Geschichte, die erst nach langer Zeit ihre eigentliche Intention offenbart. Erschwerend ist dabei, dass die Protagonisten alle nicht sympathisch wirken, jeder verhält sich merkwürdig gestört. Das verhuschte Frauchen, die egoistische, vom Verfolgungswahn geprägte Malerin, der gestresste Geschäftsmann und der neurotische Ehemann, der den Wahn seiner Frau übernimmt.


    Dazu kommt noch ein Privatdetektiv, der Tamara beobachtet und seine eigenen Ziele verfolgt. Diese erfährt man erst nach langer Zeit und irgendwann stirbt auch jemand, so dass sich das Buch das Genre Krimi auch verdient. Ansonsten ist es aber mehr ein Psychothriller, in dem es auch einige geheimnisvolle Zufälligkeiten gibt. Sie passen nicht so ganz in die Realität und verleihen der Geschichte einen leicht mystischen Touch, der ein bisschen störend wirkt. Trotz allem verfällt man schnell dem Reiz des Schreibstils, man ist gebannt, ob man will oder nicht. Vor allem will man wissen, was Tamara in ihrer Jugend passiert ist, deren Nachwirkungen man immer noch spüren kann. Sie beeinträchtigen ihr Leben und ihre Entscheidungen, von diesen Erfahrungen kann sie sich nicht befreien. Die Bücher des Emons Verlages zeichnen sich auch immer wieder durch ihre hervorragenden Cover aus, die Bilder zeigen immer irgendetwas, was mit der Geschichte in Zusammenhang steht. Auch dieses ist wieder einmal hervorragend gelungen, der Blitz symbolisiert alles, was es in diesem Buch gibt, die Schwüle eines Sommertages, angestaute Energie - bis es zur verheerenden Entladung kommt.


    Fazit


    Unbedingt bei 37° Grad lesen - dann fasziniert auch die Geschichte. Ansonsten weht eher ein laues Lüftchen durch das Buch, trotzdem ein recht gelungener Psychothriller.


    LG
    Patty