Das Nest der Zaunkönige (Die Ahnen 2) - Gustav Freytag

  • Jeder begehrt Macht und je größer seine Macht wird, desto höher steigt seine Begehrlichkeit. (Seite 158)


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    212 Seiten, kartoniert
    Verlag: Hofenberg Verlag, 2014
    ISBN-10: 3-8430-4303-5
    ISBN-13: 978-3-8430-4303-8


    Meine gelesene Ausgabe
    Gesammelte Werke in 22 Bänden, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 2. Auflage 1897, Band 9. Gebunden, 320 Seiten


    Eine Übersicht über alle sechs Bände des Romanzyklus findet sich > hier auf der Gustav Freytag Infoseite <



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Rund zweihundertfünfzig Jahre nach dem Ende des ersten Bandes hebt dieser Roman im Kloster Hersfeld an, wo ein Nachfahre des Ingraban Mönch werden soll. Immo jedoch zieht es auf die Burg der Väter und in den Kampf zu Heinrich II. gegen den Babenberger. So verläßt er das Kloster, nicht ohne sich mit der Tochter des Grafen Gerhard, die er später heiraten möchte, gut zu stellen. Hildegard jedoch soll ins Kloster gezwungen werden, so daß Immo sich schließlich gegen den König stellt.



    Über den Autor (Quelle: Gustav Freytag Infoseite)


    Gustav Freytag wurde am 13. Juli 1816 in Kreuzburg (Schlesien) geboren. Sein Vater Gottlob Ferdinand war Arzt, seine Mutter Henriette Albertine eine geborene Lehe. Mit Unterbrechung war Gottlob Ferdinand Bürgermeister von Kreuzburg. Freytag studierte bei Hoffmann von Fallersleben und Karl Lachmann. Da er aus politischen Gründen keine Professorenstelle bekam, wurde er zunächst als Privatdozent in Breslau tätig. Ab 1848 gab er gemeinsam mit Julian Schmidt die nationalliberale Zeitschrift „Die Grenzboten“ heraus. Seine Artikel brachten ihm u. a., daß er von Preußen steckbrieflich gesucht wurde. Er ließ sich schließlich in Siebleben bei Gotha nieder, wo ihm später von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha der Hofratstitel verliehen wurde.


    Von 1867 - 1870 saß er für die Nationalliberale Partei im Reichstag. 1870/1871 war er als Begleiter und Berichterstatter des Kronprinzen Friedrich von Preußen im Deutsch-Französischen Krieg dabei. 1893 wurde er zur Exzellenz ernannt und erhielt den Orden Ordens Pour le mérite der Friedensklasse. Freytag war in erster he mit Emilie Scholz verheiratet, die 1875 starb. Mit seiner zweiten Frau Marie Kunigunde Dietrich, von der er 1890 geschieden wurde, hatte er zwei Kinder. Im Jahre 1891 heiratete er in dritter Ehe Anna Strakosch, die er seine „Ilse“ nannte. (Quelle: „Gustav Freytag. Briefe an seine Gattin“, Berlin 1912, Vorwort von Hermance Strakosch-Freytag).


    Gustav Freytag starb am 30.4.1895 in Wiesbaden und liegt in Siebleben (heute ein Stadtteil von Gotha) begraben.


    Informationen im Internet
    - < Klick > das sagt Wikipedia
    - < Klick > Informationsseite über die Gustav-Freytag-Gesellschaft e. V.
    - < Klick > (M)eine Informationsseite über Gustav Freytag
    - [url=http://www.zeno.org/Literatur/M/Freytag,+Gustav/Romane/Die+Ahnen]< Klick >[/url] - der komplette Text der „Ahnen“ online
    - < Klick > - der Wikipedia-Artikel über Heinrich II., der im Roman eine Rolle spielt



    Meine Meinung


    Schon jetzt, rund zweihundertfünfzig Jahre nach dem Ende der Ereignisse des ersten Bandes und 650 Jahre nach dem Beginn der Saga ist vieles in Vergessenheit geraten. Ähnlich wie den Helden dieses Teils, wenn sie an ihre Vorfahren dachten, ging es auch mir, denn es ist einige Zeit her, daß ich mich von Ingraban verabschiedet habe.


    Vollends ungewohnt wurde es jedoch, als die Handlung dieses Buches keine fünf Gehminuten von meiner Wohnung entfernt begann und einige Zeit spielte: im seinerzeitigen Kloster Hersfeld. Zwar ist von den damaligen Bauten nicht mehr viel vorhanden, aber dennoch ist es ein etwas eigenartiges Gefühl, wenn die Romanhelden im Verlauf Wege über Gelände gehen, auf dem heute möglicherweise das Haus steht, in welchem man selbst wohnt; oder wenn von Hügeln die Rede ist, die aus dem eigenen Fenster gesehen werden können.


    Da Immo als Held dieses Teils eingeführt wurde, und die „Ahnen“ noch etliche Jahrhunderte überdauern werden, ist bald klar, daß er nicht auf Dauer im Kloster bleiben würde. So verließ er es denn auch bald, um sein Glück in der Welt zu suchen und mitten in den Händeln seiner Zeit um die Königskrone Heinrichs II., des letzten Ottonen, zu stecken.


    Der Konflikt zwischen Christen- und Heidentum, der „Ingraban“ noch prägte, ist ausgestanden, nur vereinzelt hört man noch von alten Bräuchen, die man aber besser nur im Verborgenen pflegen sollte. Das Denken der Menschen, groß wie klein, ist vom christlichen Gedankengut durchdrungen und prägt das Handeln. Was in der Praxis aber nicht heißt, daß weltliche oder gar machtpolitische Dinge vergessen würden. Klerus wie weltliche Herrscher sind sehr auf ihren je eigenen Vorteil bedacht und meinen, mit dem „Himmel“ so handeln zu können, wie sie dies hier auf Erden tun.


    Die Spannung weltlich - himmlisch, und wie man sich die „Himmlischen“ gewogen machen kann, prägt weite Teile des Buches. Gustav Freytag beschreibt für meine Begriffe nicht einfach eine in die Vergangenheit projizierte (Wunsch-)Welt, wie man das heute in historischen Romanen so oft findet (in denen die heutigen Vorstellungen in die Vergangenheit übertragen werden), sondern ich hatte durchgängig das Gefühl, von Menschen zu lesen, die in Dimensionen des frühen 11., nicht in denen des 19. Jahrhunderts dachten. Auch sprachlich hat Freytag seine Erzählung der Zeit, in der sie spielt, angepaßt, so daß ich wirklich in eine für heutige Verhältnisse recht fremde Welt eingetaucht bin und eine Vorstellung bekam, was die Menschen vor rund tausend Jahren bewegte, wie sie lebten und dachten.


    Mehr als ein Mal empfand ich die Art sowohl der Geistlichen wie der Weltlichen befremdlich und nur schwer nachvollziehbar - eben weil sie Kinder ihrer Zeit waren, während ich der meinen angehöre. Dieses Nahebringen einer untergegangenen Epoche war für mich einer der interessantesten Aspekte bei diesem Buch und unterscheidet es von gar etlichen historischen Romanen, die ich gelesen habe.


    Am Ende, als die Schlachten geschlagen und der Fortbestand der „Ahnen“ gesichert ist, gilt es Abschied zu nehmen von fremden und doch durch die Seiten hindurch vertraut gewordenen Recken, von denen im nächsten Band, über zweihundert Jahre später, vielleicht nicht einmal mehr Erinnerung übrig geblieben ist. Nur ihre Taten wirken noch fort, auch wenn die Nachfahren davon vielleicht wenig bis nichts wissen.



    Kurzfassung


    Gegen Kirche und König muß Immo kämpfen, will er sein Lebensziel erreichen. Eine lebendige Schilderung einer fernen Zeit.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")