Ein Sommer am See - Jenny B. Jones

  • Broschiert: 320 Seiten
    Verlag: Francke


    Originaltitel: Just between you and me
    Übersetzt von Maria Janssen


    Kurzbeschreibung:
    Maggie Montgomery ist lebenslustig, mutig und unkonventionell. Ihr Job als Kamerafrau führt sie rund um den Globus. Doch ihre Welt steht Kopf, als sie wegen eines Notfalls in ihre alte Heimat zurückkehren muss. Nichts fürchtet die furchtlose Maggie so sehr wie Ivy, das Städtchen ihrer Kindheit, die Begegnung mit ihrem Vater, ihre schwierige Schwester und … den See. Ihre 10-jährige Nichte Riley, ein unbändiger kleiner Wildfang, treibt Maggie bald an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Doch damit nicht genug, reißt sie die Freundschaft zu dem attraktiven Tierarzt Connor Blake in einen Strudel von Gefühlen, der ihr Angst macht. Denn die echte Maggie hat Angst vor der Liebe, Angst vor dem Leben und Angst vor sich selbst. Aber am meisten fürchtet sie die Erinnerung an den Abend, an dem ihre Mutter im See ertrank…


    Über die Autorin:
    Jenny B. Jones lebt als Highschoollehrerin in Arkansas. Der Durchbruch als Autorin gelang ihr mit einer erfolgreichen Jugendbuchserie. "Ein Sommer am See" ist ihr erster Erwachsenenroman.


    Mein Eindruck:
    Ein Sommer am See ist ein Titel, der nach Urlaub, Sonne und Strand klingt.
    Aber WARNUNG: Dies ist keine Sommerlektüre. Im Gegenteil hat die Protagonistin Maggie viele Probleme, sowohl aktuelle als auch unbewältigte aus der Vergangenheit.


    Dennoch ist Maggie eine starke Hauptfigur, die ich gerne durch den Roman begleitet habe. Sie ist beruflich erfolgreich und war lange nicht zu Hause. Jetzt muss sich unerwartet um die Tochter ihrer manisch-depressiven Schwester kümmern.
    Und die kleine Riley erweist sich als recht aufmüpfiges Kind. Sie wurde vernachlässigt und ist nicht pflegeleicht, doch irgendwie ist sie auch zum knuddeln, weil sie sich z.B. um eine Freundin kümmert, die gemobbt wird oder um ein verletztes Hundewelpen.
    Nach einigen Schwierigkeiten raufen sich Maggie und Riley langsam zusammen.
    Doch weiteres Unglück wartet, als der Großvater einen Herzinfarkt erleidet und die unberechenbare Schwester wieder auftaucht.


    Der Roman lebt neben dem aufregendem Plot vor allen von den Figuren, die Schwächen haben, und vielleicht gerade deswegen liebenswert sind. Für manche egoistische Nebenfigur gilt das nicht.


    Ich habe es sehr genossen den Roman zu lesen.
    Aber noch einmal WARNUNG mit Ausrufezeichen!
    Dies ist ein christlicher Roman, erschienen beim Francke-Verlag!
    Christliche Themen, wie z.B. Vertrauen in Gott, spielen daher eine Rolle. Leser, die damit ein Problem haben, sind hier vielleicht falsch.
    Tolerante Leser erwartet aber ein spannender Roman!

  • Ich habe zwar die Welt gesehen.
    Aber manchmal frage ich mich... hat sie mich jemals gesehen?
    (Seite 8)


    Meine Meinung


    Titel und Buchumschlag lassen vermuten, daß es sich hier um einen leichten Sommerroman handelt. Das mag stilistisch zutreffen, denn das Buch ist ausnehmend gut und flüssig lesbar geschrieben, die Seiten flogen nur so dahin. Inhaltlich hat es jedoch deutlich mehr zu bieten, als auf den ersten Blick erkennbar.


    Maggy Montgomery führt ein Leben auf der Schnellstraße. Für einen Fernsehsender tätig, reist sie als Kamerafrau ständig um die ganze Welt und filmt für eine erfolgreiche Reisesendung. Bis sie einen Anruf ihres Vaters bekommt, sie möge wegen eines Notfalls sofort nach Hause kommen. „Zu Hause“ bedeutet hier Ivy/Texas - das Städtchen, das sie vor zwölf Jahren verlassen hatte und in das sie nie mehr zurück wollte.


    Der „Notfall“ entpuppt sich als ihre Nichte Riley, mit der Maggies Vater nicht mehr zurecht kommt. Wohl oder übel findet sich Maggie in das Unvermeidliche, wobei mehr und mehr deutlich wird, daß es an der Zeit ist, sich den eigenen - verdrängten - Problemen zu stellen.


    Die Konstellation, daß jemand nach Jahren zurück in die Heimatstadt kommt, ist nicht neu, so daß es vor allem die Ausführung ist, welche eine solche Geschichte lesenswert macht. Diese hat mir hier gut gefallen. Sicherlich wurde das Rad nicht neu erfunden, aber die Figuren, ihre Probleme - die offensichtlichen wie die, die im Laufe des Buches erst zutage traten - waren glaubhaft und nachvollziehbar beschrieben. Positiv ist mir auch aufgefallen, daß die Figuren durchaus nicht einer Idealvorstellung, z. B. hinsichtlich ihrer Figur oder des Gewichts, entsprechen, sondern ganz normale Menschen sind - eben wie „du und ich“.


    Schuld, Vergebung, zerbrochene und kaputte Familie sind die Themen, um die sich die Handlung entspinnt. Das Hauptproblem taucht erst im Verlauf des Buches auf und ist zu Beginn nicht ersichtlich, auch nicht für Maggie, obwohl sie eine der Leidtragenden ist. In Hinsicht dieses Problems, das ich nicht nennen möchte, da das ein ziemlicher Spoiler wäre, fand ich die Entwicklung beängstigend folgerichtig und überzeugend. Dabei schreibt Jenny B. Jones niemals deprimierend, sondern auch in schlimmen Situationen werde ich als Leser nicht so weit hineingezogen, daß es mich mit herunterzieht. Immer wieder scheint der Humor der Autorin auf, so daß sich ernste und leichte Stellen eine gute Waage halten.


    Insgesamt hat das Buch auf mich einen Sog ausgeübt, so daß ich es kaum aus der Hand legen konnte und innerhalb von zwei Tagen ausgelesen hatte. Am Ende sind, wie das im Leben meist ist, vielleicht nicht alle offenen Fragen geklärt und Probleme gelöst, aber diese Geschichte ist auserzählt, so daß ich das Buch innerlich ruhig und zufrieden zugeklappt habe. Mit großer Sicherheit werde ich es (mindestens) ein weiteres Mal lesen.



    Kurzfassung


    Ein mit Humor erzählter Roman, der auch vor schwierigen Problemen nicht halt macht. Flüssig lesbar mit meist sympathischen, aber stets glaubhaften Figuren und Entwicklungen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")