Zwetschgendatschikomplott. Ein Provinzkrimi - Rita Falk

  • Rita Falk: Zwetschgendatschikomplott. Ein Provinzkrimi, München 2015, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-26044-2, Klappenbroschur, 271 Seiten, Format: 13,8 x 3 x 21,7 cm, Buch: EUR 14,90 (D), EUR 15,50 (A), Kindle Edition: EUR 12,99.


    „Himmelherrgott noch mal, wie soll man sich denn da auf seinen Job konzentrieren und diese Wiesnmorde aufklären, wenn’s privat gerade Kuhfladen schneit?“ (Seite 157)


    Nachdem Polizist Franz Eberhofer im Wald – und im Suff – seine eigene Hochzeit verpennt hat, ist Susanne Gmeinwieser, seine Susi fort. Verschwunden aus seinem Leben und aus Niederkaltenkirchen. Mit Franz will sie nichts mehr zu tun haben. Ein paar Gemeindemitglieder scheinen jedoch mit ihr in Kontakt zu stehen und etwas über sie zu wissen, das sie ihm ums Verrecken nicht erzählen wollen.


    Aber so furchtbar viel Zeit, sich um sein chaotisches Privatleben zu kümmern, hat der Franz gar nicht. Er arbeitet schließlich nicht mehr als Dorfsheriff im beschaulichen Niederkaltenkirchen, sondern in der „Löwengrube“ (Polizeiinspektion) in München.


    Drei tote Frauen im Dirndlkleid
    Ausgerechnet sein Kumpel, der Privatdetektiv Rudi Birkenberger, stolpert über eine Mordserie. In einem Müllcontainer bei ihm hinterm Haus liegt die übel zugerichtete Leiche einer jungen Asiatin im Dirndlkleid. Es dauert nicht lange, da werden zwei weitere Frauenleichen gefunden, ebenfalls asiatischer Herkunft und ähnlich zurechtgemacht. Die liegen da schon länger. Der Mörder muss seit mindestens zwei Jahren aktiv sein.


    Die Damen, so stellt sich heraus, waren illegal in Deutschland und gingen der Prostitution nach. Nila hieß das erste Opfer. Sie stammte von den Philippinen und hatte einen etwas merkwürdigen Stammfreier. Gustl hieß er, einen Mercedes fuhr er und es gibt ein im Vorbeigehen aufgenommenes Handyfoto von ihm. Das ist nicht viel, aber immerhin ein Anfang.


    Mordserie, Beziehungsaus – und kein Leberkäs!
    So wirklich hilfreich ist es für die Ermittlungen nicht, dass der Eberhofer Franz gerade privat so viel Stress hat. Erst erleidet seine Oma einen Schwächeanfall, dann erfährt er auch noch, dass seine Susi auf der Intensivstation liegt und nicht besucht werden darf. Zu allem Übel ist Niederkaltenkirchen gerade in zwei feindliche Lager gespalten: Die einen sind für den Bau eines neuen Hotels, weil sie ein Geschäft wittern, die anderen sind vehement dagegen, weil sie Veränderungen befürchten. Im Verlauf der Auseinandersetzungen wird sogar auf Simmerls Metzgerei geschossen und er macht den Laden erst mal dicht. Die Dorfbewohner merken schnell, dass der Alltag ganz schön kompliziert wird, wenn der nächste brauchbare Metzger 35 km weit entfernt ist.


    Die Stimmung im Dorf ist also gereizt. Und die Familie Eberhofer gibt Franz die Schuld daran, dass es der Susi so schlecht geht. Privatdetektiv Birkenberger mischt wieder kräftig bei den Ermittlungen mit und hat’s mordswichtig, obwohl er schon seit Jahren kein Polizist mehr ist. Und dann ist er auch noch wegen jedem Dreck beleidigt. Stammleser der Reihe kennen das ja schon. Wie soll Franz nur bei all dem Tohuwabohu den Fall lösen? Ja, wie immer halt: mit mehr oder weniger sauberen Befragungsmethoden, mir hie und da einem Warnschuss aus der Dienstpistole – und mit Hilfe vom Birkenberger Rudi. Dem kommen nämlich irgendwann Zweifel daran, dass sie überhaupt die richtigen Fragen stellen ...


    Das ZWETSCHGENDATSCHIKOMPLOTT ist der sechste Fall für den Eberhofer Franz und seinen Spezl Rudi. Und man sollte mit der Reihe schon einigermaßen vertraut sein, wenn man zu diesem Buch greift, denn sonst hat man keine Chance, die Privatangelegenheiten des Helden und die Vorgänge in Niederkaltenkirchen zu kapieren. Beides nimmt, wie in allen Bänden dieser Reihe, einen breiten Raum ein. Der Kriminalfall ist in der Regel nur eines von mehreren Problemen, das der Franz am Hals hat.


    Provinzposse mit Kriminalfall
    Die Bücher der Eberhofer-Reihe sind keine klassischen Krimis, sondern eher Provinzpossen mit Familienanschluss und Kriminalfall. Und mit Kochrezepten am Schluss. Denn gekocht und gegessen wird bei Eberhofers immer gern und viel.


    Wir begleiten hier nicht nur einen Polizisten bei seiner Ermittlungsarbeit, wir nehmen Anteil an seinem ganzen Leben und an dem seines Umfelds. Und da bleibt tatsächlich immer alles beim alten: Die Eberhofer-Oma kocht, jagt Schnäppchen und hört nix, der Eberhofer-Papa kifft und hört die Musik der Beatles, Bruder Leopold ist und bleibt eine „Schleimsau“ (sagt Franz), der Heizungspfuscher Flötzinger hat Stress mit seiner Gattin, Metzer Simmerl hadert mit seinem Vegetarier-Sohn, die Mooshammer Liesl tratscht und alle Welt trifft sich nach Feierabend in Wolfis Gastwirtschaft.


    Auf dem Dorf ändert sich nie was
    In dieser Provinzkrimi-Reihe entwickeln sich im Grunde nur drei Dinge: das Deutsch von Eberhofers thailändischer Schwägerin, das jetzt schon nahezu perfekt ist, seine Nichte Uschi (Sushi), die wächst und gedeiht und Franzens Beziehung zur Susi. Die ist von Band zu Band problematischer geworden. Einen Teil der Stammleser freut’s, weil sie sich an nichts Neues gewöhnen müssen und jeder neue Band ein bisschen wie Nachhausekommen ist. Sowie der Franz seinen gewohnt vertraulichen, derb-humorigen Ton anschlägt in dem er uns immer aus seinem Leben erzählt, ist man in der Geschichte angekommen. Die Fans wissen, was sie erwartet und werden nicht enttäuscht. Bis auf die, die sich schon ein bisserl eine Entwicklung wünschen würden, weil sie so langsam Anzeichen von Langeweile bemerken. Die gibt’s auch!


    Neueinsteiger sollten nicht gerade mit dem ZWETSCHGENDATSCHIKOMPLOTT anfangen. Ihnen sei Band 1, WINTERKARTOFFELKNÖDEL, ans Herz gelegt. Weil, wie würde der Franz jetzt sagen? „Jetzt mal schön alles der Reihe nach, gell.“ (Seite 54)


    Die Autorin
    Rita Falk, Jahrgang 1964, geboren in Oberammergau, lebt in München, ist mit einem Polizeibeamten verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Eberhofers sechster Fall beginnt bei seinem Freund Rudi, dem eine Krähe einen abgetrennten Frauenfinger aufs Balkongeländer legt. Daraufhin beginnen die zwei zu ermitteln und stoßen in München auf mehrere Frauenleichen – die seltsamerweise alle Dirndl-Kleider tragen. Dadurch wird natürlich all ihr kriminalistischer Spürsinn gefragt. Parallel dazu soll in Niederkaltenkirchen ein Hotel gebaut werden und sorgt für gewaltig Unmut in der Bevölkerung.

    Im „Zwetschgendatschikomplott“ hat Franz zwar wieder jede Menge Polizeiarbeit um die Ohren, ganz so gut wie Band Vier und Fünf fand ich den nächsten Teil allerdings nicht. Es lief einfach irgendwie unpersönlich und larifari ab. Und Franz‘ Verhalten bezüglich Susi war ebenfalls nicht wirklich befriedigend. Da kam die Backpfeife von der Oma am Ende des Buches gerade recht. Bin mal gespannt, wie es im siebenten Teil weitergeht.