Land der Gewohnheit - Ted Thompson

  • Kurzbeschreibung:
    Möglicherweise war es nicht Anders’ brillanteste Idee, sich auf der Weihnachtsparty der Ashbys sinnlos zu betrinken. Oder mit deren halbwüchsigem Sohn Drogen zu nehmen. Aber die Begegnung mit seiner Ex-Frau und ihrem neuen Partner setzt Anders mehr zu als gedacht, und so endet die Party in einem Fiasko. Dabei hatte er gehofft, dass seine Scheidung eine Befreiung aus einem Leben voller Zwänge sein würde. Doch er bereut seine Entscheidung und will sein altes Leben zurück. Als eine Katastrophe passiert, ist Anders gezwungen, sich seinen zerstörten Illusionen zu stellen.


    Über den Autor:
    Ted Thompson wurde 1980 in Connecticut geboren und lebt heute mit seiner Frau in Brooklyn. Er ist Gründungsmitglied von 826NYC, einem gemeinnützigen Schreib- und Unterrichtszentrum in New York. Er war Stipendiat des Iowa Writer's Workshop und des Ledig House. Seine Erzählungen erschienen u. a. in Tin House, American Short Fiction und Best New American Voices. "Land der Gewohnheit" ist sein Debütroman.


    Über den Sprecher:
    Hans Kremer wurde 1980 von Jürgen Flimm ans Schauspiel Köln geholt und folgte ihm später ans Thalia Theater Hamburg. Dort arbeitete er mit Regisseuren wie George Tabori und Robert Wilson. Seit 2012 ist er festes Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen. Neben dem Theater spielt er in Film- und Fernsehproduktionen, unter anderem von Andreas Dresen und Margarethe von Trotta. Er ist zudem Mitbegründer des Münchner Künstlerkollektivs FREIES.FELD.


    Meine Meinung:
    Das Leben ist voller falscher Entscheidungen und so manche dieser Entscheidungen kann das Leben komplett ändern. Eine Trennung nach 40 Ehejahren gehört sicher dazu. In "Land der Gewohnheit" begleitet der Leser den 60-jährigen Anders Hill auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, zu der Reue, Sehnsucht und Langeweile gehören. Die neue Tristesse ist jedoch nicht nur der radikalen Entscheidung geschuldet, sondern begann, wie der Leser in Rückblicken erfährt, schon viel früher. Anders Hills Leben ist exemplarisch für viele Amerikaner und das kapitalistische System, in dem sie leben. So geschickt Ted Thompson die Fassaden (aller!) seiner Figuren bröckeln lässt und ihr Scheitern offenlegt, so unnahbar bleiben sie. Leider habe ich für keine der Figuren wirklich Sympathie empfunden, am meisten berührt hat mich das Schicksal eines kleinen Reptils, was der Autor sicher nicht beabsichtigt hatte. Ob dies an dem Roman selbst liegt oder den Kürzungen des Hörbuchs geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen. An Hans Kremer hat es nicht gelegen, er liefert eine gute Sprecherleistung mit der richtigen Balance aus Einfühlungsvermögen und Distanz.


    Insgesamt vergebe ich 6 Punkte.