raum der tränen

  • Zitat

    Original von Historikus
    Ich bin so froh, vom Irrsinn dieses Betriebes befreit zu sein, von den manisch-depressiven Auswüchsen des Chefs ("Ihr wollt meinen Betrieb zerstören, Ihr wollt mich persönlich zerstören"), den tagtäglichen Schreierien und übelsten Beschimpfungen etv.


    Von mir ist ein Felsen abgefallen.


    Das kenne ich nur zu gut. Ich habe eine zeitlang in einem Familienbetrieb gearbeitet (Bruder und Schwester habens vom Pappi übernommen). Beschimpfungen waren an der Tagesordnung. Die Leute wurden auf dem Flur, vor Arbeitskollegen, Auszubildenden und Gäste zusammengeschrieen und beleidigt. Ich habe in meinen drei Jahren mehr als einen Mitarbeiter heulend über den Flur rennen sehen.


    Einer unserer Juristen sagte mal zu mir: "Du weißt ja, wir kriegen hier kein Gehalt, sondern Schmerzensgeld." Das sagt ja wohl alles.


    Als einem meiner Freunde gekündigt wurde war mein erster Gedanke nicht "Oh, shit, das tut mir leid", sondern vielmehr "Du Glücklicher hast es endlich hinter dir." Wenn ich nach Hause kam war ich meistens geladen und mußte aufpassen, das ich es nicht an meiner Familie auslasse.


    Den Weggang von der Firma habe ich als "Befreiung" empfunden. Ein anderes Wort fällt mir nicht ein.

  • Zitat

    Wenn ich nach Hause kam war ich meistens geladen und mußte aufpassen, das ich es nicht an meiner Familie auslasse.


    Oh Gott ja, kenn ich auch.
    Das Problem bei meiner letzten Chefin war, daß sie unheimlich nett war, immer einen auf Kumpel gemacht hat und einem nie sagen konnte, was ihr stinkt. Das habe ich dann irgendwie im Laufe der Zeit an ihrem Verhalten festgestellt.
    Sie vertrug keine Kritik und war der festen Überzeugung, daß sie alles sowieso besser konnte, als irgendjemand anderes im Betrieb.


    Naja - mit meiner Kündigung habe ich sie damals ziemlich geschockt - aber ich war froh, von dort weg zu sein.



    Also His - hat es nun geklappt mit deinem Arbeitszeugnis?
    Wie ist denn so dein neuer Job?


    Ich weiß, ich bin gar nicht neugierig... ;-)


    Schön, daß du wieder da bist.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Das ist ja ein Ebenbild meiner Erfahrung.


    Ich bin ja eigentlich hart im nehmen, und halte einiges aus.


    Aber das war einfach zuviel.


    Jeder Tag war der reinste Horror.


    Freiwillig half ich im Sekreteriat aus, was ich nicht hätte tun müssen, und wurde dann behandelt wie der letzte Dreck, samt den anderen Mitarbeitern.


    Alles musste perfekt sitzen, alles wurde abverlangt, obwohl die alte Sekretärin mich in nicht einmal 2 Wochen einlernen musste, was ja ein Ding der Unmöglichkeit ist.


    Beispiel:


    Abrechnung. Habe ich innerhalb von 1 Tag lernen müssen. Von 50 Abrechnungen war nur eine falsch, und da bekam ich schon erniedrigende Kommentare zu hören.


    Beispiel:


    Da lege ich dem Chef die Bewerbung auf dem Schreibtisch, da wird geschrien, man darf Bewerbungen aufgrund der vertraulichen Daten nicht so herumliegen lassen, am Vortag sagte er noch, die Bewerbungen sollen immer noch in Griffweite liegen, am nächsten Tag legte ich sie in den Besprechungsraum, das war auch nicht richtig, und auf die Frage, wo ich denn die Bewerbung hinlegen soll kam der Satz: Das musst du doch wissen.


    Der perfekte Sekretär muss also für ihn ein Hellseher sein.



    Und so ging es immer den ganzen Tag, nichts konnte man richtig machen, immer war alles falsch, obwohl es am Vortag noch ganz anders war.


    Und wenn dann herumgeschrien wurde, so laut, dass die Kunden die draußen im Saal warteten, nur den Kopf schüttelten, dann musste ich für Erklärungsversuche herhalten.


    Na ja, nun ist es ja vorbei. ;-)

  • Eine Arbeitsbescheinigung bekomme ich noch, mit meinen Arbeitsbereichen, aber mit dem Arbeitszeugnis sieht es schlecht aus, ist mir aber letztlich gesehen egal, weil ich genügend andere Beweise meiner Qualitäten habe.


    Als nämlich wieder eine Krisenbesprechung im Betrieb war, und ich zufällig an diesem Tag kündigen wollte, ging das alles wie von selbst.


    Der Chef schrie wieder im Wahn herum, beschimpfte alle, und dann sagte ich im Laufe des Streits:"Tut mir Leid, aber das habe ich nicht mehr nötig. Ich wollte das heute ohnehin tun, ich bin nicht mehr bereit, unter diesen Umständen für Sie zu arbeiten."


    Da bekam er große Augen, und schrie: "Ich brauche Sie sowieso nicht mehr, ich werde in Zukunft im Büro alles alleine machen, es gibt heute keine guten Büroleute mehr, wir werden uns einvernehmlich trennen ..."



    Und heute grinse ich vergnügt vor mich hin. ;-)

  • Dein Ex-Chef (laß dir dieses Wort auf der Zunge zergehen :-]) bekommt sicherlich noch irgendwann einen Herzinfarkt - so wie du ihn beschreibst...


    Auf ein Arbeitszeugnis würde ich an deiner Stelle trotzdem bestehen. Was man hat, hat man. Arbeitsbescheinigung ist ja schön und gut, sagt aber nichts über deine Arbeit an sich aus, oder?


    Denke heute auch nur noch mit einem Schmunzeln an meine damalige Chefin zurück und weiß, daß sie mit ihrer Art schon oft aneckte.


    Naja, vorbei ist vorbei. Aber eine Erfahrung war es auf jeden Fall wert. :-]


    Momo

    Momo


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    -Hermann Hesse-

  • Die Firma ist dazu verpflichtet ein Arbeitszeugnis auszustellen. Das kann entweder ein einfaches oder qualifiziertes Zeugnis sein.


    Ich denke mal, HIS meint das er ein einfaches Arbeitszeugnis bekommt. Eine bloße Arbeitsbescheinigung wäre aber auch recht wenig.