Ja, man erhält einen guten Einblick in die Zeit nach Karl dem Großen bis kurz vor der Eroberung Wilhelm des Eroberers, vom alten Europa bis hin in den tiefsten Orient und dessen Kultur.
Wäre diese Erzählung noch durch das Gefühl für die Charaktere, mit einer eindrucksvollen Beschreibung bspw. der Landschaft, die der "Mönch" Hroswith im Laufe seiner knapp 50jährigen Erzählung durchschreitet, dessen Gefühle und Gedanken, besser ausgearbeitet worden, so hätte ich nicht den Eindruck gewonnen, hier wurden in 10 Jahren Recherche geschichtliche Fakten aneinandergereiht, anstatt eine Geschichte tatsächlich zu erzählen. Der Charakter Hroswith bleibt irgendwie auf der Strecke, farblos und wenig facettenreich, seine Gedankengänge oberflächlich. Nur wenn er mit dem Novizen Bodo spricht, hatte ich das Gefühl den echten Hroswith vor mir zu haben.
Es wurden Charaktere eingeführt, die für den Lauf der Erzählung wenig Bedeutung hatten und die Geschichte nur unnötig aufblähten und in die Länge zogen. Dafür hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere, die eine wirkliche Bedeutung für Hroswith und die ganze Erzählung hatten, ebenso farblos und oberflächlich blieben wie er selbst.
Hroswith kam oft in heikle Situationen, die manch ein anderer sicherlich mit dem Tod bezahlt hätte. Doch der Sohn eines Schmiedes kam durch viele unglaubwürdige und "unrealistische" Zufälle immer wieder aus diesen Situationen mit heiler Haut davon und sollte dem Leser wohl den Eindruck vermitteln, besonders clever und smart zu sein.
Besonders zu erwähnen sind wohl die Anspielungen auf Märchen der Gebrüder Grimm, die mich dann doch um 1000 n.Chr. etwas irritierten.
Zudem ist der Titel des Buches irreführend, den Hroswith war niemals Mönch und betrat niemals wirklich freiwillig eine Kirche. Der Klappentext, dass ein frommer Mönch es mit Frauen trieb und ein Abenteurer war, soll den Leser wohl in eine ganz bestimmte Richtung lenken.
Ich hatte außerdem das Gefühl, dass sich der Autor im Laufe der Erzählung immer wieder im Alter des Protagonisten geirrt hat - ich bin mir allerdings nicht 100%ig sicher. Auf den 731 Seiten verlor ich dann doch den Überblick.
Leider muss ich sagen, dass ich das letzte Drittel des Buches überflogen habe und nur dort las, wo es spannend zu sein schien oder wo es für den Fortgang der Erzählung wichtig war; und ich war froh, endlich das Buch zuklappen zu können.
Ich will nicht sagen, dass es sich nicht lohnt, es zu lesen. Doch sollte man dies kritisch tun und damit rechnen, dass es an dem gewissen Etwas einfach mangelt.