Christoph Peters: Der Arm des Kraken

  • Christoph Peters: Der Arm des Kraken
    Luchterhand Literaturverlag 2015. 352 Seiten
    ISBN-13: 978-3630873206. 19,99€


    Verlagstext
    Die Kommissarin und der Samurai
    Seit fünfzehn Jahren ist Annegret Bartsch Kommissarin im Vietnamdezernat der Berliner Polizei – seit zehn Jahren hat sie niemanden mehr vor Gericht gebracht. Während der Job sie zunehmend frustriert, wachsen zugleich die Spannungen zu Hause. Ihr Mann entpuppt sich als nörgelnder Eigenbrötler, die 8-jährige Tochter Lizzie geht ihr zunehmend auf die Nerven. Als der Japaner Yuki O. erschossen im Teich einer Parkanlage aufgefunden wird, steht Annegret Bartsch zunächst vor einem Rätsel. Vieles deutet darauf hin, daß Yuki O. zur japanischen Yakuza gehört hat und mit den Clans der vietnamesischen Mafia aneinandergeraten ist. Ihre Ermittlungen führen die Kommissarin in ein Labyrinth von vietnamesischen Gastronomiebetrieben, Import-Export-Firmen, Lebensmittelhandlungen und Blumenläden. Doch mit wem sie auch spricht: Überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.
    Zur selben Zeit wird der Japaner Fumio Onishi von seiner Yakuza-Organisation nach Berlin beordert, um Yuki O.s Tod aufzuklären und Vergeltung zu üben. Fumio Onishi ist ein Meister im Handwerk des Tötens und sieht sich doch nicht als eiskalten Killer, sondern als Erbe japanischer Traditionen, wie sie die Samurai der alten Zeit verkörpert haben. Bald schon zieht er eine Blutspur durch die vietnamesische Parallelgesellschaft im Prenzlauer Berg. Schließlich versucht Annegret Bartsch, ihm mit Hilfe eines vietnamesischen Kontaktmanns eine Falle zu stellen …
    »Der Arm des Kraken« ist ein fulminanter Großstadtroman und actiongeladener literarischer Thriller zugleich. Und er ist in dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen der deutschen Kommissarin und dem japanischen Killer das bestechende Psychogramm zweier vielfach gebrochener Menschen, die gefangen sind in den Zwängen und Absurditäten ihres jeweiligen Lebensentwurfs.


    Der Autor
    Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar geboren. Er ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungsbände und wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet. Christoph Peters lebt heute in Berlin. Zuletzt erschien von ihm „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ (2014).


    Inhalt
    Annegret Bartsch hat ihre letzten Berufsjahre im Vietnam-Dezernat der Berliner Kripo verbracht, das sich auf mafiöse Strukturen zu Lasten asiatischer Geschäftsleuten spezialisiert hat. Da Annegrets Abteilung seit 10 Jahren schon keinen Informanten mehr gewinnen und deshalb keinen Fuß in die geschlossene asiatische Gesellschaft setzen konnte, ist ihre Abteilung von der Auflösung bedroht. Insider gehen davon aus, dass sämtliche Kneipen, Läden und Restaurants im Ostteil der Stadt von einer einzigen Gruppe von Vietnamesen kontrolliert werden und als Fassade für Geldwäsche, Menschenhandel und weitere krumme Geschäfte dienen. Unabhängig davon, welche Nationalität das Restaurantschild vorgibt, dahinter stehen vietnamesische Geschäftsleute.


    Privat läuft es zwischen Annegret und ihrem Mann nicht besonders rund, die Belastung durch ihre ungeregelte Arbeitszeit macht sich bemerkbar. Da inzwischen nahezu jeder Ermittler im Kriminalroman Streitigkeiten um die Familienarbeit auszustehen hat, wird hier ein Normalzustand beschrieben.


    Als eine Gruppe befreundeter Hundebesitzer beim Gassigehen im Park einen nach den Regeln der Yakuza hingerichteten Asiaten findet, fällt sofort dessen exzellent gestochenes Tattoo auf. Das Opfer, der Japaner Yuki, hat sich offenbar mit der Planung von Geschäften auf eigene Rechnung übernommen. Fumio Onishi, einer der Köpfe der Yakuza und wichtiger Verbindungsmann zwischen der asiatischen und der marokkanischen Szene, reist nach Berlin, um die Hintergründe zu recherchieren und die Tötung seines Yakuza-Mitglieds zu rächen. Fumio fühlt sich der Tradition der Samurai verpflichtet und kann exzellent mit dem Schwert umgehen. Mit weniger appetitlichen Szenen aufgrund extrem scharfer Schwertklingen ist also zu rechnen. Die Kommissarin und der japanische Schwertkämpfer ermitteln nun aus zwei Richtungen in einem spektakulären Fall, der schneller die Schlagzeilen der Boulevard-Presse füllt als den Ermittlern lieb sein kann.


    Fazit
    Besonderes Merkmal des mit soliden Kenntnissen asiatischer Sitten verfassten Romans ist Annegret Bartschs Eigenheit, seitenlang nahezu ohne Atempause zu sprechen und ebenso ungebremst im Schnellfeuertempo zu assoziieren.


    8 von 10 Punkten