Taschenbuch, 412 Seiten
Grafit Verlag, März 2015
ISBN: 978-3894254506
Preis: 11,99 € (Kindle-Edition: 9,99 €)
Klappentext
Frankfurt, Golanhöhen: Hier im sozialen Brennpunkt stehen Selbstmorde auf der Tagesordnung. Doch als Gideon Richters Kripoteam zu einem Todesfall gerufen wird, spricht vieles gegen einen Suizid. Jennifer Baur hatte gerade zehn Jahre wegen Kindstötung abgesessen. Wieso sollte sie sich ausgerechnet jetzt, wieder in Freiheit, das Leben nehmen? Gideon hat allerdings Mühe, sich auf die Ermittlungen zu konzentrieren: Vor Kurzem Vater geworden, steht er dank durchwachter Nächte ziemlich neben sich. Aber der Schlafmangel erklärt nicht seine immer öfter vorkommenden Blackouts. Zusätzlich geht ihm der Fund einer im Müll entsorgten Babyleiche mehr an die Substanz, als er zugeben will. Er verliert seine Objektivität und trifft eine falsche Entscheidung zu viel ...
Autor
Marc-Oliver Bischoff wurde 1967 in Lemgo geboren und wuchs in einem kleinen Dorf am Stadtrand von München auf. Nach dem wirtschaftswissenschaftlichen Studium verschlug es ihn beruflich an den Bodensee, in die Schweiz und nach Frankfurt. Der Band "Lauf, du Sau! Geschichten vom Laufen" ist seit seinem Erscheinen 2009 zu einem Klassiker der humoristischen Laufliteratur geworden. Sein erster Kriminalroman, der im Mai 2012 unter dem Titel "Tödliche Fortsetzung" im Grafit Verlag erschien, gewann im darauffolgenden Jahr auf Anhieb den renommierten Friedrich-Glauser-Preis für den besten Debütkrimi. Der Nachfolger "Die Voliere" erschien im Juni 2013 und begeisterte Kritiker wie Leser.
Marc-Oliver Bischoff lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Ludwigsburg bei Stuttgart. (Quelle: Amazon)
Zum Buch
Es gibt sie noch, die atemberaubenden Kriminalromane, die richtig gut geschrieben sind und damit aus der Masse belang- und geistloser, dafür aber umso blutrünstigerer Machwerke herausragen. Marc-Oliver Bischoffs dritter Teil seiner Frankfurt-Trilogie ist ein solcher. Schnörkellos im Duktus, dabei ebenso treffsicher im Ausdruck wie gewandt in der Wortwahl (Mein Lieblingssatz: „In der Glasfassade des Maintowers zogen die Wolken ihre Bahn wie Rennwagen aus Watte“), scheut sich Bischoff nicht, das Leben in den Wohnbunkern des riesigen Frankfurter Schmelztiegels in all seiner deprimierenden Aussichtslosigkeit zu zeichnen. Er übertreibt dabei nicht, spart sich Wertungen, sondern fasziniert mit einer unbestechlichen Beobachtungsgabe und lässt seine Figuren ihr Leben selbst offenbaren. Das triste Milieu bietet ihm dennoch Gelegenheit, hin und wieder auch humorvolle Einsprengsel zu setzen. Dann entstehen so feine Sätze wie: „Der Rosenkranz war zu Boden gefallen, wo er vergeblich auf seinen nächsten Einsatz im Namen des Allmächtigen wartete.“
Dies ist jedoch ein Kriminalroman, und daher kommt dem Aufbau einer spannenden Geschichte, die viele scheinbar logische Wendungen aufweist und lange im Dunkeln tappen lässt, ohne jemals an Zug zu verlieren, besondere Bedeutung zu. Dieses Metier beherrscht Bischoff meisterhaft und setzt es virtuos ein, zum Beispiel beim Spannungsaufbau durch gekonnten Tempuswechsel. Geschickt bettet er das unverzichtbare Baumaterial des Krimis in ein beeindruckendes Sittengemälde voller menschlicher Abgründe ein. Dabei überzeugt er immer wieder aufs Neue mit seiner erzählerischen Einfühlungsgabe, zum Beispiel in der ungemein dichten Szene, die den Protagonisten als Ermittler in ein Bordell führt.
Auch wenn „Golanhöhen“ ein Sequel ist, lässt es sich ohne Verlust an Spannung und ohne den Eindruck, man habe etwas verpasst, durchaus als Einzelbuch lesen. Und das gelingt Bischoff ohne nervige Rückblenden oder lästigen Infodump zu Personen und Ereignissen aus den früheren Folgen. Ein paar Längen gibt es leider doch, an denen das Mitteilungsbedürfnis des Autors überhandnimmt – das Einzige, was an diesem Roman auszusetzen ist. Dennoch wächst am Ende das Bedürfnis, auch die ersten beiden Bücher der Reihe lesen zu wollen. Und das spricht wiederum eindeutig für den Autor.