Das zerbrechliche Leben - Robert Asbacka

  • OT: Orgelbyggaren


    Kurzbeschreibung:
    Seit seine Frau Siri vor zwölf Jahren bei einem Schiffsunglück starb, stellen sich Thomasson viele Fragen. Wäre alles anders gekommen, wenn er sie damals nicht betrogen hätte? Oder er auf jenem Schiff nach Schweden mitgefahren wäre? Über seinen Schuldgefühlen hat er den Umgang mit anderen Menschen fast verlernt. Bis der Eigenbrötler eines Tages einem kleinen Jungen hilft, der von Gleichaltrigen schikaniert wird. Endlich tritt der alte Mann wieder in Kontakt mit der Welt und findet noch einmal ins Leben zurück.


    Über den Autor:
    Der Literaturwissenschaftler und -forscher Robert Åsbacka, 1961 in Tärjev / Finnland geboren, lebt als freischaffender Autor in Schweden. "Das zerbrechliche Leben" ist seine erste Veröffentlichung auf Deutsch und wurde für den Nordischen Literaturpreis 2009 nominiert.


    Meine Meinung:
    Das Leben ist zerbrechlich. Diese Erfahrung macht jeder, der einen geliebten Menschen verliert oder selbst tiefes Leid erlebt. Asbackas Hauptfigur, der 78-jährige Johannes Thomasson, musste diese Erfahrung in seinem Leben bereits mehrmals machen, zum Beispiel als seine geliebte Frau Siri bei dem Untergang der "Estonia" 1994 ums Leben kam. Nun erfährt der zurückgezogen lebende Witwer die Zerbrechlichkeit des Körpers durch das Alter am eigenen Leib. Ihm wird bewusst:


    "Nein, er war nicht kränklich. Er war alt. Das Alter ist keine Krankheit, aber man stirbt daran."


    Seine Zeit verbringt er damit, in ebenso liebe- wie mühevoller Kleinarbeit, eine Orgel in seine kleine Wohnung zu bauen - zu Ehren seiner verstorbenen Frau, die als Kantorin ihr Leben lang auf Orgeln spielte. Ebenso mühevoll sind die Überlegungen, die er fortwährend über ihren Tod anstellt, denn selbst 12 Jahre nach der Schiffskatastrophe sind immer noch viele Frage offen. Der damit verbundene Schmerz und die Bilanz eines langen Lebens beschreibt Asbacka so nüchtern und zugleich so lebensnah, das er förmlich spürbar wird - auf eine Art, die zum Mitfühlen und Nachdenken anregt, ohne aufdringlich zu sein. Dennoch ist "Das zerbrechliche Leben" nicht hoffnungslos, mit der zunehmenden Zerbrechlichkeit von Thomassons Leben geht ein Aufbrechen der Isolation einher. Die Annäherung an andere Menschen, die Teilhabe am sozialen Leben und die Erfahrung von Freundschaft und Nähe sind Werte, die den erlebten Schmerz zwar vielleicht nicht verschwinden lassen können, das Leben jedoch, egal zu welchem Zeitpunkt, bereichern. Ein leiser und unspektakulärer, aber dennoch faszinierender Roman, der von seiner distanzierten Erzählweise lebt und Raum zum Nachdenken lässt.


    Von mir 8 Punkte.