Mord am Millionenhügel - Gisbert Haefs

  • 1. Band der Baltasar Matzbach-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Nach einer arg durchzechten Nacht findet Baltasar Matzbach morgens in seinem Bad eine zweite Zahnbürste, die abends noch nicht da war. Nun ist selbst in Bonn anno 1980, wo viele Dinge möglich sind und viele unmögliche Dinge Gesetz werden, das Eindringen einer Zahnbürste in eine abgeschlossene Wohnung ein seltsamer Vorgang. Matzbach, einem seiner angeblichen Freunde zufolge 'Mischung aus Falstaff und Kater Garfield, als Hobbydetektiv auf die Menschheit losgelassen', macht sich daran, die Herkunft der Bürste zu ermitteln. Hinter einem winzigen Ding könnte sich ja etwas Großes verbergen. Tatsächlich stellt er bald fest, daß ein Mann, der mit ihm nachts die letzte Kneipe verlassen hat, nicht mehr aufzufinden ist. Ein paar Bekannte, schräge Vögel, helfen Matzbach bei der Spurensuche, bis sie schließlich in einer noblen Wohngegend etwas finden, was man so in der Hauptstadt der rheinischen Republik nicht erwartet hätte.


    Über den Autor:
    Gisbert Haefs, geboren 1950 in Wachtendonk, ist Übersetzer und Schriftsteller, der vor allem durch seine Kriminalromane um Baltasar Matzbach und seine historischen Romane (z.B. "Hannibal" oder "Troja") bekannt wurde. Weitere Infos gibt es bei Wikipedia.


    Meine Meinung:
    Wir schreiben das Jahr 1980, in dem es die DDR noch gab, BONN die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war, Journalisten und Schriftsteller ihre Texte auf der SCHREIBMASCHINE (worauf sonst?) tippten, man zu einer TELEFONZELLE ging, wenn man unterwegs telefonieren wollte und diese zunächst mit GROSCHEN füttern und dann die WÄHLSCHEIBE drehen (und nichts eintippen) musste, um die Nummer des Angerufenen einzugeben. Es kommt schon ein Hauch Nostalgie auf, wenn man den ersten Band der Baltasar Matzbach-Reihe 35 Jahre nach seinem Erscheinen liest. Doch bis auf diese und einige andere Relikte der frühen 1980er Jahre ist der Serienauftakt um den 120 kg schweren "Universaldilettanten" erstaunlich aktuell, insbesondere Haefs' Seitenhiebe auf die Politik und ihre Repräsentanten könnten heute genauso gut auf ihre Nachfolger in Berlin zutreffen.


    Matzbach selbst ist ein Unikat mit Ecken und Kanten hat, vor allem seine Selbstsicherheit und seine Vorliebe für endlose Monologe, die ihm nicht selten als Arroganz vorgeworfen wird, treibt nicht nur seine Freunde des öfteren zum Wahnsinn. Gut, dass der Erzähler namens Gisbert (!), seines Zeichens nicht nur ein Freund Matzbachs, sondern auch Journalist und Autor, einige Ereignisse und Begebenheiten zusammenfasst, so dass dem Leser allzu wirre Monologe des "Dicken" erspart bleiben. Ein bisschen ermüdend ist der anhaltende Sarkasmus, den eben jener Erzähler Matzbach entgegenbringt, etwas mehr ernstzunehmende Dialoge zwischen den beiden hätten nicht geschadet. Auch der (zugegeben etwas fragwürdigen) Glaubwürdigkeit hätte es gut getan, denn einige Aspekte der Geschichte wirken allzu konstruiert und auch Herr Zufall wird doch einige Male bemüht, um die Ereignisse in Matzbachs Sinne weiter voran zu treiben, was dieser sogar mehrmals mit dem lächelnden Hinweis "Der Zufall ist nicht gegen mich, sondern mit mir" schamlos bestätigt. Davon abgesehen ist dieser "Mord am Millionenhügel" trotz der ernsten Thematik, die sich im Laufe der Zeit enthüllt, ein durch und durch unterhaltsames Buch mit viel Zeit- und Lokalkolorit und jeder Menge skurriler Figuren, von denen man einige gerne wieder trifft.


    Hierfür vergebe ich dicke 8 Punkte. :-]