Schwarzes Erbe - Jens Lossau

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Lina und Ben haben es geschafft: Ihr Comic wird weltweit verlegt und ist ein Bestseller. Eigentlich könnte alles gut sein, aber Ben verändert sich und Lina trifft auf Menschen, die ihr bedrohlich erscheinen. Die Story scheint viele Menschen zu bewegen, aber was steckt wirklich dahinter? Nur Ben kennt die Wahrheit - oder wer noch?


    Jens Lossaus Psychothriller erzählt einen bedrohlichen Alptraum über ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte. Dunkel und spannungsgeladen bis zum überraschenden Ende.


    über den Autor (gem. Amazon)
    Jens Lossau, geboren 1974 in Mainz, begann bereits früh mit dem Schreiben eigener Texte, die überwiegend dem Genre der phantastischen Literatur zuzurechnen sind. Anfangs erschienen seine Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien, später wurden diese in eigenen Sammlungen wie zum Beispiel »Entitäten« (Ventil-Verlag, Mainz, 1997, zusammen mit J. Schumacher), veröffentlicht. Der berühmte schweizerische Künstler und Oscar-Preisträger H. R. Giger (»Alien«) steuerte als Fan des Buches sowohl das Cover als auch die Illustrationen bei.


    Heute schreibt Lossau Krimis, bzw. Thriller Die Romane um das skurrile Ermittlerpaar Grosch und Passfeller genießen mittlerweile Kultstatus (»Der Schädeltypograph« 2002, »Der Luzifer-Plan«, 2003 und »Die Menschenscheuche« 2004, alle im Societäts-Verlag Frankfurt erschienen, sowie »Der Rebenwolf« 2007 im Agiro-Verlag Neustadt, zusammen mit J. Schumacher). Seine im Lyx-Verlag, Köln, erschienenen Fantasybücher »Der Elbenschlächter« und »Der Orksammler« (beide 2010, ebenfalls zusammen mit J. Schumacher) entwickelten sich zu kleinen Bestsellern in der Fangemeinde.
    Lossaus Soloromane, die seit 2007 in unterschiedlichen Verlagen erscheinen, sind einfühlsame Psychogramme in das Seelenleben von Einzelgängern, Außenseitern und anderen Anti-Helden (»Die Schlafwandler«, ebenfalls Societäts-Verlag Frankfurt, »Dunkle Nordsee« und »Nordseeblut«, beide im Blitz-Verlag Windeck erschienen). Als Verfechter der These, dass die Sprache niemals zwischen Buch und Leser stehen darf, praktiziert Lossau eine stilistische Reduktion, die seinen Geschichten trotz ihrer Nähe zur anglo-amerikanischen Erzähltradition eine Intensität verleiht, die der moderner schwedischer oder norwegischer Autoren gleichkommt. Der Autor lebt mit seinem pechschwarzen Kater Victor in einer ruhigen, rheinland-pfälzischen Kleinstadt.


    meine Meinung
    Ben und Lina lernen sich schon in jungen Jahren kennen und lieben. Ben teilt mit Lina sogar sein großes Geheimnis: seine Mutter war als junges Mädchen im KZ und hat dies überlebt. Um die Trauer aufzuarbeiten und gleichzeitig auch die NS-Zeit in ihrem Dorf ans Licht zu zerren, zeichnen und schreiben die Zwei einen Comic und treten damit eine Lawine los, die sie nicht mehr aufhalten könnnen.


    "Schwarzes Erbe" war mein zweiter Thriller von Jens Lossau und er hat mich beeindruckt. Der Autor befasst sich auf eine intensive und fast poetische Art mit der Schuldfrage in der NS-Zeit und geht dabei einen ungewöhnlichen Weg: seine Hauptfiguren arbeiten mit einem Comic die Vergangenheit auf.


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Man begleitet dabei vornehmlich Lina, die ihre Lebensgeschichte in einem Keller zu Papier bringt. Dabei reist man mit ihr in ihre Kindheit, erfährt von ihrem lieblosen Elternhaus und verliebt sich mit ihr in Ben. Der junge und schüchterne Mann trauert auch nach Jahren noch um seine Mutter, die sich das Leben genommen hat. Gemeinsam mit seiner großen Liebe und mit Hilfe der 3 Stoffraben arbeitet er die Vergangenheit auf. Dabei graben die Beiden tiefer, als ihnen gut tut.


    Zu Beginn war für mich nicht zu erkennen, wie tief Jens Lossau in die NS-Zeit eintauchen wird. Umso mehr hat mich der Verlauf des Thrillers mitgenommen. Denn Lina und Ben müssen sich nicht nur gegen eine Mauer des Schweigens in ihrem Heimatdorf durchsetzen, nein, sie müssen auch so manchen Terror ertragen. Und gerade für Ben, der an sich schon eine instabile Persönlichkeit ist, ist dies sehr belastend.


    Jens Lossau erzählt fast poetisch von den Erlebnissen seiner Figuren, aber er verklärt und beschönigt nichts. Für mich war die ruhige Art gepaart mit den Enthüllungen so manches Mal wie ein Schlag mitten in den Magen. Unvorbereitet traf mich so manche hässliche Wahrheit und ich musste heftig durchatmen. Gerade bei den Beschreibungen des Comics flossen die Tränen, gegen die ich selbst in der S-Bahn nichts tun konnte. Selten hat mich ein Autor so heftig in so kurzer Zeit berührt. Chapeau!


    Dabei sind die Charaktere nicht durchweg sympathisch. Selbst Ben, den ich am Anfang sehr mochte, macht eine Wandlung durch, die mich nur noch staunen und den Kopf schütteln ließ. Jedoch hat der Autor für alles eine plausible und logische Erklärung, so dass keine Veränderung aus der Luft gegriffen wirkte. Toll!


    Zum Ende hin flog ich nur so durch das ebook. Ich wollte einfach nur wissen, wie Lina mit all den Wahrheiten klar kommt. Und das Finale hat gepasst.


    Der Stil von Jens Lossau ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Hat man sich aber erstmal eingelesen, liest er sich flüssig und sehr gut.


    Fazit: ein ebook, das mit viel mehr aufwartet, als man denkt. Ich kann es empfehlen.