Das Pestdorf - Deana Zinßmeister

  • Taschenbuch: 480 Seiten
    Verlag: Goldmann Verlag (14. Dezember 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3442481015
    ISBN-13: 978-3442481019


    Inhaltsangabe:


    Im Jahr 1671 liegt der Dreißigjährige Krieg lange zurück, und die Pest scheint ausgerottet. Der Arzt Urs und seine Frau Susanna haben die Schrecken der vergangenen Jahrzehnte verwunden und leben friedvoll mit ihren beiden Kindern Gritli und Michael in Trier. Doch als die fünfzehnjährige Gritli eines Tages mit einem Freund eine Botenfahrt in das Dorf Piesport an der Mosel macht, bricht die Pest dort völlig unerwartet wieder aus, und der Ort wird von der Außenwelt abgeriegelt: Niemand darf mehr hinein oder hinaus. Mit Entsetzen hören Susanna und Urs von der Gefahr, in der ihre Tochter steckt. Doch es scheint keine Möglichkeit zu geben, Gritli zu retten ...


    Autoreninfo:


    Deana Zinßmeister schreibt historische Romane, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert spielen. In ihren Geschichten erzählt sie vom einfachen Volk, von dem nur wenig bekannt ist und das in Romanen fast keine Beachtung findet. Leider gibt es über diese Menschen kaum Recherchematerial. Doch durch die Zusammenarbeit mit führenden Historikern z.B. Dr.phil.habil. Johannes Dillinger/Oxford und anerkannten Fachleuten kann sie ihnen Leben einhauchen und dieses so genau wie möglich darstellen. Aber auch außergewöhnliche historische Figuren z.B. Wolfsbanner, Magier, Kinderhexe oder Wechselbalg lässt sie in ihren Romanen wieder auferstehen.


    Meine Meinung:


    Titel: Die Pest ist zurückgekehrt...


    Beim vorliegenden Roman handelt es sich nach "Das Pestzeichen" und "Der Pestreiter" um den abschließenden Band der Pesttrilogie. Da mir die ersten beiden Bücher gut gefielen, wollte ich natürlich wissen wie es weiter geht. Für mein Empfinden kann man das Buch auch unabhängig von den Vorgängern lesen und es dennoch gut verstehen, allerdings verpasst man dann etwas.


    Dieses Mal schreiben wir das Jahr 1671 und es geht um die Kinder von Susanna und ihrem Gatten Urs. Sohn Michael muss feststellen, dass er anders ist als andere. Wird er sein Geheimnis für sich behalten können? Und seine Schwester Gritli begibt sich auf Botentour, nur um alsbald im Pestdorf Piesport zu landen. Wird man sie retten können?


    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Ereignisse, so dass wir die Handlung aus den unterschiedlichsten Perspektiven und Handlungsorten mitbekommen.


    Die Autorin macht es dem Leser einfach wieder in das Geschehen zu finden, denn durch Susannas Erzählungen erinnert man sich schnell, was im vorherigen Band passiert ist. Die Rückblenden sind von der Dosis genau richtig gewählt, um sich zu erinnern, aber nicht das Gefühl zu haben, dass sich alles wiederholen würde.


    Der Schreibstil von Frau Zinßmeister lässt sich angenehm leicht lesen, so dass die Seiten nur dahinfliegen. Zudem gelingt es ihr die Schrecken der Pest dem Leser bildlich vor Augen zu führen.


    Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet. Das Verhalten von Susanna und Urs als Ehepaar und Eltern war sehr realistisch dargestellt und nachvollziehbar. Besonders intensiv empfand ich Sohn Michael mit seinem "Problem", denn das hat mich emotional wirklich sehr gefesselt.


    Das Buch wird abgerundet durch ein Personenregister und eine Übersichtskarte um Piesport, so dass man sich besser orientieren kann.


    Das Ende hat mich anfänglich etwas erstaunt und ich musste erst einmal grübeln, ob ich mit der gefundenen Lösung zufrieden bin. Letztendlich hätte es die Autorin aber wirklich nicht besser auflösen können.


    Fazit: Ein gelungener Abschluss der Trilogie, den ich gern empfehle. Lesenswert!


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Man merkt den Romanen von Deana Zinßmeister an, dass sie sich von renommierten Historikern beraten lässt. Sie beschreibt das Leben der einfachen, normalen Leute. Bei ihr findet nicht Geschichte im Hintergrund statt, sondern die Menschen, die sie beschreibt leben in ihrer Zeit und handeln aus ihrer Zeit- da bleibt uns bei manchem Geschehen vor Schreck und Unverständnis das Gesicht stehen, bei anderem werfen wir einen Blick auf den Kalender und fragen uns ob wir tatsächlich dreihundertfünfzig Jahre weiter entwickelt sind - der Mensch bleibt sich über die Jahrhunderte doch Mensch in seinen Reaktionen.


    Deana Zinßmeister beschreibt mehrere Erzählstränge, die geschickt ineinander verwoben sind und einer gemeinsamen Auflösung zulaufen. Da gibt es zum Einen einen Mann mit seiner Jugendgeschichte, die ihn bösartig und hart hat werden lassen, der den Aberglauben seiner Zeit teilt und ein Geldmännlein sucht, einen Erzählstrang, der dem Buch seinen Namen gibt über ein einsam gelegenes Dorf an der Mosel, in dem die Lungenpest ausbricht mit all ihren Schrecken und einen Fall von Familiendrama in der Familie von Urs und Susanna, die wir aus den Vorgängerbänden kennen. Auch der alt gewordene Pestreiter taucht nochmal auf und weitere alte Bekannte- allerdings so dargestellt, dass das Buch problemlos gelesen werden kann ohne die Vorgängerbände zu kennen und auch ohne ellenlange Wiederholungen und Erklärungen, die die Leser, die die Vorgängerbände kennen langweilen könnten.


    Vielleicht gefällt dem einen oder anderen Leser das Ende nicht, da es eben 17. Jahrhundert und nicht 21. Jahrhundert wiedergibt- das was ein Happy-End unserer Zeit wäre, wäre eben damals größte denkbare Katastrophe gewesen. Ich halte das Buch wieder für sehr empfehlenswert und habe 9 von 10 Eulenpunkten vergeben.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen

    :lesend . :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature