Orient-Express - Graham Greene

  • OT: Stamboul Train


    Kurzbeschreibung:
    Im Winter 1930 reisen fünf junge Menschen im Orient-Expreß vom Ostende nach Istanbul - die Revue-Tänzerin Coral, der jüdische Geschäftsmann Myatt, der Revolutionär Czinner, die lesbische Journalistin Miss Warren und Janet, die sich von ihr lösen möchte. Innerhalb der bunt zusammengewürfelten Reisegruppe entspinnt sich ein Konflikt zwischen romantischem Lebensgefühl und beunruhigender Realität, der sich in einer atemberaubenden Geschichte über Lust, Mord, Revolution und Intrigen entlädt.


    Über den Autor:
    Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der 'Schatzinsel', Robert Louis Stevenson. Nach Beendigung der Schule ging Greene nach Oxford und studierte am Balliol College Neuere Geschichte. Die großen Reisen, die er unternahm – u.a. nach Westafrika und Asien – wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Sein erster Roman, 'The Man Within' (1929, dt. 'Zwiespalt der Seele'), beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen. 1991 starb Graham Greene in Genf. Er wurde mehrmals als heißer Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.


    Meine Rezension:
    Von Ostende bis bis Istanbul führt die Reise des Orient-Express im Jahr 1930, in dem Menschen der verschiedensten Klassen aufeinander treffen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte, einen anderen Grund für die mehrtägige Reise durch das brodelnde Europa, die sie mit den unterschiedlichsten Hoffnungen verbinden. Graham Greene schildert die Begegnungen dieser Menschen, deren Gedanken, Gefühle und Wünsche erst im Laufe der Fahrt offensichtlich werden und webt hieraus einen bunten Teppich, der für die Dauer der Reise lose zusammenhält. Manche Verbindungen werden enger, andere sind nur über Dritte miteinander verbunden und wiederum andere lösen sich gegen Ende des Romans wieder auf, als hätte es sie nie gegeben. Keine der vielen Figuren erzeugt eine tiefe Sympathie, alle verfolgen mehr oder weniger egoistisch ihre eigenen Ziele und lassen sich von diesen auch im Anblick dramatischer Ereignisse nicht wirklich abbringen. So bietet die Geschichte zwar eine glaubwürdige Atmosphäre und detaillierte Beschreibungen von Menschen und Orten, doch es fehlt - ob beabsichtigt oder nicht, sei dahingestellt - an einer Identifikationsfigur, mit der der Leser mitfühlen und -leiden kann. Nach einem ebenso spektakulären wie tragischen Showdown in der Nähe der serbischen Stadt Subotica setzt der Zug seine Reise zu seinem Bestimmungsort fort. Seine Passagiere gehen ihren geplanten Tätigkeiten nach und die Fahrt mit dem Orient-Express scheint nicht mehr wie eine flüchtige Erinnerung, die in kürzester Zeit verblassen wird. Der gleichnamige Roman von Graham Greene wird dieses Schicksal wegen der genannten Punkte zumindest in meinem Lesergedächtnis früher oder später teilen, auch wenn mir der Erzählstil gefällt.


    Ich vergebe knappe 7 Punkte.