Damals in Alexandria - André Aciman

  • OT: Out of Egypt


    Kurzbeschreibung:
    In sechs Kapiteln entfaltet Aciman die wechselvolle Chronik und den dahinschwindenden Kosmos einer jüdischen Familie, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Konstantinopel nach Alexandria einwandert, um dort sechs Jahrzehnte zu leben und sich schließlich, nach der Machtübernahme der Nationalisten, in alle Winde zu zerstreuen. Mit wachem Erinnerungsvermögen führt uns Aciman durch eine schillernd-kosmopolitische Welt, jenes Alexandria von einst mit seinem faszinierenden Nebeneinander an Kulturen, Sprachen und religiösen Gebräuchen.


    Über den Autor:
    André Aciman, geboren 1951 in Alexandria (Ägypten), zog mit seiner Familie 1965 zunächst nach Italien, dann nach Frankreich und schließlich nach New York. Er studierte Komparatistik in Harvard, lehrt Französisch am Bard College und schreibt für verschiedene New Yorker Zeitungen. Aciman lebt in Manhattan.


    Meine Meinung:
    André Aciman erzählt in "Damals in Alexandria" die Geschichte seiner Familie, die mehrere Jahrzehnte und bis zu seinem eigenen 14. Lebensjahr in Alexandria lebte. Die sechs Kapitel, in denen die Geschichte der drei Generationen umfassenden jüdischen Großfamilie, nicht zuletzt wegen des ansprechenden Stils des Erzählers lebendig wird, sind nur grob chronologisch angeordnet. Vielmehr handelt es sich bei den Kapiteln um themenbezogene Erzählungen bestimmter Ereignisse vor einer bestimmten politischen Kulisse. Überhaupt ist das Leben der Familie abhängig von der sich stets wandelnden politischen Situation in Ägypten, die schließlich auch zu ihrer Vertreibung führt. Leider bleibt diese Kulisse für den europäischen Leser, der sich mit den Ereignissen der letzen 100 Jahre in Ägypten nicht auskennt, sehr im Hintergrund, so dass es schwerfällt, das Leben der Familie mit all ihren Sorgen und Problemen richtig einzuordnen. Als Folge bleiben auch viele Handlungen nicht unbedingt nachvollziehbar und die Familienmitglieder selbst relativ distanziert. Das ist insofern schade, als diese Familie einige liebenswert-skurrile Mitglieder hat, über die man gerne noch viel mehr erfahren und die man gerne länger begleitet hätte als nur in einzelnen Episoden. So werden sie vermutlich nicht sehr lange im Gedächtnis bleiben, genauso wie die sich leider schnell verflüchtigenden Erinnerungen "an eine verschwundene Welt", wie der Untertitel von Acimans autobiographischem Roman lautet.


    Deshalb vergebe ich 6 Punkte.