Auf den Spuren der Dichtung - Volker Hage

  • Klappentext
    "Schloß Gripsholm" - Kurt Tucholskys Sommergeschichte ist in der Literatur zum Synonym geworden für Liebe, Freiheit und sommerliche Idylle. Aber hat dieses Sehnsuchtsbuch von Millionen Lesern auch Spuren in dem realen schwedischen Schloß Gripsholm hinterlassen? Volker Hage hat auf seinen Streifzügen zu berühmten Schauplätzen der Literatur auch das alte Schloss am Mälarsee besucht. Tucholsky, der selbst nicht im Schloss wohnte, schrieb: "Es lag beruhigend und dick da und bewachte sich selbst", und fragte, "warum bleiben wir nicht hier?" Der Dichter ist geblieben: 1935 ging der von den Nazis verfolgte Dichter in Schweden in den Tod. Von seinem Grab sind in der Ferne die Türme von Gripsholm zu erkennen.
    Thomas Manns Travemünde, Marcel Prousts Illiers-Combray, James Joyces Dublin, Rainer Maria Rilkes Schloss Duino, Alfred Döblins Alexanderplatz, Kurt Tucholskys Gripsholm und Max Frischs Montauk - das sind die Stationen von Volker Hages Streifzügen zu berühmten Schauplätzen der Literatur. Stets versteht er es dabei, Orte, Werke und biographische Zusammenhänge so zu verschränken, dass sie sich wechselseitig erhellen: "Es ist spannend zu sehen, wie sich bisweilen entscheidende Wendungen im Leben der Schriftsteller an einem geographischen Punkt kristallisieren. So sind diese Reportagen von ihrer Ansicht her mehr als nur Reisegeschichten: Der Weg zu den Schauplätzen eröffnet zugleich Einblick in die Arbeits- und Lebensweise der Schriftsteller - und gibt nicht zuletzt Gelegenheit, sich gewissermaßen im Vorübergehen den Werken zu nähern, die dort spielen oder ihren Ausgang nehmen. Dieses Buch wendet sich an Liebhaber der Literatur, nicht an Spezialisten - wobei ich hoffe, dass auch Kenner darin noch Entdeckungen machen können." (Volker Hage)


    Wie es mir gefallen hat
    Dieses schmale Büchlein beweist einmal mehr, dass man auch auf wenigen Seiten viel sagen kann, wenn man weiß, worüber man spricht. Und dass die Literatur Hages ureigenstes Metier ist, über die er viel zu sagen hat, zeigt dieses Buch in besonderem Maße. Die sieben Porträts, die er ausgewählt hat, verbinden sein großes Wissen über die Literatur mit seiner Liebe zur Dichtkunst, und das spürt der Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Behutsam nimmt ihn der Autor an die Hand und führt ihn zu bedeutenden Schauplätzen der Weltliteratur. An so berühmten Stätten wie vor dem Buddenbrook-Haus in Lübeck oder im Ferienziel in Travemünde, im kleinen Ort Illiers-Combray, genauso wie im Angesicht des Schlosses Duino, das Rainer Maria Rilke zu den "Duineser Elegien" inspirierte oder im Großstadtgetriebe Berlins, auf dem durch Alfred Döblins Roman berühmt gewordenen Alexanderplatz hinterfragt der kundige Führer, wie viel vom Zauber der Lektüre vor Ort heute noch spürbar ist. Ganz unsentimental gibt er Antwort auf diese Frage und beschreibt, was den heutigen Besucher hier erwartet. Stets hat er die entsprechende Lektüre griffbereit, und oft treffen wir ihn lesend am Ort der Inspiration. Doch erfährt der Leser auch Wissenswertes über die näheren Umstände der Entstehung der Werke, und in kurzen Umrissen auch über das Leben der Autoren. Darüber hinaus gelingt es Volker Hage ganz vortrefflich, auf das Einzigartige der jeweiligen Lektüre hinzuweisen. Immer wieder verweist er auf Stolpersteine in den anspruchsvollen Werken der Moderne, versteht es aber auch, mögliche Hemmschwellen abzubauen, wenn Rilkes Elegien-Zyklus in einem Literaturlexikon fast warnend als zu den "am schwersten zugänglichen Werken der neueren deutschen Lyrik" gezählt wird. So ermutigt er den Leser, an dieses wunderbare Werk mit Gelassenheit heranzugehen, "eine betörende Melodie" sei ihm in jedem Falle gewiss.
    Besonders gut gefallen hat mir, dass Volker Hage eine dichte Verknüpfung von Werkzitaten und biographischen Daten zu schaffen vermochte. Das hat meine Neugier auf Briefe und andere Schriftstücke der Autoren geweckt, denen ich bisher keine besondere Beachtung schenkte. Durch seine kompetente Reiseführung hat der Autor aber auch meine Lust geweckt, das eine oder andere der hier porträtierten Bücher zu lesen. Für mich ist diese Spurensuche in Buchform eine kleine literarische Kostbarkeit, und kein Literaturliebhaber sollte sich um den Genuss bringen, diesen kleinen, feinen Band zu lesen.