Martin Walker: Schatten an der Wand

  • Martin Walker: Schatten an der Wand
    Diogenes 2014. 592 Seiten
    ISBN-13: 978-3257242737. 12,90€
    Originaltitel: The Caves of Périgord
    Übersetzer: Michael Windgassen


    Verlagstext
    Martin Walkers früher Roman über die Entstehung einer prähistorischen Höhlenzeichnung, deren Verwicklung in blutige Kriege und Intrigen zur Zeit der Höhlenmaler von Lascaux und während des Zweiten Weltkriegs. Die Geschichte gipfelt in dem erbitterten Kampf von fünf Menschen, sie heute zu besitzen. Denn wer diese Zeichnung findet, erhält den Schlüssel zur Aufklärung eines Verbrechens, das bis in die höchste Politik reicht und von dem bis heute keiner wissen darf.


    Der Autor
    Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang Journalist bei der britischen Tageszeitung „The Guardian“. Er ist im Vorstand eines Think Tanks für Topmanager in Washington, den er sieben Jahre präsidierte, und ist außerdem Senior Scholar am Woodrow Wilson Center in Washington DC. Seine „Bruno“-Romane erscheinen in fünfzehn Sprachen.


    Inhalt
    Der Brite Philip Manners erbt von seinem Vater ein Bild auf einem Steinfragment, das vermutlich aus einer Höhlenmalerei herausgebrochen wurde. Von der Kunsthistorikern Lydia will Philip das Stück Beutekunst schätzen lassen. Selbst wenn man das Fragment zurückbringen wollte, müsste zuvor der Fundort ermittelt werden. Bisher ist nur bekannt, dass Manners Vater im Zweiten Weltkrieg in der Nähe der Höhlen von Lascaux eingesetzt war. Lydia lässt den unverkäuflichen Fund versichern, der jedoch gestohlen wird, noch ehe sich äußerst interessierte Experten für die Zeit 15 000 vor Chr damit näher damit befassen können. Manning und Lydia reisen als angebliche Urlauber gemeinsam nach Frankreich, um über die Aufgaben von Manners senior während des Krieges zu forschen. Im Centre Jean Moulin in Bordeaux treffen sie auf eine bestens vernetzte Expertin für die Zeit der Résistance, deren Vater in der Résistance gekämpft hat. Allmählich kommen die beiden Briten dahinter, dass Jack Manners, der Amerikaner McPhee und ein Vertreter der „Freien Franzosen“ damals eng zusammen gearbeitet haben. Fragt sich nur noch, in welchem Aufrag und wie warscheinlich es ist, dass es einen bis heute unentdeckten Höhlenteil geben kann, aus dem das Fragment stammt. Auf einer dritten Zeitebene berichtet Walker seine Vorstellung davon, wie die Höhlenmalereien im Tal der Vézère konkret von einer kleinen Gruppe von Menschen angefertigt worden sein könnten.


    Fazit
    Einen Roman auf drei Zeitebenen spielen zu lassen, von denen eine Ebene vor 17 000 Jahren unter Höhlenmenschen spielt, ist ein gewagtes Unterfangen. Walkers Roman enthält alle Zutaten seiner Bruno-Krimis: er will über „sein“ Périgord informieren, hält seine Fans mit mindestens einer Liebesgeschichte bei Laune und würzt mit einer kräftigen Prise französischer Zeitgeschichte. Bei seiner Darstellung einer kleinen Gemeinschaft von Jägern und Sammlern geht mit Walker buchstäblich der verniedlichende Gaul durch, wenn er den Menschen Wissen in den Mund legt, über das selbst unsere Vorfahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht verfügten. Ansprüche an historische Seriosität sollte man lieber nicht hegen. In der Summe legt er jedoch einen leichten, unterhaltsamen Roman vor, der Interesse an der wenig romantischen regionalen Geschichte einer lieblichen Urlaubsregion wecken kann – ein Besuch im Centre Jean Moulin ist wohl doch keine schlechte Idee.


    9 von 10 Punkten

  • Herzlichen Dank für die Rezension!
    Ich habe alle Krimis um Bruno gelesen und mag Walkers Schreibstil. Ich habe Schatten an der Wand hier liegen, weiß aber nicht so recht, ob das etwas für mich ist :gruebel
    Nach Deiner Rezension werde ich mal reinschauen!!


    interessierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson