Titel: Der Nazi und der Psychiater
Autor: Jack El-Hai
Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Henriette Heise
Verlag: AB Die andere Bibliothek
Erschienen: September 2014
Seitenzahl: 300
ISBN-10: 3847703579
ISBN-13: 978-3847703570
Preis: 38.00 EUR
In diesem Buch geht es in erster Linie um die Begegnung des amerikanischen Armeepsychiaters Douglas M. Kelley mit Hermann Göring. Grundlage sind nie veröffentliche Dokumente.
Kelley traf Göring zuerst 1945 im luxemburgischen Dorf Mondorf-les-Bains und begleitete ihn auch anschließend weiter in Nürnberg.
Kelley sprach aber auch mit den anderen in Nürnberg inhaftierten Nazi-Größen wie Heß, Dönitz, Keitel, Ribbentrop, Jodl, Frank, Streicher, Rosenberg und Speer.
Kelleys Ziel war es, das Böse im Menschen zu erforschen. Und so sah er in seiner Begleitung der inhaftierten Nazi eine einzigartige Chance dieses Ziel zu erreichen.
Zu Göring baute Kelley im Laufe der Zeit eine enge Beziehung auf. Seine bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen erzählen davon. Zwei ungewöhnliche Persönlichkeiten verloren mehr und mehr die notwendige Distanz.
Kelley endete tragisch.
Am Neujahrstag 1958, zwölf Jahre nach Göring, beging Douglas M. Kelley vor den Augen seiner Familie in Kalifornien Selbstmord - mit einer Zyankali-Kapsel. Auch Göring hatte sich mit Zyankali das Leben genommen.
Jack El-Hai ist ein amerikanischer Wissenschaftsjournalist, der für seine Werke, vor allem aus dem Bereich der Medizin, vielfach ausgezeichnet wurde. Er lebt in Minneapolis.
In diesem Buch schildert er neben den geschichtlichen Fakten auch die menschlichen Verbindungen und Irrungen. Er versucht Antworten auf die Fragen zu geben, wie Menschen so werden konnten wie sie geworden sind. El-Hai geht es um den psychologischen Aspekt der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, der juristische Aspekt tritt dagegen etwas in den Hintergrund.
Ein sehr lesenswertes Buch aus der grandiosen Reihe „Die Andere Bibliothek“ - eine Buchreihe die ich – auch wenn sie nicht gerade sehr preiswert ist – uneingeschränkt empfehlen kann. Gegründet übrigens von Hanns Magnus Enzensberger.
9 Eulenpunkte für ein hochinteressantes Buch.