Als David seine Stimme verlor – Judith Vanistendael

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Judith Vanistendael, geboren 1974 in Leuven, Belgien, studierte Kunst in Berlin, Gent und Sevilla und besuchte die renommierte Comicschule Saint-Luc in Brüssel. Sie illustrierte eine Reihe von Kinderbüchern und legte einige kürzere Comics vor.


    Das Buch (Quelle: Amazon)
    Die Diagnose ist endgültig: David hat Kehlkopfkrebs, er wird nicht mehr lange leben. Seine Familie – seine Frau Paula, ihr gemeinsames Kind Tamar und seine erwachsene Tochter Miriam aus erster Ehe – sie alle müssen sich auf ein Leben ohne David vorbereiten. Während Paula mit der Präsenz des Todes in ihrem Alltag ringt und Miriam versucht, für ihren Vater da zu sein, zieht sich David immer mehr zurück. Zeitlebens ein Mann weniger Worte, scheint ihm die Krankheit lange vor der Operation, durch die er seine Stimme verlieren wird, die Sprache zu rauben. Seiner Patchwork-Familie bleibt nichts übrig, als der Krankheit ihren Trotz, ihren Mut und ihre Liebe entgegenzusetzen.


    In ausdrucksstarken, poetischen Aquarellbildern erzählt die belgische Zeichnerin und Autorin Judith Vanistendael von einer Familie, die sich einem schweren Verlust stellen muss.


    Meinung
    Graphic Novels waren nie mein Ding. Zufällig stieß ich auf ein Buch, dessen Cover mich anzog und mir nicht mehr aus dem Sinn ging. Also befasste ich mich mit dem Werk und gab es nicht mehr aus der Hand. In einem Rutsch habe ich es durchgeschmökert - „gelesen“ kann man ja nicht sagen, denn es waren in erster Linie die Zeichnungen, die ich mir immer wieder anschauen musste.


    Es handelt sich um eine fesselnde und gleichwohl rührende Story. Der Schluss war zwar vorhersehbar, doch er entwickelte sich ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und letztendlich kam ich um ein paar Tränen nicht herum.
    Volle Punktzahl!

  • Diese Graphic Novel hat mich natürlich interessiert, da ich beruflich mit Patienten mit Larynx-CA zu tun habe. Die Bilder fand ich sehr schön und ich fand, es wurden auch oft Gefühle sehr gut durch die Zeichnungen wiedergegeben, zum Beispiel gleich am Anfang, als David seine Diagnose bekommt und sich fast schon auflöst.


    Etwas schade fand ich, dass neben dem metaphorischen "Stimme verlieren" der tatsächliche Verlust der Stimme etwas kurz kam. David bekommt seine Laryngektomie (Entfernung Kehlkopf) ja sehr spät, d.h. es geht im Buch nur auf wenigen Seiten darum, wie es sich mit einem Tracheostoma lebt. Ich hatte aufgrund des Titels mehr in der Hinsicht mehr von dem Comic erhofft, da das meiner Erfahrung nach ein großer Belastungsfaktor ist. Also einmal der Verlust der Stimme, Ängste, dass die neue Stimme mechanisch klingt, auch oft Schwierigkeiten zu schlucken, damit Verlust von Genuss und auch Essen als gesellschaftliche Komponente und Ängste vor Stigmatisierung/Berührungsängste. Ich fand, das kam zu kurz. Umso besser fand ich umgesetzt, wie so eine Erkrankung innerhalb der Familie auch die Angehörigen belastet.


    Ich hab die englischsprachige Ausgabe gelesen, weil ich die gebraucht günstig kaufen konnte.
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