Die smarte Diktatur
Der Angriff auf unsere Freiheit
Harald Welzer
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
S. FISCHER; Auflage: 3 (27. April 2016)
Deutsch
ISBN: 978-3100024916
Der Autor (vom Verlag übernommen)
Harald Welzer, geboren 1958, ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit, Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen. In den Fischer Verlagen sind von ihm erschienen: ›»Opa war kein Nazi«. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis‹ (zus. mit S. Moller und K. Tschuggnall, 2002), ›Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden‹ (2005), ›Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben‹ (zus. mit Sönke Neitzel, 2011), Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2015/16 (2014), ›Selbst denken‹ (2013), ›Autonomie. Eine Verteidigung‹ (zus. mit Michael Pauen, 2015) und zuletzt ›Die smarte Dikatur. Der Angriff auf unsere Freiheit‹. Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen.
Inhalt und meine Meinung
Das Buch habe ich aus Versehen mitgenommen – eigentlich wollte ich mich über die Möglichkeiten digitaler Technik und künstlicher Intelligenz informieren.
Dazu taugt dieses Buch überhaupt nicht, wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte mir das schon vorher klar sein müssen.
Dem Autor geht es vor allem darum, über die Zusammenhänge einer veränderten Wirtschaftsordnung, die zunehmend allen politischen und gesetzlichen Beschränkungen entwächst, dem wachsenden Elend auf der Welt und den heute schon gegebenen Vernetzungsmöglichkeiten von „Big Data“ zu informieren und zum Widerstand aufzurufen.
Er sieht nicht nur die Freiheit und Privatsphäre jedes Einzelnen sondern die Demokratie insgesamt in Gefahr.
Das Thema treibt nicht nur Welzer um, sondern ist, wie das dem heutigen Spiegel morning-briefing entnommene folgende Zitat, zeigt, auch in den Medien gegenwärtig:
„….. Bei Wirtschaft und Finanzen ist das anders. In diesem Bereich schwelen die derzeit wahren Bedrohungen für die Welt: der exzessive Finanzkapitalismus, die ungelösten sozialen Fragen, die ungeheure politische Macht von Facebook oder Google. Es wäre schön, würde heute noch einmal betont, dass es, bei allen Freiheiten, ein Primat der Politik über die Wirtschaft geben muss.“
Diesen Abschnitt würde Welzer zweifellos unterschreiben, würde allerdings heftige Zweifel darüber anmelden, ob das Primat der Politik über die Wirtschaft heute noch gilt und durchzusetzen ist.
Ich habe viele interessante Zusammenhänge und Informationen in diesem Buch gefunden. Es gibt auch Vorschläge und Hinweise, was gegen die beschriebenen Gefahren getan werden kann.
Allerdings gefällt mir die Art nicht, in der Welzer die Konsumenten in den industrialisierten Ländern als dumm, unkritisch und leichtfertig abkanzelt. Das mag ja in vielen Fällen zutreffen und ich habe selber oft genug zustimmend genickt. Ich fühlte mich zunehmend in einer Art „Publikumsbeschimpfung“ und das wird nicht ausreichen, um die vielen Verbraucher aus ihrer Lethargie und ihrem Glauben an die Möglichkeiten der digitalen Zukunft herauszuholen.
Trotzdem bleibt es ein lesenswertes Buch, das ich zu großen Teilen mit Vergnügen gelesen habe und das mir einige Aha-Erlebnisse beschert hat.
7 Punkte