Schwarze Hefte 1942-1948 - Martin Heidegger

  • IV. Abteilung: Hinweise und Aufzeichnungen. Band 97
    Anmerkungen I-V (Schwarze Hefte 1942-1948)


    Herausgegeben von Peter Trawny
    Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2015
    Gebunden, 560 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Die "Anmerkungen I-V" entstanden zwischen 1942 und 1948 (der Band enthält auch jenes "Schwarze Heft", das bis vor Kurzem noch als verschollen galt). Wie schon in den "Überlegungen" (GA 94-96) bieten sie ein einzigartiges Feld verschiedener Gedanken und Einsichten, die zuletzt ein eindrucksvolles Gewebe des Denkens ergeben. Heideggers Gedanke einer Geschichte des Seins beginnt zu verblassen zu Gunsten eines beruhigten Denkens des "Gevierts". Dennoch setzen sich die in den "Überlegungen" auftauchenden problematischen Deutungen des Judentums im Rahmen des geistigen Untergangs der Deutschen fort. Die Nachkriegszeit wird als Selbstverrat des deutschen Auftrags, den "anderen Anfang" der Seinsgeschichte zu stiften, erfahren. Damit verbunden beginnt Heidegger, nicht nur das Scheitern seines universitätspolitischen Vorhabens 1933/34, sondern auch das 1946 ausgesprochene Lehrverbot zu verarbeiten. Die Aufzeichnungen erlauben einen bisher unbekannten Einblick in die schmerzhafte Neuorientierung des Denkers.


    Über den Autor:
    Martin Heidegger (1889-1976) studierte Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften in Freiburg. Die Phänomenologie Edmund Husserls prägte entscheidend sein philosophisches Denken. Das bekannteste Werk Heideggers ist "Sein und Zeit" aus dem Jahre 1927. Danach erschienen in rascher Folge weitere Schriften. Sie befassen sich unter vielem anderem mit der Geschichte der Philosophie, mit Interpretationen von Dichtungen, über die Sprache, über die Kunst und das Wesen der Technik. 1933 schloss sich Heidegger der NSDAP an und wurde Rektor der Freiburger Universität, die er zur Basis einer neuen Besinnung umwandeln wollte. 1947 wurde ihm von der französischen Besatzungsbehörde nach einem Entnazifizierungsverfahren die Lehrerlaubnis entzogen. Ab 1950 durfte er wieder unterrichten. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg führt die Auseinandersetzung mit der zentralen Frage nach dem Sein zu einer neuen Orientierung seines Denkens, die er mit dem Begriff "die Kehre" bezeichnet.


    Über den Herausgeber:
    Peter Trawny, geboren 1964 in Gelsenkirchen, lehrte zuletzt an den Universitäten Wuppertal, Wien und Shanghai. Er ist Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe.


    Mein Eindruck:
    Nachdem der letzte Band, der einige der Schwarzen Hefte enthielt, in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit erhalten hatte, kann man das vom Nachfolgeband Nr.97 nur bedingt sagen. Dabei setzte es die schwarzen Hefte unmittelbar fort und zeigt die Jahre 1942 bis 1948, Das ist für mich das Interessante. Man sieht, wie ein Intellektueller Denker diese schwierige Zeit wahrgenommen hat .Natürlich geht es nicht den ganzen Text, um das Land, die Politik und Gesellschaft. Dazu steckt Heidegger zu tief im Denken um seine Themen.
    Doch immer wieder kommentiert er auch das Tagesgeschehen, und dann merkt man mit Irritation immer wieder, wie fehlgeleitet Heidegger in manchen war und dass das auch seine Philosophie beeinflusste.
    Der vieldiskutierte Antisemitismus Heideggers ist ab und an zu spüren. Das wundert mich nicht, denn Nazis und Mitläufer waren damals in Deutschland die Regel, enttäuschenderweise auch bei Größen aus Literatur, Wissenschaft und Philosophie.


    Es macht aber meiner Meinung nach keinen Sinn, die schwarzen Hefte weiterhin darauf zu reduzieren, denn warum sollte man sich sonst überhaupt noch mit ihnen beschäftigen. Der Herausgeber Peter Trawny vergleicht die schwarzen Hefte mit Denktagebüchern und hält sie in dieser Form für den Bereich Philosophie für einmalig.


    Das Buch besteht aus 5 Teilen, die Anmerkungen I bis Anmerkungen V lauten


    Anmerkungen I zieht sich von 1942 bis 1946.
    Erstaunlicherweise zitiert Heidegger öfter Adalbert Stifter.
    Immer wieder beschäftigt ihn Nietzsche und Hölderlin. Zitat:“Ich habe das Gefühl, dass noch einmal hundert Jahre der Verborgenheit nötig sind, bis man ahnt, was in Hölderlins Dichtung wartet.”
    Ansonsten ist es ganz die Philosophie, das Denken, das sein, das ihn gedanklich bewegt.


    In Anmerkungen II äußert Heidegger seine Verbitterung über die Nachkriegszeit und lässt durchblicken: Entnazifizierung ist nur Schikane. Journalismus eine Illusion für die Öffentlichkeit und Demokratie sei Schwindel.


    Anmerkungen III behandelt 1946/1947.
    Mit der Nachkriegssituation ist Heidegger weiterhin unzufrieden. “Die USA will Europa zerstören. Hitler ist nur ein Vorwand” glaubt er.


    Heideggers Sätze sind lang, die Abschnitte aber oft kurz. Dadurch wirken manche Passagen wie Aphorismen. Ich musste kurz an Cioran denken, der ein großer Aphoristiker war.


    Mit Anmerkungen IV und V wird 1948 erreicht, folgende Bände werden hier anschließen.


    ASIN/ISBN: B01NBPRFD7