Guido Reil - Wahrheit statt Ideologie. Was mir auf der Seele brennt

  • Titel: Wahrheit statt Ideologie. Was mir auf der Seele brennt
    Autor: Guido Reil
    Verlag: Berns Photographie Verlag
    Erschienen: April 2017
    Seitenzahl: 288
    ISBN-10: 3932177223
    ISBN-13: 978-3932177224
    Preis: 19.80 EUR


    „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ (Evelyn Beatrice Hall)


    Ich habe lange überlegt, ob ich zu diesem Buch etwas schreiben sollte. Denn immerhin ist Guido Reil von der SPD in die AFD gewechselt. Und das ruft natürlich sofort die Selbstgerechten auf den Plan. Denn wer sich so verhält, der stellt sich außerhalb der menschlichen Gesellschaft – meinen zumindest einige dieser Selbstgerechten.


    Eines sei noch vorausgeschickt. Auch die AFD ist eine demokratische Partei, genau wie die GRÜNEN oder wie die LINKE. Nur weil ich politisch mit den Zielen und dem Programm einer Partei nicht übereinstimme, kann ich ihnen das Attribut „demokratisch“ wohl kaum absprechen. Und all die genannten Partei tun nichts um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu beseitigen. Sie machen nur von ihrem Recht Gebrauch, ihre Vorstellungen zur Wahl zu stellen und sich im Parteienbecken zu tummeln. Und jedem steht es frei, die Parteien, denen man nicht zustimmt, politisch zu bekämpfen – immer unter Berücksichtigung der demokratischen Spielregeln.


    Doch nun zu diesem Buch.
    Guido Reil war Bergmann, Gewerkschafter und Betriebsrat. Sehr lange war er aktiv in der SPD, Ratsherr in der Stadt Essen und viele lange Jahre Vorsitzender eines SPD-Ortsvereins. Er war aktiv in der Kommunalpolitik und kennt die Sorgen und Nöten der „normalen“ Menschen. Er hat sich nicht verbiegen lassen und ist immer bei seinen Wurzeln geblieben. Er gehört zu den Menschen, die unglaublich viel Freizeit in den verschiedensten politischen Gremien aufgewendet haben, die direkt und auf Augenhöhe mit den Wählerinnen und Wähler sind. Er gehört zu den Menschen, die sich anpöbeln lassen, weil man sie für die Fehler der „großen“ Politik verantwortlich macht.
    Er gehört zu den Parteimitgliedern, an die man sich in der Führung immer dann erinnert, wenn es darum geht, Flugblätter zu verteilen, Plakate aufzustellen, Infostände zu betreiben – aber ansonsten haben sie den Mund zu halten.


    Reil weiß wo den Menschen der Schuh drückt. Er nimmt ihre Sorgen ernst – und das zu jeder Zeit und nicht nur kurz vor einer Wahl.


    Aus diesem Buch spricht sehr viel Frust. Da hat sich einer für die Partei, für die SPD, aufgerieben, sagt aus eigenem Erleben was schief läuft – aber das scheint niemand in der Parteiführung zu interessieren (was bei anderen Parteien unter Garantie nicht anders ist). Abnicken und die Parteiführung hofieren – das wird erwartet, aber das ist nicht das was Reil will. In seinen Augen entfernt sich die SPD immer mehr von den Menschen.
    Und er wehrt sich dagegen, dass man ihn als Nazi bezeichnet – nur weil er eine vom Mainstream abweichende Meinung vertritt. Er sieht die Probleme im Zusammenleben der Menschen, sieht die Probleme in den sogenannten „No-Go-Areas“. Und liefert dafür auch anschauliche Beispiele.


    Er zieht für sich die in seinen Augen notwendigen Konsequenzen. Er wechselt zur AFD. Ob es ihm da besser geht, ob er da seine politischen Ziel verwirklichen kann – mag zumindest skeptisch gesehen werden.


    Ich habe für seinen Schritt durchaus Verständnis – nachvollziehen kann ich ihn nicht.


    Ein interessantes Buch, authentisch, auch wenn der Stil vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig ist.


    Da schreibt ein Mann aus dem „normalen“ Volk – der nicht abgehoben ist, der den Menschen wirklich zuhört – der Politik für die Menschen macht. 7 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.