Ich bin böse - Ali Land

  • Englischer Originaltitel: "Good Me, Bad Me"



    Klappentext
    Die 15-jährige Milly wächst schwer traumatisiert in einer Pflegefamilie auf. Eine neue Identität soll alle Spuren zu ihrer Vergangenheit verwischen. Denn Milly ist die Tochter einer Serienmörderin. Und diese konnte nur gefasst werden, weil Milly der Polizei entscheidende Hinweise gegeben hatte. Jetzt wird ihrer Mutter der Prozess gemacht, und Milly wird plötzlich von Gewissensbissen heimgesucht. In ihrer Pflegefamilie findet das Mädchen keine Unterstützung, um diese schwere Zeit zu überstehen – im Gegenteil: Phoebe, die leibliche Tochter, hasst Milly von ganzem Herzen und versucht mit allen Mitteln, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und damit weckt sie in Milly eine verborgene Seite. Eine böse Seite. Denn Milly ist die Tochter ihrer Mutter ...




    Die Autorin
    Ali Land hat Psychologie studiert, ihr Hauptforschungsgebiet war die Psyche von Heranwachsenden, und ihre Doktorarbeit trägt den Titel "Children Who Kill". Für ihren ersten Roman "Ich bin böse" hat sie sich von "Der Herr der Fliegen", "Die Wespenfabrik" und dem wahren Fall der britischen Serienmörderin Rosemary West inspirieren lassen.






    „Ich bin böse“ ist ein sehr ungewöhnliches Buch. Zum einen ist da der sehr eigenwillige Schreibstil. Kurze Sätze, wenig Beschreibungen. Wir sind in Millys aka Annies Kopf und somit nah bei ihr. Und trotzdem….
    Eigentlich kann man nicht zu viel über die Handlung sagen. Milly wurde von ihrer Mutter seit frühester Kindheit misshandelt und missbraucht. Wäre das nicht schon schlimm genug, so wurde sie auch Zeugin, wie ihre Mutter 9 kleine Kinder tötete. Nach der letzten Tat verriet sie sie an die Polizei. Nun ist sie bei einer Pflegefamilie. Der Vater ist gleichzeitig ihr Psychologe. Er bereitet sie auf ihre Aussage vor Gericht vor. Seine Tochter Phoebe, im gleichen Alter wie Milly, ist aggressiv und aufsässig und leidet unter der leichten Missachtung ihres Vaters und der Depression ihrer Mutter. Und da Milly gerade alle Aufmerksamkeit bekommt, hasst sie sie. Sie ist sogar ausgesprochen grausam und macht Milly das Leben in der Schule schwer. Aber Milly ist hart im Nehmen, das hat ihre Mutter ihr beigebracht. Und sie hat noch viel mehr gelernt von ihrer Mutter.


    Man schwankt beim Lesen hin und her zwischen Mitleid für Milly, die seelisch und körperlich furchtbar gezeichnet ist. Dabei will sie doch bloß ein normales Leben führen, eine normale Familie haben und von ihrer Mutter loskommen, für die sie trotz allem Liebe empfindet. Aber unterschwellig treten nach und nach Untiefen hervor, die verstören.


    Dieses Buch ist kein einfaches Buch. Es beschreibt weder expliziert Grausamkeiten noch werden alle Taten genauer Beschrieben. Aber die Phantasie wird angeregt und man kann sich genug ausmalen. Das ist harte Kost. Zudem zeigt es die 15jährige Milly als schwer gezeichnete Figur, die eigentlich kein normales Leben mehr leben kann und das irgendwo auch weiß. Man gewinnt tiefe Einblicke in ihre Gedanken. Das ist gleichzeitig traurig, schrecklich und furchterregend. Ein wenig problematisch fand ich nur die Darstellung der Pflegefamilie. Der Vater ist zu sehr damit beschäftigt, anderen zu helfen, um zu sehen, dass seine Frau ein Suchtproblem hat und eigentlich nie geistig anwesend ist. Seine Tochter Phoebe wirkt fast wie der eigentliche Psychopath in der Geschichte und keiner merkt es. Die Konstellation und somit die Steilvorlage für Millys Reaktionen sind schon etwas gewollt konstruiert, aber auch nicht unvorstellbar abwegig, Wobei gerade Phoebe in ihrer Bösartigkeit schon überzeichnet wird. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Gerade die Erzählweise aus Millys Sicht heraus ist gut gelungen. Es ist schaurig und traurig zugleich. „Ich bin böse“ ist in vieler Hinsicht ein ungewöhnliches Buch, sehr eigenwillig in seiner Erzählweise. Ich denke, nicht jeder Leser wird Zugang zu diesem düsteren Buch finden. Mir hat es gut gefallen.