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ASIN/ISBN: 3100024583 |
Marilynne Robinson: Zuhause
Verlag: S. FISCHER 2018. 432 Seiten
ISBN-10: 3100024583
ISBN-13: 978-3100024589. 22€
Originaltitel: Home (engl. 2008)
Übersetzerin: Uda Strätling
Verlagstext
Um den erfundenen Ort Gilead hat Marilynne Robinson eine Erzählwelt geschaffen, die Roman für Roman weiterwächst. Gilead ist keine Idylle, sondern eine Stadt, die für den Leser zum Mittelpunkt eines ganzen Kosmos wird.
In »Zuhause« kehrt Glory Boughton nach Gilead zurück, um ihren sterbenden Vater zu pflegen. Kurz darauf findet auch ihr Bruder Jack nach 20 Jahren heim, der Bad Boy der Familie, der zu viel trinkt und zu wenig tut. Jack eckt bei allen an – und doch ist er der Liebling des Vaters. Allmählich knüpft er ein enges Band zu seiner Schwester, hütet aber weiter ein großes Geheimnis – einen Konflikt aus dem dunklen Amerika, in dem Hautfarbe und Leidenschaft Hass gebären. »Zuhause« ist ein auf leise, präzise Art schonungsloses Buch, in dem Marilynne Robinson die Kontraste ihrer Welt um den fiktiven Ort Gilead noch eindringlicher zeichnet. Sie erzählt mit großer Meisterschaft von Scham und Würde, von Gnade und Vergebung, und wieder gelingt es ihr, dem Trost ein Zuhause zu geben.
Die Autorin
Marilynne Robinson ist eine der großen Stimmen Amerikas. Für ihre Romane hat sie fast jeden Literaturpreis der USA gewonnen für »Gilead«, den Auftakt ihrer berühmten Trilogie, sogar gleichzeitig den Pulitzer Prize und den National Book Critics Circle Award. Es folgten »Zuhause« und »Lila«. Seit Präsident Obama im Wahlkampf durch Iowa kam und ihre Bücher las, stehen sie ständig in Kontakt, und Obama interviewte sie für die »New York Review of Books«. 2016 wurde ihr für ihr Lebenswerk der »Library of Congress Prize for American Fiction« zugesprochen. Robinson ist 1943 geboren und lebt heute in Iowa.
Die Trilogie
Reihenfolge des Erscheinens: Gilead, Home, Lila
Zeitliche Reihenfolge der Handlung: Lila, zeitlich etwa parallel Gilead und Home
Home kann als Band 2 der Gilead-Serie gesehen werden, aber auch als Einzelband mit Fokus auf eine weitere Person.
Inhalt
Glory Boughton ist die jüngste Tochter des presbyterianischen Geistlichen Robert Boughton, der wie sein Freund und rhetorischer Gegenpart John Ames im fiktiven Gilead lebt. Die acht Kinder Boughtons haben Gilead längst verlassen, das große Haus steht leer und Robert wird nicht mehr lange leben. Glory ist knapp 40 und kehrt, vom Leben enttäuscht nach zwei gescheiterten Beziehungen, ins Elternhaus zurück. Als ihr Bruder Jack nach langer Abwesenheit ebenfalls nach Gilead zurückkehrt, brechen alte Konflikte auf. Während seine Geschwister dem Bild der Gemeinde von wohlerzogenen Pfarrerskindern entsprachen, war Jack das Schwarze Schaf der Familie. Als Jugendlicher nutzte er seine Intelligenz allein zu Streichen, trank, musste von seinem Bruder durchs College geschleppt werden, zeugte ein Kind, um das er sich nicht kümmerte, und verletzte als Erwachsener seinen Vater tief mit Versprechungen, die er nie hielt. George schickte Fahrgeld, weil Jack sich ankündigte, Jack kam nicht, Jack kündigte sich wieder an, bis er 10 Jahre lang gar nichts mehr von sich hören ließ. Glory stellte als Kind fest, dass der Vater in der Kirche anders über den Verlorenen Sohn predigte, als er in der eigenen Familie empfand. Aus Glorys Erinnerungen an ihre Kindheit tritt besonders die unterschiedliche Behandlung der Söhne und Töchter hervor. Die Boughton-Söhne waren in Anzug und Schlips während des Sonntagsgottesdienstes der Stolz der Gemeinde, während von den sauber gekleideten Töchtern erst gar nicht gesprochen wurde.
Die Handlung spielt in den 60ern, zur Zeit der Proteste in Montgomery/Alabama. Glory hat sich um eine Zumutung von altem Haus zu kümmern, pflegt einen großen Garten und kümmert sich um ihren hinfälligen Vater. Als Jack eintrifft, übernimmt er einen Teil der Arbeit, zeigt sich äußerst geschickt und hat dennoch ein schlechtes Gewissen, weil er pleite und nur in einem fadenscheinigen Anzug im Elternhaus aufkreuzte. Glory sind Erbitterung und Neid darüber immer noch anzumerken, dass sie sich seit ihrer Kindheit im Gegensatz zu Jack nie anerkannt fühlte. Warum ausgerechnet Jack der Lieblingssohn des Vaters wurde, nagt an ihr. Es gibt viel zu bereuen für Jack, sein Kind das viel zu früh, vernachlässigt, starb - wie auch den Keil, den Jacks Nichtsnutzigkeit in die Beziehung zwischen Ames und Boroughs trieb. Es kommt zum - vorsichtig angebahnten - Treffen mit John Ames (vertraut aus den Bänden "Lila" und "Gilead"), dessen kleiner Sohn circa im Kindergartenalter ist. Jack ist sich bewusst, dass sein Vater nicht versöhnt sterben kann, solange er seinen Sohn nicht unter Gottes Schutz weiß. In Gilead gibt es keine Arbeit für Jugendliche, das wirft deutlich die Frage auf, ob Robert Boughton seinen Kindern die Flügel gab, mit denen sie ihren Heimatort verlassen und sich auf eigene Füße stellen konnten.
Fazit
Obwohl der Verlorene Sohn in „Zuhause“ im Mittelpunkt stehen sollte, habe ich mich stärker für Glorys Sicht der Dinge interessiert; denn ihr lebenslanges Problem finde ich zeitlos, dass schwierige Söhne mehr Aufmerksamkeit erhalten als zuverlässige Töchter. Wie die Handlung gegenüber „Lila“ zeitlich einzuordnen ist, habe ich zwar aufmerksam verfolgt, aber "Gilead" und "Lila" haben mich stärker angesprochen als dieser Teil.
7 von 10 Punklten