Tod in Belval - Hughes Schlueter

  • Hughes Schlueter
    Tod in Belval - Fashion-Fotograf Lou Schleck Shoot one
    Edtitions Saint Paul
    ISBN 978-2879637846
    September 2010


    literarische Weltreise: Luxemburg


    Belval in Luxemburg: einst Standort der Schwerindustrie sind nun die Hochöfen stillgelegt, dafür haben sich vermeintlich „saubere“ Gewerbe angesiedelt: Finanzdienstleister, Bauentwickler und die vielzitierten Kreativen.
    Auch Lou Schleck, erfolgreicher Modefotograf, hat sich hier niedergelassen und will die Industrieruinen für ein Fotoshooting nutzen. Dumm nur, dass am Fuße des Hochofens der zerschmetterte Körper einer jungen Frau gefunden wird. Und da Polizei und Spurensicherung sich unvorstellbar blöde anstellen, fängt Lou an, auf eigene Faust zu ermitteln.
    Die Tote, Chantal Fischer, war die persönliche Assistentin des örtlichen Projektmanagers, wobei persönlich in diesem Fall richtig persönlich bedeutet. Alles deutet also auf einen Täter in der benachbarten Schickimickiszene, und da Lou sich in dieser Szene wie kein zweiter auskennt, ist es für ihn ein Leichtes, sich in der Welt der Reichen und Schönen umzutun und den Täter zu finden.


    Nun ja, was soll ich dazu sagen? Große Grütze, vielleicht? Irgendwas in der Richtung jedenfalls, gut ist dieser Krimi aus Luxemburg jedenfalls nicht. Zunächst einmal ist der Plot doch allzu simpel gestrickt. Wer es denn nun war, ist zwar bis zum Schluss nicht ganz klar, aber das spielt seltsamerweise überhaupt keine Rolle. Ein Krimi, bei dem es einem egal ist, wer denn nun eigentlich der Mörder ist, das ist schon mal ein ganz schlechtes Zeichen.
    Das wiederum hat sicherlich mit der Figurenzeichnung zu tun: Die Guten sehen gut aus, besitzen einen exquisiten Geschmack, können sicher mit Meeresfrüchten umgehen und führen natürlich geistreiche Konversation. Das ist praktisch, denn sobald jemand mit einem unangemessen kurzen Rock auftaucht, dumme Sprüche klopft oder nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, wissen wir: hier ist etwas faul. Das ist einfach nur plump und bezeichnend für den gesamten Roman. Da ist nichts ausgearbeitet, ein paar Attribute müssen reichen. Es wird sogar noch ärgerlicher: wer die „guten“ Attribute erwischt hat, kann sich so gut wie alles erlauben, ein paar „schlechte“ reichen, um einen aus der menschlichen Wertegemeinschaft auszuschließen.
    Überhaupt wirkt das ganze Buch mal schnell hingerotzt, nichts ist gründlich durchdacht, der Plot ist oberflächlich und so unglaubwürdig, dass es weh tut. Ok, der Autor kann texten (von schreiben möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht reden), so war das Buch wenigstens sprachlich erträglich.
    Vielleicht hätte das Cover mich abschrecken sollen: eine Mischung aus 70er Jahre Goldmann-Verlag-Design und frühem James Bond-Vorspann, nur wenig schlimmer als der Roman selbst ist.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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