Munzinger Pascha - Alex Capus

  • Klappentext:


    Werner Munzinger Pascha: Ein Leben wie ein Roman, eine wahre Abenteuergeschichte.


    Olten, 1848. Der junge Werner Munzinger sitzt am Ufer der Aare und betrachtet die Mauern seines Heimatstädtchens. Nur fort will er aus diesem Mief jahrhundertealter Biederkeit. Vier Jahre später bietet sich die Gelegenheit: Als Händler und Forschungsreisender zieht er los nach Kairo und ans Rote Meer, macht sich auf in die unwegsamen Gebirge Abessiniens, den sagenumwobenen Nilquellen entgegen...


    Olten, 150 Jahre später. Lokalredakteur Max Mohn stößt auf den längst in Vergessenheit geratenen Werner Munzinger. Er verfolgt dessen Spur bis nach Kairo, verliert sich in den Gängen alter Archive, findet einen Stapel Briefe von der Hand Munzingers.


    Mohn spürt Munzingers widerwilligem Aufstieg zu Reichtum und Macht nach, der darin gipfelt, dass Munzinger vom Vizekönig von Ägypten den Ehrentitel eines Paschas verliehen bekkommt. Munzinger bekämpft Blutrache und Sklaverei, heiratet eine Abessinierin, hofft auf Fortschritt dank Dampfkraft und Telegraphie. Aber wieso musste er auf einen Eroberungsfeldzug ausziehen?


    Max Mohn möchte verstehen – und geriete völlig in den Bann jenes einzigartigen Abenteurers, würde ihn nicht die schöne Russin Polja in die Gegenwart zurückholen...


    Mit großer Meisterschaft erzählt Alex Capus in seinem Romandebüt eine doppelte Lebensgeschichte: die des einfühlsamen Journalisten Mohn und die des tatenfreudigen Werner Munzinger. Es entsteht eine Figur in ihren schillernden Facetten zu neuem Leben, die eine nachhaltige Faszination auf uns Heutige ausübt: ein menschenfreundlicher Abenteurer und Pionier, der auf einem der letzten weißen Flecken auf der Landkarte seinen Träumen Taten folgen ließ.


    Über den Autor:


    Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, lebt in Olten, Schweiz, und Italien. Er hat in Basel Geschichte und Philosophie studiert und verdient sein Brot als freier Schriftsteller und Journalist.


    Meine Meinung:


    Ich habe dieses Buch gelesen, weil mir der Autor empfohlen wurde und es das einzige Buch Capus' war, das es in meiner Bibliothek gab. Der Klappentext jedenfalls hat mich nicht so angesprochen. Ein Buch über einen mir völlig unbekannten Afrikaforscher - eigentlich nicht mein Thema.


    Ich habe es dennoch mit Freude gelesen, hier mal eine Pressestimme, die es ganz gut trifft:


    »Max Mohn, die erste Zentralfigur von Alex Capus' Roman ›Munzinger Pascha‹, ist ein gebrochener Charakter: in keiner Weise herausragend, doch wendig und immer dicht am richtigen Leben … Seine kleinen, oft ein wenig zynischen Mogeleien und Ausflüchte schildert Alex Capus mit einer geradezu Rousseauschen Unverblümtheit. Der junge Schweizer Schriftsteller findet dafür eben jenen Ton treffsicherer und leichthändiger Ironie, der in der deutschsprachigen Literatur so selten ist. Es ist die Sprache, die diesen Debütroman so bemerkenswert macht, und man darf hier ruhig einmal von einer Entdeckung sprechen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung


    Ja, es ist die Sprache, die den Roman auszeichnet. Dieser Journalist, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt, der seine Frau geschlagen hat, der zu ehrlich ist, um einen Artikel über einen verlogenen Lokalpolitiker zu schreiben, der Angst vor Tauben hat, der immer wieder ein Bier braucht ... also dieser Max Mohn wird dem Leser in ganz kurzen Episoden sehr vertraut und trotz seiner Macken sehr sympathisch.


    Max stößt zufällig auf einen Artikel im Lexikon über Munzinger, der auch aus Olten stammt, und begibt sich kurzentschlossen auf dessen Spuren.
    Zwischen diese Episoden in der Gegenwart sind nun die Erlebnisse des Werner Munzinger in Afrika in Form von Berichten und Briefen eingebettet. Capus stellt uns Munzinger als rundherum positive Figur dar. Dabei gibt es durchaus auch negative Stimmen zu Munzinger – z.B. sei er ein skrupelloser Ehrgeizling gewesen. Capus klärt da einiges im Nachwort und schreibt:
    „Und trotzdem bin ich der tiefen Überzeugung, dass mein Bild Werner Munzingers wahr ist, dass ich nichts Unwahres geschrieben und keine Wahrheit unterdrückt habe ...“


    Eine Munzinger-Biographie darf der Leser jedenfalls nicht erwarten. Einen historischen Roman? Auch. Ein zeitgenössischer Roman? Ich habe ihn z.T. als solchen gelesen. Schon weil mich der Max oft mehr interessiert hat als der Munzinger.
    Leseempfehlung? Ja. Aber der Munzinger ist eines der ersten Bücher von Capus und wenn ich anderen Rezensionen glauben darf, ist Capus immer besser geworden.

  • ... und wurde immerhin 8 Jahre später dann auch gelesen... :lache


    Meine Meinung:


    Munzinger Pascha ist ein (historisch verbürgter) Schweizer Afrikaforscher, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Afrika reist. Dort betreibt er zunächst geographische Studien, bevor er an mehreren Expeditionen und Handelsreisen teilnahm. 150 Jahre später wird der (fiktive) Journalist Max Mohn auf das abenteuerliche Leben Munzingers aufmerksam, der anhand von Briefen und Originaldokumenten versucht, sich ein Bild dieses Munzinger Paschas zu machen. So werden hier zwei Erzählstränge verknüpft, deren Hauptfiguren auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, aber bei näherer Betrachtung doch einige Gemeinsamkeiten haben. Allerdings konnte mich dieser Debütroman von Alex Capus aus dem Jahr 1997 nicht überzeugen, insbesondere nachdem ich zwei spätere Romane (Fast ein bisschen Frühling; Leon und Louise) von ihm kenne und sehr schätze. Zum einen besteht der Handlungsstrang um Werner Munzinger hauptsächlich aus Briefen oder Berichten, die er selbst verfasst hat. Diese vermitteln zwar ein gewisses exotisch-abenteuerliches Flair der damaligen Zeit, dennoch wirken sie in ihrer Zusammenstellung wie ein (zu) kurzer Abriss seines Lebens, von dem man gerne noch mehr erfahren hätte. Problematischer für mich war jedoch der zweite Handlungsstrang um Max Mohn, der in der Gegenwart spielt. Er blieb mir bis zuletzt fremd, sowohl seine Vergangenheit als auch seine Gegenwart berührten mich wenig. Die Dialoge mit den wenigen (ebenfalls nur sehr knapp skizzierten) Nebenfiguren scheinen teilweise fast surreal, seine Handlungen wenig nachvollziehbar. Um das schillernde Leben des Munzinger Paschas zu erzählen, wäre ein Max Mohn überhaupt nicht nötig gewesen. Dennoch lässt Alex Capus hier bereits sein Erzähltalent erahnen, mit dem er in späteren Romanen wunderbar lebendige Figuren schafft und dabei kunstvoll Historie und Fiktion verwebt.


    Für diesen Roman vergebe ich allerdings nur 6 Punkte.