Das Geheimnis des roten Hauses - A. A. Milne

  • Originaltitel: The Red House Mystery (1922)
    Fischer Taschenbuch 2009, 198 Seiten



    Über den Inhalt:
    Mark Ablett, Gentleman und Snob, versammelt in seinem englischen Landhaus - genannt das Rote Haus gerne seine Freunde und Bekannten um sich. Doch die Idylle wird jäh zerstört, als Marks Bruder, das schwarze Schaf der Familie, ermordet wird und Mark spurlos verschwindet. Zwei seiner Freunde, Antony Gillingham und Bill Beverley, wollen die Sache aufklären auf ihre Weise.


    Über den Autor:
    Alan Alexander Milne (A. A. Milne), 1882 in Hampstead geboren, wurde durch seine Winnie-Pooh-Geschichten weltberühmt. Milne schrieb aber auch Kriminalromane, „Das Geheimnis des roten Hauses“ gehört zu den wichtigsten Werken in diesem Genre. Der Autor starb 1956 in Hartfield, Sussex.


    Meine Meinung:
    Nach all den komplexen, raffinierten, actiongeladenen und technisch reich ausstaffierten Krimis und Thrillern der letzten Zeit hatte ich mal Lust auf etwas Einfaches, auf einen Roman, der ohne all das auskommt. Also hieß es: zurück zu den (Krimi-)Anfängen.


    Im Jahr 1922 ist A. A. Milnes Buch erschienen, ein englischer Landhauskrimi, der zu den Klassikern des Genres gehört und mit wenig Personen, einer eher simpel erscheinenden, gradlinigen Handlung und einem gemächlichen Tempo daherkommt. Nervenkitzelnde Spannung sucht man vergeblich, dafür eine sauber konstruierte Geschichte mit amüsanten Szenen, die eher zum Lächeln als zum Schaudern einladen. Angetan haben es mir auch die mit wenigen Strichen gut gezeichneten Charaktere. Milne versteht sich auszudrücken, nach bereits 183 Seiten ist alles gesagt, der Mörder gestellt, das Motiv geklärt.
    Dann folgen in dieser Ausgabe des Fischer-Verlags noch 15 Seiten Nachwort mit zwei Beiträgen von Lars Schafft (krimi-couch.de) über diesen sowie den klassischen englischen Kriminalroman im Allgemeinen.


    Ich habe diesen kleinen feinen Krimi als wohltuende Abwechslung zu all den teils so überfrachteten, verschachtelten modernen Werken dieses Genres empfunden.

  • Meine Meinung:


    Dieser Kriminalroman aus dem Jahr 1922 liest sich wie im Fluge, was im Wesentlichen auf drei Ursachen zurückzuführen ist: die geringe Seitenzahl von weniger als 200 Seiten, die leicht verständliche Sprache und schließlich der geradlinige Plot, der im Wesentlichen den "10 Goldenen Regeln für einen fairen Kriminalroman" von Ronald A. Knox entspricht. Diese besagen unter anderem, dass der Detektiv keinen Spuren folgen soll, die dem Leser unbekannt sind oder dass er den Fall nicht aufgrund von Zufällen oder Intuition aufklären soll. So weit so gut, doch Milne treibt in seinem ersten - und einzigen - Kriminalroman, den von ihm in diesem Genre hoch geschätzten Purismus quasi auf die Spitze, was in dieser Konsequenz ungewöhnlich ist, aber durchaus einen gewissen Unterhaltungswert besitzt. Sich auf das Wesentliche zu beschränken ist nachvollziehbar, doch ohne eine gewisse Zahl von potenziellen Verdächtigen, raffinierten Wendungen, bewusst gelegten falschen Spuren macht auch das noch so faire Miträtseln nur halb so viel Spaß, weil der Täter - genau wie hier - zumindest von dem einigermaßen versierten Krimi-Leser relativ früh erraten wird.
    Abgesehen davon und einigen logischen Stolpersteinen, die sich bei näherer Betrachtung zeigen, muss man Milne jedoch seinen Humor zugute halten. Wie er beispielsweise seine beiden Amateur-Ermittler ganz ausdrücklich an Sherlock Holmes und Dr. Watson anlehnt und diese ihre beiden berühmten Vorbilder sogar bewusst nachspielen lässt, trägt zwar nicht zur Spannung bei, ist aber höchst amüsant. Ein humoristischer Krimi in Reinform - ideal für die leichte Krimilektüre zwischendurch.


    Ich schließe mich den 8 Punkten an.