Joe Speedboat - Tommy Wieringa [13 - 16 Jahre]

  • Joe Speedboat, Tommy Wieringa, Hanser, August 2006


    Klappentext
    Er nennt sich Joe Speedboat und rast mit einem Umzugswagen, den sein Vater lenkt, in das Wohnzimmer der angesehensten Familie in Lomark. Der Vater ist tot, das Wohnzimmer des Asphaltwerkbesitzers zerstört, und Joe ist in dem kleinen Dorf an der deutsch-niederländischen Grenze angekommen. Aber er bleibt ständig in Bewegung, ein Draufgänger, der in der Schule Bomben bastelt und später sogar ein Flugzeug baut, um die einzige FKK-Anhängerin am Ort in ihrem Garten beobachten zu können. Er wird der beste Freund von Fransje, Ich-Erzähler, der seit einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt und endlose Tagebücher schreibt, weil er kaum sprechen kann. Nur PJ Eiländer, dem schönen Mädchen aus Südafrika, in das alle Jungs aus Lomark verknallt sind, wird Fransje sie eines Tages zu lesen geben.


    Der Autor
    Tommy Wieringa, 1967 geboren, studierte Geschichte und Journalistik. Er war Redakteur einer Literaturzeitschrift und Musiker und schreibt Erzählungen, Reisereportagen, Hörspiele und Gedichte. In den Niederlanden sind vier Romane von ihm erschienen. Joe Speedboat ist seine erste Veröffentlichung auf deutsch. Er lebt auf einem Bauernhof in der Nähe von Amsterdam.


    Meine Meinung
    Das Buch heißt zwar Joe Speedboat, aber eigentlich geht es um Frans, der hier als Ich-Erzähler sein Coming-of -Age erzählt. Vom "Krüppel" zum "Meister im Armdrücken" erzählt er die Geschichte seiner Jugend. Sprachlich sehr schön, teilweise lustig, auch nachdenklich machend, aber niemals bedrückend schreibt Wieringa über das Leben Frans in den Niederlanden der 80er und 90er Jahre.
    Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch, ein Regaljuwel.


    Edit: da fehlte ein "d"

  • Meine Meinung:


    Als gesunder Teenager hat man es schon schwer genug. Doch für den 14-jährigen Fransje ist die Pubertät eine ungleich größere Herausforderung. Seit einem schrecklichen Unfall an den Rollstuhl gefesselt, (bis auf einen Arm) bewegungsunfähig und nicht mehr in der Lage, sich verbal mitzuteilen, bleibt ihm zunächst nur die Rolle des Beobachters. Die macht sich Fransje zu eigen und schreibt alle seine Erlebnisse akribisch auf und wird so in gewisser Weise zum Chronist seines kleinen niederländischen Heimatdorfes. Im Mittelpunkt seiner Tagebücher steht seine Freundschaft zu Joe Speedboat, ein verwegener Junge, der im wahrsten Sinne des Wortes in eben jenem Dorf einschlägt wie eine Bombe und zusammen mit Fransje alle Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens durchlebt.
    All das erzählt Tommy Wieringa in einer fröhlich-frechen Sprache auf so sympathische Weise, dass man Fransje schnell ins Herz schließt und seine Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen kann. Selbst skurrile, ja fast schon phantastische Ereignisse erhalten angesichts dieser besonderen Erzählstimme eine überraschende Glaubwürdigkeit, die das Lesevergnügen abrundet. Ein witziger, trauriger, frecher und überaus unterhaltsamer Entwicklungsroman, der neben einigen nachdenklichen Momenten so manche Überraschungen bereit hält.


    Von mir 9 Punkte.