Sodele, frisch vom Kurzdienst kommend sehe ich die Lage etwas deutlicher.
Ich verstehe allmählich die Aufregung seitens der Leser und die Bemühungen der Verlage, was Pseudonyme und Vitae angeht. Ich drösel das für mich mal auf, wie ich das jetzt glaube zu verstehen
(Achtung! Augenzwinkernde Ironie!)
Autor Y ist eine Couchpotatoe erster Klasse. Er wohnt in Wanne Eickel, seine weiteste und längste Reise waren mal 4 Wochen Gran Canaria all inclusive und er schreibt recht unterhaltsame Romane der Humorschiene auf Stammtischniveau. Autor Y schreibt so, wie ihm der (humorvolle) Schnabel gewachsen ist.
Die Leser kaufen es ihm ab, er ist ja einer der ihren, und fertig ist.
Autor Y will jetzt aber einen … sagen wir mal Thriller schreiben. Er kann sich gut ausdrücken und auch spannend schreiben, hat aber bisher noch nie eine Waffe in der Hand gehabt, und der letzte Ausbilder der ihn anbrüllte war der Schwimmlehrer am Beckenrand des Nichtschwimmerbereichs auf seiner alten Hauptschule.
Und schon jammert der Verlag verständlicherweise los, dass er Autor Y ja schon als Autor Y in der Humorschiene ihres Verlags Pages for dreams aufgebaut haben! Wie könne er es da wagen, aus der Schublade auszubrechen! Die Marke würde ja verwässern. Das wäre, als würde Cola plötzlich Schnaps brauen, oder Maggi auf die Idee kommen, Tapeten ins Sortiment aufzunehmen 
Entweder schreibt er den Thriller unter Pseudonym, oder gar nicht!
Autor Y, nicht dumm, hat aber einen anderen Verlag an der Hand. Und der sagt: Wir versuchen es.
Also schreibt er einen Thriller ohne Massenmörder, aber mit reichlich Agenten, Killern, Verfolgungsjagden und Verschwörungen. Der neue Verlag, nennen wir ihn einfach mal Vita Morgana, druckt in die Innenseite nur:
"Autor Y lebt mit Frau und Hund in Wanne Eickel."
Jetzt kommt aber irgendein (begeisterter?) Leser auf die Idee, seinem Idol die Hand schütteln zu wollen. Wahrscheinlich in dem Gedanken, er würde James Bond persönlich treffen, der für ihn als Leser seine Memoiren verfasst hat. Also fährt er nach langer Spurensuche nach Wanne Eickel zu unserem Autor.
Er klingelt und erwartet ein markiges:
"Mein Name ist Y. Autor Y."
Ärgerlicherweise öffnet ihm aber ein Hängebauchträger mit Dreitagebart und Jogginghose vom Discounter.
Was passiert?
Die Glaubwürdigkeit des Autoren ist in Richtung der Körperöffnung gewandert, in die sich niemals ein Sonnenstrahl hinein verirren würde. (OP´s und monströse Flatulenzen ausgeschlossen :wow)
Das Buch, von Lesern und Kritikern von "wohlwollend" bis "Begeistert" aufgenommen, wird plötzlich zerrissen. Wo es vorher noch hieß ...
"Autor Y schreibt, wie Robert Ludlum träumte"
liest man dann also ...
"Autor Y träumt sich in eine Welt irgendwo zwischen Alarm für Döner 11 und spätpupertären Jungenträumen."
Also bleibt es Fakt, dass ein Pseudonym sowohl Schutz, als auch "Schutzmarke" ist.
Schutz für den Autoren vor enttäuschten Fans, Schutzmarke für den Verlag, denn wer würde z.B. schon Zahnpasta einer Firma kaufen, die zugleich auch Schokolade und Tapeten herstellt?
Aber wie sieht es mit der Vita aus?
Bei einer Vita zu lügen empfinde ich als schlechten Stil und absolutes NOGO.
Da wäre es dann also besser ganz zu schweigen, wenn man über ein Thema schreibt, das man nur aus der Theorie kennt. Egal ob unter Eigennamen oder mit Pseudonym.
Ob der Roman dann noch glaubhaft rüberkommt (von wegen Fakten, Wissen etc.) sollte erstmal egal sein.
Dann findet man zwar nur sehr schwer einen Verlag, weil sich ein Name nur mit Infos zu dem Namen glaubwürdig verkaufen lässt, nicht mit Romanen alleine, aber das ist eine andere Baustelle, über deren Kosequenzen beim "Pfusch am Bau" man vorher ein Denkpäuschen einlegen sollte.
Wer hier lügt oder beschönt, der muss damit leben, gebrandmarkt zu werden.
Mein Fazit:
Die Vita eines Autoren hat mich noch nie gejuckt, und wird es auch nie. Wenn die Geschichte gut erzählt war, lag alles in Butter bei mir. Ob da jetzt über Raketentechnik geschrieben wurde, Westentaschen-James-Bonds oder Viren im Kühlschrank. Ich wollte unterhalten werden, und nicht die Welt erklärt bekommen.
Dafür gibt es schließlich Werbefernsehen.
Aber sollte ich jemals einen Thriller schreiben, und sollte mir tatsächlich das Glück zuteil werden, dafür einen Verlag zu finden, wähle ich von Anfang ein Pseudonym und bitte den Verlag um folgende Auskunft im Innendeckblatt meines Romans:
Autor Dirk67 lebt.
Und dann geht hier irgendwann die Debatte los, wer einen Ghostwriter hat, wer noch selber schreibt, wer einen Supercomputer benutzt ... 
Nachtrag:
Ich nehme das Thema einfach nicht ernst genug, war aber einfach mal neugierig, was denn so schlimmes dahintersteckt.
Ich werde im Alltag schon so oft mit anegblich wissenschaftlich hinterlegten Fakten und Statistiken belogen, da macht mir das mit einer falschen Vita auch nix mehr aus. Es geht hier um Unterhaltung, um Träume, um eine Flucht aus dem grauen Alltag, und nicht um die nächste Tariferhöhung.
Ich glaube, da werde ich viel schlimmer beschissen, als bei einer getürkten oder schöngefärbten Vita 