Beiträge von Nicole

    Zitat

    Original von Fay
    Danke Nicole,


    du sprichst mir aus der Seele. Es gibt Menschen, die sind nie zufrieden und werden diesen Zustand auch nie erreichen. Jeder hat seine eigene Messlatte, die es zu erreichen gilt. Einige wollen immer den Weltrekord, andere geben sich mit einem Heimsieg zufrieden. Ich bin dafür die Latte erst einmal niedrig anzusetzen, damit ich eine Chance habe, sie auch zu überwinden. Danach kann man immer noch höhere Ziele anstreben.
    Wie schrecklich wäre es, wenn man nie diesen Zustand von Glück erreicht!
    Wenn ein Schriftsteller, Autor etc. nie mit seiner Arbeit zufrieden ist, kann er dann dieses Werk jemals einem Verlag anbieten? Wohl nicht. Wenn Hef nie zufrieden mit seinen Werken gewesen wäre, frage ich mich, warum er es überhaupt so weit geschafft hat? :-]


    Gruß


    Huhu Fay,


    das mit der Messlatte ist so eine Sache ...
    Ich hab die für mich bei keinem meiner Bücher je erreicht; manchmal hat nicht viel dazu gefehlt, manchmal hab ich heute noch Bauchgrummeln, weil ich für mich das Gefühl habe, ich hätte das Buch an einzelnen Stellen oder insgesamt wesentlich besser hinkriegen müssen.
    Und die Messlatte verschiebt sich tatsächlich (und verflixterweise :lache ) mit jedem neuen Buch ein bisschen mehr.
    Aber man wächst auch mit der Herausforderung und entwickelt sich mit jedem Buch weiter ...


    Auf meinem Autoren-Konto finden sich Bücher, die kommerzielle Total-Flops waren, aber von ihren Lesern heiß und innig geliebt werden. Und ein sehr erfolgreiches Buch, für das ich immer noch zum Teil sehr, sehr harsche Kritik einstecken muss.


    Was ist nun wichtiger? Was macht mich zufriedener?


    Für mich haben sich über die Zeit verschiedene Aspekte von Zufriedenheit herauskristallisiert, und ich hab gelernt, dass ich nicht immer in jeder Hinsicht komplett zufrieden sein kann. Manchmal in der einen, manchmal in der anderen, und unterm Strich kommt dann doch immer sowas wie Zufriedenheit bei raus, insgesamt mit meiner Arbeit und für jedes Buch in einer ganz eigenen Färbung.


    Trotz aller Selbstzweifel und dem Gefühl, ich hätt's besser machen müssen, und sei's nur in Winzigkeiten - aber von denen darf ich mich nicht auffressen lassen.


    Für mich macht's die Mischung aus Selbstzweifel und Zufriedenheit; das ist der Motor, der die Kreativität am Laufen hält.



    @ rienchen


    :lache

    Seelenfrieden? Seelenheil?
    Heieiei, mächtig große Worte hier ...


    Über diese Begriffe werd ich vielleicht mal am Ende meines Lebens nachdenken und ganz sicher nicht im alleinigen Zusammenhang mit dem Schreiben.


    Mir tut's das derweil mal mit banalen Begriffen wie "Zufriedenheit" oder "Glück".


    Ich bin durchaus manchmal zufrieden mit einer Szene oder einem Manuskript.
    Ich bin glücklich, wenn ich mitbekomme, dass ein Leser eine gute Zeit mit einem Buch von mir hatte. Ich bin auch glücklich über gute Rezis.


    Genauso glücklich bin ich aber, wenn ich mit einem Hund spiele oder morgens neben dem Mr. aufwache. Wenn ich an meine jüngst zurückliegende Reise denke (und die vielen Momente des Glücks und der Zufriedenheit in dieser Zeit) oder an die kommende. Wenn ich von einem Eulentreffen nach Hause fahre ...
    (Liste fast unendlich verlängerbar)


    Ich find's immer bedenklich, das Lebensglück von einem Beruf (und sei's auch Berufung und Lebensleidenschaft wie das Schreiben) oder von einem einzelnen Menschen abhängig zu machen. Da kann man ziemlich leicht auf die Schnauze fallen. Muss ja auch nicht sein, das Leben besteht ja nun doch aus wesentlich mehr.


    Ich nehme meine Arbeit sehr ernst, und auch das Autorendasein - finde aber durchaus, dass ich mich in dieser Eigenschaft als Autor nicht allzu wichtig nehmen sollte.
    Bin ich nämlich nicht.


    Zitat

    Original von hef
    Also der Beruf des Schreibens ist zum Seelenfrieden kontraproduktiv


    Ich finde das doch immer recht gewagt, hier einen kausalen Zusammenhang zusammenzubasteln. Genauso gut könnte man sagen, wer eh schon Probleme mit der Realität und dem Leben hat, neigt eher dazu, Schriftsteller zu werden.
    Oder Schauspieler, die übrigens eine höhere Suizidrate haben als Schriftsteller.


    Zu Suizidraten einzelner Berufsgruppen gab's übrigens an der Uni Würzburg eine interessante Meta-Analyse, online als pdf einsehbar: klick!


    Und dieses permanente Zitieren von suizidalen weltberühmten Schriftstellern (Frauen wurden hier mal wieder unter den Tisch fallen gelassen, oder? Sylvia Plath? Virginia Woolf? Hallo, schon mal gehört?!) gehört m.E. in die Klamottenkiste. Da wird an herausragenden Einzelfällen ein Mythos zusammengekleistert, der ja nun wirklich mit unser aller Realität sehr, sehr wenig bis gar nix zu tun hat.


    Oder zumindest mit meiner nicht, auch wenn ich weiß Gott nicht immer Little Mrs Sunshine bin.



    Zitat

    Original von hef
    Kein Autor wird und darf jemals mit sich zufrieden sein.


    Also, ich darf das - finde ich. :-]
    Ich bin das auch, so ab und zu.
    Tut mir leid, wenn ich diesen Deinen Grundsatz jetzt hiermit falsifiziere. :lache


    Ich bin heute immer noch sehr zufrieden mit der Szene, die ich gestern geschrieben hab.


    Aber kommt natürlich drauf an, wie man für sich "zufrieden mit dem Text" definiert. Ich bin zufrieden, wenn ich für mich das Gefühl habe, ich habe alles gegeben, alles in das Buch reingesteckt, was zum Zeitpunkt X des Drucks für mich möglich war.


    Ob das gereicht hat, dass daraus ein "gutes" (ja nun, je nach Definition, gelle?) Buch geworden ist, das müssen andere beurteilen.
    Und da sagen die einen so, die anderen so ... :grin




    Zitat

    Original von Alexandermerow
    Mein Ziel (Weltherrschaft) habe ich noch nicht erreicht. Daher geht es mir noch immer sehr schlecht und ich bin voller Hass und Neid :grin Und jetzt muss ich auch noch meine Wohnung renovieren.... :cry


    :lache


    Wohnung renovieren erdet! :zwinker
    Viel Spaß beim Werkeln! :wave

    Zitat

    Original von Wiggli
    Danke für die Ausführungen, besonders mag ich die Dinger auch nicht. Höchstens als Tintenfischringe verarbeitet. :grin


    Geht bei mir auch nicht. Geht ganz und gar nicht. :uebel


    :lache


    Zitat

    Original von Wiggli
    Genau so, die von dir gelesene Ausgabe kann du ja in einem neuen Posting verlinken. :-]


    Ah, okay, danke. :wave





    Der Vollständigkeit halber: hier die englische Ausgabe, die ich seinerzeit gelesen habe ...

    Zitat

    Original von Wiggli


    So was gibt es? :wow


    Naja, ich hab nicht wirklich Angst oder Panik vor Tintenfischen - aber mich graust's ganz furchtbar davor; mich schüttelt's immer, wenn ich auch nur einen abgebildeten sehe. :uebel
    "Pirates of the Carribean 3" angucken war auch schon eine echte Herausforderung, bah ...


    Zitat

    Original von Wiggli


    Kannst du noch die deutsche Ausgabe verlinken? Dann taucht es auch im Verzeichnis auf. Danke. :wave


    Eeehhhm ... wie konkret? :schaem
    Ich hab ja nur das eine ISBN-Eingabefeld im Eingangsbeitrag - also die englische Ausgabe löschen und durch die deutsche ersetzen oder wie? :gruebel

    ups, jetzt erst gesehen ... :schaem


    @ TheAlice


    yapp, kommt im August, wird "Kill You Twice" heißen und definitiv mit Gretchen sein:


    America’s most seductive serial killer is back, haunting every page of bestseller Chelsea Cain’s latest heart-stopping thriller, this time drawing Portland detective Archie Sheridan deeper into the dark secrets of her past
    (via amazon.de)


    :freude



    @ Wiggli


    Ui, dankeschön! :wave


    Ich hab erst auf den zweiten Blick gesehen, was da auf dem Cover abgebildet ist ... :wow
    Jessas, da denkt auch keiner an Tintenfisch-Phobiker wie mich! :yikes :uebel :lache


    *geht dann mal den Eingangsbeitrag editieren*

    Ich bin recht lange um dieses Buch herumgeschlichen; erst zwei Artikel dazu in der ZEIT bzw. im ZEIT Magazin haben mich dazu bewogen, es zu lesen – und irgendwie war ich auch bis zur Lektüre davon überzeugt, es handle sich mehr um einen Roman denn um eine doch recht sachliche Familienbiographie … :gruebel


    Netsuke – das sind japanische Miniaturen wie der titelgebende Hase mit den Bernsteinaugen.
    Der Keramikkünstler Edmund de Waal erbt 264 solche Miniaturen von seinem Großonkel Iggie, der lange Jahre in Japan gelebt hat. De Waal macht sich auf die Suche nach dem Ursprung der Netsuke und damit auch nach der Geschichte seiner Familie, den Ephrussis, jüdisch und kosmopolitisch, kunst- und literaturinteressiert.


    Von Odessa über Paris nach Wien und von dort nach England und Japan führen von Generation zu Generation die Wege der Ephrussis – und die der Netsuke, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Charles Ephrussi, dem Kunstsammler und Mäzen, in die Familie kamen. Durch alle Höhen und Tiefen zeichnet de Waal die Geschichte seiner Familie nach, die finsteren Jahre des Dritten Reichs eingeschlossen.


    Herausgekommen ist dabei nicht nur eine Familiengeschichte – sondern auch eine Chronik Europas zwischen Blüte und Zerfall und Neuanfang und eine kurze Geschichte Japans nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine kleine Kunstgeschichte ist es auch geworden, mit Exkursen in die Psychologie und Soziologie der Kunst und der Kultur. Und auch eine Geschichte darüber, wie tief verwurzelt und wie spürbar der Antisemitismus in Europa schon lange vor Hitler war.


    De Waal zeigt sich dabei als eifriger und akribischer Spurensucher, als ebenso einfühlsamer wie ehrlicher Chronist. Besonders gefiel mir die persönliche Komponente de Waals bei der Schilderung seiner Familiengeschichte: wie es ihm auf dieser Spurensuche erging, was er dabei dachte und fühlte, die Missgeschicke, die ihm dabei unterliefen oder die Fehler, die er dabei seiner Ansicht nach machte, Unsicherheiten oder Hochstimmungen, die er empfand und die Begegnungen, die er dabei hatte. Das wirkt alles wohltuend echt und unverfälscht und menschlich - und ja, eben sehr persönlich.


    Manchmal hätte ich mir eine umfangreichere Schilderung gewünscht, aber das Minimalistische dieses Buches passt für mich wiederum sehr gut zu der Kunstform der Netsuke und ist daher für mich in sich stimmig. Ein bisschen geärgert habe ich mich, dass de Waal weitaus mehr Bilder von seinen Vorfahren beschreibt als auch im Buch enthalten sind; da hätte ich mir doch ein paar Fotos mehr gewünscht als die im Buch vorhandenen.


    Ob dieses Buch jetzt wirklich ein „masterpiece“ ist, wie es einer der Blurbs auf meiner englischen Ausgabe verheißt, weiß ich noch nicht; das wird sich daran zeigen, wie lange es noch in mir nachhallt.
    Es ist auf jeden Fall ein sehr schönes und besonderes Buch, aus dem ich vor allem die Gedanken über Veränderungen und Vergänglichkeit und über das, was Bestand hat und überdauert, mitnehmen werde.


    Und die Geschichte von Anna, dem Dienstmädchen, die mich mehr als alles andere in diesem Buch tief berührt hat.



    Auf der Website des Autors gibt es übrigens eine kleine Galerie mit rund 30 der Netsuke zum Angucken: Edmund de Waal - Netsuke Gallery