Beiträge von Oblomov

    Ausgerechnet bei einem ebook-Reader die Öko-Diskussion aufmachen zu wollen, erscheint mir etwas verzweifelt. Wer derartig konsequent ist, müsste sich eigentlich von unserer technologisch geprägten Zivilisation verabschieden und in eine holzgeheizte Hütte ziehen.


    Mir ist auch nicht ganz klar, warum Zielgruppe der Reader ausgerechnet immer jüngere Menschen sein sollen. Zielgruppe sind Leser. Bei den Readern, die ich in "freier Wildbahn" sehe, sind die Nutzer von der Altersgruppe her völlig unterschiedlich - von Leuten in den 20ern bis zu solchen, die schon erkennbar im Rentenalter sind.
    Wirklich junge Leute nutzen vielleicht auch eher ihr Smartphone auch als Reader.


    Ebooks mit zusätzlichen Funktionalitäten gibt es schon als Apps z.B. für das iPad. Zielgruppe für ebooks sind aber zunächst einmal Leser, nicht unbedingt klassische Interessenten für multimedia Unterhaltung.


    Niemand hat übrigens behauptet,daß ebook-Reader eine Fremdsprachenausbildung ersetzen. Sie erleichtern aber den Zugang zu fremdsprachigen Büchern. Daß die Ausbildung in diesem Bereich heute schlechter ist als früher, wage ich auch zu bezweifeln.

    Selbst wenn man keine Diskussion über e-ink vs. LCD Displays führen möchte, erscheint die Auflösung von 800x480 für ein 7" Display als sehr gering. Aktuelle eink Reader von Sony, Kobo oder der Kindle haben eine Auflösung von 800x600 bei einer Displaygröße von 6" - und selbst das dürfte gerne besser sein.


    Daß Berlin entgegen seiner Selbsteinschätzung bei weitem nicht immer an der Spitze einer Entwicklung steht?
    Hier im Rhein-Main Gebiet habe ich z.B. in den Regionalzügen im Verlauf des letzen Jahres einen erheblichen Anstieg der Anzahl der Nutzer von ebook-Readern festgestellt, selbst wenn man Tablets und Smartphones hierbei gar nicht nicht einbezieht. Hinzu kommt, daß ebook-Reader mittlerweile in allen Elektronikmärkten erhältlich sind. Dort hapert es eher an der Qualifikation der Verkäufer.
    Eine Dominanz der männlichen Nutzer kann ich ebenfalls nicht erkennen.


    Wer einmal einen Blick in englischsprachige "Tauschbörsen" wagt, der wird feststellen, daß ein ganz erheblicher Teil des Angebots eindeutig weibliche Leser im Fokus hat, insbesondere auch ältere weibliche Leser, wie das gigantische Angebot an sog. "Romance"-Literatur zeigt. Von einem nennenswerten Einfluß oder gar einer dominierenden männlichen Nerd-Kultur ist da weit und breit nichts zu erkennen.


    Ebenso verhält es sich übrigens auch bei dem Angebot unserer Onleihe, die keinen männlichen Fokus bei der Literaturauswahl zeigt.

    Zitat

    Original von Alice Thierry
    Kein Mensch braucht 3D-Filme. Genauso ist es mit eBooks: ein weiterer technischer Schnickschnack, der das eigentliche Medium nicht ersetzt, sondern nur in eine andere visuelle Form gießt.


    Frei nach dem Motto "wenn ICH etwas nicht gebrauchen kann, dann kann es ja für NIEMANDEN etwas sein".


    Zunächst einmal gibt es viele Länder, in denen der Buchhandel nicht so effizient wie in D organisiert ist. Selbst Bücher in der Landessprache zu erhalten, ist oftmals unverhältnismäßig kostspielig und schwierig. Das Internet wird jedoch massiv ausgebaut, oftmals auf Basis des Mobilfunknetzes. Für den Zugang zu Büchern wird das ebook dort enorme Fortschritte bewirken.
    Ebenso erleichtert das ebook den Zugang zu fremdsprachigen Büchern. Dies würde noch besser werden, falls die Problematik der regionalen Vertriebsbeschränkung endlich gelöst wäre.
    Das ebook ist außerdem ein großes Geschenk für alle, die viel mobil sein müssen und praktisch aus dem Koffer leben.
    Für Menschen mit Sehschwäche oder Athritisproblemen o.ä. bietet das ebook ebenso erhebliche Vorteile.
    Schließlich und letztendlich ist es einfach anenehm, immer eine ganze Bibliothek dabei zu haben, sei es in der S-Bahn oder auf Reisen.


    Es wird niemand gezwungen, sich auf ebooks umzustellen, doch dieses Geeifere hier nimmt langsam lächerliche Formen an. Wem das ebook nicht gefällt, der soll es halt ignorieren.

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    Original von crycorner
    Wir leben in einer Volkswirtschaft. Es geht um die Wahrung des Gleichgewichtes. Bei Verlagserzeugnissen, wie bei Töpfen, Wälzstahl, etc... Die Buchpreisbindung dient genau dazu: Wahrung des Gleichgewichtes. Ansonsten geht der Markt kaputt.


    Sofern man nicht gerade Robinson Crusoes bedauernswertes Schicksal teilt, lebt fast jeder Bewohner dieses Planeten in einer Volkswirtschaft, selbst die Nord-Koreaner. Mir ist also nicht ganz klar, was diese Selbstverständlichkeit aussagen soll?
    Jede Industrie, die durch besondere Privilegien geschützt wird, hat einen reichen Vorrat an frommen Sprüchen, warum dies so sein sollte. Zu behaupten, daß ohne diese Privilegien der Markt versage, ist aber besonders pikant.
    Wenn eine Branche durch neue Technologien Effizienzgewinne heben kann, dann erwarte ich als Kunde, daß zumindest ein Teil davon an mich weitergereicht wird, wie ja z.B. auch Flachbildfernseher oder DVD-Spieler immer günstiger geworden sind. Bei Büchern betrifft dies zwar natürlich nicht den Akt des Buchschreibens, aber zumindest die Herstellung des Buchs und die Distribution.
    Die fast frühkapitalistische Vorstellung, daß der Kunden letztlich nur durch Konsumverzicht reagieren könne, gilt schon lange nicht mehr. Die Software-Industrie musste ja auch feststellen, daß ihre EULAs regelmäßig einer rechtlichen Überprüfung nicht standhielten.


    Zitat

    Original von LeSeebär
    Die Ebooks sind in aller Regel billiger als die gedruckten Bücher.


    Diese "Regel" hätte ich einmal gerne bewiesen.
    Hier mal ein paar beliebige Beispiele: Döblins "Berlin Alexanderplatz", Ecos "Der Name der Rose" oder auch Ildikó von Kürthys "Endlich" - sie alle kosten als ebook das gleiche oder sogar einige Cent mehr als das TB (dieses sogar einschl. Postversand).


    Es geht auch anders: Haruki Murakamis "Gefährliche Geliebte": als TB 8 €, als ebook 5,99 €. Da ärgere ich mich zwar immer noch über den Kopierschutz, doch halte ich das Preisverhältnis für ganz angemessen, insbesondere vor dem Hintergrund der höheren MwSt. Offenbar bleibt für den Autor da auch noch genug übrig.

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    Original von crycorner
    Das ist doch ein schönes Beispiel für das natürliche Unverständnis der Verbraucher. Redet man von Hardware, akzeptiert man Form, Funktion und Einschränkungen. Bei Software ist diese Akzeptanz nicht vorhanden. Und das wiederum verstehe ICH nicht.


    Wenn man ein bestimmtes Format kauft, z.B. epub, dann erwirbt man NICHT das Recht auf alle anderen Formate mit dem selben Inhalt. Und warum sollte man auch? Lustigerweise gibt es bei den Konsolenspielen eine höhere Akzeptanz der Formattrennung. Niemand würde auf die Idee kommen, dafür, dass er ein XBOX360 Spiel gekauft hat, auch jederzeit kostenlos die PS3- Version bekommen zu können. Oder Wii, oder PC-Spiel...


    Oder aus dem Bereich der Hardware: Wenn ich einen Topf kaufe, der NICHT Induktionsherdgeeignet ist, dann kaufe ich den Topf, und fertig. Wer würde jemals auf die Idee kommen, einen Anspruch auf einen Induktionsgeeigneten Topf zu erheben, falls er sich einen neuen Herd kauft?


    Es ist bemerkenswert, wie in diesem Forum stets die für den Kunden ungünstigste Auffassung vertreten wird. Wenn der Kunde schon nur eine Lizenz zum persönlichen Gebrauch an dem ebook erwirbt, dann sollte es ihm zumindest auch auf möglichst vielen Plattformen zur Verfügung gestellt werden. Seit wann sind ebooks denn Software, die einem Konsolenspiel vergleichbar wäre? Konsolenspiele sind Software, die auf eine bestimmte Plattform angepasst werden muß. Ebooks sind nach meinem Kenntnisstand jedoch nur html-Dateien in einem unterschiedlichen Wrapper. Zudem erhält man Konsolenspiele zumeist auf physischen Datenträgern, die man ebenso wie CDs, DVDs und BluRays problemlos weiterverkaufen kann. Software-Lizenzen kann man ebenfalls zumeist weiterverkaufen. Dies ist bei ebooks schon aus technischen Gründen nicht möglich. Töpfe kann man übrigens auch weiterverkaufen, deshalb gehen diese Vergleiche wohl deutlich an der Sache vorbei.


    Im übrigen kann mir niemand weismachen, daß bei einem 400-Seiten Taschenbuch die Kosten für Druck, Lagerung, Transport + Postversand an den Kunden so unbedeutend sind, daß das ebook sogar noch zu einem höheren Preis angeboten werden muß. Die Rechnung soll mal jemand nachvollziehbar aufmachen.
    Dass Verlage und Autoren völlig legitim mit Gewinnerzielungsabsicht arbeiten, wird kaum jemand in Abrede stellen. Jedoch muß auch darauf hingewiesen werden, daß sich die Verlagsbranche immer auf ihren Kulturauftrag beruft, wenn es darum geht, Privilegien zu verteidigen. Wenn sich die Verlagsbranche auch nicht von der Herstellung von Wälzstahl, Werkzeugmaschinen oder Möbeln unterscheidet, dann können wir ja auch die Buchpreisbindung aufheben.


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    Original von LeSeebär
    Bei uns darf zum Glück allein der Staat polizeiliche Maßnahmen ergreifen - ich hoffe, daß sich das nicht ändert!.



    Du glaubst hoffentlich nicht ernsthaft, daß der Staat die Kosten für Filtermaßnahmen u.ä. im Internet übernehmen wird? Die Kosten werden die Kunden der Internetprovider zahlen müssen.


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    Original von LeSeebär
    Wie stellst Du Dir eigentlich eine angemessene Entlohnung der Autoren vor, wenn Du weder für ein Verbot von Raubkopien .


    Es ist müßig, mir Positionen vorzuhalten, die ich nie vertreten habe. Ich wende mich lediglich gegen eine Knebelung des Kunden durch Vertragsbedingungen, die einseitig zugunsten der Anbieterseite ausgeprägt sind.

    Zitat

    Original von magali
    Oblomov


    Du vertrittst hier nach wie vor einen einzigen Standpunkt und das ist der des Kunden, der allein aus dem Grund, weil er eine Ware haben möchte, glaubt, auch die Bedingungen diktieren zu können, zu denen die gewünschte Ware zur Verfügung zu stehen hat.
    Wer alles an Produktion und Verteilung dieser von Dir gewünschten Ware beteiligt ist, taucht in Deinen Rechnungen nicht auf.


    Natürlich vertrete ich hier die Kundensicht. Die Buchbranche vertritt ihre eigenen Interessen selbst ja mehr als ausreichend. Das Kostenargument ist wirklich nicht überzeugend. Niemand kann mir weismachen, daß ein umfangreiches Buch wie z.B. Döblins "Berlin Alexanderplatz" mit Material, Druck, Lagerung und sogar einschl. Postversand weniger Kosten als ein ebook verursacht. Dazu entfällt das Verramschen von Überschussbeständen auf dem Wühltisch.
    Wenn die Buchbranche schon durch Schutzmaßnahmen wie der Buchpreisbindung geschützt wird, soll sie keine Gewinnmaximierung auf Kosten der Kunden betreiben.


    Übrigens kann ich mich nicht entsinnen, daß die Medienbranche angeboten hätte, die Kosten für all die Schutzmaßnahmen im Internet zu übernehmen, die sie fordert. Da wälzt man Kosten gerne auf die Allgemeinheit ab.


    Zitat

    Original von Dirk67
    Okay, mit den Fernsehgebühren in Italien etc. hatte ich noch alte Zahlen im Kopf.
    Das sah mal anders aus.
    Aber trotzdem haben wir in Deutschland noch lange nicht das teuerste Gebührenmodell der Welt (wie du übrigens behauptet hast), wovon du dich selber überzeugen kannst, wenn du den Link anklickst.


    Ja, hattest sicher noch die Zahlen von 1972 im Kopf, kann ja mal passieren. Auch wenn ein paar Länder mit kleiner Bevölkerungsgröße, wenig verbreiteten Sprachen (und oftmals deutlich höheren Durchschnittsgehältern) noch höhere Gebühren haben, ändert dies nichts daran, daß wir den teuersten Öffentlichen Rundfunk der Welt haben. Frankreich, Italien und Großbritannen sind von der Bevölkerungsgröße unsere Maßstäbe - und dort sind die Gebühren z.T. nicht einmal halb so hoch.


    Zitat

    Original von Dirk67
    Und ich frage mich immer noch, wie eine KF funktionieren soll,


    Und ich frage mich, warum ich zu einer Kulturflatrate Stellung nehmen soll, wenn ich diese nirgendwo gefordert habe.


    Meine Kritikpunkte sind doch klar und deutlich:
    - Kostenvorteile der ebooks werden nicht an den Kunden weitergegeben
    - Kopierschutzmaßnahmen sind ein Ärgernis für den ehrlichen Kunden, sind zur Unterbindung der Piraterie aber ungeeignet
    - man hat den Markt nicht gefördert und dann in Kauf genommen, daß sich auch in Deutschland Amazon zum dominierenden Vertriebskanal entwickeln wird
    - regionale Verkaufsbeschränkungen sogar innerhalb Europas fördern nur die Piraterie. Man kann nicht zahlungswilligen Kunden aufgrund ihres Wohnortes den Kauf verweigern, um sich dann über die Schäden durch Piraterie zu beschweren, wenn diese Kunden sich die Bücher schließlich illegal herunterladen



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    Original von Dirk67
    Aber das ist bestimmt wieder nur ein Ergebnis meiner Lese- und Verständisschwäche.


    Ja, das ist dann leider so, wird sich aber vermutlich nicht ändern lassen.

    Schöne Sache. Mit einer eindeutig falschen Behauptung aufgeflogen zu sein, hindert Dich offenbar nicht daran, im barschen Verhörton Rechtfertigungen für Behauptungen und Positionen einzufordern, die ich nie aufgestellt habe.
    Übrigens bin ich nicht der Pressesprecher der Piraten. Ich sagte wörtlich "Deshalb begrüße ich auch das Auftauchen der Piraten, selbst wenn viele Positionen unausgegoren oder unhaltbar sein mögen." Also such' Dir bitteschön jemand anderes, an dem Du dich abreagieren kannst.
    Wie Du auf den Gedanken kommst, man müsse bei Filehostern kostenpflichtige Dienste erwerben, ist mir nicht klar. Man kann diese auch völlig völlig kostenlos und auch für ganz legale Zwecke nutzen, vom Verteilen freier Software bis zum Versand von Fotos einer Gruppentour an eine größere Gruppe.


    Was DRM betrifft, so liegen die Nachteile für den zahlenden und ehrlichen Kunden auf der Hand: er kann nicht einmal die Metadaten ändern, geschweige denn das Buch mitnehmen, wenn er z.B. von Kindle zu Sony wechseln möchte, ohne durch das Entfernen des Kopierschutzes gegen Regelungen des UrhG zu verstoßen. Derjenige, der das Buch illegal herunterlädt, bekommt es nicht nur kostenlos, er bekommt es im Zweifel auch noch in unterschiedlichen Formaten, die er frei bearbeiten kann. Die Musikindustrie hat es schließlich eingesehen und auf das Gekaspere mit dem Kopierschutz verzichtet. Dem legalen Geschäft hat dies nicht geschadet, sondern es im Gegensatz befördert.

    Zitat

    Original von Dirk67
    In Italien, in Belgien und in Frankreich sind diese Gebühren um ein Vielfaches höher.


    Soso, die Jahresgebühr (Fernseher + Radio) beträgt in Deutschland € 215, in Belgien € 172, in Frankreich € 121, in Italien € 112, in UK € 174. Soviel nur zu der Behauptung, woanders seien die Gebühren "um ein Vielfaches" höher.


    Die Antwort auf das Problem der Raubkopien besteht sicher nicht darin, meine zahlende Kunden zu schikanieren. Anstatt den Kunden durch Kopierschutzmechanismen an der vernünftigen Nutzung seines gekauften Buches zu hindern, könnte man das Buch z.B. mit einem Wasserzeichen versehen, mit dem man es zurückverfolgen kann, falls es bei einer Tauschbörse auftaucht. Mit so etwas könnte man den Kunden aber natürlich nicht so schön an das eigene Verkaufssystem fesseln.

    Zitat

    Original von Dirk67
    Die Autoren dieser beiden Bücher werden also sehr wohl geschädigt, denn jetzt existieren zwei (!) Exemplare ihrer Werke, an denen sie nicht beteiligt sind.


    Deshalb schrieb ich von wirtschaftlichem Unterschied bzw Schaden. Einen tatsächlichen Schaden gibt es nur dann, wenn hierdurch zwei Buchverkäufe unterblieben sind. Dies ist sicher oftmals der Fall, aber man kann nicht jede Vervielfältigung einfach als "Schaden" werten, da hierdurch oft kein alternativer Verkauf eines legalen Exemplars unterblieben ist. Dies gilt gerade in dem Beispiel der Datenweitergabe im Familien- und Freundeskreis, die sonst über einen Verleih des physischen Datenträgers ( = z.B. Buch) erfolgt wäre. Viele getauschte Daten sind auch faktisch nur Datenschrott auf der Festplatte, da sie nie gelesen, gehört oder gesehen werden.
    Indem man einfach jeden Datentausch als Schadensfall zum regulären Verkaufspreis wertet, kann man sich natürlich gigantische hypothetische Verkaufserlöse errechnen, die dann als entstandener "Schaden" deklariert werden.
    Ganz besonders weit an der Realität geht dies vorbei, wenn - wie in der Vergangenheit of geschehen - einfach die Zahl der verkauften CD/DVD Rohlinge als Indikator für die Anzahl illegal kopierter CDs/DVDs herangezogen wurde, ungeachtet der Tatsache, daß viele Rohlinge der völlig legitimen Datensicherung dienen.



    Nein, sie zeigt in erster Linie die Pervertierung einer Gesellschaft, die sich die neuesten Filme, Musik, Bücher kostenlos aus dem Netz runterlädt und sich oft genug noch nicht einmal einer ernsthaften Schuld bewußt ist. Selbst das Klauen eines Bonbons im Supermarkt verursacht mehr Gewissensbisse.


    Diese Pauschalbehauptung über unsere Gesellschaft beruht worauf? Vorurteilen? Mit gleicher Plattheit könnte man der Medienindustrie eine Wohlfartsmentalität vorwerfen - der teuerste Öffentliche Rundfunk der Welt, mit Zwangsabgaben finanziert; Abgaben auf elektronische Geräte und Datenträger ungeachtet der tatsächlichen Nutzung; Vergütung bei Ausleihe von Büchern in Bibliotheken (die es z.B. in den USA nicht gibt) - all das wird gerne als offensichtlich gottgegeben entgegengenommen, während man gleichzeitig auf die böse Gesellschaft schimpft. Ob es zielführend ist, wenn sich Anbieter und Kunden mit solcher Plattheit gegenseitig beschimpfen, wage ich zu bezeifeln.

    Clio, deine Meinung hierzu ist völlig legitim. Nach einigen hundert gekauften DVDs bin ich bei Filmen mittlerweile so weit, keine weiteren mehr zu kaufen. Als offensichtlicher Idiot, der den Film gekauft hat, werde ich mit irgendeinem Geplärre über "Raubkopieren ist Diebstahl" o.ä. zwangsbeglückt, das der Raubkopierer natürlich als erstes herausgeschnitten hat. Also konsumiere ich keine neuen Filme mehr, weder legal noch illegal.
    Irgendwo muss da aber auch Schluss sein. Wenn die Balance zwischen den berechtigten Interessen der Verbraucher und den berechtigten Interessen der Industrie gewahrt bleiben soll, muss der Industrie gelegentlich auch einmal Druck entgegengesetzt werden. Anderenfalls wird unser Bildungssystem von der Bertelsmann-Stiftung bestimmt, unser Rentensystem wird durch Hr. Rürup neu gestaltet, der dann mit Strukkikönig Maschmeyer ein Unternehmen aufmacht, und das Urheberrecht wird durch die von den Medienunternehmen in die Ministerien entsandten "Berater" geschrieben.
    Übrigens klaut derjenige, der das durch ihn gekaufte ebook von dem Kopierschutz befreit, um es selbst dauerhaft und auf verschiedenen Plattformen nutzen zu können, dieses nicht, weder im moralischen noch im juristischen Sinne. Die inflationäre Verwendung der Begriffe "Diebstahl" und "klauen" im Bezug auf das Urheberrecht zeigt die mittlerweile eingetretene Pervertierung dieser Begriffe.

    Zitat

    Original von LeSeebär
    Stimmt, handelt sich in beiden Fällen um Privatkopien und hat nix mit den illegalen Downloads im Internet zu tun, wird juristisch weder verfolgt noch sanktioniert.


    Was noch von "Privatkopie" umfasst ist, ist immer ein streitiges Thema


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    Nein, die Nutzungsweisen sind durchaus möglich, Du darfst die Originaldatei selbstverständlich an Deine Frau oder Deine Kinder weitergeben. Daß das nur mit dem entsprechenden Lesegerät geht, ist einer der Nachteile des Ebook.


    Nachfolgend typische AGB für ebooks:


    Mit dem Kauf eines eBuches räumt der Verlag dem Kunden ein einfaches und nicht übertragbares Nutzungsrecht zum persönlichen und alleinigen Gebrauch ein.


    Ausser das Buch selbst zu lesen, gibt es also praktisch keine weiteren Rechte. Den ebook-Reader selbst weiterzugeben ist wohl keine praktikable Lösung.
    Ein Weiterverkauf oder ein Verschenken ist ebenfalls nicht möglich.


    Es ist natürlich auch noch ein Thema, daß das Entfernen des Kopierschutzes unzulässig ist. Wenn man sich daran hielte, würde man bei der Einstellung eines Dateiformats (wie es z.B. mit LIT, BBeB und Mobipocket geschieht) seine Bücher in diesem Format verlieren, falls der Verkäufer sie nicht aus Kulanz in ein aktuelles Format umstellt. Die Anbieter können nicht im Ernst davon ausgehen, daß sich irgend jemand an so etwas hält.

    Zitat

    Original von hef
    Ich verbiete mir in meinem Thread


    Habe deinen Beitrag gerade noch einmal gelesen. Dir selbst kannst du natürlich gerne verbieten, was immer Du möchtest, doch versuche dies bitte nicht auf andere zu übertragen. :grin


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    Original von LeSeebär
    ...es geht hier um Kopien und die sind imho auch bei gedruckten Büchern auf gewerblicher Basis (nix anderes sind die Filesharer) verboten!


    Worauf beruht Deine Behauptung, Filesharer handelten gewerblich? Bei manchen steht vielleicht eine Gewinnerzielungsabsicht dahinter, bei der Überzahl aber sicher nicht.
    Wenn früher jemand seine neueste Single auf Kassetten aufgenommen und diese dann an seine Kumpels verteilt hat, war der Betreffende dann ein "gewerblich" handelnder Filesharer? Abgesehen von der zusätzlichen Komplikation des Kopierschutzes besteht da grundsätzlich kein rechtlicher Unterschied, wenn jemand ein paar ebooks auf einem USB-Stick weitergibt.
    In meinem Post wollte ich aber darauf hinweisen, daß Nutzungsweisen, die bei Papierbüchern legal und üblich waren, bei ebooks technisch unterbunden und kriminalisiert werden.

    Zitat

    Original von hef
    Oblomov


    Ich verbiete mir in meinem Thread ab sofort noch irgendwelche Werbung für irgendwelche Parteien zu machen.


    Dies ist ein Bücher/Leserforum und sollte ich noch einmal eine Partei hier finden, bitte ich Wolke, das Posting zu löschen


    Bisserl überspannt, wie? Weiter oben sind die Piraten kritisiert worden, und zudem sieht eine vorbehaltlose Unterstützung wohl auch anders aus als mein Posting. Dem politischen System tut es gut, wenn gelegentlich einmal ganz neue Spieler auftauchen. An die Empörung damals über die Grünen bei den "Bürgerlichen" werden sich wohl auch noch Viele erinnern.
    Übrigens gibt es auch wenig peinlicheres als die wackeren Kämpfer für das Urheberrecht bei den etablierten Parteien, die dann prompt mit geklauten Bildern auf ihren Abgeordnetenhomepages erwischt werden. Vielleicht hülfe diesen Leuten eine Abmahnung mit einer Forderung über 5.000 € und ein Strafverfahren bei einer verbesserten Realitätswahrnehmung.

    Zitat

    Original von hef
    seufz...mir auch, aber kaum einer in dem sich so viele selbst ernannte "Spezialisten" tummeln :help


    Genau. Hoffentlich können wir das Kasperletheater jetzt sein lassen und zum Thema zurückkehren.



    Wenn ich das oben genannte Beispiel einmal etwas provokant auf Bücher übertrage, so macht es für den Autor keinen wirtschaftlichen Unterschied. Er hätte zwei Papierbücher verkauft, da Paul und Bernd die Bücher ja einander geliehen oder sie getauscht hätten, jetzt hat er zwei ebooks verkauft. Natürlich funktioniert das in der Realität nicht so glatt. Es ist ja aber nicht so, als ob bislang jeder Leser eines Buches dieses gekauft hätte. Man hat ein Buch gekauft und es selber gelesen. Dann hat es der Partner gelesen, später die Kinder. Man hat es an Freunde verliehen, vielleicht auch weiterverkauft, den Nachbarskindern geschenkt oder es in eine Tauschkiste gelegt - was auch immer. Für jede dieser Verwendungen hat der Autor nach dem ersten Kauf keine Vergütung bekommen.
    Heute hätte es die Medienindustrie gerne, daß jeder Leser bitteschön sein eigenes Exemplar kauft.
    Viele Dinge werden auch etwas allzu selbstverständlich genommen, z.B. die extrem lange Schutzwirkung des Urheberrechts oder die Marktabschottung z.B. zwischen Europa und den USA und sogar innerhalb Europas. Die Globalisierung darf nicht nur einseitig der Industrie zugute kommen.


    Deshalb begrüße ich auch das Auftauchen der Piraten, selbst wenn viele Positionen unausgegoren oder unhaltbar sein mögen. Die Piraten treten einmal gegen das verknöcherte und von fest verankerten Interessengruppen durchzogene politische System und bringen damit hoffentlich einmal ein paar Positionen in Bewegung.

    Zitat

    Original von beowulf
    Also vonVerfassungsrecht habe ich so gut wie keine Ahnung mehr- mein Studium liegt schon ein paar Tage zurück- aber das Verhältnis der Entscheidungen des EuGH zum deutschen Recht entwickelte das BVerfG am konkreten Fall eines Vaters, der letztlich zur Verfolgung eines OLG Senates wegen Rechtsbeugung führte. Also von Primat war da nicht die Rede, sondern von Abwägung.


    Du meinst vermutlich den Fall Fall Görgülü, bei dem es allerdings um die Europäische Menschenrechtskonvention und eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ging, also nicht um EU-Recht und eine Entscheidung des EuGH.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fall_G%C3%B6rg%C3%BCl%C3%BC


    Man kann solche Themen ja gerne in aller Ruhe und in Tiefe diskutieren, doch zum einen ist dieser Thread m.E. nicht der geeignete Ort hierfür, und zum anderen sollte man Kollegen auch nicht in professoral-gönnerhaftem Ton von hinten ins Knie treten, nur weil ein Beitrag in einem Forum ungeachtet sachlicher Richtigkeit nicht mit der Sorgfalt und Ausführlichkeit eines Aufsatzes in der NJW ausformuliert wurde.

    Dies ist ein Internet Forum und keine juristische Seminararbeit oder Klausur. Die Begriffe EU-rechtswidrig oder auch europarechtswidrig sind völlig gängig und legitim und werden auch im Schrifttum, bei Stellungnahmen von Abgeordneten, sowie in der Presse verwendet. Der Vorrang von europäischen Rechtsnormen vor nationalem Recht, einschl. des nationalen Verfassungsrechts, ist in D. vom Gesetzgeber und dem BVerfG im Ergebnis immer akzeptiert worden (sofern es nicht um reine intergouvernementale Zusammenarbeit ging).
    Dass der deutsche Gesetzgeber Gesetze erlassen hat, denen bei Veröffentlichung die mangelnde Vereinbarkeit mit europäischen Rechtsnormen praktisch schon auf der Stirn geschrieben stand, dürfte auch niemand ernsthaft bestreiten wollen.


    Meine vorhergehenden Aussagen waren völlig korrekt, sofern man nicht irgendetwas in sie hineininterpretiert, nur weil man auf Teufel komm raus etwas beanstanden möchte. Solch eine Überinterpretation von Texten sollte man sich tatsächlich bereits als Jurastudent abgewöhnen.
    Juristen sollten auch bei der Sache bleiben können. Eine Aussage in einem Post zum Anlass für weitschweifige Ausführungen zu nehmen, die völlig neben dem diskutierten Thema liegen, ist mangelhafter Diskussionsstil. Neben dem mein-Kindle-ist-der-Beste-Thread findet sich aber sicher noch Platz für einen Thread zum Thema "Das Verhältnis europäischer Rechtsnormen zu den Rechtssystemen der Mitgliedsstaaten" o.ä.
    Zu Aussagen wie "ich als Verfassungsrechtler" in einem Internetforum fällt mir nur dies ein: http://upload.wikimedia.org/wi…/en/f/f8/Internet_dog.jpg