Beiträge von Oblomov

    Bei all den Dingen, die unsere braven Leitartikler und Journalisten heute schreiben, ist auch bemerkenswert, worüber eisiges Schweigen bewahrt wird.
    Die Ermordung iranischer Wissenschaftler, Stuxnet, die Verletzung iranischen Luftraums durch Drohnen, die Einkesselung des Landes durch Kriege, Militärbasen, Flugzeugträgerverbände - kein Wort.
    Dies passt offenbar nicht ins Bild eine klar benennbaren Aggressors und eines Opfers.


    Selbst Israels Verteidigungsminister Barak hat in einem amerikanischen Fernsehinterview letzthin folgendes eingeräumt:


    Asked by Rose whether he would strive for nuclear weapons had he been in Iran's shoes, Barak said, "Probably…I don't delude myself that they are doing it just because of Israel. They have their history of 4,000 years. They look around, they see the Indians are nuclear, the Chinese are nuclear, Pakistan is nuclear…Israel allegedly has it (military nuclear capability)."

    Zitat

    Original von Dieter Neumann
    So richtig der Gedankenansatz ist, so unangemessen ist leider die Wortwahl: Wiederholt fordert die iranische Führung vehement die Auslöschung Israels und seiner Bewohner. Da kann man wohl kaum von "unerfreulich" sprechen ...


    Gerade dazu, was die iranische Führung wirklich sagt, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten, falls ich hier einen von mir vorhergehend geposteten Link noch einmal wiederholen darf: Washington Post

    Iran ist für westlichen Antisemitismus nicht verantwortlich, für den Holocaust erst recht nicht. Im Gegenteil hat der Leiter der iranischen Legation in Paris während des II. Weltkriegs mindestens zweitausend Juden die Flucht ermöglicht, darunter vielen, die nicht Iraner waren. Ähnliches können nicht viele Länder von sich behaupten.
    Was soll also der ständige Verweis auf Ahmadinejads Ansichten, so unerfreulich sie auch sein mögen? Soll er damit zum neuen "neuen" Hitler aufgebaut werden (nachdem der alte "neue" Hitler, Saddam Hussein, ja schon mitsamt hunderttausenden Zivilisten erledigt wurde)? Sind abstoßende historische Ansichten von Staatsmännern neuerdings eine Rechtfertigung für Militärschläge?
    Bei anderen Völkermorden sind wir selbst ja auch nicht so zimperlich. Die Verleugnung des armenischen Genozids als offizielle türkische Staatspolitik hat uns z.B. noch nie davon abgehalten, türkische Präsidenten und Ministerpräsidenten bei uns zu empfangen.

    Zitat

    Original von Odin68
    2. GG könnt weiß Gott einfach seinen Mund halten. Aber wir leben in einer Zeit wo jeder alles sagen MUSS. Anders scheint es nicht zu gehen und anders wäre anscheinend langweilig. Das alles endet da, wo ich es ganz bestimmt nicht haben möchte.


    Ich habe fertig.


    Warum sollte er denn seinen Mund halten? Als engagierter Bürger seine Meinung zu sagen, ist doch das, wozu uns Politiker und Medien in schönen Sonntagsreden immer aufgefordert haben. Tatsächlich hätte man aber nach wie vor lieber die Variante, die brav ihre Steuer zahlt und ansonsten das Maul hält.


    Man sollte eher an unsere Medien die Frage richten, warum es eigentlich kein größeres Thema ist, wenn über eine Milliarde € deutscher Steuergelder dafür ausgegeben werden, um die atomare Aufrüstung eines Staates zu fördern, während man sonst doch immer so wohlfeil seiner Besorgnis wegen der atomaren Ambitionen anderer Länder Ausdruck verleiht.
    Allein dafür, dies einmal ins Rampenlicht gerückt zu haben, gebührt Grass ungeachtet der literarischen Qualitäten seines Werkes Dank.


    Die ganze moralische Erbärmlichkeit unserer Regierung sollte häufiger in den Fokus gerückt werden; z.B. das Deutschland als eines von wenigen Ländern gegen eine überwältigende Mehrheit von Staaten die Aufnahme der Palästinenser in die UNESCO ablehnte. Während man Lippenbekenntnisse zu einem unabhängigen Palästinenserstaat abgibt, unterstützt man tatsächlich die ultrarechte und unnachgiebige Politik der Regierung Netanyahu. Dies hat nichts mit der Verantwortung für den Holocaust zu tun, aber viel mit Prinzipienlosigkeit. Es ist bemerkenswert, daß Österreich, das ja eigentlich auch Lehren aus dem Holocaust ziehen müsste, die geistige Unabhängigkeit besitzt, zu eigenständigen und zu den Auffassungen unserer Regierung völlig entgegengesetzen Positionen zu gelangen.

    Unsere israelischen Freunde, die unsere Werte teilen, haben's halt nicht so mit kritischen ausländischen Intellektuellen. Noam Chomsky und Norman Finkelstein wurde ja auch schon die Einreise verwehrt, weil man ihre Meinungen für zu wenig devot befand. Dies ist natürlich umso bemerkenswerter, da die beiden ja sogar selbst Juden sind.
    Wenn man sich den zuvor verlinkten Kommentar unseres Großjournalisten Josef Joffe in der Zeit ansieht, dann teilt dieser anscheinend diese Haltung, denn für die Bereinigung des Leserforums von unbotmäßigen Ansichten musste der Zensor offensichtlich Überstunden schieben.

    MRRs Ausführungen sind nun leider auch nicht gerade ein Beispiel für analytische Schärfe. Nun möchte ich dies angesichts von MRRs Lebenserfahrungen nicht kritisieren, doch wenn man Grass eine falsche Darstellung vorwirft, dann gilt dies auch für MRR.


    Was übrigens die Bezeichnung Präventivkrieg für einen möglichen Militärschlag gegen den Iran angeht, so möchte ich darauf hinweisen, daß ein Präventivangriff völkerrechtlich höchstens dann anerkannt wurde, wenn der gegnerische Angriff unmittelbar bevorstand, d.h., wenn die gegnerischen Truppen praktisch schon an der Grenze aufmarschierten.
    Eine Präventionskrieg, der einen Angriff abwehren soll, dessen Eintritt völlig unklar ist und der im Zweifel Jahre in der Zukunft liegt, ist ein Angriffskrieg, nichts sonst.
    Zudem sollte man beachten, daß zwei dieses Spiel spielen können. Angesichts ständiger Gewaltandrohungen durch Israel und die USA wäre der Iran bei selbiger Rechtsinterpretation, die Israel vertritt, schon längst berechtigt, seinerseits Militärschläge gegen Israel zu führen.

    Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Der iranische Wortführer ist mitnichten nur ein Maulheld. Er ist gefährlich, noch (!) nicht einmal wegen der bislang unbewiesenen atomaren Aufrüstung, sondern allein – und das macht den Unterschied aus – wegen der Tatsache, dass aus Sicht der iranischen Machhaber nicht nur ein Regime beseitigt, sondern ein ganzer Staat (Israel) ausgelöscht werden soll. Das darf man keinesfalls unter den Teppich kehren, ist es doch eine fürchterliche Bedrohung eines ganzen Staates und seines geschundenen Volkes, das seit seinem Bestehen um seine nackte Existenz kämpfen muss.


    In der nahöstlichen Gemengelage aus Propaganda und Machtpolitik kann man als außenstehender Beobachter ja nicht einmal beurteilen, was Ahmadinejad letztlich wirklich gesagt hat: washingtonpost


    Durch geschickte Auswahl der Argumente kann man jeden Staat beliebig als Opfer oder als Schurkenstaat darstellen; im Falle Irans also z.B als Opfer (Britische Knebelverträge, Sturz der Regierung Mossadegh durch USA/GB, Stützung des brutalen Schah-Regimes durch die USA, westliche Unterstützung von Saddam Husseins Angriffskrieg gegen den Iran, Massaker an 300 Flugpassagieren durch die USS Vincennes) oder als Schurkenstaat (Unterstützung der Hezbollah durch den Iran, Ermordung von Regimegegnern im Berliner Mykonos-Restaurant).
    Die Frage ist, warum wir uns in diesem Streit zur Partei machen müssen.

    Schön, daß dieses Forum nicht vor dieser Diskussion zurückschreckt.
    Unabhängig davon, wie man zu der von Grass geäußerten Meinung steht, ist aus meiner Sicht bemerkenswert, wie durch dieses Gedicht die Schicht offizieller Solidaritätsbekundungen der deutschen Politik und der Massenmedien mit Israel durchstoßen, und die massiven Meinungsunterschiede in der Bevölkerung freigelegt wurden.
    Als Frau Merkel 2009 in Israel faktisch Beistandsgarantien für Israel aussprach, wie weiland Wilhelm II gegenüber Österreich-Ungarn, hat sich mir durchaus die Frage gestellt, wie viele deutsche Wähler dies eigentlich mit unterzeichnen würden.
    Es gibt in Deutschland einige Politikbereiche, in denen durchaus weitgefächerten Überzeugungen der Öffentlichkeit eine geradezu blockparteienhafte Einheitsmeinung der Traditionsparteien CDUCSUFDPSPDGRÜNE sowie der Massenmedien gegenübersteht. In diesen Politikbereichen gibt es in Politik und Medien allenfalls einmal Kritik an Detailfragen, grundsätzliche Kritik ist jedoch offensichtlich weder erwünscht noch zulässig.
    Neben den Solidaritätsbekundungen gegenüber Israel gehören dazu z.B. auch die EU und der Euro. Es ist doch bezeichnend, daß, obwohl der Euro gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchgedrückt wurde, und wir dank dieser Entscheidung heute alle bis zum Hals in der Schei**e stecken, in Politik und Massenmedien nie die Frage gestellt wird, ob das politische System versagt hat und der gemeine Bürger Recht hatte.
    Hier offenbart sich eine im Grunde antidemokratische Grundhaltung unserer Politik- und Medieneliten, die den Bürgern misstrauisch gegenüberstehen, als sei der Aufstieg Hitlers nicht wesentlich ein Versagen gerade dieser Eliten gewesen.


    Was Israel betrifft, wird z.B. nicht einmal die Frage gestellt, warum Merkel gemeinsame Kabinettssitzungen mit Leuten hat, mit denen man diese nie hätte, wenn sie z.B. aus Österreich oder Dänemark kämen. Israels Außenminister Lieberman ist nach europäischen Maßstäben ein Neofaschist, gegen den ein Haider geradezu liberal wirkte. Israels Innenminister ist Mitglied der politischen Partei eines Rabbis, der sich von den Mullahs in Teheran nur in der Religion, aber nicht in der Geisteshaltung unterscheidet.
    Diese Truppe hat es geschafft, selbst die Beziehungen zu freundlichen Staaten wie der Türkei und Jordanien nachhaltig zu ruinieren.
    In dieses selbstgemachte Bett mag sich Israel gerne legen. Verantwortung gegenüber den Opfern des Holocausts bedeutet nämlich durchaus nicht, daß wir Deutschen in Nibelungentreue zu jeder noch so aggressiven und fehlgeleiteten israelischen Politik zu stehen haben.

    Der Vorteil für den Kunden liegt auf der Hand: wer die Ebooks erwirbt, kann sie dauerhaft nutzen, auch wenn er als Kunde z.B. vom Kindle auf Sony wechselt. Keine Zwangskundenbindung durch DRM, das den Autor ja letztlich doch nicht schützt.
    Es hat schon schon eine gewisse Ironie. Amazon zeigt den Verlagen ja wohl gerne, daß sie in vielen Fällen verzichtbar sind. Hier verfährt jetzt ein Mega-Autor in ähnlicher Weise mit Amazon selbst. Andere Autoren von diesem Kaliber werden sich das Pottermore-Experiment vermutlich sehr genau ansehen.

    Wir haben drei Reader - zwei Sonys, einen Bookeen - der älteste davon 1 1/2 Jahre alt. Bisher ist kein Defekt aufgetreten, obwohl ich z.B. den einen Sony in der Jackentasche überall hin mitnehme (u.a. sogar an den Strand) und meine Tochter ihren Reader auch schon in die Schule mitgenommen hat.

    Der Beitrag liegt zwar schon einige Zeit zurück, da ich ihn aber erst jetzt bemerkt habe, will ich ihn nicht unwidersprochen lassen.


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    Original von LeSeebär
    Genau deshalb, weil der Supermarkt im Lebensmittelbereich im Vergleich zum Tante-Emma-Laden in aller Regel die größere Auswahl hat, die ihnen im Vergleich zum Buchhandel fehlt. Wenn der Supermarkt eine vergleichbare Tiefe hätte wie der Buchhandel, bliebe lediglich das Beratungsproblem. Mit anderen Worten: Bei Tante Emma gibt es eine Butter, im Supermarkt gibt es Butter in fünfzehn verschiedenen Varianten. Ähnlich sieht es bei Milch, Mehl usw aus. Bei den Büchern läuft es genau andersherum. Der Supermarkt hat vielleicht fünf verschiedene Krimis, meinetwegen auch zehn - im Buchladen hat man ein vielfaches davon, zudem die Möglichkeit, nicht vorhandene Artikel von einem Tag auf den anderen bestellen zu lassen. Kurz gesagt heißt das: Der Supermarkt ist der Tante-Emma-Laden des Buchhandels.


    Völlig daneben, tut mir leid. Die Buchpreisbindung soll Buchhändler ja weniger vor der Konkurrenz von Seiten der Supermärkte schützen, sondern die kleinen Händler gegenüber Großbuchhandlungen wie Hugendubel. Hugendubel bietet nicht nur eine größere Auswahl als die kleine Buchhandlung um die Ecke, Hugendubel könnte Bücher ohne die Buchpreisbindung auch wesentlich preisaggressiver anbieten. Anders als die kleinen Buchhändler wurden die Tante-Emma Läden aber nicht vor der Konkurrenz durch die Supermärkte geschützt.



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    Original von LeSeebär
    Aber mal im Ernst, Du erwartest doch nicht wirklich, nach ausländischen Steuersätzen beurteilt zu werden?


    Ja, natürlich will ich das. So etwas nennt sich Europäischer Binnenmarkt. Wenn ich als Verbraucher eine physische Ware bei einem Händler in Luxemburg bestelle, dann gilt hierfür schließlich auch der MwSt-Satz Luxemburgs, nicht der deutsche. Du scheinst diese masochistische deutsche Grundhaltung, die jede Steuererhöhung begrüßt, wirklich vollständig verinnerlicht zu haben.

    Für meinen Sony 650 habe ich mir die Lederhülle von Noreve gekauft.


    http://www.noreve.com/langue/d…on_PRS-650_Tradition.html


    Wunderbar verarbeitet und erstklassige Lederqualität, der Reader sitzt bombenfest und gut geschützt in der Halterung.
    Natürlich kann man sich fragen, ob man für die Hülle eines relativ günstigen Elektronikgeräts so viel Geld ausgeben sollte, doch da man den Reader so viele Stunden in der Hand hält, war es mir das Geld wert. Im Vergleich zu den aus meiner Sicht völlig überteuerten Originalhüllen ist sie ohnehin ihr Geld wert.


    Gibt es bei Amazon übrigens deutlich günstiger, auch für den T1 und den Kindle 4, allerdings dann nur in schwarz:


    http://www.amazon.de/Noreve-Tradition-Lederetui-Schwarz-Reader/dp/B00649PI2G/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1330678902&sr=8-1

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    Original von LeSeebär
    Lieber Oblomov, Deine Argumente werden immer seltsamer.


    Ich bemerkte es "am Rande" genau deswegen, weil es nicht als Argument in dieser Debatte gedacht war. Aber was soll's.


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    Original von crycorner
    Beispiel Großbritannien: Die hatten bis 1995 eine Buchpreisbindung und haben sie dann abgeschafft. Ergebnis: Dem unabhängigen Buchhandel dort geht es sehr schlecht. In Großbritannien werden seit mindestens 6 Monaten bereits wieder hitzige Diskussionen darüber geführt, wieder zurück in die Buchpreisbindung zu gehen! Die Anzahl der neuen Titel war dort mit und ohne Buchpreisbindung in etwa gleich. Der Gesamtumsatz ist zwar gestiegen, aber wohl vor Allem auch deswegen, weil die Supermärkte dort die Bücher zu niedrigen Preisen anbieten, mit denen die unabhängigen Buchhändler Aufgrund der komplett anderen Kostenstruktur gar nicht mithalten können.


    Ich nehme an, daß Du deine Lebensmitteleinkäufe auch im familiengeführten Tante-Emma Laden um die Ecke erledigst, anstatt im großen Supermarkt? Warum ist eine Buchhandlung schützenswerter als der Tante-Emma Markt? Wenn Du schon von Anspruchshaltung sprichst, dann sollte dieser Anspruch auf besondere Schutzbedürftigkeit auch einmal erklärt werden.


    Zitat

    Original von crycorner
    Ich kann Dein überzogenes Anspruchsdenken auch schwer nachvollziehen. Du willst alles billig und schneiderst Dir die Argumenten entsprechend zurecht, um möglichst einen Ansatzpunkt zu finden, deine Geiz-ist-geil Einstellung als legitime Forderung zu verkaufen. Dir sind Autoren scheissegal. Dir sind auch die Arbeitnehmer in der Wertschöpfungskette scheissegal, solange Du nur 1 EUR Kosten bei einem E-Book sparen kannst.


    Ja, es ist schon dreist von Kunden, wenn diese der Ansicht sind, eine Verbrauchsteuersenkung sollte ihnen auch zugute kommen, anstatt einzig und allein der Gewinnausweitung auf Seiten der Anbieter zu dienen. Ich frage mich, wo eine solche Anspruchshaltung aus Anbietersicht herkommt?


    Übrigens habe ich jetzt ein Ebook bei libreka gekauft, das statt mit einem lästigen DRM, mit dem es bei anderen Anbietern verkauft wird, lediglich mit einem elektronischen Wasserzeichen mit meinem Namen versehen wird. Es geht also doch ohne DRM.

    Nach meinem Kenntnisstand doch. Meines Wissens verkauft Amazon aktuell mit erheblichen Rabatten in die Schweiz (keine Buchpreisbindung). Nach Deutschland werden ebooks dagegen wegen der Buchpreisbindung nur zu denselben Preisen verkauft, wie sie von deutschen Händlern auch verkauft werden, obwohl die Mehrwertsteuer in Deutschland 19%, in Luxemburg aber nur 3% beträgt.

    Zitat

    Original von crycorner
    Dann nehmen wir doch mal an, es gäbe - in ganz Europa! - keine Buchpreisbindung. Was würde dann passieren? Ideen? Was passiert mit Büchern von Rowling oder Brown. Was mit Büchern von unbekannten Autoren? Was passiert mit den kleinen Verlagen? Was passiert insgesamt mit dem "Kulturgut" Buch, bzw. mit der Meinungsvielfalt? Erzähl mal!
    Nochmals betont: In ganz Europa! Nicht nur in der Deutschschweiz, wo - natürlich - kaum negative Effekte aufgetreten sind, da die Verlage einen Teufel tun werden, sich mit ihren eigenen Reimporten einen Preiskampf zu liefern.
    Überlege Dir dabei bitte auch, inwiefern diese Buchpreisbindung für Verlage auch negativ sein könnte. Z.B. ein Brown oder eine Rowling, bei denen der optimale Preis zur Gewinnmaximierung sicherlich über der Buchpreisbindung gelegen hätte.


    Ja, Fragen über Fragen, bedeutungsschwanger ausgesprochen. Großbritannien und Schweden haben keine Buchpreisbindung, dennoch sind diese Länder nach meiner Kenntnis bislang nicht in die Barbarei zurückgefallen. Großbritannien hat nicht nur eine aktive und attraktive Literaturszene, es werden dort auch jedes Jahr mehr neue Titel als in Deutschland veröffentlicht.



    Deine Liste ist auch nicht repräsentativ. Nicht jeder beschränkt seinen Lesekonsum auf die aktuellen Bestseller. Wenn sich da jedoch ein Trend zu günstigeren Ebooks abzeichnen sollte, wäre es mir natürlich recht.


    Am Rande, da hier oft so getan wird, als seien Raubkopien ein neues Phänomen des Internetzeitalters: der 1827 erschienene Roman "I Promessi Sposi" des italienischen Schriftstellers Alessandro Manzoni war ein europaweiter Verkaufserfolg, nicht zuletzt aufgrund mehrerer Dutzend unauthorisierter Nachdrucke. Manzoni hatte leider finanziell nichts davon.
    Einige der heute größten amerikanischen Verlage sind mit Raubkopien groß geworden, z.B. der heutige Großverlag HarperCollins mit Raubdrucken von Charles Dickens Romanen. Damals erkannten die USA ausländische Urheberrechte nicht an. Heute jault HarperCollins selbst über Raubkopien und die USA beklagen sich über die dreisten Chinesen. Ironie der Geschichte.

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    Original von Frettchen
    Also, falls ich mir je so ein Gerät anschaffen würde, dann den Kindle. Klar, ist das nicht schön von einem Anbieter abhängig zu sein. Aber ich habe festgestellt, dass - wie bei anderen Büchern auch - bei Amazon die Auswahl einfach auch im Bereich ebook am größten ist. Als epub gibt es z.B. von John Irving nur 1. Für den Kindle gibt es zumindest auf englisch 3. Ist mir auch zu wenig, um mich für so ein Gerät zu entscheiden, aber immerhin. Und es gibt auch einen Preisunterschied. Epub: 7,99; Kindle: 5,13.
    Auch bei Büchern von Philip Roth ist die Kindle-Ausgabe immer günstiger. Zwischen 2 bis zu knapp 14 :yikes Euro. ("Nemesis": epub: 19,49; Kindle: 5,60)
    Oder Charles Bukowski. Als Epub gibt es 3 Bücher von ihm. Für den Kindle fast alle (oder vielleicht sogar wirklich alle; ich hab jetzt nicht nachgezählt). Und auch da, die 3, die es als epub gibt, sind 4 Euro teurer. ....EDIT: nee, vertan, sogar 5 und eins ist sogar 11 :yikes Euro teurer.
    Von der Menge an Büchern, die verfügbar sind, und auch vom Preis für die Bücher würde ich also, so ich mir so ein Gerät anschaffen wollte, in jedem Fall zum Kindle greifen. (Zugegeben, ich habe nur nach den Autoren gesucht, die ich bevorzuge, bei Bestsellern oder so gibt es solche Unterschiede vielleicht nicht?)


    Bei englischsprachigen Ebooks bietet der Kindle wirklich Vorteile. Man kann epubs gelegentlich günstiger bekommen, jedoch selten. Der Vorteil wird sich hier für Amazon aufgrund der massiven MwSt-Senkung für Ebooks in Luxemburg sogar noch ausweiten. Es ist mir schleierhaft, warum sich deutsche Anbieter dies einfach bieten lassen, ohne nachdrücklich in Berlin vorstellig zu werden. Es ist auch irritierend, daß die regionalen Vertriebsbeschränkungen, die andere Händler tatsächlich oder vorgeblich im Verkauf englischsprachiger Ebooks nach Deutschland einschränken, für Amazon nicht zu gelten scheinen.
    Roths "Nemesis" bekommt man bei Kobobooks zumindest für € 14,51, was aber immer noch erheblich über dem Amazon Preis liegt. Etwas besser sieht es bei Portnoy's Complaint mit 8,32 bei Kobo vs. 6,76 € bei Amazon aus. Für mich persönlich wird dies durch Einsparungen durch die Onleihe mehr als ausgeglichen, aber es ist unzweifelhaft ein Vorteil für Amazon. Englischsprachige Ebooks kann man fast nie zu einem vernünftigen Preis, bei buecher.de, libri etc. kaufen, hier muß man neben Amazon fast zwangsläufig auf Kobo und bookdepostitory zurückgreifen.

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    Original von hef
    Aha :gruebel Muss man ja wissen. Warum dann kein download bei dir?
    Bibliotheken sind für mich kein Maßstab, mit dem ich was anfangen kann.


    Sehe Jahr für Jahr bei der Abrechnung von VG-Wort, dass sich bei denen nahezu auch im print nix tut. Warum zum Teufel soll ich dann mit meinem reader in ne Bibliothek gehen?


    Wenn die Jugendlichen solch begeisterten ebook-Leser sind, dann hätte ich erwartet, daß die Jugendbücher auch in der Bibliothek stark nachgefragt sind. Im Gegensatz zu den Büchern für Erwachsene, bei denen oft längere Wartezeiten bestehen, sind die Jugendbücher aber zumeist gut verfügbar. Natürlich hat dies keine statistische Aussagekraft.
    Allerdings widerspricht der starke Absatz von Jugendbüchern auch der oft geäußerten Behauptung, die Jugendlichen seien eh alle Raubkopierer, mit ihnen daher kein Geschäft zu machen.


    Warum sollte ich mir keine ebooks in der Bibliothek ausleihen? Für 10 € im Jahr Zugriff auf viele aktuelle Werke, ohne die Nachteile der Bibliothek (bequem von zuhause ohne Einschränkung durch kurze Öffnungszeiten; keine angegammelten Werke, die schon durch viele Hände gegangen sind).

    Zitat

    Original von hef
    Das zeigen die downloads im Bereich der Jugendbücher, der inzwischen 1/3 ausmacht. Wenn ihn auch ältere Semster nutzen...umso besser


    Tatsächlich? Erstaunt mich etwas. Bei der onleihe leihe ich Bücher für mich und für meine Tochter. Die Kinder-/Jugendbücher sind deutlich öfter sofort verfügbar.
    Viele Jugendliche nutzen vermutlich ihre Smartphones - fast jeder Jugendliche scheint ja mittlerweile eins zu haben - als Reader.