Ich muss mich leider meinem Vorschreiber anschließen. Als ich Peter W. in Klagenfurt aus seinem Buch lesen hörte/sah, wusste ich, dass ich es mir kaufen würde, was ich auch sofort tat, als es auf dem Markt war. Mich hatte die sehr poetische, die mit vielen Metaphern durchsetzte hochliterarische Sprache fasziniert. Nun, als ich das Buch las, gefiel mir der Stil überhaupt nicht mehr. Zu aufgesetzt, durchzogen von Selbstmitleid. (Dem Kind ist in den Kinderheimen nichts wirklich "Schlimmes" widerfahren. Keine Misshandlung, kein Missbrauch.) Kann die kaum vorhandene Erinnerung an eine abwesende Mutter wirklich so leidbesetzt sein, wie es der Autor beschreibt? Kann man derart vermissen, was man gar nicht kennt?
Was mich am allermeisten genervt hat, waren die - für mich völlig willkürlich eingestreuten und im Text selbst nicht mal abgegrenzt, so dass sie völlig im Fließtext eingegangen waren - Einschübe von Texten aus Kinderliedern und -reimen. Und fast noch mehr die eingeschobenen Zeitungsberichte von den getöteten und misshandelten Kindern. Denn mir war der Zweck dieser Einschübe überhaupt nicht klar. Was wollte der Autor damit sagen in Bezug auf sein eigenes Schicksal? Eigentlich wäre für mich nur eine Folgerung logisch: Seht her, diesen Kindern ging es noch schlimmer als mir! Das wiederum würde seiner (von mir vermuteten Intention), sein eigenes Schicksal als ein grausames darzustellen aber komplett zuwiderlaufen. Also ich bin ratlos über den Sinn und Zweck dieser Einschübe, habe sogar den Verdacht, er tat es aus dem Motiv, den Leser durch diese drastischen, teilweise marktschreierisch sensationslüsternen Wiedergaben bzw. Inhalte "bei der Stange zu halten". Denn letztendlich hat mich irgendwann dieser ganze Kinderheimtagesablaufserzählungsbrei unsäglich gelangweilt.
Und ich muss sogar gestehen: es war mir nicht möglich, das Buch zu Ende zu lesen. Und das geschieht wirklich nicht oft.
Mein Fazit also: poetische Sprache genügt nicht, wenn der Inhalt als Elaborat einer verletzten Seele und getränkt in Selbstmitleid daherkommt.
LG Cornelia