Beiträge von Nudelsuppe

    Zitat

    Original von Babyjane
    Wie gesagt, ich bin von dem Buch enttäuscht und finde es schade, daß du mit meiner Kritik offenbar so gar nicht umgehen magst, sondern recht wadenbeißerisch reagierst und auf Kleinigkeiten in meiner Formulierung herumreitest.
    Daß auch negative Stimmen zu deinem Buch kommen konnten in der Leserunde hätte dir bewußt sein sollen, wenn du mit diesen nicht umgehen kannst, hättest du das im Vorfeld der Leserunde sagen sollen....


    Bei solchen Vorwürfen sollte man als Autor tatsächlich überlegen, ob man eine Leserunde bei den Büchereulen noch begleiten will.


    Grüße,
    die Nudelsuppe

    Herzlichen Glückwunsch, Churchill - eine großartige Geschichte, auch wenn die Offenbarung des Verfasser tatsächlich keine Überraschung war :-)


    Ansonsten freue ich mich darüber, dass diesen Monat jeder Text Punkt abbekommen hat. Sogar meiner, trotz angeblich inhaltlicher Fehler :grin


    :wave
    die Suppe

    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Einmal hat Alban Nikolai Herbst sogar bei eBay einen Rollencharakter versteigert. Der Gewinner der Auktion durfte als Romanfigur im Buch auftauchen. Das war natürlich kein kommerzieller Grund (was ich sonst ablehnen würde), sondern eine Strategie des Autors, den Raum mehr zu öffnen.


    Alban Nikolai Herbst


    :wave
    die Suppe

    Ich bin die Tage über ein Zitat gestolpert, das hier gut passt:


    "Eines Tages nahm ich ein Buch zur Hand, schlug es auf, und plötzlich geschah es. Ich las einen Augenblick wie gebannt, wie jemand, der Gold auf einem Müllplatz findet. Ich legte das Buch auf den Tisch, die Sätze glitten so leicht über die Seiten wie fließendes Wasser. Jede Zeile besaß ihre eigene Energie, dann kam eine ganz ähnliche, und die innere Substanz jeder Zeile verlieh der Seite ihre Form und rief den Eindruck eines plastisch gestalteten Textes hervor. ... Ich nahm das Buch mit in mein Schlafzimmer, legte mich aufs Bett und las. Und lange bevor ich es zu Ende geschrieben hatte, begriff ich, daß ich es hier mit einem Mann zu tun hatte, der das Schreiben verändert hatte. ... Dieses Buch war meine erste Begegnung mit der Magie."
    Charles Bukowski, 1979, über John Fante


    @Doc
    Das Gefühl kenne ich. Wir sind ja unter uns, es gehört wohl dazu. Therapie: Lesen, Leben. Wundern. Bewundern. Je mehr ich glaube, Schreiben und Literatur zu verstehen, um so ratloser werde ich. Ich versuche, diese Ratlosigkeit und Verwirrung auszuhalten, mit ihr wieder neu anzufangen. Mich nicht in der Routine der Schreiberfahrung zu verfangen, sondern mit allen Sinnen zu spüren, was ein großartiger Satz bedeutet, welche Wucht die Worte haben, was sich an Leben und Lebendigkeit in eine Form drängt. Sich selbst in jedem Augenblick neu zu erfinden - das begründet für mich die "Magie des Schreibens".


    :wave
    Marcel

    :knuddel1


    Vielen Dank für die tolle Rezension, Voltaire.
    Es ist ein Buch, das ich zugleich liebe und hasse. Es zeigt mir meine Grenzen auf, jeder Satz ist großartig komponiert. Ich darf nur kleine Portionen des Buches zu mir nehmen, das heißt, ich kann es nur, weil ich zu oft hängen bleibe, lachend, traurig, bewundernd. Man merkt, dass Peter Glaser aus der kleinen Form kommt. Bekannt dürfte er den meisten durch seine Kolumnen in der "Tempo" oder der "Konr@d" sein, er beherrscht das, was Hemingway als literarische Möglichkeit (mit Hilfe von Gertrude Stein) geschenkt hat: die Auslassung, den treffenden Ausdruck, eine Geschichte auf engstem Raum zu erzählen.


    Es gibt für mich einen Schlüssel- und Lieblingssatz:
    "Ich schickte ihr als Kurznachricht zwei Leerzeichen. Nach einer Weile kamen drei Leerzeichen als Antwort, und ich fand, dass sie etwas für mich übrig hat."


    :wave
    Marcel

    Warum habe ich nur das Gefühl, dass deine Antwort schon vor dem Posting von Cookie feststand, flashfrog :lache


    Ich kann Cookie eigentlich nur mit eigenen Worten wiederholen: "Magie" ist erst mal nichts anderes als ein Wort, das mit Bedeutung und Emotion aufgeladen ist. In diesem Kontext bedeutet es nicht, dass man an "echte" Magie glaubt, sondern überträgt lediglich die Emotion, etwas als magisch zu empfinden. Mythisierung? Ja. Auch diese Möglichkeit bietet uns Sprache.


    :wave
    Marcel

    Endlich ein bisschen Zeit ...


    Cookie
    Ich bin vollkommen auf deiner Linie: "Ohne die Magie des Schreibens gäbe es keine Literatur. "
    Dazu gleich mehr.


    magali
    :knuddel1
    Zu meinem Satz: ich möchte die Leser nicht ganz aus der Verantwortung entlassen. Literatur fordert. Ob der Autor nun einen hohen EQ hat, lieb, nett, verdorben, besoffen, paranoid oder sonst wie ist - ist ein anderes Kapitel. Ja, es gibt Autoren, die ich auch - nun ja - als nicht unbedingt angenehme Zeitgenossen empfinde. Es gibt aber genug Menschen auf der Welt, und ich muss nicht mit jedem zu tun haben. Ich kann trotzdem ihr Werk in die Hand nehmen, mich daran reiben, empört sein, es lieben. Wen kümmert es heute, ob man z. B. Bukowski *persönlich* ausgehalten hätte?


    Was ich sagen will: Doc, wir *müssen* Mensch und Werk trennen. Zumindest, wenn es uns um Literatur und Kultur geht, und nicht um ein hübsches, warmes Nest sozialer Verbindlichkeit. Das ist für mich auch eines der großen Probleme: sobald es um die Sache geht, um Qualität, verlassen wir das soziale Gefüge und werden zum Außenseiter.


    Noch ein Satz zur Magie. Vorhin habe ich den ollen Hem zitiert, es gibt noch ein Zitat, worin sich das Mysterium des Schreibens begründet: in der Verwandlung von Poesie und Prosa. Das hat m. E. mit den Ursprüngen der Poesie zu tun, die tatsächlich keine Geschichte erzählt, sondern eher mit Sprachmagie, Beschwörungen etc. zu tun hat. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Autoren, die aus der Poesie oder der reinen erzählenden Prosa kommen. Wie es auch einen großen Unterschied zwischen Sammlern und Jägern gibt. Dazu gibt es noch einen seltsamen Menschenschlag, der sich diesen beiden Gruppen nicht zuordnen lassen.


    Mein Eindruck ist, dass, bei allen Überschneidungen und Mischformen, hier unterschiedliche Weltvorstellungen existieren, die sich teilweise ausschließen, teilweise sogar bekämpfen. Ein Roman, der diesen Kampf auf (für mich) eindrucksvolle Weise bearbeitet, ist Mr. Aufziehvogel von Murakami. Um es abzukürzen: es geht um die Auseinandersetzung zwischen Pragmatikern, die sich im Status Quo einrichten, und jenen, die den Status Quo als Bedrohung sehen. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen Romantikern und Pragmatikern. Idealisten, die nach einer eigenen Moral leben, und jenen, die sich in der "Wirklichkeit, wie sie eben ist", einrichten.


    Es stellt sich dann die Frage, was "wir" von Kunst und Literatur erwarten. Revolte oder Erhalt? Das sind natürlich Ränder, die meisten Menschen bewegen sich m. E. dazwischen. Ein bisschen Revolte, ein bisschen "bloß nix ändern".


    Damit meine ich niemanden hier persönlich, indirekt etc. Es sind meine Gedanken zu dem Thema, die komplett falsch sein können. Das Scheitern ist mir nicht unbekannt, sondern Voraussetzung dafür, vielleicht einen anderen, noch unentdeckten Weg zu finden. Deshalb ist mir das Scheitern sympathischer als die Trampelpfade des Erfolges. Könnte gut sein, dass ich ein Romantiker bin.


    :wave
    Marcel

    Für mich sind es zwei Paar Stiefel ;-)


    Das Schreiben für eine wie auch immer definierte "Zielgruppe" unterscheidet sich grundlegend von einer literarischen Arbeit, wie sie Magali beschreibt. Im ersten Fall entsteht zufällig Literatur, wenn der Autor sehr, sehr gut ist. Im zweiten Fall erreicht man zufällig Publikum, wenn es sehr, sehr gut ist.

    In truly good writing no matter how many times you read it you do not know how it is done. That is because there is a mystery in all great writing and that mystery does not dis-sect out. It continues and it is always valid. Each time you re-read you see or learn something new.
    Ernest Hemingway


    Ich sitze hier gerade etwas ratlosl. Es wurde schon sehr viel sehr gut gesagt.


    Eigentlich ist es ganz einfach: man schreibt einen Text, so gut wie man kann. Aber damit erfasst man nicht das Wesentliche. Vielleicht ist das Geheimnis der Hunger. Hunger nach Leben, Liebe, Sex usw. Das Gegenteil wäre Sättigung, eine lauwarme Zufriedenheit.


    Grübelnde Grüße,
    Marcel


    Hallo Tom,


    ganz kurz: er schreibt "Ich schreibe besser als ihr" etc. Mein Eindruck ist, dass sich dies aus einer Verstimmung an dem Abend ergab. Es ist also weniger Tom gemeint, als der Autor Özdogan, der zuvor mit Bestsellerlisten etc. konfrontiert wurde. Das ist meine Lesart.
    Ich bin übrigens gar nicht so davon überzeugt, dass Selim besser schreibt; in dem Büchlein sind Fehler, Ungenauigkeiten, teilweise wirkt es eher wie ein Blog als ein lektoriertes Buch. Vielleicht schreibt er anders (ganz bestimmt sogar), hat einen anderen Ansatz, ein anderes Ziel, eine andere Vorstellung von "schreiben müssen". Das ist m. E. legitim. Sogar der Gedanke, dass er besser schreibt, ist legitim. Und die Zurücknahme ebenfalls. Anders gefragt: hast du diesen Gedanken, besser zu schreiben, nicht machmal? Und im nächsten Augenblick das Gefühl, dass vielleicht alles nichts taugt?


    Das macht es doch aus, eben kein funktionierender Popstar zu sein, sondern zwischen der Euphorie, einen verdammt guten Text gemacht zu haben, und Selbstzweifeln zu pendeln. Ohne die Euphorie, eine gewisse Selbstüberschätzung, würde man das Schreiben wahrscheinlich ganz aufgeben. Aber es geht (für mich) auch darum, zu kämpfen, sich nicht zu verbiegen, dem Erfolg alles zu opfern, denn damit (höchst subjektiv) stirbt auch das, was die Magie des Schreibens begründet.


    Liebe Grüße,
    Marcel

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Nur, und das ist leicht zu übersehen in dieser Angelegenheit, hat Herr Özdogan nichts von dieser, seiner Wahrnehmung gegenüber den damals Anwesenden verlauten lassen.


    Hallo Doc,


    dann war dieser Dialog erfunden?


    "Als jemand sich über die Praxis der Verlage aufregt, Abgabetermine vorzuziehen und einen so in Zeitnot bei der Beendigung des Buches zu bringen, sage ich, daß mir das nie passiert ist, weil ich einfach keinen Vertrag unterschreibe, bevor ich nicht das letzte Wort geschrieben habe. Ja, wenn man das Geld nicht braucht, ist die Antwort."


    Gruß,
    Marcel

    Nun ja, eine Eule hat hier in ihrer Signatur: "Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz!".


    Özdogan schreibt selbst: "Wahrscheinlich komme ich furchtbar arrogant rüber".


    Ich war nicht in Lindau, ich empfinde Toms Gegendarstellung aber nicht als Gegendarstellung, sondern als ergänzende Wahrnehmung. Özdogan beendet den Abschnitt mit: "Oder bin ich einfach nur zu negativ drauf?"


    Diese Zweifel tragen sich durch den ganzen Abschnitt. Auslöser, für mich, ist eine andere Szene:


    "Als jemand sich über die Praxis der Verlage aufregt, Abgabetermine vorzuziehen und einen so in Zeitnot bei der Beendigung des Buches zu bringen, sage ich, daß mir das nie passiert ist, weil ich einfach keinen Vertrag unterschreibe, bevor ich nicht das letzte Wort geschrieben habe. Ja, wenn man das Geld nicht braucht, ist die Antwort."


    Das erinnert mich an die Diskussion mit Gheron, der mir in Bezug auf die freie Wahl des Autors eine weltfremde Meinung unterstellte. Der "Graben" wird aufgemacht, eine Trennlinie, bei der man Stellung beziehen muss: für die Literatur oder für den Erfolg. Ich fürchte, das ist eine tiefe Kluft. Özdogan:
    "Und in Wirklichkeit denke ich: Ich schreibe besser als ihr, ich lese besser, ich habe mehr drauf. - Was ja auch nicht stimmt, die machen einfach nur etwas anderes als ich, das kann man nicht vergleichen [...]".


    Menschen haben verschiedene Prioritäten. Özdogan schreibt lediglich, dass ihn, und zwar nur ihn, eine bestimmte Art der Literatur, eine Haltung zur Literatur nicht interessiert. Das finde ich nicht nur legitim, sondern auch wichtig. Ich muss nicht seiner Meinung sein, und er zwingt mich auch nicht dazu, seiner Meinung zu sein. Nicht in diesem Buch.


    Ein schwieriger Mensch? Bestimmt. Müssen alle Menschen nett, einfach und kompatibel sein, so sein, wie wir sie uns wünschen?


    :wave
    Marcel

    Zitat

    Original von Tom
    Nudelsuppe : Sag doch einfach, wenn Du die Tüte behalten willst. :grin


    Wir sehen uns ja in Spaichingen *g*. Sag doch einfach, wenn du die Tüte gar nicht mehr haben willst :grin


    Zitat


    Spaß beiseite. Wäre schade, wenn Du nicht dabei wärst. Die MfG bei mir wäre übrigens für lau.


    Das hängt nicht (nur) von mir ab. Ich schau, was sich machen lässt. Das letzte Eulentreffen war ja einfach famos, und dieses Jahr wird es sicherlich noch viel, viel famöser.


    :wave
    Marcel