Beiträge von Moorteufel

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    Original von Heaven Jetzt im Nachhinein stelle ich fest, dass mich das Tagebuch des Hermann langweilt. Er erzählt mir zu geschwollen (was wohl für die damalige Zeit richtig ist) und labert zu viel Nebensächliches. Erwische mich immer wieder an unwichtigen Stellen nur noch quer zu lesen. Ist doch eher nicht so mein Ding. Aber Hut ab, Mani, wie du dieses gestakste Reden hinbekommen hast! ;-)


    Quer lesen?! Ich muss doch sehr bitten ;-) Es könnte sein, dass dabei einiges verloren geht, denn vor lauter Liebespein vergisst Hermann nicht, über diverse Indizien und Hinweise zu stolpern, die für den folgenden Teil nicht ohne Bedeutung sind.
    Was Hermanns Schreibstil angeht: Natürlich habe ich versucht, den Stil der Zeit möglichst getreu wiederzugeben, ohne dass es dadurch unleserlich wird. Die Ich-Erzählung zwingt dazu, und Hermanns Charakter tut ein Übriges. Das Spielen mit diesen Stilen hat mir beim Schreiben viel Spaß bereitet, und ich hoffe, dass es dem/der ein oder anderen Leser/-in ähnlich geht.

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    Original von Pelican Das Gespräch zwischen Krechting, Rothmann und dem Ahlbecker Priester fand ich sehr schön herausgearbeitet.


    Bei dem Krechting im Roman handelt es sich um den aus Münster entkommenen Heinrich Krechting, nicht um Bernd Krechting, der ja zur Zeit der Handlung gefangen war und wenig später hingerichtet wurde. Der obige Link führt zum "falschen Bruder".


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    Welche Quellen hast Du dazu benutzt, den Konflikt innerhalb der Münsterschen Wiedertäufer herauszuarbeiten?


    Da über den Verbleib Rothmanns nichts bekannt ist und er sich nicht wieder zu Wort gemeldet hat, beruht der Dialog zum großen Teil auf meinen Mutmaßungen (siehe Prolog: ich behaupte nicht, dass es sich so zugetragen hat, aber ich halte es für möglich, dass es sich so zugetragen haben könnte). Während Rothmann zu Beginn des Täufertums in Münster der Wortführer und Wegbereiter war, die starke Persönlichkeit, so ist er später ins zweite Glied zurückgetreten. Jan van Leiden hatte nun das Sagen, aber seine Worte und Werke (der Pomp des Königs, die teilweise Willkür seiner Taten und Exekutionen, seine diversen Ehefrauen etc.) widersprechen in vielen Dingen den Aussagen und Ansichten, die der Stoiker und wenig weltlich denkende Rothmann zuvor vertreten hat. Zwar hat Rothmann z. B. die vom König eingeführte Polygamie verteidigt, aber seine Verteidigung klingt ziemlich halbherzig. Nach der Niederlage der Täufer könnte also bei Rothmann die Einsicht gekommen sein, übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Was allerdings nicht zu beweisen ist.

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    Original von Ikarus Im Buch steht, dass Bauern das Korn, Gras und Heu nicht naß oder feucht einfahren können, weil sonst Brandgefahr besteht. Das verstehe ich nicht, weil ich immer dachte, das schimmele dann nur und verderbe. Wieso gibt es da Brandgefahr?


    Hallo,
    hier ein kleiner Auszug aus dem Internet, den ich für die Recherche verwendet habe (neben den Erzählungen meiner Mutter, die Magd auf einem Bauernhof war):


    Brandgefahr im Heu
    ... Wird das Heu für die kommenden Monate zu feucht gelagert, vermehren sich die im Heu enthaltenen Mikroorganismen massiv, begünstigt auch durch die gute thermische Isolierung des Heus. Dieser Vorgang wird unter kontrollierten Bedingungen auch zur Silierung von Futtermitteln eingesetzt. Wird das Heu auch noch zu dicht neben- oder übereinander gestapelt, kann es zu einer Selbstentzündung kommen. Das Heu darf bei der Einlagerung nicht zu feucht sein ...


    Ich hoffe, das beantwortet die Frage :-)

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    Original von milla Ich würde allerdings gerne noch genauer wissen, was sich im einzelnen zwischen dem Juden Simeon und Ludger zugetragen hat, da Ludger diesen ja sehr fürchtet.


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    Original von Batcat Nur... was im 16. Jh. wirklich aus Euphemia geworden ist, das bleibt doch mehr oder weniger offen. Schade - irgendeine Art der Information (hätte ja noch nicht mal ein Happy End sein müssen ;-) ) hätte ich mir zu diesem Punkt doch gewünscht.


    Sowohl die Geschichte mit Simeon bzw. Euphemias weiteres Schicksal habe ich bewusst offen gelassen und lediglich einige Vermutungen anstellen lassen (einerseits von Geert, andererseits von Rothmann). Wir wissen nicht, was tatsächlich an dem Tag der Mühlenexplosion passiert ist (auch wenn Geerts Mutmaßung recht einleuchtend klingt) und es wird wohl nie geklärt werden, ob Euphemia nach Münster gelangt oder gar Wiedertäuferin geworden ist. In der "Teufelsmühle" gibt es sehr viele Geheimnisse, und die meisten werden gelöst, aber es war meine Absicht, einige dieser Geheimnisse zumindest vage zu lassen. Sie sollen über das Ende des Romans hinauswirken. Dass Ludger Angst vor Simeon hat, lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass der Jude den Jungen immer an die Explosion und Ludgers Rolle dabei erinnert. Und vielleicht hat der Schulze dem Jungen diese Angst auch eingetrichtert. Wieso hatte Simeon plötzlich den neuen Wagen? Vermutlich vom Schulzen, aber warum? ... Bei Ambros und Euphemia war es mir wichtiger, dass der Junge am Ende mit seinem Vater wieder zusammenkommt, in der Gegenwart. Für Ambros ist es eine schmerzliche, aber womöglich notwendige Erfahrung, nicht alles aus der Vergangenheit ergründen zu können ...


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    Lieber Mani, vielen Dank für die vergnüglichen Stunden und für die Begleitung dieser Leserunde, die ich, auch wenn ich das Buch schon fertig gelesen habe, natürlich mit großem Interesse weiter verfolge!


    Gern geschehen!

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    Original von milla Im ersten Teil hat mir Geert sehr leid getan, weil ich dachte, er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und hat keine Freude mehr am Leben. Stimmt zwar schon irgendwie, aber jetzt ist er ja eigentlich selbst schuld an der Misere. Zwar sieht er im Nachhinein seine Fehler, aber trinken und vergessen alleine hilft nicht, da muss man schon die Ärmel hochkrempeln und zumindest versuchen, zu retten, was zu retten ist...


    Ich muss gestehen, dass es mich freut, wie sehr Geert die Gemüter erregt und die Meinungen spaltet. Das beweist mir, dass er als ambivalente und zwiespältige Figur so rüberkommt, wie ich es gehofft hatte. Dass diese Figur einigen zu nah an der persönlichen Realität ist und dadurch der Lesespaß gemindert wird, ist zwar schade, lässt sich aber vermutlich nicht vermeiden ...

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    Original von Pelican Was hat Dich überhaupt inspiriert historische Romane zu schreiben?


    Zum historischen Roman bin ich eher zufällig gekommen. In der Pfarrchronik meines Heimatdorfes bin ich auf eine Geschichte aus dem Jahr 1814 gestoßen (Deserteure im Moor, napoleonische Befreiungskriege, Krieg zweier Dörfer), und diese fand ich so spannend, dass ich sie als Hintergrund für einen Roman verwenden wollte. Daraus wurde "Moorteufel" und schließlich die Moor-Trilogie. Ich war zuvor weder Hobby-Historiker oder Leser von historischen Romanen. Wie bei all meinen Romanen muss mich ein Thema, ein Konflikt, eine Figurenkonstellation anspringen. Dadurch ergibt sich auch, ob es ein Gegenwarts- oder historischer Roman wird.
    Hinsichtlich meines täglichen Schreibpensums kann ich nur sagen, dass ich am besten und liebsten direkt nach dem Aufstehen arbeite. Wenn der Kopf noch frei ist. Mit dem ersten Kaffee und ohne vorheriges Frühstück an den Computer. Dann schreibe ich, bis der Kopf leer ist. Mal eine halbe Stunde, mal einen halben Tag, selten länger. Schließlich habe ich auch einen Alltag außerhalb der Romane, den ich bewältigen muss :-)

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    Original von Pelican Der Stilwechsel ist heftig, gewagt, aber sehr gelungen!


    Mir machen Perspektiv- und Stilwechsel sehr viel Spaß. Ich verstehe sie einerseits als "Spiel mit dem Leser" (der sich gerne auch an der einen oder anderen Stelle darüber aufregen und ärgern darf) und andererseits als Herausforderung für mich als Autor. Nach der Ich-Erzählung "Moorteufel" und dem Wechsel der Perspektiven durch den auktorialen Erzähler in "Die Kapelle im Moor" wollte ich mit "Teufelsmühle" noch einen Schritt weiter gehen. Allerdings ist diese Erzählweise gar nicht so modern oder gar postmodern, wie man vielleicht denken mag. Schon Charles Dickens (Bleakhaus) und Wilkie Collins (Der Monddiamant, Die Frau in Weiß) haben dies im 19. Jahrhundert perfekt vorgemacht.

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    Original von Heaven Ich hoffe doch, da kommt wieder mal was berlinisches zwischen. :wave


    Eigentlich hatte ich vorgehabt, meinen Anti-Helden Albrecht Niemeyer aus "Filmriss" in einen Berliner Fußball-Krimi zu verwickeln (passend zur WM 2006), aber dann (und glücklicherweise) haben mir die Geburt unseres Sohnes und die anschließende Babypause einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich bin jedoch überzeugt, dass Albrecht (der mir sehr ans Herz gewachsen ist) noch mal in Erscheinung treten wird. Ich kann allerdings noch nicht sagen, in welchem Zusammenhang oder welcher Form ...

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    Original von PelicanKannst Du uns zu Deinem nächsten historischen Roman schon etwas mehr erzählen?


    Die Geschichte spielt im Jahr 1666 im Londoner Stadtteil Southwark, sie beginnt mit dem Ende der großen Pest (die 1665 begonnen hat) und endet mit dem Ausbruch des Großen Feuers von London im September 1666. Ein 14-jähriger Junge und dessen Schwester, ein seltsamer "Eremit" und ein zwielichtiger Theaterautor werden eine gewichtige Rolle spielen. Mehr verrate ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht :-)

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    Original von Heaven
    Auf Seite 12 steht, dass man den Galgenbülten vor kurzem wieder aufgebaut hätte. Aufgebaut? Den Galgen oder den Bülten? Den Galgen kann man aufbauen, logisch, aber ein Galgenbülten ist doch ein Galgenhügel und den kann man nur aufschütten, oder? :gruebel


    Beides, den Galgen aufgebaut und den Bülten aufgeschüttet. Aber Exekutionen sind vorerst nicht geplant, wurde mir versichert.


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    Noch eine Frage. Warum nennst du Odins Sohn Donar und nicht Thor? Letzterer ist doch der gebräuchlichere wie ich meine. Gibt es dafür einen besonderen Grund? ;-)


    Da es sich um Sachsen handelte, erschien mir das aus dem Altsächsischen abgeleitete Donar passender als das altnordische Thor. Außerdem hat Donar eine direktere klangliche Bindung an den Donner. Es klingt meines Erachtens schöner.

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    Original von Pelican
    Umso mehr freue ich mich darüber, eine schöne Neuentdeckung für mich gemacht zu haben ( :grin zumindest sieht es nach dem ersten Teil so aus).
    Ich mag die fließende Sprache (endlich mal wieder ein Autor, der Sätze aus mehr als einem Hauptsatz und einem Nebensatz gestalten kann).
    Hach ja, ich fühl mich einfach rundum wohl mit diesem Buch und wenn das so weitergeht, muß ich meine Wunschliste gleich um zwei weitere ergänzen...


    Hallo,
    vielen Dank für das Lob, es freut mich, dass der Roman (bislang) so gut ankommt. Aber ich hoffe doch sehr, dass die Bemerkung über die Autoren bzw. die Haupt- und Nebensätze ironisch gemeint war ;-)

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    Original von milla
    Die drei Bücher Moorteufel, Die Kapelle im Moor und jetzt Teufelsmühle spielen, soweit ich es verstehe, alle in derselben Gegend, aber haben sie auch die gleiche(n) Familie(n) als Protagonisten, tauchen manche Nachkommen/Ahnen immer wieder auf oder sind sie völlig getrennt voneinander zu verstehen, bis auf den gleichen Schauplatz im Laufe verschiedener Jahrhunderte?
    Wird es noch einen 4. Teil geben?


    Hallo an die Runde!
    Die Moor-Trilogie ist nicht als Serie gedacht, die drei Romane sind völlig eigenständig, allerdings tauchen einige markante und bedeutsame Orte immer wieder auf: die Mühle, der Galgenbülten, der Schulzenhof, die Kirche samt Dorfplatz, die Heideschänke etc. Auch einige Familien erscheinen (in verschiedenen Generationen) mehrmals. In der "Teufelsmühle" ist es vor allem eine Figur (der Magisterbauer), die schon einmal eine wichtige Rolle spielte: Magister Vogelsang ist der jugendliche Held in "Moorteufel". Allerdings war es mir wichtig, dass keinerlei Vorkenntnisse zum Lesen benötigt werden, es gibt keine Reihenfolge, die Geschichten bauen nicht aufeinander auf. Wer alle drei Romane gelesen hat, wird jedoch einige Querverweise und Zitate bemerken.
    Ein vierter Teil ist vorerst nicht geplant (mein nächster historischer Roman wird in London spielen). Und die Trilogie war auch nie als solche angelegt. Sie ist über viele Jahre und mit Unterbrechungen entstanden. Zwischen den drei historischen Romanen habe ich immer wieder Berliner Gegenwarts-Krimis geschrieben.

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    Was ist eigentlich ein "Holländerhund" (Seite 19)? Ich hab gegoogelt aber nichts gefunden.


    Hallo noch mal,
    mit dem Holländerhund ist ein holländischer Schäferhund gemeint, er ist dunkler und weniger aggressiv und muskelbepackt als der deutsche. Ein lieber Hund wie Müntzer eben. Allerdings handelt es sich um einen Vorläufer der heutigen Schäferhunde, die erst im 19. Jahrhundert gezüchtet wurden.

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    Original von bibihexe76
    Auf Seite 25 werden Kreuzottern im Münsterland erwähnt, gibts die dort immer noch?


    Hallo,
    ja, Kreuzottern gibt's im Münsterland noch, allerdings nicht mehr so viele, da die Feuchtgebiete oft trockengelegt wurden, und die Schlangen damit verschwanden. Die Moor-Kreuzottern sind (anders als andernorts üblich) tatsächlich fast ganz schwarz.

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    Original von Ikarus
    Genauso einen alten Koffer hatten meine Großeltern auch, allerdings holten die ihn seltener hervor. Ich fühle mich teilweise in meine eigenen Jugend-Zuhörjahre erinnert.


    Hallo an die Leserunde!
    Das Vorbild für den Molenkotten ist das Haus meiner Großeltern, die ebenfalls Kleinbauern waren. Auch die Geschichte mit dem Abriss und der Umsiedlung basiert darauf. Noch Jahre nach dem Abriss des Kottens und dem Bau der Straße stand der alte Brunnen in Überresten am alten Platz - daher die Idee zu meinem Prolog.

    Hallo zusammen in der Leserunde!
    Branka fragte: "Eine Frage noch. Gibt es einen Vorgängerroman den man dazu gelesen haben sollte?"
    Zwar ist "Teufelsmühle" in gewisser Weise der dritte Teil einer Moor-Trilogie, die allesamt am gleichen Ort im westfälischen Moor, allerdings zu verschiedenen Zeiten (zwischen 1535 und 1876) spielen. Die drei Romane bauen inhaltlich nicht aufeinander auf, man braucht also keine Vorkenntnisse und kann die Bücher auch in "umgekehrter" Reihenfolge bzw. einzeln lesen. Es handelt sich nicht um eine "Serie". Allerdings gibt es inhaltliche Bezüge, einige der Figuren oder Familien tauchen wieder auf, jedoch in anderer Zeit oder anderer Generation. Es ist halt ein kleines, entlegenes Dorf im Moor ...
    Vielleicht wird ja dem/der ein oder anderen Leserunden-Teilnehmer(in) solch ein Querverweis auffallen. Bin gespannt.
    Liebe Grüße
    Mani Beckmann