Zitat
Original von Azrael
Gleich vorweg: Ich bin ein großer Dostojevskij-Fan. Mein persönlicher Liebling unter seinen Werken ist "Die Dämonen".
Es handelt von russischen Anarchisten, die eines ihrer Mitglieder ermordet haben. Grund dafür war, dass der Anführer der Gruppe, Pjotr Stepanowitsch, von diesem Mitglied Verrat an der Gruppe fürchtete. Bis auf den Anführer kann niemand aus der Gruppe mit dem Mord leben und alle sühnen ihn schließlich- jeder auf seine Weise.
mein gott, wieso gibt es bei klassikern eigentlich keine skrupel, wenns um enthüllungen geht, die die handlung betreffen? der handlung selber zu folgen, ist in dostojewski romanen genau so attraktiv wie in modernen.
es gibt sicher noch genug menschen, die den plot nicht kennen. die stelle, die du beschreibst, ist sowas wie der höhepunkt in dem chaos, das stepanowitsch anstiftet und findet erst gen ende statt.
und überhaupt trifft man hier kaum den kern der sache.
in "Die Dämonen" geht es hauptsächlich um den protagonisten Stawrogin, den man zu durchschauen versucht; "Petruscha" und seine sozialisten sorgen eher für den hintergrund.
es war mein erster dostojewski, und, wie eigentlich alle post "aufzeichnungen aus dem kellerloch", intellektuell sehr ansprechend für mich.
die erzählperspektive ist etwas seltsam gewählt, finde ich. der erzähler ist irgendwie einfach nur da und beobachtet, tut aber nicht viel, ungefähr wie eine katze. ich könnte diese person nicht einmal beschreiben, ich weiß nur, dass er mit einem der protagonisten befreundet war. (also er ist ungefähr so, wie der erzähler in "Erniedrigte und Beleidigte")
aber von dieser ausnahme mal abgesehen, sind eigentlich alle figuren interessant, lebendig und tief. Insbesondere Schatow und Stawrogin. Herr Kirrilow war auch sehr ansprechend.
ist aber eh bekannt, dass die russen des 19 jht. in dieser kategorie nahezu unschlagbar sind; was mir bei anderen aber fehlt ist der ganze intellektuelle bereich, also die ideen, mit denen dostojewski seine figuren ausstattet, den man außerhalb, zumindest glaube ich das, nirgendwo derart ausgearbeitet findet.
insgesamt ist es ein sehr düsteres buch, ich glaube, das düsterste das dostojewski geschrieben hat.
ich weiß nicht, ob ich sagen würde, dass ich dieses buch liebe (von anderen büchern desselben autors würde ich das aber auf jeden fall behaupten), aber ich schätze es auf jeden fall sehr.