Beiträge von BuchOderTod

    Ich habe die Rad der Zeit-Reihe von Beginn an gelesen und wage mich nach all den Jahren einmal an die e-Book-Version.
    Jordans Weltkonzeption mit Magiestrukturen, Dynamik und Verknüpfung der Handlung und der Geschlechterhumor ist unerreicht und sticht nach wie vor weit, weit heraus unter den Unmengen von Schrottfantasy auf dem Markt.

    Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    @ BuchOderTod
    Du sagst es. :grin Deshalb wird es im April ne Leserunde dazu geben.


    Genial. Viel Spaß dabei, ich bin leider mit diversen Lebenskrisen beschäftigt, die Vorrang haben. Fühl mich gewissermassen ähnlich wie Richard III. und auch der Wahnsinn in mir und um mich herum wächst an ;-) Das scheint ein Zeichen unserer Zeit zu sein. Da sieht man mal, wie zeitlos Shakespeare sein kann lol

    Der Film war epic ^^


    Ich könnte jetzt zwar seitenlange Lobhymnen auf alle Details posten, aber das dürfte ohnehin klar sein ;-)


    Statt dessen konzentriere ich mich mal kritisch auf die einzigen beiden Punkte, die mich an dem Film gestört haben.


    1. Die "Überknuffigkeit" von Radagast dem Braunen und diesen furchtbaren Kaninchenschlitten. Vermutlich ein Zugeständnis an die Familienkompatibilität des Film und an gewisse weibliche Exemplare, die jedem Objekt, jeder Handlung und jeder Person, die ähnlich konzipiert sind, das grauenhafte Wort "süß" verleihen ;-)


    2. Die rollenspieltechnisch völlig überzogene Überdramaturgie in Spannungsszenen wie z. B. beim Kampf der Steinriesen in den Bergen. Wie oft sind die Helden da eigentlich herumfliegenden Felsen, herabstürzenden Lawinen und herumspringenden Bergen ausgewichen? Da kommt kein D20-Würfel mit und es wirkt derart übertrieben, dass selbst die Authentizität der fiktiven Mittelerde-Welt ad absurdum geführt wird.


    Wie eingangs schon gesagt, kann man darüber aber gut hinwegsehen und es schmälert das Erlebnis des Films keineswegs. Freue mich schon auf die nächsten beiden Teile, vor allem auf den Drachen :-)

    Als Historiker kann ich mit dem Blick für die Jahrtausende lediglich folgende These aufstellen: ein Buch ist ein zeitloses, menschliches Artefakt, das niemals aussterben wird.


    Sicherlich wird die Verteilung digitales/althergebrachtes Buch sich zugunsten der digitalen Medien neigen aber Bücher wie wir sie kennen, bleiben erhalten. Es wird sich genau wie mit allen anderen Dingen verhalten, die in der Geschichte "aussortiert" wurden: sie werden exklusiv und eine Art elitäres Nischenprodukt, das den Hauch von Nostalgie und Wert (unabhängig vom Inhalt des Buches) tragen wird.


    Für den Alltag werden wir irgendwann die digitalen Buchversionen verwenden, da sie praktikabler, aber auch vergänglicher sind. Ob es so weit gehen wird, dass wir in naher Zukunft tatsächlich Bio-Implantate bekommen und Lernen durch Lesen überflüssig wird, mag dahingestellt sein. Jedoch wird der Genuss eines Buches aus Papier eine Art Standesmerkmal elitärer Gesellschaftsbereiche werden.


    Soweit meine Hypothese. Da ich vermutlich nicht mehr leben werde, wenn all dies eintritt, geniesse ich bis dahin sowohl die E-Books wie auch die realen Bücher, je nachdem wie mir der Sinn ist :-)

    Aus Sicht eines Fachhistorikers sehe ich die "Unmenschlichkeit" so:
    In Zeiten historisch bedeutsamer Umwälzungen (beginnt 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer) gehen Änderungen der Mentalität einher. Die Krisen verschärfen die Dissonanzen innerhalb einer Gesellschaft und in schöner Regelmäßigkeit klaffen die Spalten auf.
    Die Ethik (nicht zu verwechseln mit der unreflektierten, gesellschaftlichen Moral) wird oftmals unter dem Vorwand über Bord geworfen mit der Begründung sie
    (a) müsse zeitweise außer Kraft gesetzt werden, um der Krise Herr zu werden,
    (b) sie ist nicht mehr zeitgemäß (Geiz ist geil, Ellenbogenmentalität sind hier die heute passenden Schlagwörter),
    (c) Blender schreiben sie sich auf die Fahnen, um genau das Gegenteil zu erreichen.


    Parallelen finden sich in der Epoche des Dreißigjährigen Krieges wie auch in Zeiten des 1. und 2. Weltkrieges.


    Gesellschaftliche Gerechtigkeit wird wohl immer ein Mythos bleiben. Ich habe für mich persönlich die Konsequenz daraus gezogen, nicht introvertiert zu bleiben (wie ich war) und jasagerisch, sondern Mut zu wagen, radikal Neues zu beginnen. Wer sich immer als ein kleines Licht sieht und fremdbestimmt bleibt, wird von dem Mächtigeren kontrolliert und ist ohnmächtig sein Schicksal positiv zu beeinflussen. In jedem von uns schlummern Talente. Doch sie zu wecken und zu kultivieren erfordert zugegebenermassen immer Energie und Kraft, die fast niemand aufbringen will.


    Meine Hoffnung ist jedoch so oder so, dass zumindestens die Ethik in den Zeiten nach dieser Epoche, in der wir leben, durch die schlechten Erfahrungen und die schlechten Beispiele wieder auflebt, so wie es nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem 2. Weltkrieg ebenso war. Ein neuer zyklischer Anlauf, die Menschheit zu verbessern, und eine Gesellschaft zu erschaffen, die etwas mehr Gerechtigkeit lebt. Wer weiß? ^^

    Wie? Es gibt auch andere Anbieter als Amazon?? *gg*


    Prinzipiell stehe ich einer Monopolisierung ja mit Erzfeindschaft gegenüber aber in diesem Fall muss ich gestehen, dass ich ausschließlich bei Amazon bestelle (Kindle-Besitzer hier aber natürlich kann man mit bissi Umwandlungs-Know how auch alle anderen DRM-freien Bücher mit dem Kindle lesen gelle).


    Ich wollte schon seit Ewigkeiten mal bei smashwords.com reinschauen. Die Seite ist zwar Englisch, aber soviel ich weiß, gibt es dort auch deutsche Bücher und zwar sogar ziemlich günstig und in allen Formaten und ohne DRM. Wäre vielleicht eine Nischen-Alternative.

    Ich bin ja so ein Exemplar, das jahrelang seit der Jugendzeit nur Fachbücher (habe dann mittelalterliche Geschichte und Philosophie studiert, da ging es weiter ^^) gelesen hat. Da hängt es wirklich


    (a) davon ab, wie tiefgehend dein Interesse an bestimmten Themen ist. Also: interessiert dich Geschichte, Philosophie oder doch eher Ingenieurswissenschaften, Literaturgeschichte oder oder oder...


    (b) welcher Art deine Informationssucht sein soll. Also im Bereich des Interesses dann wiederum (hier am Beispiel Geschichte): Strukturgeschichte (die alles eher abstrakt aus einem Punkt analysiert der beobachtend über der Erde schebt und für den Jahrhunderte wie Tage sind) oder lieber Alltagsgeschichte? Sozialgeschichte? Militärgeschichte.
    Das gleiche gilt natürlich für alle anderen Interessensgebiete, besonders für die Philosophie.


    Das beste Buch, das ich im philosophischen Bereich (Ästhetik) gelesen habe, war sicherlich dieses, das ich somit für Anspruchsvolle, die sich nicht ausschließlich auf kalte Wissenschaft und ihre ratio beschränken, sehr gut empfehlen kann:


    Tanizaki Jun'ichiro - Lob des Schattens


    Ein wundervoll poetisches Buch, das ebenso Einblick in die subtile japanische Seele gibt, ist:


    Kakuzo Okakura - Das Buch vom Tee


    Kostprobe:
    "Im zitternden Grau eines Frühlingsmorgens, wenn die Vögel geheimnisvoll in den Bäumen zwitschern, fühlst du da nicht, dass sie mit ihren Freunden von den Blumen sprechen? Das Verständnis für Blumen muss wahrlich im Menschen gleichzeitig mit der Poesie der Liebe entstanden sein. Eine Blume, süß in ihrer Unschuld, duftend in ihrer Stille: können wir das Entfalten einer jungfräulichen Seele besser versinnbildlichen?"


    Liebeserklärung an den Tee: "O Nektar! Das hauchdünne Blättchen hängt wie ein Lämmerwölkchen an einem heiteren Himmel oder treibt wie eine Wasserlilie auf smaragdgrünem Strom. Von solchem Trunk schrieb Lo-Tung ein Dichter der Tang-Dynastie: 'Die erste Tasse netzt mir Lippen und Kehle. Die zweite verscheucht meine Einsamkeit, die dritte durchdringt mein unfruchtbares Innere, um darin nichts weitere als einige fünftausend Bände wunderlicher Ideogramme zu finden. Die vierte Tasse erregt einen leichten Schweiss, - alles Schlechte des Lebens schwindet durch meine Poren dahin. Bei der fünften Tasse bin ich geläutert; die sechste ruft mich ins Reich des Unvergänglichen. Die siebente Tasse, - ah, aber ich kann nicht weitertrinken. Ich fühle nur den kühlen Windhauch, der sich in meinen Ärmeln fängt. Der Horaisan [das chinesische Elysium], wo liegt er? Laßt mich mit diesem lieblichen Windhauch segeln und dorthin schweben!"


    alle Zitate aus: Kakuzo Okakura, Das Buch vom Tee - Insel-Verlag 1. Auflage 1998, S. 29f., 84.


    Ansonsten kann ich die "historischen" Werke von Shakespeare im Original wie in der Tieck-Schlegel-Übersetzung wärmstens empfehlen - die Wortgewaltigkeit, die Wucht der Erzählung, die Tragik und Dramatik sucht ihresgleichen.


    Umberto Eco's "Das Foucaultsche Pendel" ist mit historischem Wissen und einem guten philosophischen Wörterbuch gar nicht so unlesbar wie viele behaupten - und beinhaltet einen Schatz, der sich einem erst an dem Umschlagspunkt offenbart, wo man beginnt Ecos Genialität zu erahnen. Ich würde mal sagen 99% erreichen diesen Punkt jedoch nicht ;-) Ähnliches gilt für "Der Name der Rose", doch läßt sich dieses Buch auf einer anderen Bedeutungsebene auch als banaler "Mittelalterkrimi" lesen. Der Historiker sieht jedoch Poesie und Dinge in jeder Zeile dieses Buches wo andere nur Chaos sehen. Ein Kommilitone hat mir einmal Architekturdetails in dem Buch erläutert, die ich wiederum nicht gesehen habe da ich von Architektur keine Ahnung habe. Ich frage mich, welche Welten in diesem Buch noch verschlüsselt sind :-)

    stimme vollkommen zu, zumal (Schrift)sprachphilosophisch absolut korrekt.


    Ja ich suche auch nicht "harte" Action - so etwas empfinde ich als langweilig, sondern nach einem Autoren/Autorin der/die einen ungewöhnlichen Stil hat, der/die in der Lage ist, komplexe, durchaus "kranke" Charaktere mit Leben zu füllen, die Tragik und Dramaturgie angemessen zu entwickeln und Romantik auf subtiler Ebene einzupflechten, mit einem Schuss Melancholie und nicht mit Klischee. Anne Rice scheint mir da durchaus eine komplexe Schreibe aufzuweisen, freu mich schon drauf. Werde dann nach erfolgter Lektüre auch meine subjektive Meinung etwas detaillierter darlegen.

    Nu kommt mal wieder runter. :fetch Wenn ihr das richtig lesen würdet, habe ich (a) nicht Anne Rice mit meinem Vorurteil belegt sondern die Aussage lautet: Ich habe mich nicht an Anne Rice herangewagt da ich bisher vorurteilsmässig die Erfahrung gemacht habe dass Frauen nur seichte Vampirromane schreiben. Mit anderen Worten: ich kann mir vorstellen dass Anne Rice eben nicht so schreibt sonst würde ich es ja nicht lesen wollen.


    (b) fehlt mir der schlagende Gegenbeweis dass Frauen eben auch mehrheitlich "harte" Vampirromane schreiben können.


    (c) muss man nicht gleich auf die Palme gehen wenn ich Vorurteile auch als solche kennzeichne und zudem lediglich als Pointierung benutze, um die Aussagen zuzuspitzen. Ich kann ja auch über Männer-Vorurteile lachen.


    Auf jeden Fall habe ich "Gespräch mit einem Vampir" in der endlosen Bibliothek meiner Frau wiedergefunden und werde mal damit beginnen, bin ich gespannt wie ihr Stil ist.

    Hm. Ich habe mich bisher nie an Anne Rice herangewagt da ich vorurteilsmäßig davon ausgegangen war, dass Frauen nur seichten Vampirmüll produzieren ;-)


    Allerdings fand ich den Film von der Dramaturgie und der Bösartigkeit eines Lestat sehr gut (und das mir, der ich Tom Cruise verabscheue). Jetzt sagt mir meine Frau "Anne Rice kann ich gar nicht lesen. Sie ist viel zu umständlich und beschreibt zu viel, sehr weitschweifig".
    Da ich als Geisteswissenschaftler mit Kettensätzenkomplex und philosophischer Neigung, alles nicht nur von einer, sondern von 12 Seiten zu sehen, so etwas als Auszeichnung sehe (das Posting gerade beweist das *g*), werde ich sicher jetzt mal anfangen - November vor dem prasselnden Kamin, das passt doch! Bin mir nur noch nicht sicher mit welchem Band.

    The Call


    Bin immer noch auf der Suche nach wirklich guten Horrorfilmen wobei mein Anspruch nicht erfüllbar ist.
    Richtig guter Horror ist selten. Auch diesem Film würde ich nur 5/10 Punkten geben. Allerdings ist das Gute, dass die Spannungskurve des Films immer weiter nach oben geht, ebenso die Horrorszenen... letztlich ist japanischer Horror trotz einiger Logikfehler und Längen immer sehenswert.