Original von Friderike
Nun habe ich es tatsächlich doch noch geschafft, genau zum Abschnittsende eine Lesepause einzulegen. 
Mir ist in diesem Abschnitt wieder einmal aufgefallen, wie sehr sich Gunthers Einfalt auch in seiner Sprache äußert. Er greift dankbar jeden Vorschlag von Hagen auf und gibt diesen mit seinen eigenen, bescheidenen Worten wieder. Dabei klingt er immer irgendwie tapsig, worüber ich mich meistens gut amüsieren kann. Er ist König, seine Sprache entspricht aber eher der eines einfachen Mannes, der mit seinen Freunden redet. Das ist mir jetzt insbesondere auf S. 590 aufgefallen, wo es zu Krimhilds Anklage gegen Brynhild kommt.
Krimhild ist wirklich zu bedauern, auch sie erkennt jetzt langsam, was Siegfried für ein "Blender" ist und dass er sie anscheinend nicht mehr liebt. Für sie bricht eine Welt zusammen, gerade als sie den Gürtel von Brynhild in Siegfrieds Sachen findet. Siegfried gesteht gegenüber Krimhild zwar ein sexuelles Abenteuer mit Brynhild, schildert ihr die Szene mit Gunther und Brynhild aber völlig anders, als sie sich zugetragen hat.
Als das Thema öffentlich zur Sprache kommt, wissen Hagen, Gunther, Siegfried und Brynhild Bescheid. Aber keiner von ihnen, jeder aus individuellen Motiven, gibt es öffentlich zu. Krimhild steht da wie eine hysterische, verrückt gewordene Frau. Da tut sie mir leid. Eine Eskalation der Situation wird nur vermieden, weil die Sachsen wieder kommen.
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Krimhild tut mir auch leid, weil sie jetzt mit Etesil ihr Leben teilt.
Sie fand ja schon den Xantener "Hof" bescheiden und ärmlich, wie fühlt sie sich dann erst an Etesils Seite, das Leben bei ihm ist sicher noch "unzivilisierter".
Der Unfall mit Orlieb. 
Hagen bedauert diesen Vorfall sicher sehr, auch wenn das so deutlich nicht im Text steht. Aber es ist jetzt der Auslöser für den Ausbruch der unterschwellig schon vorhandenen Agressionen an Etesils Hof. Krimhild möchte Hagens Leben, für das Leben Siegfrieds (wie das zusammenhängt, weiß ich bis jetzt nicht) und für das Leben ihres zweiten Sohnes Ortlieb.
Aber alle Männer ergeben sich gemeinsam, eine schöne Szene des Zusammenhaltes.