Beiträge von leselampe

    Hallo, vev,

    ich liebe Ironisches und satirisches über alles. Das Gedicht von Erich Mühsam gefällt mir sehr gut. Er besteht durch aus neben Kästner oder Morgenstern. :grinNur die dritte und vierte Zeile kriege ich nicht auf die Reihe.Fehlt da nicht was? Oder ist das für mich zu hoch. :help

    Möricke ist ja Hochromantik. Und die ist manchmal nicht so einfach zu begreifen. Wenn man aber weiß, wie bitterarm er war und auch die meisten seiner Kollegen, schleicht sich der Gedanke ein, dass sich die Menschen in die schöne heile Welt der Natur flüchten mussten, um ihr eigenes trauriges Leben zu ertragen. Für manche blieb anscheinend nur die Flucht in den Tod. Hesse war ja auch so ein Weltflüchter. Ich liebe ihn wegen seiner wunderbaren Sprache und Einsicht und seiner Gabe, mich in seinen Bann zu ziehen. Allerdings ist sein unerschütterliches und kompromissloses Streben nach dem Vollkommenen in allen Bereichen schon oft nicht mehr nachvollziehbar und weltfremd. Trotzdem: "Einsam im Nebel zu wandern, ...."

    Ich werde mir diese Hesse-CDs kaufen. Als Meditation.

    Toll! Macht echt betroffen. Und dann geht man wieder zum normalen Alltag über, trinkt seinen Wein, erträgt die Familie und kommt sich edel vor, weil man sich im Mitleid suhlt. So, wie man betroffen ist, wenn in Syrien, im Jemen, überall auf der Welt Menschen abgeschlachtet werden aufgrund "geopolitischer Interessen", und man dieser "es-geht-uns-doch-gut"-Kanzlerin mal Bescheid stößt, wieso sie sich an einen türkischen Islamisten und machtbesessenen Autokraten anschleimt und auch noch Verständnis dafür zeigt, dass er völkerrechtswidrig in die Nachbarländer einfällt, um dort eine ethnische Säuberung durchzuführen.

    Natürlich geht es hier um einen sehr gelungenen Text, der durchaus etwas bewirken könnte, wenn diese Geschichte nicht schon so lange her gewesen wäre und man in der Beziehung ja nichts mehr tun kann und man sich, ehrlich gesagt, bei der Betrachtung des Leidens Christi so wunderbar gut fühlen kann. Der Begriff "süßer Schmerz" trifft es ziemlich genau. Und auch ich trinke meinen Rotwein und drücke Tränen in meine Augen über die Menschen, auf der anderen Seite des Meeres heute gekreuzigt werden - und hoffe, dass die Vertriebenen nicht alle zu uns kommen.

    Mea culpa, mea maxima culpa. Ich habe das Buch schon lange ausgelesen und nichts dazu geschrieben. Ausreden habe ich jede Menge. Aber keine richtig gute.

    Also: Hazel for President und Doc für den Friedensnobelpreis. Dieser Steinbeck hat mir wirklich wieder jede Menge Glücksmomente beschert. Beim Lesen ist mir auch aufgefallen, dass das Ganze wie ein Jazzkonzert komponiert ist. Jeder Protagonist hat immer wieder seinen Soloauftritt. Mac als der Initiator und Macher, Doc als der an sich selbst Verzweifelnde, Suzy, die ihr Selbstwertgefühl entdeckt, Hazel als der, der über seinen Schatten springt, Fauna und Flora, die über ihre Schützlinge und die ganze Cannery Row wachen. Ja, was wäre die Welt ohne Zuhälter und nur mit solchen Puffmüttern.

    Danke John Steinbeck. Du hast die Welt wirklich ein kleines bisschen heller gemacht.

    Wolken über der Cannary Row. Doc will plötzlich etwas Herausragendes leisten und Mack entdeckt, dass ihre Bleibe in Gefahr ist und Fauna muss Liebesgöttin spielen, um Doc zu heilen. Doch Mack, das ausgekochte unschuldige Schlitzohr hat einen genialen Plan, um Josef Maria auszutricksen. Aber gerade als Doc dabei ist, wieder zu seinem alten zufriedenen Leben zurückzufinden, platzt Luzy in seine Ruhezone. Und sie scheint ihm wirklich das zu beizubringen, was er sich partout nicht eingestehen will. Dass er in Wirklichkeit gar nicht so glücklich ist in seinem Schneckenhaus der scheinbaren Zufriedenheit und die strengen Bach'schen Takte seine scheinbar heile Welt auch nur scheinbar zusammenhalten. Aber ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass das mit Doc etwas wird. Derweilen arbeiten die Jungs im Akkord für ihre Zukunft in der Cannery Row. Ich bin gespannt.

    Kapitel 10 - Die Wirklichkeit hat ein Loch, durch das wir schauen können

    Der Krieg hat in Docs Leben einen Bruch verursacht. War er bisher der Wissenschaftler, der in Goethe und Bach seine Bedürfnisse nach dem Schönen in seinem Leben erfüllt sah, fühlt er nun eine Sinnleere, die er mit einer wissenschaftlichen Abhandlung füllen möchte. Aber es gelingt nicht. Da begegnet er dem Seher, der ihm die Augen öffnet über scheinbare Gewissheiten und Glück. Und er sagt ihm, warum er sein Werk nicht vollbringen kann.

    Es gibt Dinge, die ein Mann nicht allein vollbringen kann. Ich würde mir nicht getrauen, etws so großes leisten zu wollen . . . ohne Liebe.

    So einfach und großartig liest sich das, wenn Steinbeck es schreibt.

    Dieses Kapitel hat mich sehr getroffen und ich bin immer noch dabei, mich wieder aufzurappeln.



    Wenn er dann noch spannender schreiben würde, dann wäre ich echt begeistert...

    Ja, so verschieden sind halt die Vorstellungen von Spannung. Spannung muss nicht immer mit der Keule hinter der Ecke lauern. Steinbeck schreibt sehr wohl spannend, aber er schreibt keinen Thriller oder Horror um des (Verkaufs)Effektes willen. Geschichten, die der Seele gut tun und so wunderbare Botschaften vermitteln wie Steinbecks Bücher bräuchten wir wesentlich mehr.

    Ein gelungener Trick, die Verbesserungen, die sich Steinbeck ausgedacht hat, seinem Protagonisten Mack in den Mund zu legen. Ich finde, es liegt etwas wie leise Wehmut oder ein Hauch von Lethargie auf der Gemeinschaft. Ich denke, dass sie von Doc ausgeht, an dem der Krieg nicht spurlos vorübergegangen ist. Aber diese unterschwellige leise Ergebenheit in ihre Situation, die nichts zu tun hat mit Aufgeben oder Verzweifeln, zieht sich durch alle Teile der Romane. Im Gegenteil. Ihre Probleme meistern sie mit Bravour und wenn es um Doc geht, kennt ihre Fantasie und Hilfsbereitschaft sowieso keine Grenzen, wenn sie ihn auch gleichzeitig für ihre eigenen Zwecke einspannen. Denn sie wissen genau, was ihm fehlt. Was mich immer so tief berührt ist der zutiefst menschliche Umgang Steinbecks mit seinen Figuren. Niemand kann das so herrlich und, bei aller Schelmerei, so ergreifend wie er.

    Ich lese zur Zeit meinen vierten Jörg Maurer "Unterholz" und ich werde ihn nicht zu Ende lesen. Maurer schreibt gut, spannend und witzig. Aber von Buch zu Buch wird es langweiliger. Nicht weil es ihm an Einfällen mangelt, sondern weil jedes neue Buch wie die Blaupause des vorhergehenden ausfällt. Dieselben Personen, die dicken Graseckers, die mafiosen Verbrecher, dieselben Bazis und die gleichen heimatverwachsenen Ermittler mit ihrem Boss, der bis fast zum Schluss im Dunkeln tappt, weil das so spannend ist. Und dann die stundenlangen Bergwanderungen. Und dann die obligatorischen Verkleidungen. Schade. Denn irgendwann ist die Geschichte derart ausgelutscht, dass auch die verschrobendsten Bergkraxlergestalten sie nicht mehr retten können.


    Jörg Maurer

    "Unterholz" Alpenkrimi

    ISBN 978-3-651-00042-1

    Leider krieg ich das mit der Verlinkung nicht hin. (Glaube ich jedenfalls)

    Das meinst du doch nicht wirklich ernst, dass jemand für dein Hihihi-Buch Geld ausgibt. Oder? Außerdem ist das hier keine Verkaufsplattform sondern ein Forum für Leser. Und hihihi ist ein bisschen wenig Substanz. Selbst in dem ironischen Sinn, den du sicher beabsichtigst. Oder?

    Ich hoffe, mein Post erfreut dich.

    Die Bundeswehr wirbt um Taubstumme. Bin per Zufall und Neugier auf eine Werbeseite für Bundeswehroffiziere gestoßen. Das Video in Gebärdensprache war sehr angenehm, weil lautlos. Da kriegt der Krieg so was menschliches. Ja, wenn eine Frau die Sache in die Hand nimmt. Jetzt frag ich mich, müssen die Rekruten jetzt Gebärdensprache lernen, damit sie die Befehle ihres Hauptmanns mitkriegen? Hat jemand damit Erfahrung?

    Die Beschreibung erinnert mich ein wenig an Ernst Augustin, Robinsons Blaues Haus. Ich gebe zu, ich hab zwischendrin aufgegeben. Aber Augustin tummelt sich ja auch gern im Surrealen. Was man dazu braucht, ist wirklich Muße, die ich zur Zeit leider nicht habe. Aber ich nehme mir fest vor, mir das Buch einzuverleiben. So was fasziniert mich.

    Habe gestern mein Buch vom Balkon geholt. Der Muffelgeruch ist weg und es riecht ganz zart nach Lavendelseife. Nachdem ich seit Tagen den Blues habe, habe ich aus reiner Langeweile angefangen zu lesen. Und es wirkt. Und wie! Schluss ist mit Trübsal blasen. Das Leben ist schön! :freudeSteinbeck ist der Größte!

    Ich nehme mir wieder die Straße der Ölsardinen vor. Die hab ich locker bis zur Leserunde durch. Ich freue mich riesig auf den Wonnigen Donnerstag.

    vingella, da hast du aber einen Supersatzhingekriegt.

    Ich wüsste echt nicht, wo in Deutschland ich leben wollen würde, wenn nicht an der Küste. Ich denke, dass man immer etwas zu quaken hat. Zu kalt, zu schwül, zu windig...

    Wir scherzen zuhause immer, dass wenn mein Mann und ich Rentner sind, wir eine Fernbeziehung führen müssen. Er will ne Hütte in Schweden wo er immer angeln kann , ich will dahin wo immer die Sonne scheint und es auch im Winter warm ist. Wir werden wohl Skypen müssen... ;)das LW nehme ich natürlich mit.

    So was von wüsste, wolle, würde ist der Hammer, meint das LW. Das muss es sich merken.:write

    Ich habe eine Hardcover-Ausgabe bestellt und eigentlich erwartet, dass es in Fraktur gesetzt ist, dann könnte ich meine Kenntnisse in dieser Richtung einbringen. Ist aber sehr angenehm zu lesen, Garamond vermute ich. Dafür riecht es nach verstaubtem Kirchendachstuhl. Gut, dass ich mir das Buch nicht direkt vor die Nase halten muss. Ich probiere die Geruchsüberdeckung jetzt mal mit ganzen Nelken zwischen einzelnen Seiten. Zimt ist ja auch sehr intensiv, aber nicht ganz billig. Wenn es wärmer wird, hänge ich es draußen an den Buchdeckeln auf, damit die Seiten etwas auffächern.

    Eigentlich müssten die Büchereien doch so einen Klassiker wie Steinbeck haben. Ich leihe mir normalerweise die Bücher in der Stadtabücherei aus. Ich habe allerdings noch einen besonderen Service hier am Ort. In der Gemeinebücherei bestellen sie mir meine Wunschbücher, die ich in der Stadtbücherei nicht bekomme (nicht sehr gut sortiert). Die kann ich dann so lange behalten, wie ich Lust habe. Den Steinbeck kaufe ich mir aber jetzt. Mein alter stammt aus einem Nachlass und ist, ehrlich gesagt, unzumutbar.