Beiträge von Teresa

    Zitat

    Original von Lucy1987
    Witzig, was für komische Wendungen eine Ausgangsfrage so einnehmen kann.



    Die Frage ist doch eher.. Wer macht das? Wahrscheinlich eben jene, die auch John Irving = Schund , Günther Grass = Schund , Fantasy = Schund und Science Fiction = Schund sagen würden.. :lache Ich halte von solchem pauschalen Schubladendenken rein garnichts, leider gibt es solche Aussagen nicht nur in Bezug auf Literatur sondern auch in Bezug auf z.B. die momentane Flüchtlingspolitik.


    Auf der anderen Seite - ist es tatsächlich "Schubladendenken", wenn ein Buch z. B. als Schund bezeichnet wird, vor allem, wenn es für eine solche Einstufung zumindest Argumente gibt, die zu diskutieren wären.


    Wie sich gezeigt hat, gibt es auch Leser/innen (zu denen ich mich auch zähle), die Schund keineswegs nur negativ sehen, und ihn gerne lesen, solange er für sie seine eigenen Qualitäten hat.


    Zitat

    Original von Lucy1987
    Das ist ja bei Rezensionen oft genauso, es fällt manchen oft verdammt schwer (ich sehe das aber eigentlich nur bei Amazon Rezensionen), differenziert zu benennen, warum man ein Buch schlecht findet. Es fallen Worte wie ,,das ist echt nur noch was für die Tonne" oder ,,überbewertet", ,,Schund".. Für einen interessierten Leser der Rezension ist dies ja eigentlich nur ein Zeichen von ,,nutzlose Rezension" bzw. derjenige ist nicht in der Lage zu benennen, was ihm konkret nicht an dem Buch gefallen hat.


    Die Verwendung von Worten wie z. B. "überbewertet" oder "Schund" ist nur dann wenig hilfreich, wenn die ganze Rezension sich auf so ein Wort beschränkt. Wenn Rezensent/in dagegen außerdem noch näher ausführt, warum er/sie findet, dass das Buch überbewertet wird, Schund ist etc., kann die Rezension sehr hilfreich sein, weil sich dadurch eine gewisse Vorstellung ergibt, um welche Art von Buch es geht.


    Ebenso wenig ist eine Rezension hilfreich, die sich lediglich auf Wörter oder Sätze beschränkt wie "ein großartiges Buch", "so soll ein historischer Roman sein" etc., und mögen sie noch so nett sein.


    Solche Rezensionen, die ich für wenig hilfreich halte, habe ich aber nicht nur bei Amazon gefunden, sondern z. B. auch Lovelybooks und anderen Seiten.


    Ich habe auf Amazon eine Rezension zu einem Buch von Brigitte Riebe gelesen, wo jemand es gewagt hat, dieses Buch als Groschenroman zu bezeichnen. Die Kommentare zu dieser Rezension waren sehr aufschlussreich - eindeutig Empörung darüber, dass jemand es wagt, ein Buch als Groschenroman zu bezeichnen.
    (Es ging letztlich gar nicht darum, ob dieses Buch ein Groschenroman ist oder nicht, sondern es lief darauf heraus: So etwas schreibt man nicht!" )


    Die Rezension selbst wirkte unbeholfen, es war sicher keine erstklassige, vielschichtige oder herausragende Rezension, aber es war wenigstens angeführt, warum Rezensent/in dieses Buch für einen Groschenroman hält. Somit war auch erkennbar, was für ihn/sie selbst einen Groschenroman ausmacht.
    (Ob diese Merkmale tatsächlich auch bei anderen Leser/innen einen Groschenroman ausmachen, ist natürlich eine andere Frage, ebenso ob dieses Buch tatsächlich dem entspricht, was vor 50 Jahren als Groschenroman galt.)

    Was ich nicht verstehe, sind die sogenannten "Kartoffelsucher/innen", die in ihrer Rezension über historische Romane nur bekritteln, dass z. B. auf Seite XY wieder einmal Kartoffeln geschält oder gegessen werden? Bei denen habe ich den Eindruck, dass sie Bücher offensichtlich wirklich nur lesen, um solche Stellen zu finden und entsprechend hervorzuheben, und dazu ist mir meine Zeit aber zu schade.


    Das habe ich neulich mit einem Buch erlebt, wo die Kartoffelschälerei vielleicht wirklich nur ein Tippfehler war, da sie in anderen Buchauflagen nicht zu finden ist.


    Anders sieht es natürlich aus, wenn solche Kleinigkeiten das ganze Buch "überfluten" und das Buch auch noch als gelungener historischer Roman vermarktet wird, nicht etwa z. B. als unterhaltsame Story vor historischer Kulisse oder vielleicht sogar humorvolle Geschichte aus dem Mittelalter.


    Wenn ich eine negative Rezension schreibe, braucht es bei mir mehr als eine Kartoffel, denn eine Rezension setzt voraus, dass ich das Buch oder wenigstens einen Großteil von ihm wirklich gelesen habe, und dafür muss es auch einen Grund gegeben haben.


    Gründe, die ich schon gehabt habe, um eine negative oder kritische oder positive Rezension zu einem Buch zu schreiben:


    - Das Buch hat mich nicht überzeugt, hat mich enttäuscht oder auch positiv überrascht und Ähnliches, und daran schuld war eine falsche Erwartungshaltung, die durch die bisherigen Rezensionen (und vielleicht auch das Marketing) ausgelöst wurden. In diesem Fall ist meine Rezension (ob positiv oder negativ) eine Ergänzung zu den bisherigen Rezensionen.


    - Das Buch hat etwas, was mir besonders gefällt oder mich besonders stört und worüber ich mich gerne mit anderen austauschen würde.


    - Das (gewöhnlich noch unbekannte) Buch hat mir besonders aus diesem und jenem Grund gefallen, und daher möchte ich ihm mit Hilfe einer Rezension etwas mehr Aufmerksamkeit verschaffen.


    - Das Buch ist ideal (aus meiner Sicht), um zu zeigen, woran es z. B. als historischer Roman nicht überzeugt, misslungen oder auch gelungen ist.


    ....

    Zitat

    Original von Frettchen
    Booklooker : mag sein.
    Aber ich hab neulich bei einem Buch, das ich ehrlich liebe, geschaut, ob es hier schon eine Rezi gibt. Gibt es. Eine. Von 2005. Da erscheint es einem schon sinnlos. Nach so langer Zeit, könnte ja wenigstens mal wer schreiben: habe das Buch auch gelesen und fand es kacke.
    Wer sucht denn überhaupt nach so alten Rezis? Und wenn es dann nur eine Meinung gibt von einem total Unbekannten von vor 10 Jahren.


    Ich habe hier schon mehrmals gezielt nach Rezensionen zu einem Buch gesucht und bin fündig geworden. Wenn die einzige Rezension von 2005 ist, hat mich das auch nicht gestört, solange sie interessant war.


    Außerdem bietet das Schreiben einer zusätzlichen Rezension zumindest die Chance, dass ein Thread wieder einmal aus der Versenkung auftaucht und die Chance hat, dass auch andere jetzt dazu Stellung nehmen.


    Manche Menschen tun sich auch viel leichter, wenn bereits eine Rezension da ist, auf die gleich einmal Bezug nehmen können. So fällt es mir oft z. B. sehr schwer, meine eigene Inhaltsangabe bei der Einleitung zu einer Buchrezension zu schreiben, aber mit den Inhaltsangaben bei Amazon bin ich meistens nicht so zufrieden, sodass Abschreiben von dort für mich gewöhnlich auch keine Lösung ist. Da ist es für mich ein Vorteil, wenn das schon jemand in einer ersten Rezension erledigt hat ...


    Wenn ich dagegen die erste Rezension hier schreibe, was ich vor einigen Tage gemacht habe, muss ich auch angeben, worum es in einem Buch eigentlich geht.

    Frettchen, ich kann dir zustimmen. Der Vorteil bei Amazon ist, dass es hier gleich möglich ist, durch einen Klick zu sehen, was für Bücher ein/e Rezensent/in bewertet hat.


    Aufgrund weiterer Rezensionen lässt sich auch mehr über seine/ihre Bewertungskriterien sagen. Das aber bedeutet wieder, dass sich eine Rezension zu einem bestimmten Buch besser einschätzen lässt.

    Der Rezension von Büchersally kann ich im Wesentlichen zustimmen.


    Gut hat mir, wie bereits im ersten Buch "Die letzte Nonne" (die deutschen Titel sind allerdings nicht wirklich gut gewählt), dass die Regierungszeit Henry VIII. einmal unter einem anderen Blickwinkel gezeigt wird. Die Pilgerfahrt der Gnade, die Auflösung der Klöster, was für Auswirkungen das auf Menschen hatte, das ist gewöhnlich kein Thema, auf das in historischen Romanen näher eingegangen wird, wenn es um die Zeit von Henry VIII. geht.


    Hinzu kommt noch, dass es in historischen Romanen eher unüblich ist, dass Figuren aus dem Klerikerstand positiv besetzt sind und vorallem ernst genommen werden.


    Dass sich Joanna in dieser Geschichte sehr in Richtung Abenteuerheldin entwickelt (sie ist nicht nur in so etwas wie eine Agentengeschichte verwickelt und bekommt dazu eine Art Ausbildung), hat mich nicht gestört, allerdings ist es für Romane des 21. Jahrhunderts eher selten, dass bei Protagonistinnen eine solche Entwicklung überhaupt gezeigt wird.


    Bei der Liebesgeschichte fällt auf, dass die Rollen etwas anders verteilt sind, als üblich.


    Interessant finde ich auch die Darstellung einiger historischer Figuren.


    Mir hat die Fortsetzung sehr gut gefallen, sollte ein weiteres Buch mit Joanna Stafford als Protagonistin erscheinen, werde ich ihm sicher eine Chance geben.

    Zitat

    Original von sapperlot
    Hallo? Wie bitte? :wow :gruebel Ich hab mir nach der Lektüre dieses Buches Pranges "Die Principessa" gekauft ... und so geschmeidig wie Prange schreibt, kann das Buch doch gar nicht langweilig sein. :unverstanden


    Was meinst du damit eigentlich: ... und so geschmeidig wie Prange schreibt ...


    Davon abgesehen, stellt sich für mich da eine weitere Frage:
    Warum ist für Dich ein "geschmeidiger" Schreibstil eine Garantie dafür, dass das Buch nicht langweilig sein kann?

    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Der Ansatz, informiert zu bleiben, indem man in der Büchereule möglichst alle Threads liest, wird meiner Ansicht nach keinen Erfolg haben. Es gibt hier die Möglichkeit, gezielt nach Genre, Verfasser, Titel oder Romaninhalt/Stoffkreis zu suchen. Mit kleinen Abstrichen (bei Fehlern in der Datenbank oder eigener Blindheit) ;-)funktioniert das sehr gut. Ich nutze diese Funktion häufig, um mir ein Bild zu machen, was ein Autor zuvor schon geschrieben hat und wie Eulen darauf reagiert haben. Wertvoll ist dabei der Aufbau dieser Daten über eine lange Zeitspanne, nicht der Hype zu einem Einzeltitel von Heute oder dieser Woche.


    Zielführend bei der Auswahl der Beiträge, die für eine Einzelperson wertvoll sind, wird auf die Dauer nur eine Schnittmenge aus den og. Kategorien und Beiträgen von Usern sein, deren Geschmack man zuvor schon geteilt hat.


    Alle Thread lesen ?( ?( ?( abgesehen davon, interessiert mich nicht jedes Thema und jedes Buch und anderen wird es sicher auch so gehen. Die gezielte Suche nach einem Buchtitel oder Autor funktioniert gut.


    Aber dazu muss ich erst einmal wissen, dass es diese/n Autor/in gibt oder dass mich ein Buch interessiert oder vielleicht interessieren könnte, sonst eine gezielte Suche gar nicht möglich. :grin

    Zitat

    Original von JaneDoe


    Von der Aussagefähigkeit der Amazon-Rezis halte ich allgemein nicht viel. Es gibt ein paar Rezensenten, die einem immer wieder über den Weg laufen, darunter sind wirklich gute. Aber eigentlich lese ich dort nur, wenn ich hier nichts finde und dann genau wie Booklooker, am liebsten die negativen. :-)


    Und wenn hier eine Rezension keine weiteren Beiträge erhalten hat - passiert mir natürlich auch - dann kann man sich zumindest an den Hits erfreuen, die der Thread bekommen hat. Und da über das Verzeichnis oder die Suchfunktion hier alles zu finden ist, veschwindet auch nichts in der Versenkung.


    Ich habe nicht die Zeit, bei einem Buch Unmengen von Rezensionen zu lesen, also muss ich bei Amazon oft eine Auswahl treffen. Hinzu kommt, dass eine ganze Reihe von Rezensionen nicht gerade hilfreich sind. So ist es für mich absolut nicht hilfreich, wenn eine Rezension nur mitteilt: Das beste Buch aller Zeiten oder das grottigste Buch aller Zeiten und Ähnliches (auch wenn ich vielleicht diese Meinung teile), wobei die Punkteanzahl völlig egal ist. Aber es hilft mir nicht wirklich, wenn jemand ein Buch gut oder schlecht findet, sondern mich interessiert gewöhnlich das warum. Vor allem aber lese ich Rezensionen, um einen Eindruck zu kriegen, ob das Buch etwas für mich sein könnte.


    Gewöhnlich lässt sich das anhand der Rezensionen mit wenig Sternen besser beurteilen, wenn hier auch Gründe angeführt sind, warum jemanden das Buch nicht gefallen hat. Außerdem habe ich den Eindruck, dass es den meisten Menschen leichter fällt, zu zeigen, warum ihnen etwas nicht gefällt, als in einer Rezension herauszuarbeiten, was ihnen an dem Buch wirklich gefallen hat.
    --------------


    Was das Forum hier betrifft, so ist mein Eindruck, dass es relativ groß ist und viele Threads tatsächlich sehr rasch in der Versenkung verschwinden bzw. in der Masse der neuen Postings leicht untergehen. In der letzten Woche hatte ich die Zeit täglich im Forum vorbeizusehen, jeden Tag umfasste die Anzahl der Threads, die neu angelegt worden waren oder in denen etwas gepostet worden war, mindestens 3 Seiten.


    Einige Rezensionsthreads habe ich z. B. erst entdeckt, als ich das Buch gelesen hatte und deshalb hier gezielt nach ihm gesucht habe, um zu sehen, was andere Leser/innen von ihm halten.


    Insofern kann ich Frettchen nur zustimmen. Wenn zu einem Buch nicht ständig Rezensionen geschrieben werden (oder User/innen ihre Beiträge dort noch korrigieren), ist es nicht schwer den Thread zu übersehen.

    ACHTUNG SPOILER


    Mein Eindruck von diesem Buch:


    Gesucht hatte ich eine leichte Unterhaltungslektüre für zwischendurch, bei der Entscheidung für dieses Buch war ausschlaggebend,
    - dass ich das Thema Reliquien eigentlich recht interessant finde,
    - eine Reliquienjagd durchaus Spannung verspricht
    - und hinzu kommt noch mit dem Königreich Böhmen im 14. Jahrhundert ein Schauplatz, der von den Autoren/innen des 21. Jahrhunderts noch relativ wenig für ihre Bücher entdeckt wurde. Aber schließlich müssen es nicht immer die Tudors sein, in deren Umkreis Held bzw. Heldin sich "tummeln" dürfen. ;-) (Außerdem hatte ich im letzten Jahr die Burg Karlstein besichtigt.)


    Viel habe ich mir von den Buch nicht versprochen - nach Klappentext und Beschreibungen hatte ich auf einen leichten Unterhaltungsroman getippt, einen Abenteuerroman vor historischer Kulisse, wobei ich auch eine Liebesgeschichte erwartet hätte. Das mit der "Liebesgeschichte", soweit der Ausdruck hier überhaupt passt, war dann noch am originellsten gelöst.



    Ansonsten kam mir alles recht vertraut vor. Zuerst einmal hat Karl IV. Auftritt und präsentiert sich als "Heuschreckenzähmer" und kündigt an, dass er eine Burg (Karlstein) erbauen wird, eine Trutzburg als Aufbewahrungsort für die Reichskleinodien, den königlichen Schatz und die Reliquien - nicht wirklich spannend. Karl IV. ist bei Sabine Martin eher ein netter Kerl, aber einige richtige Ecken und Kanten und etwas mehr Persönlichkeit hätten ihm sicher gut getan. (Umso bedauerlicher, als das Autorenduo im Nachwort von Karl IV. eine viel versprechende Beschreibung liefert. Schade, dass sie das im Roman nicht wirklich umsetzen konnten.)



    In der Folgeszene ist dann Judenvernichtung in Rothenburg an der Tauber dran, und Rebekka flüchtet, nachdem ihr die Eltern zugesichert haben, dass man sich in Prag wiedersehen wird. Auch hier ist sofort klar, dass die Eltern, die eigentlich ihre Pflegeeltern sind, das nur sagen, damit das geliebte Pflegekind sich auf den Weg macht.


    Etwas problematisch kam mir hier die Motivation vor, warum die Eltern Rebekka wegschicken. Offensichtlich geht es ihnen nämlich nicht darum, wenigstens ihre geliebte Tochter zu retten, was durchaus einleuchtend wäre, sondern Rebekka darf flüchten, weil sie in Wahrheit eine Christin ist und deshalb nicht das Schicksal der jüdischen Bevölkerung teilen soll. Da stellt sich die Frage - hätten die Eltern in dem Buch Rebekka bei sich behalten, wenn sie ihre wirkliche Tochter gewesen wäre, um gemeinsam mit ihr zu sterben.


    In der Folge wird Rebekka von einem widerwärtigen christlichen Kaufmann, der Antisemit ist und außerdem frauenfeindlich für Geld, dass ihr Vater versprochen hat, aus der Stadt gebracht. Der raubt ihr den Geldbeutel und versucht sie zu vergewaltigen. (Angesichts dessen, dass dieser Kaufmann es ohnehin nur für Geld machen will und als fragwürdige Type erscheint, war für mich auch nicht nachvollziehbar, warum Rebekkas Vater ihn nicht darüber aufgeklärt hat, dass Rebekka keine Jüdin ist und außerdem darauf aufmerksam macht, dass sie in Nürnberg von Christen erwartet wird, die sich um ihre Weiterreise kümmern werden.)


    Mitten bei dem Vergewaltigungsversuch ein Szenenwechsel, um den Deutschordensritter Engelbert einzuführen, der bei der Reliquienbeschaffung von einem Abt hereingelegt wird. Engelbert ist schon dadurch als positiver Held erkennbar, als er wenig später den Juden Aaron trifft, mit dem er befreundet ist.


    Der Szenenwechsel dient jedoch nicht dazu, um etwa die Vergewaltigungsszene auszublenden, sondern ist lediglich ein vordergründiger "Cliffhanger", denn wenig später wechselt der Schauplatz wieder zu Rebekka und ihrer Rettung. Sie kann entkommen und das "böse Antisemitenschwein" überlebt, und will sich rächen ...


    Und so geht es auch weiter.
    08 / 15 - Situationen also, Schwarz-Weiß-Zeichnung und Typisierung der Figuren (auch der Hauptfiguren) sowie ein Handlungsablauf, der eher skizziert wirkt. Irgendwie kam mir das alles sehr vertraut vor - Mittelalterfeeling des 21. Jahrhunderts (und dazu noch recht billig).


    Zwar gibt es ein offenes Ende

    aber ich hatte den Eindruck, dass dies nur dem Umstand geschuldet war, weil das Autorenduo Sabine Martin bereits eine Fortsetzung geplant hat.


    Da es dem Autorenduo Sabine Martin nicht wirklich gelingt, solche doch recht abgenützten Klischees wenigstens durch eine besonders spannende oder sensible Umsetzung aufzuwerten oder wenigstens durch ein paar wirklich unvorhergesehene, aber überzeugende Wendungen zu beleben, habe ich mich beim Lesen bald nur mehr gelangweilt. (Der Roman ist zudem auch noch humorfrei.)


    Viel hatte ich von dem Buch nicht erwartet und meine Erwartungen wurden leider noch unterboten. Schade

    Ich überlege zurzeit an einem Wettbewerb teilzunehmen, möchte meinen Beitrag allerdings diesmal unter einem Pseudonym einreichen. Die Wettbewerbsregeln enthalten diesbezüglich keine Angaben. bzw. Regelungen.


    Daher meine Frage - hat jemand damit Erfahrung?
    Gibt es da so etwas wie "Regelungen"?

    Zitat

    Original von magali
    Die Marktmechanismen sind ähnlich, weil sich auch Literatur einen Markt erschließen muß. Aber Literatur vom Fließband geht nicht, Unterhaltung sehr wohl. Das ist ihr Problem.


    Vielleicht ist das letztendlich auch ein wesentliches Merkmal, woran erkennbar ist, ob es sich bereits um (Hoch-)Literatur handelt.


    Zitat

    Original von magali
    ja, genau, der Cassandra-Roman wäre ein Beispiel.
    Niemand kann vorhersehen, was gedruckt wird und was dann davon wirklich erfolgreich wird.


    Das stimmt - Erfolg ist letztlich nicht vorhersehbar, ebenso die Wirkung eines Buches oder anderen Werkes.


    Auch nicht zu übersehen ist - ich habe ganze Menge Bücher in meinem Leben bisher gelesen, die nichts für mich waren und die ich auch nicht herausragend gefunden habe (was allerdings nicht gleich bedeutet, dass sie schlecht sind), bei denen ich aber nachvollziehen konnte, warum sie so erfolgreich waren. Sei es, weil sie für eine bestimmte Gruppe waren, weil sie den damaligen Zeitgeist trafen oder weil sie einfach für gewisse Gruppen etwas zu bieten hatten, was die angeblich bessere Literatur nicht bieten konnte.


    Nehmen wir z. B. Eugenie Marlitt, die immerhin als eine der "Schundautorinnen" des 19. Jahrhunderts gilt. "Schulmeisters Marie" ist sicher keine hohe Literatur und wenn Wert auf eine glaubwürdige Handlung gelegt wird, nun es handelt sich eindeutig um eine künstliche und unwirklich konstruierte Geschichte. Auf der anderen Seite kann ich mir gut vorstellen, warum das Buch beim weiblichen Publikum gut angekommen ist. Immerhin darf die Heldin hier einiges machen, was die Heldinnen in Romanen des 19. Jahrhunderts gewöhnlich nicht machen, wie z. B. den Verbrecher verfolgen. Am Schluss geht es dann durchaus nicht wirklich überzeugend in die Ehe mit Mister Right. Aber zumindest im Mittelteil bietet die Geschichte für Leserinnen einmal etwas anderes.


    Zitat

    Original von magali
    Man muß auch an eines denken: auch die Iny Lorentz-Bücher waren mal 'neu'. Autorin und Autor wurden auch nicht gleich mit ihrem ersten erfolgreich. Und sogar 'Die Wanderhure' wurden abgelehnt, bis eine Agentur sie dann endlich nahm.


    Abgesehen davon gibt es auch bei der Bewertung von seichter Literatur und Unterhaltungsliteratur qualitative Unterschiede. Ein gut gemachtes seichtes Buch ist sicher einem hochgeputschten Starwerk, das mit Qualitäten prahlt, die es überhaupt nicht erfüllt, vorzuziehen. Im ersteren Fall kann es selbst für Leser/innen, die doch etwas mehr als eine 08/15 Liebes- und Abenteuerstory mit Mittelalterfeeling lesen möchte, sogar eine positive Überraschung sein, im zweiten Fall dagegen sind solche Leser/innen sicher enttäuscht oder gar frustriert und wahrscheinlich noch verärgert, wenn sie das Buch gekauft haben und es gar nicht billig war.


    Um zum Anfangsthema zurückzukommen - wenn ständig großartige historische Romane vermarktet werden, die sich dann als mittelmäßig oder gar schundig herausstellen, was für ein Eindruck entsteht da für Leser/innen, die einen Anspruch haben: historischer Roman = Schund.


    Dabei sind historische Romane nicht automatisch Schund, sondern das hängt von der Umsetzung ab, darauf wie die Geschichte erzählt wird, was für eine Geschichte erzählt wird etc.


    Insofern wäre es natürlich gut, wenn Autoren/innen, Literaturagenturen oder Verlage das bei der Vermarktung berücksichtigen.
    Ein mittelprächtiger Roman wird nun einmal nicht besser, indem er zum besten Roman aller Zeiten erklärt wird, aber wenn er das gar nicht sein will und dafür eine etwas interessantere und originellere Geschichte bietet als die meisten mittelprächtigen Romane wird er sich von diesen durchaus vorteilhaft abheben (und dem wünsche ich wirklich, dass er seine Leser/innen findet und nicht in der großen Masse untergeht.)

    Zitat

    Original von magali
    Ich habe mich etwas schräg ausgedrückt, das passiert häufig.
    Was für mcih die Wahl eiens historischen Themas schlüssig macht, ist das Intersse an einem zentralen Thema, das einen Bezug zur heutigen Zeit hat.


    Wie gesagt, für mich muss bei einem historischen Roman nicht unbedingt ein Bezug zur Gegenwart gegeben sein, aber Geschmäcker sind verschieden, und das ist auch gut so.


    Zitat

    Original von magali
    Noch mal Grete Minde:
    hätte Fontane die Umstände zu Lebzeiten dieser Frau beschreiben wollen, hätte er das tun können, die Akten lagen ja da. Das wollte er aber nicht, weil es ihm nciht darum ging, eine vergangen Zeit wiederaufleben zu lassen oder 'Opfern ein gesicht geben'.
    Er hatte in dem bißchen, was er fand gefunden, wa er suchte, nämlich einen Aufhänger für ein Thema, das ihn wieder und wieder beschäftigte: die Beschränkungen, die die Gesellschaft Frauen auflegt und die Unmöglichkeit, sich angemessen zur Wehr zu setzen.
    Das ist das Thema, es kommt auch in anderen Texten von ihm vor. Es geht ihm nicht um Historienspektakel.


    In wie weit Fontane zu den Originaldokumenten Zugang hatte, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls dürfte er zum Zeitpunkt des Schreibens davon ausgegangen sein, dass sie tatsächlich die Brandstiftung begangen hatte.


    Allerdings wollte er offensichtlich auch nicht einen historischen Roman über Grete Minde schreiben, sondern ihn interessierte an dem Stoff die Frage: Wie ein Mensch dazu gebracht wird, ein solches Verbrechen zu begehen. (Ähnlich ist es auch z. B. in der relativ zeitgleich entstandenen Erzählung "Unterm Birnbaum" oder in seinem Roman "Quitt".) Bei Grete Minde kommt noch die Rolle der Frau dazu.


    Zitat

    Original von magali
    Noch mal zu Mantel:


    ich sehe ihre Bücher keineswegs als Geheimtip. Sie hat für 'Wölfe' den Man Bookerpreis bekommen, deswegen wurde das Buch ja wohl übersetzt. In folgenden Jahr war es immer wieder wochenweise auf den Bestsellerlisten, die Feuilletons haben es breit besprochen. Es lag stapelweise in Buchhandlungen.


    Für mich war Mantel ein Geheimtipp - allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das vielleicht auch lokal bedingt war.


    Zitat

    Original von magali
    Die Frage, ob so ein Buch von einer deutsche Autorin gedruckt worden wäre, kann man so nicht stellen.


    Die Frage lässt sich sicher nicht so eindeutig beantworten.
    Ich habe viele Jahre lang den Buchmarkt verfolgt und dabei durchaus den Eindruck gewonnen, dass "Neuerungen" am Buchmarkt gewöhnlich eigentlich zunächst in den Übersetzungen zu finden sind.


    Ich hatte in den letzten Jahren einige Gespräche mit Menschen, die eine Publikation planen oder Hobbyautoren/innen sind, und da habe ich jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass die Toleranz für Neues oder einmal etwas Anderes gar nicht besonders hoch ist. Als ich bei einer unserer Diskussionen einige Autoren/innen als Beispiele dafür angeführt habe, die so etwas in der Richtung versucht hatten und damit auch durchaus Erfolg hatten, ist mir aufgefallen, dass es sich um fremdsprachige Autoren/innen handelt. Bei den Reaktionen der anderen hatte ich den Eindruck, fremdsprachige Autoren/innen ja, aber als deutschsprachige/r Autor/in wäre so etwas am deutschsprachigen Buchmarkt unmöglich.


    Hier haben wir auch einmal diskutiert, ob es nicht mehr bringen würde, ein Buch unter einem amerikanischen Pseudonym zu publizieren. Jedenfalls waren mehrere der Meinung, dass die Leserschaft gewisse Dinge (gerade historische Details) bei deutschsprachigen Autoren/innen anders (nämlich strenger) bewerten würde, als bei anglo-amerikanischen Autoren/innen. Jemand wollte das übrigens mit einem Ebook austesten, allerdings ist mir das Ergebnis bis jetzt nicht bekannt.


    Zitat

    Original von magali
    Mantel ist keine Debütautorin. Sie schreibt seit den frühen 1980ern, wenn ich das recht sehe. Keine historischen, sondern Romane, die in der jeweiligen Gegenwart spielen. Sie hat sich langsam hochgearbeitet in England.
    Hier war sie vor dem Man Booker Preis völlig unbekannt.


    Danke für Deine Informationen zu Mantel.


    Zitat

    Original von magali
    Man müßte eher fragen, ob ein historischer Roman von Lewitscharoff, Ulla Hahn, Streeruwwitz, Christa Wolf etc. gedruckt werden würde.
    Die Antwort ist doch klar?


    Christa Wolfs "Cassandra" könnte vielleicht als historischer Roman gesehen werden.

    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Mir war nicht klar, dass du – auch – Empfehlungen suchst.


    Noch eine weitere Klarstellung - ich suche hier nicht nur Empfehlungen, sondern auch den Austausch mit anderen Lesern/innen. (Jedenfalls hoffe ich noch immer, dass ich doch wieder auf Menschen stoße, die dieselben Bücher gelesen haben, die ich gelesen habe, und sich wie ich auch darüber austauschen möchten. Die Hoffnung stirbt halt zuletzt.) :-)


    Wenn du mit mir über Hilary Mantel diskutieren möchtest, sehr gerne, allerdings glaube ich, dass wir das nicht hier, sondern besser im Rezensionsthread zu "Wölfen" oder in einem eigenen Thread machen sollten. :wave


    --------------------


    Zitat

    Original von Buchdoktor


    Beziehungsebene
    Das Buchempfehlen und Buchkaufen findet u. a. auf Beziehungsebene statt. Wenn du auf dem Gebiet historischer Romane enttäuscht bist, dass zu dir nicht die richtigen Bücher finden, sagt es zuerst nur etwas über dein Verhältnis zu deinem Buchhändler oder deiner Bibliothek aus. Wenn ein erfahrener Buchhändler dich als Stammkundin als äußerst kritische Leserin in diesem Genre kennen würde, würde er dir evtl. andere Titel angeboten haben. ...


    Vielleicht muss ich da eines klarstellen. Ich habe keine Stammbuchhandlung, in der ich mich beraten lasse, und wenn ich in einer Buchhandlung oder in meiner Bücherei das Personal um Hilfe bitte, dann gewöhnlich nicht, weil ich mir ein Buch empfehlen lassen will, weil ich wissen will, wo ich ein bestimmtes Buch finde. (Manche Filialen der Bücherei haben gerade für Neuerscheinungen ein eigenes Regal, bei historischen Krimis ist oft nicht klar, ob sie bei den "Kriminalromanen", bei den "historischen Romanen" (wenn die eine eigene Rubrik sind) oder einfach nur unter den "Romanen" stehen.)


    Zu meinen Büchern komme ich gewöhnlich:
    - indem ich ein Regal oder die Neuerscheinungen durchstöbere
    - indem ich im Internet "stöbere"
    - oder durch Empfehlungen


    Wenn ich mir meine Leseergebnisse aus den letzten Monaten ansehe, zeigt sich, dass es am Buchmarkt offensichtlich inzwischen nicht nur wieder Bücher gibt, die mir gefallen, sondern dass ich auch in der Lage bin, auf diese aufmerksam zu werten und sie mir zu beschaffen.


    Aber was mir ebenfalls auffällt - es sind eben gewöhnlich nicht die Bestseller, die hoch gelobten Buchserien, die Bücher der Autoren/innen, die "Star-Nimbus" oder zumindest einen "Bekanntheitsgrad" haben, die Bücher, die kaum am Markt auch schon verfilmt werden, die präsenten und omnipräsenten Bücher, über die ich ständig sozusagen "stolpere". Nein, wenn ich ein Buch entdeckt habe, von dem ich den Eindruck habe, dass es mir gefällt, muss ich erst einmal diese ganzen Bücher links liegen lassen, und meistens ist es der Zufall, dass ich fündig werde. Das wirft doch ein gewisses Licht auf den aktuellen deutschen Buchmarkt.


    Auffallend auch, dass das einzige Buch, das eindeutig eine ganz eigene Liga ist ( "Wölfe" von Hilary Mantel) eine Übersetzung aus dem Englischen ist. (Ich frage mich übrigens, ob ein Buch wie "Wölfe" es auch auf den deutschsprachigen Buchmarkt geschafft hätte, wenn Mantel eine deutschsprachige Autorin gewesen wäre.) Letztlich aber war dieses Buch auch kein wirklicher Bestseller oder besonders omnipräsent, sondern einfach ein Geheimtipp, den ich glücklicherweise erhalten habe.


    Hätte ich damals nicht eine Frage zu einem eigenen Schreibprojekt gehabt und hier gestellt, hätte ich diesen Tipp gar nicht bekommen, und ob ich ohne diesen Hinweis auf "Wölfe" aufmerksam geworden wäre - da habe berechtigte Zweifel. (Sicher hier gibt es eine ganze Menge Buchempfehlungsthreads, aber ich habe, wenn ich nicht gerade im Urlaub bin wie jetzt, nicht jeden Tag die Zeit hier vorbeizuschauen und fast jeden Tag bit es hier mindestens 3 - 4 Seiten mit Links zu neuen Postings.)


    Auch auf den "Maximilian"-Roman von Prange im Zusammenhang mit meiner Frage aufmerksam gemacht, aber das Buch war mir bereits vorher schon untergekommen, ich hätte also anders als bei Mantel den Tipp oder bei Dübell die Leserunde in diesem Fall gar nicht benötigt.


    Der "Maximilian"-Roman ist auch wieder ein ganz gutes Beispiel dafür, wie schwer es eigentlich ist, bereits im Vorfeld tatsächlich zu erkennen, um was für eine Art von Buch es sich handelt. Als ich den Roman zu lesen begonnen habe, gab es auf Amazon eine ganze Reihe Rezensionen (und auch hier im Forum einige), aus denen ich einen (wie ich inzwischen weiß) völlig falschen Eindruck von dem Buch hatte. Alles Lobeshymnen, aber es waren durchaus Rezensionen, die einen seriösen Eindruck gemacht haben: Rezensionen von Leser/innen, die von dem Roman schlicht begeistert waren. Bei keiner einzigen Rezension hatte ich den Eindruck, dass sie vielleicht nur der Autor in Auftrag gegeben hatte oder dass da jemand aus einem Prange-Fanclub dahintersteckt. (Wesentlich verdächtiger wirkten da die Zitate aus Zeitungskritiken auf Amazon, aber schon, dass sie bei diesem Buch zitiert wurden, sorgte dafür, dass sich das Buch auf Amazon von den meisten anderen Büchern dort abhob, denn zu den meisten Büchern dort werden sonst keine oder fast keine solchen Zitate gebracht.)


    Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass ich auch weiterhin gut fahre, wenn ich die Bücher, die den Buchmarkt überflutet haben und die überall zu finden sind oder besprochen und gepriesen werden, einfach links liegen lasse, und meine Recherche nach Lesestoff, der mich wirklich interessiert und der mir gefällt, auch weiterhin auf den "Hintertreppe" oder die "hinteren Winkel" begrenze. Jedenfalls sind es nicht die Bücher (und das gilt auch für die historischen Romane), die in jeder Buchhandlung aufliegen oder auf Websites omnipräsent sind, die sich für mich als lesenswert herausstellen. Aber eine solche Bücherflut verstellt mir auch bei der Suche nach Büchern, die mir gefallen, ziemlich die Sicht.

    Nochmals zum ursprünglichen Thema zurück, das lautet: Historische Romane = Schund?


    Wenn ich mir ansehe, welche Bücher ich seit Juli 2014 gelesen habe, die als historische Romane im Handel erworben oder in der Bücherei gefunden habe, ergibt sich folgendes ("grobes" ) Ergebnis:


    3 Iny Lorentz-Bücher aus der Serie "Die Wanderhure" habe ich in meiner Bücherei überflogen - ich wollte mir hier nur eine eigenen Meinung zu dem, was dieses Autorenduo schreibt, bilden. Dasselbe trifft auch auf 2 Bücher von Rebecca Gablé zu. (Bei allen 5 Büchern hatte ich danach kein Bedürfnis sie als Ganzes zu lesen.) Dass ich mir diese Bücher immerhin angeschaut habe, hatte folgenden Grund: ich wollte bei einer Diskussion mitreden können.


    Einige Bücher aus dem 19. Jahrhundert wie z. B. "Die Kronenwächter" von Ludwig Achim von Arnim und zwei Bücher von der Jahrhundertwende, die ich mir bei Amazon heruntergeladen habe - allerdings sind die unter anderen Rahmenbedingungen entstanden, als die Bücher aus dem 21. Jahrhundert.


    Der Maximilian-Roman von Peter Prange wurde mir von mehreren Seiten empfohlen, außerdem hatte ich ohnehin bereits von ihm gehört. Aufgrund der guten Rezensionen habe ich hier sogar einen Kauf erwogen, allerdings habe ich dann doch auf mein Bauchgefühl gehört und das Buch zuerst einmal in meiner Bücherei ausgeliehen. Da es ständig entlehnt war, habe ich mich vorgemerkt. Das Ganze hat mich einen Euro gekostet, also ca. 2 Mark, und schon das war eigentlich zu viel Geld für dieses Buch. Es erwies sich als wahrer Etikettenschwindel und ziemlich übles Machwerk. (Einzige Positiva: das Anfang- und das Schlusskapitel und das schöne Cover - für ein gutes Buch eindeutig zu wenig!) Besonders gestört hat mich das Nachwort, indem sich Prange als profunder Historiker präsentiert. (Mehr dazu im Thread zu diesem Roman.) Dabei verrät er (wohl unabsichtlich) sogar selbst, dass es um seine Recherchearbeit ziemlich übel bestellt ist, da er das Problem, dass er bei einer guten Recherchearbeit zu lösen gehabt hätte, gar nicht anspricht.


    Als ich hier und auf Amazon meine Rezensionen geschrieben habe, wusste ich allerdings noch nicht, dass Peter Prange sozusagen als Star unter den deutschsprachigen historischen Autoren/innen gilt bzw. vermarktet wird. (Ich gebe offen zu, ich bin mir keineswegs sicher, ob ich mich auch getraut hätte, meine Meinung zu diesem Roman hier oder auch auf Amazon zu schreiben, wenn ich das schon damals gewusst.)


    Ich habe den Roman dann aber ein zweites Mal gelesen, weil ich die in den Rezensionen angepriesenen Qualitäten überhaupt nicht nachvollziehen konnte und ich wollte auch nicht glauben, dass ein Roman so viel Lob kriegt, obwohl er überhaupt keine Qualitäten hat, die diese Lobeshymnen irgendwie rechtfertigen würden.
    Bei diesem Reread habe ich mich bemüht, die Historizität auszublenden. Das Ergebnis: Niederschmetternd - auch diesmal konnte ich keine einzige Qualität entdecken, die der Roman angeblich haben sollen. Dafür habe ich noch eine ganze Menge Dinge entdeckt, die mir beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen sind und die gewöhnlich in jenen Bücher üblich waren und sind, die als Groschenromane oder Schund gelten.
    (Könnte es sein, dass Romanautoren/innen wie Peter Prange ein Grund dafür sind, dass viele historische Romane für Schund halten? Denn, wenn seine Bücher wirklich das Beste oder zumindest besser sind, als die meisten deutschsprachigen historischen Romane, dürfte es um den deutschsprachigen historischen Roman wirklich nicht gut bestellt sein.)


    Außerdem habe ich die 3 Bücher von Hilary Mantel gelesen: Wölfe, Falken und Brüder. Vielleicht die besten Bücher, die ich seit Jahren gelesen habe. "Wölfe" wurde mir hier im Forum empfohlen, die beiden anderen Bücher waren in meiner Bücherei nicht entlehnt, und da ich von den "Wölfen" begeistert war, habe ich sie mir dann ausgeliehen. (Inzwischen überlege ich sogar, diese Bücher zu kaufen.)


    Dann habe ich einen historischen Roman gelesen, auf den ich über eine Leserunde in diesem Forum indirekt aufmerksam gemacht wurde. Ich war von dem Buch begeistert (ein wirklich sehr gutes und interessantes Buch, auch wenn es nicht an "Wölfe" heranreicht). Wenig später habe ich dann die Autorin in diesem Forum erlebt und war sehr enttäuscht davon, wie sie sich hier in einem Thread aufgeführt hat. Offensichtlich hatte ich den Fehler gemacht, von den Büchern auf den Charakter der Autorin zu schließen. Zwar bin ich von der Autorin als Mensch enttäuscht, das hat aber nicht meine Meinung über ihr Buch geändert.


    Auf "Zorn des Himmels" von Richard Dübell wurde ich über eine Leserunde im Literaturschock-Forum aufmerksam. Der Autor selbst, von dem ich früher einmal den "Tuchhändler" und "Die schwarzen Wasser von Venedig" gelesen hatte, hatte mich damals nicht wirklich begeistert. Das Buch habe ich mir nur ausgeliehen, weil ich mich schon länger mit dem Thema Hochwasser beschäftige. Ich war von dem Buch positiv überrascht. (Mehr dazu siehe meine Rezension hier im Forum.)


    Richard Dübell dürfte ein relativ bekannter Autor sein, drei weitere historische Unterhaltungsromane von Autoren/innen, die eindeutig nicht wirklich bekannt sind, haben mich positiv überrascht. Die habe ich zufällig selbst entdeckt. In der Bücherei habe ich mir angewohnt, auch auf Bücher zu achten, die kein auffälliges Cover haben, sonst wären mir zwei dieser Bücher entgangen. Das dritte Buch habe ich auf Amazon zufällig entdeckt, und ihm eine Chance gegeben, da ich das Gefühl hatte, dass es in mein "Beuteschema" passt. Alle drei Bücher waren besser, als ich nach der Bewerbung erwartet hatte.


    In diesem Jahr habe ich noch kein einziges Buch in einer Buchhandlung gekauft. Kein einziges Buch, das ich über meine Bücherei ausgeliehen habe, hatte ich zuvor in einer Buchhandlung entdeckt und beschlossen, es mir erst einmal anzusehen.
    (Ich kaufe inzwischen nur mehr selten Bücher, da ich erstens nicht wirklich gut bei Kasse bin und in meiner Wohnung auch nicht viel Platz habe.)


    Ergebnis zu den Büchern aus dem 21. Jahrhundert, die ich gelesen habe:


    Positiv angemerkt:
    Es war nur ein einziges Buch darunter, das mich überhaupt nicht gefallen hat und das nicht gehalten hat, was ich mir von ihm versprochen hatte.
    Mit "Wölfe" habe ich sogar ein wirklich großartiges Buch entdeckt, und auch die beiden anderen Bücher dieser Autorin haben mir gefallen.
    Außerdem habe ich ein wirklich gutes Buch von einer deutschsprachigen Autorin entdeckt und vier weitere Bücher, bei denen mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht hat.


    Ausgerechnet Pranges Roman (das Buch, von dem ich nichts Gutes sagen kann) ist jedoch das einzige dieser Bücher Buch, auf das ich nicht nur über eine Empfehlung in diesem Forum, eine Leserunde in einem Forum oder rein zufällig gestoßen bin.
    Von den übrigen Autoren/innen dürfte Richard Dübell noch eine gewisse Bekanntheit haben.
    Hilary Mantel würde ich als Sonderfall einstufen, aber sie dürfte doch eher ein Geheimtipp sein.


    Sagt das nicht einiges über unseren Buchmarkt aus?

    Zitat

    Original von Bodo


    So etwas scheint oft tatsächlich reine Zahlenfickerei zu sein. Von einer 10-Bändigen Fantasyserie sind Band II und VI vergriffen, aber Band III wird neu aufgelegt....


    Da hat wohl jemand Buchhändler und Buchhalter verwechselt......


    Oder der eine Band hat sich halt besser verkauft als die anderen. Das soll auch vorkommen. :grin

    Zitat

    Original von magali
    Was mir fehlt - und das fehlt mir heuzutage bei den historischen Unterhaltungsromanen meistens - ist der Grund dafür, warum ein bestimmtes Ereignis ausgewählt und zum Romangegenstand gemacht wurde.


    Einen Grund gibt es immer, und meisten erfährt man ihn sogar im Nachwort, auf das Autoren/innen, die heute einen historischen Roman (egal welches Genre) nicht verzichten wollen. Die Frage ist eher - bin ich bereit ihnen das zu glauben?


    Donna Cross, die allerdings ihre "Päpstin" noch im 20. Jahrhundert, also fast 20 Jahren geschrieben hat, hat damals angegeben, dass sie einen historischen Roman geschrieben hat, weil ihr Recherchematerial für ein (populärwissenschaftliches) historisches Fachbuch nicht ausreihend war. Nach meiner Internet-Recherche gehe ich davon aus, dass es tatsächlich ihre Motivation war. Zwar wurde der Roman als Musicalvorlage verwendet und verfilmt, dies aber erst viele Jahre nach seinem Erscheinen. Zuvor hatte sie Fachbücher geschrieben, seit der "Päpstin" ist kein weiterer Roman publiziert worden und auch keine Fortsetzung wie z. B. "Das Erbe der Päpstin", sondern nur Fachbücher.


    Bei den folgenden Beispielen von Autoren/innen des 21. Jahrhunderts lasse ich einmal offen, wie ihre Motivationen einzuschätzen ist:


    Charlotte Lyne z. B. lässt in ihrem Nachwort zu "Glencoe" durchblicken, dass sie einerseits den Opfer dieses Geschehnisses ein Denkmal setzen wollte und andererseits sieht sie hier eine Parallele zur Judenvernichtung der NS-Zeit. (So habe ich das jedenfalls verstanden.)


    Brigitte Riebe deutet z. B. in ihrem Nachwort zu ihrem Roman "Die Hexe und der Herzog" an, dass sie dieser "Innsbrucker Hexenprozess" von 1486 interessiert hat, weil er ihrer Meinung nach ungewöhnlich war.


    Astrid Fritz hat z. B. in einem Interview, dass auf ihrer Website ist, angeführt, dass sie "Die Hexe von Freiburg" geschrieben hat, weil sie einerseits von diesem Fall erschüttert war und andererseits dem Opfer ein Gesicht geben wollte.


    Peter Prange hat in einem Interview, das irgendwo im Internet war, z. B. gemeint, er wäre zu seinen Roman über den Habsburger-Kaiser angeregt worden, weil er in diesem so etwas wie einen ersten Europäer bzw. Vorläufer unserer EU sieht. Außerdem finden sich im Internet immer wieder Erklärungen von ihm, dass er den Ehrgeiz hat, über jede Zeit einen Roman zu schreiben.


    Andreas J. Schulte schreibt z. B. in seinem Nachwort zu seinem Roman "Die Toten des Meisters", dass alles mit einem Fund auf einem aufgelassenen Friedhof begonnen hat. Das hat ihn offensichtlich zu der Vorgeschichte für seine Hauptfigur angeregt. Da er wollte, dass die Geschichte in seiner Heimatstadt spielt, hat er sich auf die Suche nach einem geeigneten historischen Geschehnis gemacht. Dabei ist er auf eine Tragödie gestoßen, die im Zusammenhang mit einem Krieg stand und damit er hatte auch sozusagen das Motiv für den Kriminalroman, der ihm vorschwebte.


    Zitat

    Original von magali
    Warum mit einem Streit zwischen Kaiser und Kurfürst/en (ist das Dein Romanthema?)?


    Das ist nicht mein Roman-Thema, und dass ich zurzeit selbst versuche, einen historischen Roman zu schreiben, hat mit dieser Diskussion absolut nichts zu tun.


    Hätte ich hier übrigens auf ein konkretes historisches Ereignisse angespielt, wäre nicht vom Herzog, Kaiser und Kurfürst die Rede gewesen, sondern ich hätte die Namen dieser Herren angeführt und um welches Geschehnis es geht.
    Allerdings habe ich halt rasch eine historische Situation zusammengestellt, an der ich vorführen wollte, warum Autor/in vorgegebene Fakten verändert, wann ich das für gut halt und wann ich das besser unterlassen würde. (Ursprünglich wollte ich hier einen historischen Abenteuerroman anführen, das habe ich dann nicht getan, weil ich mir nicht sicher war, ob dieser Roman und die Zeit um die es geht, den meisten hier überhaupt bekannt ist.


    Die von mir angeführten Beispiele habe ich mir übrigens fast alle selbst ausgedacht, um das, was ich da schreibe, etwas anschaulicher zu machen. Ich habe absichtlich fiktive Beispiele gewählt, damit sich nicht irgendwelche Autoren/innen, die das lesen etwa beleidigt fühlen, und wichtig war mir außerdem einfache Beispiele, bei denen ich nicht erst noch genauer auf den historischen Hintergrund eingehen muss. (Einzige Ausnahme ist die Ermordung des englischen Königs Henry VI., da ich davon ausgegangen bin, dass sich bei einem Hinweis auf Shakespeare niemand hier angegriffen fühlen wird.)


    Zitat

    Original von magali
    Der letzte historische Unterhaltungsroman, den ich mit Gewinn gelesen habe, war der Versuch der Autorin S.G. MacLean, eine strikt religiös gebundene Gemeinde im Schottland der 1620er Jahre darzustellen. ...


    Da ich den Roman nicht kenne (ich habe bisher gar nicht gewusst, dass es ihn gibt), daher kann ich mich zu diesem Roman nicht äußern.


    Zitat

    Original von magali
    Wenn ich Historisches lese, möchte ich einen Bezug zu wichtigen Themen haben, die mich heute betreffen. Und zwar nicht nur ein bißchen, sondern als Grund für den Roman. Für mich entsteht dann eher die Frage, inwieweit Faktisches verbogen werden darf, um Parallelen zu heute zu verdeutlichen. Oder das zu erzählen, was der Autorin wirklich am Herzen liegt und sie die Distanz nutzt zur Verdeutlichung.


    Nun, ich gebe zu, dass ich diesbezüglich weniger Ansprüche stelle. Für mich muss ein historischer Roman nicht unbedingt einen Gegenwartsbezug haben. Es ist für mich in Ordnung, wenn Autor/in den Roman schreibt, weil es ihr ein persönliches Anliegen ist, über eine bestimmte historische Figur, ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Zeit zu schreiben. (Und wenn sie oder er es macht, weil er sich davon "Kohle" verspricht, ist das für mich auch in Ordnung, wenn mich der Roman überzeugt und das hält, was er verspricht.)


    Bei einem Unterhaltungsroman, den ich lese, reicht es mir durchaus, wenn er gut gemacht ist und jene Vorzüge aufweist, die ich oben auch angeführt habe, und wenn er auch das hält, was Autor und Verlag versprechen.


    Zitat

    Original von magali
    So ein Fall wäre Fontanes Grete Minde, die ja mit der historischen wenig gemein hat.


    Bei "Grete Minde" wäre allerdings zu berücksichtigen, dass Fontane seinen Roman zu einer Zeit geschrieben hat, wo davon ausgegangen wurde, dass die historische Grete Minde tatsächlich für die Brandstiftung verantwortlich war. Eine erste historische fundierte Sicht auf die Geschehnisse mit Grete Minde als Sündenbock dürfte etwa in dieser Zeit entstanden sein, als er den Roman schrieb. Ich würde daher davon ausgehen, dass Fontane sich bei seiner Erzählung durchaus an den zu seiner Zeit bekannten Fakten orientiert hat.

    Taschenbuch: 280 Seiten
    Verlag: Ammianus; Auflage: 1 (15. April 2013)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3981228553
    ISBN-13: 978-3981228557


    Versuch einer Inhaltsangabe:
    Andernach, im Herbst 1476:
    Nach einem Streit im Gasthof „zum Hirsch“ wird der einflussreiche Ratsherr Hermann Wilhelm von Grevenrath ermordet aufgefunden. Ein Verdächtiger ist gleich gefunden: Gregor Kreuzer, mit dem er zuvor diesen Streit hatte, ist nicht nur der Besitzer der Tatwaffe, sondern läuft wenig später und mit blutbesudelten Händen noch der Bürgerwache in die Arme.


    Doch als der Stadtknecht Jupp Schmittges wenig später die Leiche untersucht, fällt seinem Freund Konrad, der zufällig mitgekommen ist, einiges auf, was ihn daran zweifeln lässt, dass Gregor, der Bruder seiner Vermieterin, der Witwe Johanna, tatsächlich der Mörder sein soll. Aber die Stadtoberen sind an keiner weiteren Aufklärung interessiert, nicht zuletzt da in Kürze eine Delegation erwartet wird. Nachdem das Treffen bei Trier zwischen Kaiser Friedrich III. und Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund vor einigen Jahren ergebnislos abgebrochen wurde und es in der Folge zum Krieg und zur Belagerung der Stadt Neuss durch den Herzog von Burgund gekommen ist, will letzterer nun doch seine Tochter und Erbin Maria mit dem Sohn des Kaisers verheiraten.


    Dabei wäre eine Überführung des wirklichen Mörders sogar sehr notwendig, da dieser noch weitere Morde auszuführen wird, nicht zuletzt um die Heiratsverhandlungen zu sabotieren ...


    Information zum Autor (lt. Amazon):
    Andreas J. Schulte, freier Journalist und Autor, Jahrgang 1965. Seit 2000 selbstständig und geschäftsführender Gesellschafter eines Redaktionsbüros. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er seit mehr als 20 Jahren in einer alten Scheune zwischen Andernach und Maria Laach. (Beides Schauplätze dieses Kriminalromans.)


    Persönliche Meinung:
    Die Einstufung des Romans ist nicht gerade einfach: Lokalkrimi vor historischen Hindergrund, Thriller (immerhin wird immer wieder aus der Perspektive einer Täterfigur berichtet, sodass Leser/in über dessen Pläne wenigstens teilweise informiert ist und somit gewöhnlich mehr weiß, als die Hauptfiguren) oder doch auch ein wenig Abenteuerroman (zumindest mit Blick auf Konrads früheren "Beruf")?


    Konrad und seine Freunde versuchen jedenfalls nicht nur einen Mordfall aufzuklären, es gilt auch der Täterfigur das Handwerk legen und die Unschuld des nicht gerade sympathischen Verdächtigen beweisen. Außerdem müssen sie auch dafür sorgen, dass sozusagen der geschichtliche Ablauf so bleibt, wie er überliefert wurde.


    Zwar haben keine Verhandlungen für die burgundische Heirat in Andernach stattgefunden, aber dass es tatsächlich im Herbst 1476 Verhandlungen gegeben hat, das wird angenommen. Als Begründung führt der Autor im Nachwort an, dass sich Andernach von der Lage her für Verhandlungen durchaus geeignet hätte und dass sich Kaiser Friedrich III. im Zusammenhang mit der Belagerung von Neuss zuvor drei Monate dort tatsächlich aufgehalten hatte. Schulte bewegt sich also, was seinen historischen Hintergrund betrifft, in der Grauzone zwischen Fakt und Fiktion, diese Gratwanderung gelingt ihm ganz gut.


    Hinzu kommt, dass dieser relativ unbekannte Roman (erschienen 2013), den ich zufällig entdeckt habe, zwei Vorzüge hat, die ich in den meisten Romanen des 21. Jahrhunderts gewöhnlich vermisse:


    Dem Autor gelingt eine Handlungsführung, die erstaunlich locker wirkt und zudem einfallsreicher ist, als das meiste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Vielleicht liegt es daran, dass der Autor sich nicht ausschließlich an die zurzeit gängigen Versatzstücke für Kriminalgeschichte und historischen Roman hält, sondern es durchaus wagt, diese durch ein wenig Abenteuergeschichte und auch Thriller-Elemente zu ergänzen.


    Den inneren Zusammenhängen zwischen den Geschehnissen hat er außerdem mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als dies zurzeit üblich zu sein scheint, weswegen das Buch (und vor allem die beiden Fortsetzungen) eine ungewöhnliche Dichte aufweist. Mit einer Ausnahme wurde hier nicht einfach nur eine Handlung aus den üblichen Baukasten zusammengeschustert, sondern der Autor nimmt sich Zeit für seine Figuren, für ihre Beziehungen zueinander, bei der Motivation und beim Herstellen von Zusammenhängen. (Endlich auch einmal ein Roman, wo nicht alles auf Sex und Crimes reduziert wirkt.)


    Die Perspektive selbst ist für das 21. Jahrhundert recht ungewöhnlich, einerseits gibt es einen Ich-Erzähler (Konrad), der das Zentrum der Handlung ist und den eine tragische Vorgeschichte und weitere Geheimnisse umgeben, die erst im Lauf der Handlung enthüllt werden. Andererseits wird ein Teil der Handlung jedoch aus der (Innenperspektive) anderer Figuren (vor allem des Täters) erzählt, allerdings in der dritten Person.


    Die Figuren überzeugen, was umso auffallender ist, als das Schwarzweißschema hier nicht vermieden wurde. Das hängt wohl damit zusammen, dass die positiv besetzten Hauptfiguren zumindest als "Originale" rüberkommen und auch keineswegs dem gängigen Besetzungsschema folgen. Der Täter wiederum ist zwar ein emotionsloser, böser Superschurke, aber als Auftragskiller, der auf seinen "Job", den er macht, stolz ist, hat er doch eine gewisse Glaubwürdigkeit und seine scheinbare Unbesiegbarkeit trägt wesentlich dazu bei, die Spannung zu steigern.


    Positiv fällt außerdem auf, dass sowohl der Schauplatz, die Stadt Andernach, als auch die Motivation für die Morde, sehr eng mit den historischen Fakten verwebt sind. (Historische Krimis, in denen das Verbrechen tatsächlich mit dem historischen Hintergrund zusammenhängt, sind relativ selten.)


    Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Ausflug in die Vergangenheit (das späte Mittelalter an der Wende zur Neuzeit), der mit viel Spannung, Atmosphäre und einigen recht originellen Ideen punktet.


    Ein Wermutstropfen, der mich allerdings nicht wirklich gestört hat, sind ein paar Tippfehler. Aber mit Blick darauf, dass das Buch bei keinem der wirklich bedeutenden oder bekannten Verlage herausgebracht wurde, sind diese wohl den nicht ganz so optimalen Publikationsbedingungen anzulasten, und wenigstens stören sie nicht besonders.


    Wie bereits der Untertitel andeutet, dürfte der Autor eine Serie geplant haben. Jedenfalls gibt es inzwischen eine zweiteilige gelungene Fortsetzung, in der das Abenteuerliche und die Kriminalelemente noch mehr dominieren: "Die Spur des Schnitters" und "Die Ehre der Zwölf".

    Zitat

    Original von magaliDa es hier aber im historische Romane geht und nicht um SchundSchrottMist-SchmonzettenSchnulzenSchlunzen allgemein, mal die Fragen:


    Was macht denn einen guten/schlechten historischen Roman aus? Wie entscheidet sich eine Leserin?
    Weil das Buch in Stapeln liegt? Beworben wird? Weil man Autiorin/Autor vom Namen her kennt? Weil man eine Liebesgeschichte mit Kostümierung sucht?


    Nach welchen Kriterien sich Leser/in entscheidet, weiß ich nicht.


    Was ich von einem guten historischen Roman verlange, habe ich bereits geschrieben: auf jeden Fall sollte er jene Kriterien erfüllen, die für mich überhaupt einen guten Roman ausmachen.


    Wichtig sind für mich zwei Fragen:
    Erste Frage: Gefällt mir der Roman?
    Zweite Frage: Warum gefällt mir der Roman oder warum gefällt er mir nicht?
    Erst dann kommen "objektivere" Kriterien ins Spiel, z. B. die Erzählqualität, die Dichte etc.


    Es ist auch schon vorgekommen, dass ich einen historischen Roman gelesen habe, bei dem ich dem Autor empfohlen hätte, mit Blick auf seine Geschichtskenntnisse sich für sein nächstes historisches Buch wenigstens wieder einmal einen Blick in sein Schulbuch zu gönnen. Andererseits aber war es ein lustiger und unterhaltsamer Roman, es war vergnüglich, ihn zu lesen. Nur als historischer Roman überzeugte er halt überhaupt nicht. (Auch wenn er zumindest "kartoffelfrei" war.)


    Was der Beurteilung Historizität bei historischen Romanen betrifft, spielt eine Rolle, mit was für einer Art von historischen Roman ich es zu tun habe. Bei einem Abenteuerroman, einem Kriminalroman, einer Familiensaga mit schweren Schicksalsschlägen, einem Liebesroman ist eigentlich am wichtigsten, dass die historische Kulisse so einigermaßen überzeugt und zur Handlung passt. (Wenn ich dabei entdeckte, dass es sich um gar keine Kulisse, sondern um einen überzeugenden historischen Hintergrund handelt, spricht das für die Qualität des Buches.)


    Wichtig ist für mich auch, wie das Historische in die Handlung eingebaut ist. Ist es eine reine Kulisse, ein gelungener Hintergrund, bringt es etwas für die Geschichte, die erzählt wird bzw. passt es zur Geschichte, die erzählt wird oder ist es sogar wichtiger Teil der Geschichte?
    Gerade bei den historischen Kriminalromanen ist auffallend, dass es kaum einmal vorkommt, dass das Verbrechen einem Bezug zum historischen Hintergrund hat. Bücher, in denen es tatsächlich gelungen ist, die Motivation einer Täterfigur aus dem zeitgenössischen Hintergrund zu entwickeln sind z. B. "Die Rechenkünstlerin" von Helga Glaesener und "Die Toten des Meisters" von Andreas J. Schulte.


    Hinzu kommt noch der Forschungsstand zum Zeitpunkt der Erstpublikation und die damaligen Arbeitsbedingungen, unter denen der Roman geschrieben wurde. Schließlich kann ich von Autoren/innen nicht verlangen, dass sie für ihre historischen Romane wichtige Sekundärliteratur verwenden, die es noch gar nicht gegeben hat oder auf die sie damals keinen Zugriff hatten, weil es eben noch keine Internetkataloge etc. gab.
    Und wenn das neue großartige Fachbuch über XY 2012 erscheint und der Roman über XY 2014, ist es für mich auch in Ordnung, dass Autor/in dieses Fachbuch nicht mehr verwendet hat. Sicher schade, aber auch für die Recherche muss sich Autor/in einen Schlusspunkt setzen.


    Was ich auch berücksichtigen, sind die Intentionen von Autor/in.


    Wenn Autor/in ihr Buch als historische Räuberpistole über den König FG ankündigt, ist das für mich in Ordnung und wenn ich dieses Buch lese, erwarte ich mir sicher keinen allzu genauen historischen Hintergrund, sondern eine vergnügliche Abenteuergeschichte.


    Wenn das Buch z. B. als Liebesschmonzette zwischen Kaiserin Sisi und Graf Andrassy ankündigt ist, werde ich das Buch wahrscheinlich nicht lesen, weil mich Liebesschmonzetten gewöhnlich nicht interessieren. Sollte ich es aber lesen, weil ich z. B. wissen will, wie die historischen Fakten hier umgesetzt wurden, würde ich das Buch nachher sicher nicht verreißen.


    Anders sieht es aus, wenn Autor/in mit Ansprüchen auftritt, die das Buch mehr oder weniger nicht erfüllt. In diesem Fall hat Autor/in Verrisse, negative Kritik und Ähnliches eigentlich herausgefordert.
    Es macht eben für mich schon einen Unterschied, ob z. B.der/die Autor/in ihre drittklassige Liebesschmonzette á la "Die Wanderhure des Kaisers" als seichten historischen Liebesroman für romantische Leser/innen ankündigt oder ob sie sich als die großartige Historiker/in präsentiert, die mit dem Slogan wirbt: so sollte Geschichte erzählt werden oder das ist wahre Geschichte von ....
    (Hüte dich vor den Fans dieses/r Autor/in!)


    Was die Abweichungen von geschichtlichen Fakten betreffen, so ist für mich sehr entscheidend, warum dies geschieht.


    Nehmen wir z. B. den Mord an dem englischen König Henry VI.
    Wenn man sich auf das Internet verlässt, müsste man glauben, dass er tatsächlich ermordet wurde. Das Einzige aber, was gesichert sein dürfte: Henry VI. wurde in einer Kapelle im Tower von London tot aufgefunden. Es spricht zwar einiges dafür, dass er ermordet wurde, aber aus wissenschaftlicher Sicht fehlt bis heute ein eindeutiger (Sach-)Beweis für den Mord. Der Tod von Henry VI. könnte also, auch mit Blick auf sein Alter, eine natürliche Todesursache gehabt haben.
    Für eine/n Autor/in, die das in einem historischen Roman verwendet, ist das eigentlich der Glücksfall, denn aufgrunddessen, dass die Todesursache nicht fest steht, bleibt es ihr/ihm überlassen, wie sie seinen Tod gestaltet. Allerdings halte ich nicht viel von Autoren/innen, die dann noch mit der Behauptung kommen, dass es so war, wie sie es in ihrem Roman beschrieben haben, denn das wäre die einzig richtige Lösung.
    Und was noch wichtig ist, wenn sie z. B. sich für einen Mord entscheidet, sollte das nicht ein dekoratives Detail sein, sondern auch tatsächlich Auswirkungen auf die Handlungen haben bzw. aus der Handlung heraus motiviert sein. (Wie so etwas funktioniert - schlag nach bei Shakespeare!)


    Problematischer ist es sicher, wenn es dagegen eindeutig um eine Abweichung von den historischen Fakten geht. Fiktives Beispiel:
    Historische Vorgabe:
    Auf dem Reichstag in Regensburg hat der Kaiser ein wichtiges Gespräch mit dem Kurfürsten von Brandenburg. Auf diesem Reichstag ist der Herzog von Bayern nicht nachgewiesen.
    In den folgenden Jahren hat der Kaiser einen Konflikt mit dem Herzog von Bayern, in dem der Kurfürst von Brandenburg nicht wirklich verwickelt ist.


    Autor/in schreibt nun einen Roman, wo es um den Konflikt zwischen Kaiser und Herzog geht und weicht dabei von den historischen Fakten ab, indem sie das Gespräch auf dem Reichstag zwischen den beiden stattfinden lässt.
    Für jemanden, der von einem historischen Roman eine strikte Einhaltung der Fakten verlangt, ist diese Abweichung natürlich unzulässig. Aber ist sie grundsätzlich, da unhistorisch, abzulehnen?


    Meine Meinung dazu: Es kommt auf die Umsetzung an.


    Wenn diese Änderung für die Handlung etwas bringt, spricht nichts dagegen. (Wenn der Kurfürst für die weitere Handlung ohnehin nicht notwendig ist, ist das Weglassen vielleicht gar keine schlechte Lösung. Wenn der Herzog ohnehin eine Hauptfigur ist, könnte er so einen guten ersten Auftritt bekommen.)


    Problematisch wird es allerdings, wenn sich daraus inhaltliche Ungereimtheiten ergeben oder weitere Abweichungen notwendig sind, damit die Handlung überhaupt wieder stimmig wird. (Das wäre z. B. der Fall, wenn Gründe vorliegen, dass der Herzog auf dem Reichstag nicht gewesen sein kann und diese schwerwiegend sind, sei es, weil er noch gar nicht geboren war, als dieser Reichstag stattfand, sei es, weil er zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer für die Romanhandlung ebenfalls wichtigen Pilgerfahrt ist oder Ähnliches.)


    Ich würde mich jedenfalls dann an die historischen Fakten halten, wenn eine Änderung für meine Geschichte letztlich unwichtig ist oder wie eine reine willkürliche Handlung wirkt.


    Für einen gelungenen Roman ist mir auch wichtig, dass zwischen den Figuren und den Geschehnissen Verknüpfungen bestehen. Was mir immer wieder auffällt - viele Romane sind eigentlich nicht mehr als eine Nacherzählung von Fakten. Wichtig wäre, dass diese miteinander verknüpft sind, ein historisches Ereignis nicht einfach nur erzählt wird, sondern auch Sinn für die Handlung macht, Teil einer Handlungskette ist, deren Ablauf beeinflusst. Die Figuren sollten nicht einfach austauschbar sein, sie sollten nicht einfach nur den Namen einer historischen Figur haben, sondern auch Eigenheiten, an denen sie identifiziert werden können. Nebenbei ist es mir auch wichtig, dass die Beziehungen der Figuren ausgearbeitet sind und sich nicht nur auf Sex & Crimes beschränken und dass es tatsächlich eine spannende Interaktion zwischen den Figuren gibt. (Und in einem richtigen historischen Roman wäre es auch gut, wenn z. B. die Auseinandersetzung zwischen Held/in und Gegenspieler/in z. B. Bezug auf die damaligen Wertevorstellungen, auf das Feudalsystem oder Ähnliches nimmt.)


    Und auch noch wichtig, bei einem richtigen historischen Roman erwarte ich mir kein "Mittelalterfeeling", sondern eine Darstellung der damaligen Zeit, die glaubwürdig wirkt.
    Mal ehrlich, wenn ich einen Roman über die 1920er Jahre des 20. Jahrhunderts schreibe und mich für den Hintergrund an den 1950er Jahren orientiere, würde ich für mein "20. Jahrhundert-Feeling" ausgelacht werden, und das zu Recht. Dabei umfasst das 20. Jahrhundert ca. 100 Jahre. Das Mittelalter dagegen dauerte mindestens 700 Jahre (wenn wir die Zeit der Völkerwandung dazu zählen ist es sogar noch länger), und die sollen sich mit einem "Mittelalterfeeling" abdecken lassen?