Beiträge von Teresa


    Im Moment kann ich dieser Rezension nur zustimmen. Sobald ich mit Lesen fertig bin, werde ich versuchen, eine Rezension dazu zu schreiben. Jedenfalls ist es ein Buch, dessen Lesen mir tatsächlich Spaß macht und dass ich wirklich nicht in einem Rutsch bewältigen will, dazu ist das Buch einfach viel zu interessant.

    Zitat

    Original von LeSeebär
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    Wer bewirbt denn einen Roman mit "perfekter Historizität"? Das ist für mich Unsinn, es bewirbt ja auch keiner einen Roman mit perfekter Grammatik oder perfekter Rechtschreibung. Bei einem Roman erwarte ich, daß man sich entsprechend Mühe gibt, diese Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Das heißt nicht, daß man den ein oder anderen Fehler nicht übersehen dürfte, aber wenn man meint, "Rechtschreibung gehört nicht zu meinem Konzept" sollte man dann schon entsprechend eine Warnung auf dem Buch festhalten. ...


    In meiner Generation galten perfekte Grammatik und Rechtschreibung als Selbstverständlichkeit, mit so etwas hätte daher kein Buch bei der Vermarktung punkten können.
    Könnte aber sein, dass das in einigen Jahren tatsächlich noch ein sogenanntes Qualitätsmarketing sein wird. (Neulich hat mir einmal ein Verleger erklärt, dass ein Buch mit 150 Seiten und nur 8 Tippfehler noch als großartig gilt, was die Qualität von Grammatik und Rechtschreibung betrifft.


    Ich finde es nur lustig, dass heute auf alltägliche Details wie eben die Nahrungsmitteln (z. B. Kartoffeln und Kukuruz) im historischen Roman so viel Wert gelegt wird, während z. B. eine interessante oder wenigstens etwas originellere Handlung offensichtlich nicht notwendig ist, von halbwegs gelungenen Hauptfiguren gar zu schweigen.


    Wobei der Verzicht auf ein ahistorisches Nahrungsmittel für mich nicht ausreicht, dass die vorgeführte Zeit tatsächlich authentisch wirkt.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Hier geht es nach dem Prinzip „Erst das Gesetz - dann der Mensch, wenn überhaupt“. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis, und es ärgert mich einfach.


    Dann dieses „Anerkennen“, „Status haben“. Karahama immerhin einen geringen, Demira war gar nicht existent (nach S. 157, Kap. 14) Sorry, für so ein System habe ich absolut überhaupt kein Verständnis.


    Ich habe allerdings nicht den Eindruck gehabt, dass dieses System im Buch als positiv rüberkommt bzw. die Autorin es als positiv darstellt.


    Es ist allerdings auch anzumerken, dass in der Phantasy, in historischen bzw. historisierenden Büchern oder auch in der Science Fiction und auch in anderen Genre immer wieder den Hintergrund für die Konflikte eine fragwürdige Gesellschaft gibt. Allerdings dürfte bei MBZ noch etwas Anderes mitspielen - während in den meisten Romane so ein System als etwas rein Fiktives rüberkommt oder zumindest als etwas, was in der Vergangenheit vorgekommen sein mag, aber sich nicht auf die Gegenwart auswirkt, lässt sich die Situation, die MBZ in einer Fantasy-Gesellschaft zeigt, wohl nicht nur auf die Entstehungszeit übertragen, sondern sogar noch auf die Gegenwart, und sie wagt es, selbst ihre Sympathieträger/innen und Lichtgestalten hier als fragwürdig zu zeigen.


    Nehmen wir die Protagonistin Domaris, die eindeutig eine Sympathieträgerin ist, warmherzig, liebeswürdig etc. Ehe mit Micon die große Liebe in ihr Leben trifft, ist sie eine Priesterin des Lichts und hat mit diesem Leben absolut keine Probleme. Die "problematische" Welt außerhalb ihrer "lichten" Hallen scheint es für sie nicht wirklich zu geben. Nach Micons Tod hat sie zwar ihre persönlichen Probleme mit seinem Verlust, aber eben mit sich selbst, nicht etwa mit der Gesellschaft, in der sie lebt.


    Erst als sie mitbekommt, dass ihre Schwester Deoris da in eine schreckliche Sache geraten ist, versucht sie diese zu retten und muss sich so indirekt auch ein wenig mit der Welt außerhalb ihrer "lichten" Hallen einlassen. Doch mit Riveda gibt es auch noch den "idealen Schuldigen".


    Mir fällt es jedenfalls recht leicht, mir Domaris als "Mädchen aus gutem Haus" vorzustellen: hübsch, begabt, liebenswürdig und angepasst - die typische Politikertochter, Gesellschafterstochter, Diplomatentochter oder einfach nur besseres Bildungsbürgertum, jedenfalls aus guten, geordneten Verhältnissen -- Domaris als Besucherin einer guten Schule, einer Eliteschule, einer Eliteuniversität, mit Chance zur besten Ausbildung, dank guten Kontaktnetz von Eltern etc. mit besten Berufschancen in einer Welt, wo ein "guter" Arbeitsplatz immer seltener zu finden ist. Sicherein warmherziger Menschen, der Gutes tut, indem sie auch brav ein wenig für soziale Unternehmungen spendet, und jemand, der wirklich nicht verstehen kann, dass es in ihrer "tollen" Welt Menschen gibt, die keine Arbeit finden, in Fragwürdiges wie z. B. Drogenkonsum absinken, obdachlos werden und Ähnliches. Für die "liebe" Domaris sind solche Menschen in ihrer "eigenen" Welt undenkbar, für sie trifft so etwas nur Menschen aus zweifelhaften Verhältnissen.


    Erst als die eigenen Schwester da in eine kriminelle Geschichte geraten ist, ändert sich das für Domaris. Aber natürlich ist die Schwester nicht wirklich daran schuld, sondern nur der Typ, mit dem sie sich da eingelassen hat. In der "guten" Welt darf es so etwas doch nicht wirklich geben.


    Deoris wird offensichtlich von vielen Leser/innen als verzogener Fratz / Zicke etc. gesehen. Gar kein Vergleich mit der "tollen" Domaris, und es ist auch wirklich schlimm, dass eine aus der "guten" Gesellschaft (von den "Guten" ), die alle Möglichkeiten hat, diese gar nicht schätzt, sondern offensichtlich ein gewisses Gespür dafür zeigt, dass in der "heilen" Welt eigentlich vieles im Argen liegt. Deoris entscheidet sich letztlich dagegen eine Priesterin des Lichts zu werden, sondern wird eine Priesterin der großen Mutter, bricht also aus der "heilen" Welt aus und bekommt so Kontakt mit der Wirklichkeit, lernt Menschen kennen wie Demira, denen das System übelst mitgespielt hat und steht eines Tages vor der (beruflichen) Entscheidung zwischen Pflicht / Gesetz oder Menschlichkeit (Mitgefühl). Letztes ist stärker, immerhin erfährt sie dafür auch Bestrafung.


    Anders als Domaris hat Deoris wenigstens ansatzweise etwas von einer Rebellin an sich und dass sie dabei auf Abwege gerät, zeigt vielleicht auch, wie übermächtig diese fragwürdige Gesellschaft ist, sodass es keinen Ausweg gibt.


    Am Beispiel der Karahama-Geschichte wird die Unmenschlichkeit des Systems auch sehr schön aufgezeigt, denn zumindest dafür, dass ihr Vater sie nicht anerkannt hat, kann Karahama nichts. Verglichen mit anderen Opfern dieses Systems hat Karahama insofern das Glück, ihrem Vater ähnlich zu sehen, so dass er sich schließlich genötigt sieht, sie dich anzuerkennen. Dadurch bekommt sie letztlich doch die Chance in ein "normales" Leben, wenn auch nur bedingt in die "heilen" Hallen der Priester des Lichts. Für ihre Tochter Demira jedoch gibt es keine Wiedergutmachung, sie bleibt weiterhin ein gebranntes Kind.
    ACHTUNG großer SPOILER


    Es mag schon sein, dass das Problem hier auch damit zusammenhängt, dass wir Leser/innen der Autorin schon auf dem Leim gegangen sind, weil wir zunächst tatsächlich geglaubt haben, dass die "heile" Tempelwelt wirklich eine "heile" Welt ist, wo Verbrechen wie z. B. an Micon nicht stattfinden und wo inhumane Gesetze keinen Einfluss nehmen. (Immerhin zeigt die Geschichte von Karahama aber, dass selbst die "Guten" aus den "lichten" Hallen Taten begehen, die eindeutig nicht für ihren Charakter sprechen.)

    Für mich war er eigentlich nie wirklich der Böse, und vor allem nicht im ersten Teil. Hier hatte ich eher den Eindruck, dass MBZ mit den Vorurteilen ihrer Leser/innen spielt. Denn mit Blick auf sein Handeln, zumindest im ersten Buch, und was wir über seine Vergangenheit erfahren - wo sind denn seine Taten, die ihn eindeutig als Bösen kennzeichnen würden?


    Riveda tut sich offensichtlich mit anderen Menschen eher schwer, ist nicht gerade besonders gesellig, er kommt aus dem Norden (ist also kein "Einheimischer") - das sind eigentlich alles "Fehler", die jemanden auch in der Realwelt außerhalb eines Romans verdächtig wirken lassen. Aber macht ihn das wirklich zu einem "Bösen"?


    Hinzu kommt natürlich, er ist kein Priester des Lichts, sondern Anführer der Graumäntel, und bei der Besprechung an dem Verbrechen von Micon erfahren wir, dass sich unter den Graumänteln einige Schwarzmäntel verbergen sollen.
    Ist es nicht eigentlich interessant, dass in dieser Szene niemand zumindest die Möglichkeit in Betracht zieht, dass sich "böse" Schwarzmäntel vielleicht auch unter den Priestern des Lichts eingenistet haben könnten? Es wird auch keine rationale Erklärung gegeben, warum die Priester des Lichts über jeden Verdacht erhaben sind, die Graumäntel allerdings nicht.


    Wir haben es hier also entweder mit Schwarzweißmalerei einer Autorin zu tun oder unsere Romanfiguren, auch die "Guten", haben eindeutig ihre Vorurteile. Welche der beiden Möglichkeiten zutrifft, kann natürlich erst am Ende des Buches geklärt werden.


    Bei der Untersuchung, die Riveda in der Folge durchführt, stellt sich zwar heraus, dass nicht alle Graumäntel eine "weiße" Weste haben, aber ein wirklicher Schwarzmantel wird nicht überführt, was auch Bestätigung sein könnte, dass es sich hier um Vorurteile handelt.


    Rivedas Fähigkeiten und vor allem auch seine Rolle als Forscher, der zudem im Alleingang agiert (also keine Vertrauensperson hat, die ihn notfalls zurückhalten kann), deuten natürlich daraufhin, dass er zu jenen Figuren gehört, die gefährdet sind. Das ist aber ein typisches Merkmal von literarischen Grenzgängerfiguren, und es wird sich noch zeigen, wohin ihn das bringt und welche Entscheidungen er da trifft?

    Zitat

    Original von sasaornifee
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    Und dass mit Deoris und Riveda war etwas verwirrend. Nicht gerade die Situation, sondern dass Deoris damit gerechnet hat, dass jemand etwas gegen Rivedas Wunsch sagt, so dass Deori sich nicht neben Riveda setzten muss. Aber diese Reaktionen sind ausgeblieben. Was das alles zu bedeuten hat? :gruebel


    Mein Eindruck dazu:
    MBZ wollte Deoris durchaus als Opfer rüberkommen lassen. Sie fühlt hier instinktiv, dass es vielleicht besser ist, zu Riveda mehr Distanz zu halten, aber die anderen bekommen das nicht mit und lassen sie hier sozusagen bereits im Stich.

    Ich habe das Buch vor kurzem gelesen, und war mehr als positiv überrascht. Das Buch entwickelt seine Geschichte langsam und behutsam und nimmt sich zunächst auch die Zeit seine Leser/innen in die Vergangenheit zu führen, die hier wirklich einmal als eine andere, zudem harte Zeit beschrieben ist und nicht als simple Historienkulisse aus Versatzstücken. Als Leserin hatte ich endlich wieder einmal bei einem Buch den Eindruck, ich würde tatsächlich in eine andere Vergangenheit eintauchen. Die Hauptfiguren (und meisten Nebenfiguren) der Handlung und ihre Beziehungen zueinander und Verstrickungen werden zunächst einmal vorgestellt, und die Autorin nimmt sich viel Zeit für ihre sehr sorgfältige Ausgestaltung, bei der zudem auch ein gewisser Einfallsreichtum zu erkennen ist. Nicht zuletzt haben die Figuren daher auch sehr viel Individualität. Eine wirkliche Schwarzweiß-Malerei, die bei den meisten hochgelobten historischen Romanautoren/innen die eigentliche Schwachstelle ist (so z. B. bei Kenneth Follett) fehlt hier. (Die weibliche Hauptfigur Sarah mag z. B. zu Beginn auch einmal auf einem Baum klettern, nachdem sie zuvor als "unverstandene" Außenseiterin eingeführt wird, in der Folge aber überzeugt sie als Figur mit eigenem Profil.) Es fällt mir hier einmal tatsächlich leicht, zu glauben, dass es damals wirkllich so gewesen sein könnte. Interessant ist auch, dass die Autorin sämtliche heute in historischen Romanen (und nicht nur dort) übliche Klischees vermieden hatte. Es gibt brutale Szenen, aber im Unterschied zu den meisten historischen Romanen, die in den letzten Jahren gelesen habe, haben sie mich wirklich mitgenommen. Dabei geht die Autorin hier keineswegs ins Detail.


    Zu bewundern ist der Mut, mit dem sich die Autorin hier dem Mainstream verweigert hat. Nach dem Nachwort zu schließen, dürfte es ihr wirklich darum gegangen sein, diese Geschichte um ihrerselbst willen zu erzählen und nicht darum, einen brauchbaren Stoff möglichst vorteilhaft zu vermarkten. Mit ihrem Stoff hat es sich die Autorin sicher nicht leicht gemacht, denn das Thema selbst hat zwar sehr viel Potential, ist aber auch sehr heikel. Zwar endet ihr Roman nicht gänzlich trostlos, aber das Ende selbst ist offen und verweigert sich so einem glücklichen Ausgang, der es uns Leser/innen leicht machen könnte, die Tragödie am Schluss gleich wieder zu vergessen.


    Für mich zurzeit der der beste historischen Romane aus der Gegenwart, den ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe.
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    Allerdings ist dieser historische Roman sicher nichts für Leser/innen, die sich leichte, gefällige Unterhaltung wünschen.

    Ein paar erste Eindrücke:


    Was ich recht interessant finde, ist, dass MBZ mit Micons Ankunft in der "Tempelwelt" von Atlantis einsetzt, und damit uns Leser/innen eine ausführliche Beschreibung seiner Leidensgeschichte erspart. (Ich befürchte, ein/e heutige/r Autor/in würde die Geschichte ausführlichen Beschreibung davon beginnen. Bei MBZ ist Leser/in und seine/ihre Phantasie gefordert.)


    Die Stelle, als Micon Bericht erstattet und eine ausführliche Beschreibung der Täter verweigert, da er einen von denen nur kurz gesehen hat, ehe er geblendet wurde, ist nicht unwichtig für die weitere Handlung. Zunächst einmal ist es natürlich sehr schön von ihm, dass er trotzdem nicht auf Rache aus, und zeigt von Umsicht, dass er so verhindern will, dass nicht ein Falscher irrtümlich dafür büssen muss. Die Stelle dient erst einmal dazu, uns Leser/innen zu zeigen, was für einen edlen Charakter Micon hat. Dennoch ist seine Entscheidung aber auch für die weitere Handlung von größter Relevanz, die auch nämlich auch Elemente aus dem Kriminalroman enthält, was allerdings erst am Schluss zu erkennen ist.


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    Dazu die Erklärung - Achtung, das ist wirklich ein SPOILER. Lesen somit auf eigene Gefahr.


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    Die Welt im Tempel von Atlantis wird zunächst als heile Welt dargestellt, die lediglich durch bedroht scheint durch die Bösen, die "Schwarzmäntel", wobei sich MBZ einer Farbensymbolik bedient. Weiß für die Priesterschaft des Lichts, die auch das heile Atlantis präsentiert contra Schwarz bzw. "Schwarzmäntel" (die Bösen). Zwischen diesen beiden Fronten Grau bzw. die "Graumäntel", denen immerhin unterstellt wird, dass sich unter ihnen einige "Schwarzmäntel" versteckt haben.


    Damit wird Riveda als Anführer der Graumäntel von Anfang an als etwas undurchsichtige Figur eingeführt, während Micon z. B. von Anfang an als positive Figur eingeführt ist.

    Allerdings wird Rivedas Außenseitertum noch durch zwei weitere Aspekte hervorgehoben: seine Herkunft aus dem Norden (er ist also in Atlantis sozusagen ein "Ausländer") und der Umstand, dass er noch immer jenen Raum bewohnt, den er auch zu Beginn seiner Karriere im Tempel bewohnt hat. Zwar hat er inzwischen im Tempel eine führende Position inne, wirklich integriert ist er aber offensichtlich nicht.


    Die Schwestern sind Gegenfiguren, beide gehören der Tempelhierarchie (also sozusagen der besseren Gesellschaft an) und sind zu Beginn in die "heile" Welt des Lichts integriert. Domaris ist in diese für sie heile Welt bestens integriert. Sie ist hübsch, liebenswürdig und warmherzig, fügsam, erfüllt ihre Aufgaben mit Selbstverständlichkeit und stellt offensichtlich ihr Umfeld nicht wirklich in Frage. (Es wird sich zeigen, ob die beginnenden Bekanntschaft mit Micon da eine gewisse Veränderung bewirkt.)


    Ich finde nicht, dass Deoris ein verwöhntes Gör oder eine Zicke ist, sondern offensichtlich ist sie gerade in der Pubertät. Jedenfalls ist sie im Unterschied zu ihrer Schwester nicht so fügsam und scheint auch etwas kritischer als diese das "heile" Umfeld wahrzunehmen. Dass sie offensichtlich als sehr begabt gilt, dürfte für sie noch eine weitere Bürde sein, zudem von ihr einiges erwartet wird. Wenn z. B. für Rajasta schon jetzt klar ist, dass Deoris ihrer Schwester nachfolgen soll, entsteht der Eindruck, dass sie bereits als die "nächste" Domaris gesehen wird, was auch eine gewisse Belastung für sie bedeuten dürfte, auch wenn das Verhältnis der beiden Schwestern zueinander sehr positiv beschrieben ist. Dass Deoris vielleicht ihren eigenen Weg gehen statt ihrer Schwester nachfolgen will, finde ich nachvollziehbar.


    Allerdings, auch das passt für mich zu einer Figur, die in der Pubertät ist, habe ich den Eindruck, dass Deoris ein wenig Orientierungshilfe von ihrem Umfeld benötigen würde, als sie erhält. Domaris ist zwar sehr lieb, aber offensichtlich kann sie ihrer Schwester diese Orientierung nicht bieten. Zurzeit ist es Micon, bei dem Deoris Hilfe findet, allerdings stellt sich hier die Frage - wie lange kann er das schaffen?


    Wie bereits Avalon zeigt, sind die Gegenwelten bei MBZ keineswegs heile Welten, obwohl sie zunächst diesen Eindruck vermitteln. Wie aber ihre Darstellung von Avalon in späteren Büchern zeigt, verliert die "Ideal-Gegenwelt" bei MBZ zwar ihre Idealität, verkehrt sich aber keineswegs ins Gegenteil, wie das z. B. bei Diana Paxston (immerhin zeitweise eine Mitautorin von MBZ) in ihrer Version der "Nibelungen-Sage" (Welt der Walküren) der Fall ist. Es wird daher sicher interessant sein, zu sehen, wie sich das auf Atlantis auswirkt, auf das immerhin in den "Nebel von Avalon" in einem "Traum" von Igraine Bezug genommen wird.

    Kurze Frage - ich würde gerne mitlesen, kann aber erstens keine verbindliche Zusage geben, dass ich für jedes Buch Zeit haben werde und bin auch ein wenig gehandicaped, da ich die Bücher, die ich zum Teil bereits vor Jahren gelesen habe, ausleihen muss, was sicher nicht einfach sein wird. "Das Licht von Atlantis" habe ich mir allerdings gestern beschaffen können.


    Ich möchte nun frage, ob ich zumindest in diese Leserunde einsteigen darf.

    Zitat

    Original von LeSeebär


    Wenn dieses (zugegebenermaßen sehr extreme Beispiel) wirklich mit Lektor und Co durchgeht, muß man sich schon fragen, ob da überhaupt jemand weiß, was er tut und wie viel Ahnung er von der Epoche hat, selbst wenn mir als Laien nix anderes gravierendes auffällt.


    Solange ich Autor/in nicht selbst beauftrage, für mich ein Buch über ein Thema zu schreiben und sie für diese Arbeit bezahle, habe ich kein Recht, ihm oder ihr vorzuschreiben, wie er oder sie ihre Geschichte erzählt.


    Wenn jemand also einen Roman schreibt, in dem solche Dinge vorkommen, weil das sein / ihr Konzept ist, geht das für mich in Ordnung. Wenn ich einen historischen Roman mit solchen Details ablehne, wer zwingt mich denn, so einen Roman zu lesen oder sogar kaufen zu müssen.


    Das Ganze ist für mich nur dann nicht in Ordnung, wenn der Roman z. B. als Werk mit perfekter Historizität beworben wird, denn dann handelt es sich um Betrug an der Leserschaft.


    Bei der "Päpstin" wurde die Leserschaft jedenfalls nicht von der Autorin betrogen. Aber ich habe ohnehin den Eindruck, dass bei Cross einfach mehrere Fakten zusammenkommen, die gar nichts mit dem Roman selbst zu tun haben.
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    Ich stimmte Buchdoktor zu, dass das Entscheidende gar nicht so sehr die tatsächliche oder vermeintliche "Realität" einer Geschichte, sondern die Umsetzung ist. Ich habe weder etwas gegen Außenseiter-Existenzen, "emanzipierte" Frauenfiguren und aufmüpfige Jugendliche einzuwenden, aber in diesem Fall erwarte ich auch, dass das in der Geschichte seine Begründung hat. Wenn also z. B. Hofdame Eulalia aufgrund von unglücklicher Liebe in der Gosse landet und sich in dieses neue Leben bestens einfügt, sollte das zumindest so beschrieben werden, dass es letztlich nachvollziehbar ist, warum Eulalia ihr früheres Leben letztlich hinter sich lassen und sich in eine ganz andere Welt einfügen kann. Noch besser wäre es aber, wenn Autor/in der Figur Eulalia ein Schicksal gibt, was zeitgemäß wirkt. In einem Mittelalterroman könnte das z. B. die Flucht in eine übersteigerte Religiösität sein.


    Warum soll es im Mittelalter keine aufmüpfigen Jugendlichen gegeben haben? Nur müsste halt dabei die strenge Hierarchie berücksichtigt werden.

    Zitat

    Original von LeSeebär


    Es geht doch nicht um die "Kerngeschichte". Daß man hier gewisse Fakten einfach nicht kennt, dürfte jedem Leser klar sein (nett ist natürlich trotzdem, den Leser im Nachwort aufzuklären, welche Fakten zum Kernthema man berücksichtigt hat und wo man "dichterisch" tätig wurde). Es geht vielmehr um die begleitende Randerscheinung.


    Ein fiktives (Extrem-)Beispiel:
    Ein Roman über die Landung eines UFOs im Mittelalter. Jedem Leser ist klar, daß es das nicht gab. Wenn allerdings dann der Kaiser davon aus der Zeitung erfährt, ist das aus meiner Sicht eine klare Mißachtung der historischen Fakten.


    Gab es im Mittelalter wirklich keine UFOs? Immerhin sind zumindest Geschehnisse überliefert, die seltsam wirken, aber vielleicht mit einem UFO erklärt werden könnten?


    Mir kommt es hier sicher auf die Umsetzung an. Wenn Autor/in z. B. die Idee hat, ein gewisses Wunder, das überliefert ist, mit einem UFO zu erklären, daraus eine spannende und / oder halbwegs schlüssige Handlung macht, die eine gelungene Geschichte zur Folge hat und das Umfeld, das beschrieben wird, tatsächlich wenigstens ein wenig "Mittelalter"-Touch hat, werde ich wahrscheinlich nichts dagegen haben.


    Problematisch wird es zwar, wenn der Kaiser alles aus der Zeitung erfährt, aber wenn dass der einzige Schnitzer ist, werde ich da wahrscheinlich Nachsicht haben. (Vielleicht ist es auch mit einem Augenzwinkern zu sehen.)


    Sollte sich Autor/in noch eine Erklärung einfallen lassen, warum es diese Zeitung im Mittelalter gibt, die halbwegs vorstellbar wäre, würde ich das gelten lassen.


    Problematisch würde es allerdings für mich, wenn die Historizität dieses Romans als Highlight in Bezug auf Genauigkeit und Faktentreue vermarktet wird, und böse wäre ich Autor/in wohl auch, wenn sie im Nachwort noch zu behaupten wagt, dass dieses UFO und die Zeitung tatsächlich historisch stimmig sind.
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    Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ein/e halbwegs intelligenter Autor/in das wirklich machen würde. Da wäre schon naheliegender, dass solche Behauptungen in einem Nachwort wohl kaum ernst gemeint sind, sondern vielleicht "augenzwinkernd" oder als Spaß.


    Ähnlich erginge es mir, wenn jemand z. B. Kaiser Friedrich Barbarossa mit Heinrich dem Löwen einen Ausflug aus dem Mond machen lässt und sich dazu vielleicht auch eine Erklärung einfallen lässt, warum das nicht überliefert wurde. Wenn er/sie im Nachwort noch behauptet, dass diese Mondfahrt tatsächlich stattgefunden hat, würde ich zunächst einmal davon ausgehen, dass er / sie das nicht wirklich ernst meint, sondern nur Scherz gemacht hat, denn dass beide Herrscher nicht auf dem Mond gewesen sind, dürfte wohl auch für Leser/innen (vielleicht abgesehen von jüngeren Kindern) klar sein, die über die beiden und ihr Zeitalter nicht informiert sind.


    Wenn allerdings z. B. in einem Roman Friedrich Barbarossa von Heinrich dem Löwen vergiftet wird, und Autor/in behauptet im Nachwort, das wäre tatsächlich so gewesen, dann ist es für mich wirklich problematisch, denn dafür gibt es historisch, soweit mir bekannt, absolut keine Belege, es handelt sich also um eine Erfindung. Aber wie soll eine Leserschaft mit wenig oder durchschnittlichen historischen Hindergrund das erkennen, wenn es sogar im Nachwort als Fakt dargestellt wird.

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    Original von Tilia Salix
    Das Problem bei Cross' Roman ist nicht die Frage, ob es die Päpstin wirklich gegeben hat. Der Sagenstoff ist als solcher bekannt. Das Problem ist die katastrophal falsche geschichtliche Einbettung, Donna Cross hat so viele echte Klopper reingebaut, dass man sich permanent mit der Hand vor den Kopf schlägt. Und das finde ich in einem historischen Roman schon ärgerlich, weil ich dadurch das Gefühl bekomme, die Autorin nimmt weder ihre Leserschaft noch ihre eigene Geschichte für voll. Dichterische Freiheit ist was Feines, aber gerade bei historischen Romanen finde ich es nur fair, wenn Autoren deutlich machen, wo sie die Realität bewusst verbogen haben, damit die Geschichte passt. Wobei: bei der Päpstin wäre es fast einfacher aufzuzählen, wo sie sich an die historische Forschung gehalten hat.


    Zunächst einmal kann ich deine Gefühle, die du in Bezug auf den Roman "Die Päpstin" beschreibst, sehr gut nachvollziehen, da ich dasselbst erlebt habe. (Allerdings war es bei mir nicht "Die Päpstin" von Donna Cross, sondern ein ganz anderer historischer Roman und dessen Autor.)


    Was die "Päpstin" betrifft, dürfte ich zu jenen Leser/innen gehören, die das Buch in den 1990er-Jahren gelesen haben. Der Roman hat mir gefallen, was für viele Romane gilt, aber irgendwelche Extremgefühl (ob positiv oder negativ) hat dieser Roman bei mir nicht ausgelöst. Es mag sein, dass ich den Roman, wenn er z. B. 2010 seine Erstauflage gehabt hätte, vielleicht kritischer sehen würde, was seine Historizität betrifft. Mit Blick auf den offiziellen Wissensstand der Entstehungszeit, würde ich die historische Einbettung als akzeptabel bewerten. Da zumindest ich den Roman in einer Ausgabe kennen gelernt habe, wo Donna Cross selbst zugibt, dass sie die fiktive Variante eines historischen Romans gewählt hat, weil der ihr Material für ein historisches Fachbuch nicht ausreichend war, finde ich nicht, dass ihre Leserschaft "betrogen" hat.


    Natürlich ist zu bedauern, dass sie sich in ihrem Nachwort nicht die Mühe gemacht hat, über ihre Arbeitsweise zu schreiben und in diesem Zusammenhang auch auf historische Abweichungen hinzuweisen, aber, soweit mir bekannt, sind Autoren/innen dazu nicht verpflichtet, und Frau Cross hat das Nachwort auch nicht missbraucht, ihrer Leserschaft weiszumachen, die Geschichte hätte sich so abgespielt und nicht anders.


    Hinzu kommt auch, dass das Nachwort, in dem ausdrücklich klar gestellt wird, was fiktiv und was historisch ist, die Anhängung einer Literaturliste und Ähnliches - dass diese Form von Nachwort erst im 21. Jahrhundert als eine gewisse Verpflichtung von Autor/in für Leserschaft gilt. (Und offensichtlich hängt dies auch von den Verlagen ab - immer wieder finden sich Aussagen von Autoren/innen, zumindest, was den deutschen Sprachraum betrifft, dass die Verlage nicht immer ein Nachwort abdrucken bzw. dieses sogar kürzen.


    Insofern finde ich, dass Donna Cross selbst kein Vorwurf zu machen ist.


    Ich habe Donna Cross hier allerdings auch deswegen als Beispiel angeführt, weil ich den Eindruck habe, dass wir einen Fall haben, bei dem verschiedene Aspekte in Bezug auf Rezension zusammentreffen, und eben nicht nur die für ein Buch noch immer wichtigste Frage: Hat es mir gefallen oder hat es mir nicht gefallen?
    Eigentlich geht es bei den Rezensionen zur "Päpstin" um verschiedene Fragen / Voreinstellungen:
    - Darf eine Frau über ein solches Thema ein Buch schreiben? (Ich kenne zumindest einen Fall, wo eine Autorin des 20. Jahrhunderts ein männliches Pseudonym verwenden musste, damit ihr Buch über einen Papst überhaupt veröffentlich wurde.) Ist eine solche Sache heute tatsächlich Vergangenheit?
    - Darf ein fiktiver Roman überhaupt als Argumentation dafür verwendet werden, dass es eine Päpstin gegeben haben könnte?
    - ...
    - und letztlich grundsätzliche Fragen, die einen historischen Roman betreffen wie eben: wie überzeugend ist die Historizität dieses Romans; bzw. warum ist die Historizität mehr oder weniger gelungen oder fragwürdig?
    - und außerdem noch die Fragen, die bei der Beurteilung jeder Geschichte da ist, egal ob Kriminalroman, historischer Roman etc.: wie gelungen ist die Geschichte als solche, überzeugen mich die Figuren, überzeugt mich die Handlungsführung etc.

    Zitat

    Original von Sibel
    Ich gestehe, daß ich historische Romane eigentlich nur deshalb lese, weil ich soviel wie möglich über die Epoche damals, das Alltagsleben, das Essen, die Gebräuche, die Gesellschaft etc. lesen möchte. Daher ist es sehr wichtig, daß die Kullisse und der Rahmen passt.


    Wenn ich aus diesem Grund lese, dann halte ich mich an zeitgenössische Quellen, soweit mir diese zugänglich sind oder an Fachliteratur, an besten Bücher, die auf zeitgenössischen Quellen basieren.


    Bei einem Roman, der mir als gelungener historischer Roman empfohlen wird, erwarte ich mir dagegen eine interessante Geschichte, die in einer vergangenen Zeit spielt, die zumindest den Eindruck vermittelt, dass sie authentisch wäre.

    Zitat

    Original von Sibel
    Um erfunde Stories zu lesen, müsste ich nicht zwanghaft in diesem Genre suchen. Ein normaler Roman täte es da nämlich auch.
    Aber gerade durch die Tatsache, daß man auch historisches (und vorallem historisch richtiges) lesen möchte, greift man ja auf historische Romane zurück.
    Daher sollten Material, die für historische Romane verwendet werden sehr gut recherchiert sein. Wer nichts über römische Geschicht weiss, außer die Eckdaten, der sollte es eben unterlassen einen Roman in dieser Zeit zu schreiben und ihn auch als historischen Roman zu präsentieren.


    Das finde ich nicht, wenn die Geschichte mir gefällt, ist das sicher besser, als ein historisch-perfekt recherchierter Roman, der leider nur langweilig ist, was die Handlung betrifft. (Historische Fakten alleine ergeben noch nicht eine gelungene Geschichte).


    Was mir hier allerdings wichtig ist, ist Ehrlichkeit. Wenn Autor/in nur die Eckdaten kennt (und mehr Recherche nicht für nötig gehalten hat), sollte er/sie das auch zugeben, und nicht vorgeben, ein/e großartiger Historienkenner/in zu sein und Ähnliches.


    Allerdings müsste auch darauf Rücksicht genommen werden, wer hier wirklich der Schuldige ist. Autor/in oder vielleicht doch der Verlag ...


    Zitat

    Original von Sibel
    Das bedeutet nicht, daß grundsätzlich ein Autor, der kein geschichtliches Wissen besitzt und nicht in den Alltag von damals eingeweiht ist, kein Buch schreiben darf, in dem seine Geschichten in einer bestimmten Zeitepoche handeln, was aber durchaus lobenswert wäre, daß man dies auch kenntlich macht und dann es auch bitte nicht als historischen Roman verkauft.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in den Alltag von damals eingeweiht sein kann - normalerweise gilt eine Zeit erst als historisch, wenn zumindest Autor/in da noch nicht gelebt hat. (Und die Möglichkeit zur Zeitreise ins Mittelalter oder ins 19. Jahrhundert oder in Steinzeit, dürfte es bisher nur in Romanen und Filmen geben.)


    Ich halte es jedenfalls für Unsinn, zu glauben oder zu erwarten, dass ein Roman tatsächlich die Geschichte / seine Zeit so wieder gibt, wie sie war. Ein wirklich großartiger historischer Roman schafft lediglich, sich an die Zeit anzunähern, in der er spielt bzw. den Eindruck zu vermitteln, so könnte es tatsächlich gewesen sein. (Was gar nicht so leicht, da hier Respekt vor einer früheren Zeit, die Bereitschaft sich in diese einfühlen zu können und Ähnliches notwendig ist.)


    Hilary Mantel hat das in einem Nachwort zu "Falken" ganz gut beschrieben: Ihre Version dieser Geschichte ist ein Angebot an die Leserschaft, wie es gewesen sein könnte.


    Ein/e seriöse/r Autor/in ist auch daran zu erkennen, dass er/sie sicher nicht darauf bestehen wird, dass ihr geschichtlicher Roman die einzige richtige bzw. mögliche Version dieser Geschichte ist. (Und dass er/sie seiner Leserschaft Mündigkeit zugesteht.)


    Was ich auch nicht in Ordnung finde, ist allerdings, dass Autoren/innen für die Leichtgläubigkeit ihrer Leserschaft büssen müssen. Paradebeispiel ist hier "Die Päpstin" von Donna Cross, die immerhin bereits in 1990er-Jahren geschrieben wurde, die - mein Eindruck - von sehr vielen Leser/innen und Kritiker/innen heruntergemacht wurde und wird. Immerhin fand sich zumindest in der Ausgabe des Romans, den ich gelesen habe, der Hinweis von der Autorin, dass sie zu ihrem Thema einen Roman und eben kein Sachbuch geschrieben hat, weil das historische Quellenmaterial für ein Fachbuch nicht ausreichend wäre. Damit gibt sie selbst zu, dass die Historizität einer Päpstin eher fragwürdig ist und stellt ihren Roman als eine mögliche Version da, wie die Geschichte einer Päpstin gewesen sein könnte.
    Wenn Leser/innen dann ihr Buch als Beleg dafür, dass es eine Päpstin gegeben hat, verwenden, ist das nicht die Schuld der Autorin.
    (Hier dürfte allerdings noch etwas dazu kommen - ich habe den Eindruck, dass offensichtlich für viele Christen/innen, schon der Gedanke, es könnte tatsächlich einmal eine Päpstin gegeben haben, etwas ist, was in keinem Fall stimmen darf.)


    Solange der historische Roman das hält, was er verspricht, ist es für mich in Ordnung. Also werde ich eine seichte Liebesgeschichte zwischen historischen Figuren keineswegs verdammen, wenn der Roman das versprochen hat.
    Wenn sich dagegen allerdings der großartige und gelungene Roman um die historische Figur X letztlich als seichte Liebesgeschichte mit einigen historischen Versatzstücken entpuppt, dann ist der Roman bei mir unten durch (und vermutlich auch Autor/in).

    Zitat

    Original von Ellemir
    Die hier im Strang genannten Romane sind gute Beispiele dafür, dass es klappen kann. Ich reihe mich schon mal unter die potentiellen Leserinnen ein...


    Den Maximilian-Roman habe ich mir inzwischen zugemutet, mich hat er überhaupt nicht überzeugt (nicht einmal als Roman) und schon gar nicht, was seine Historizität und historische Genauigkeit betrifft. Das Ganze kam mir eher vor, als wäre das der Vorlage-Roman für eine künftige Fernserie á la "The Tudors" oder "Borgia".


    "Glencoe" dagegen, obwohl ich bereits wusste, woum es darin geht, fand ich die Geschichte sehr spannend und hatte, was inzwischen bei mir sehr selten ist, tatsächlich den Eindruck in eine andere Welt eintauchen. (Persönlich hat mir auch der indirekte Bezug zu einem Roman von Walter Scott gefallen: Old Mortality, dort ist Dundee eine wichtige Figur und die Schlacht von Killicrankie wird im Schlussteil dieses Romans erwähnt.)


    Mit den "Wölfen" habe ich inzwischen begonnen, erster Eindruck ist viel versprechend.


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    Original von SayyidaHallo Teresa,ich möchte dir zu deinem Plan, einen historischen Roman über eine reale Figur zu schreiben gratulieren. Ich selbst lese sehr gerne solche Romane, welche für mich die eigentlichen "Historischen" sind. ...Ich jedenfalls würde deinen Roman gerne lesen.lgSayyida


    An Sayyida,danke, das ist natürlich sehr aufbauend, allerdings wird es sicher noch dauern, bis ich die Rohfassung fertig habe, und einen Verlag zu finden, wird sicher auch noch eine Hürde darstellen.Teresa[/I]

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    Original von blaustrumpf
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    Woran merkt eigentlich die geneigte Leserin/der geneigte Leser, ob ein Buch gut recherchiert ist? Gut, eine Kartoffel, deren umstrittener Besitz schlussendlich zum Auslöser der Schlacht im Teutoburger Wald wird, da werden wohl die meisten helllesig.
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    Andererseits, wenn das der einzige Schnitzer ist, der Autor/in passiert ist und das Buch als Ganzes sehr unterhaltsam ist und / oder mich überzeugt, werde ich Autor/in daraus sicher keinen Strick drehen. Vielleicht bringe ich den Punkt in einer Rezension zur Sprache (wenn er mir überhaupt aufgefallen ist), aber die Rezension wird trotzdem positiv sein.


    Eine Kleinigkeit lässt sich verzeihen, kritisch wird es erst, wenn es von solchen Kleinigkeiten nur so wimmelt oder diese einfach nur nerven.


    Obwohl, manchmal können solche Schnitzer auch lustig sein, so z. B. in einem Roman zur Zeit des Kaisers Vespasian, wo die Protagonistin regelmäßig bei einem Griechen griechischen Salat ist, weil sie Angst um ihre Figur hat. (Hätte ich diesen Roman als Ganzes nicht langweilig gefunden, hätte ich diesen Schnitzer mit einem Augenzwinkern abgetan.)


    Zitat

    Original von blaustrumpf
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    Aber was ist, wenn mal ein Datum im Roman ein anderes ist, als in meinem Unterstufengeschichtsbuch abgedruckt wurde? Ist das dann schlampige Recherche? Oder ist es eventuell dem julianischen Kalender geschuldet, der in Russland die Oktoberrevolution stattfinden lässt, während es in Westeuropa bereits November ist? Mit anderen Worten: Woran genau soll ich merken, ob ein Roman gut recherchiert ist
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    Gerade in solche Fällen kann es für Autor/in vorteilhaft sein, wenn er/sie im Nachwort darauf eingeht und damit für Leser/in auch nachvollziehbar macht, welchen Quellen er/sie gefolgt ist bzw. wo er/sie bewusst Veränderungen vorgenommen hat. Günstig sind auch Literaturangaben, die Leser/in vielleicht auch zur näheren Beschäftigung mit einem historischen Stoff ermuntern können.


    Denn letztlich kann jede/r Autor/in behaupten, dass er / sie toll recherchiert hat, wichtiger ist für mich, dass auch durch die Geschichte, die er / sie erzählt, indirekt bestätigt wird. Selbst eine fundierte, tolle Recherche bringt nichts, wenn ihre Ergebnisse sich nicht auf das Buch ausgewirkt haben. Ist das nicht der Fall, kann sich Autor/in diese Behauptung eigentlich sparen.


    Allerdings kann es auch für Leser/innen wie mich auch interessant sein, wenn Autor/in das Nachwort oder Vorwort dazu nutzt, zu erklären, warum Recherchearbeit letztlich für den Roman nicht verwendet wurde.
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    Wie kann ich nun überprüfen, ob ein Roman die Ansprüche auf seine Historizität, mit denen er von Autor/in und Verlag vermarktet bzw. beworben wurden, tatsächlich erfüllt?


    Wichtig ist, ob der Roman die Erwartungen, die bei mir geweckt wurden und weswegen ich ihn gelesen habe oder zu lesen versuchte, erfüllt hat.


    Wenn der Roman z. B. eine Liebesgeschichte zurzeit der Rosenkriege (zw. Richard III. und Anne Neville) verspricht, werde ich sicher weniger historische "Authentizität" erwarten (und einfordern9, als wenn mir die "wahre Geschichte von Richard III. vom historischen Starautor XY, ein packendes Historienepos, genau recherchiert" "versprochen" wurde.


    Was ich eher für unnötig halte, ist eine Internetrecherche, um die historische Authentizität eines Romans zu überprüfen.
    Abgesehen davon, dass im Internet eine ganze Menge von angeblichen Fakten zu finden ist, die unrichtig oder nur Blödsinn sind, ist doch zu erwarten, dass ein/e clevere/r Autor/in bzw. Verlag das auch selbst gemacht hat (Vielleicht die einzige Recherche.) (Besonders wenn er / sie da etwas zu verbergen haben sollten ...)


    Was die "Überprüfung" betrifft, wenn ich mir das überhaupt antue, empfiehlt sich, aktuelle Literatur zu dem Thema, die quellenfundiert ist. Ein guter Gradmesser für die Qualität die Historizität eines historischen Romans sind übrigens die Nebenhandlungen sowie die Neben- und Randfiguren.


    Zitat

    Original von blaustrumpf
    ... Problematisch ist es für mich eher, wenn das "historische Setting" nur Staffage ist ...


    Wenn nur das in der Buchbeschreibung / Bewerbung von Autor/in und Verlag angekündigt wird, ist nichts dagegen einzuwenden.


    Zitat

    Original von blaustrumpf... Aber feigen Etikettenschwindel, den mag ich nicht. ...


    Wenn Autor/in und / oder Verlag so etwas machen, sind sie bei mir unten durch, denn das ist Betrug.

    Eine gelungene Mischung aus Kriminalroman (Whodunit), Familiengeschichte und historischen Roman (gerade der sogenannte "Alltag" kommt recht authetisch rüber, nach dem Motto - so könnte es damals wirklich gewesen sein). Hinzu kommen eine ganze Reihe Figuren, die sympathisch sind und sich erfreulicherweise auch als recht gelungene Individuen erweisen. Gut gefällt mir auch, dass die Motive der Figuren (auch der Täterfigur) nachvollziehbar sind, alles wirkt schlüssig und Verwebung von Fiktiven und Historischen kommt mir in diesem Buch äußerst geglückt vor.


    Vermutlich hängt es mit dem Einbeziehung der Bamberger Hexenprozesse

    zusammen, dass ich den Eindruck habe, dass die historischen Elementen in diesem Buch wesentlich stärker wirken als in den früheren Büchern.


    Insgesamt gehört das Buch zu den besseren dieser Kriminalserie, wobei allerdings anzumerken ist, dass mir bisher noch keiner der Bände gänzlich missfallen hat.


    Wem die bisherigen Bücher gefallen haben, dem / der wird auch dieses Buch sicher gefallen.
    Aber ich habe den Eindruck, dass es auch für Neueinsteiger/innen geeignet sein dürfte.

    Grundsätzlich ist für mich das Buch entscheidend, das mich überzeugen muss, und nicht Autor/in.


    Allerdings gibt es inzwischen zwei Autorinnen, deren Werke ich nicht (bzw. nicht mehr) lese.


    Bei Autorin 1 habe ich es bisher nicht fertig gebracht, einem Buch von ihr überhaupt eine Chance zu geben, obwohl sie den Ruf hat, eine der besten deutschen Autorinnen im Bereich Historischer Roman zu sein.
    Wobei ich allerdings anmerken muss, dass ich in den letzten Jahren schon oft erlebt habe, dass Autoren/innen, die einen tollen Ruf im Bereich Historischer Roman (oder auch auf einem anderen Gebiet) haben, mich aus unterschiedlichen Gründen nicht überzeugen konnte, dass dieser Ruf berechtigt ist - da dürfte vieles auch nur Werbung und Marketing sein.


    Dass ich es bisher nicht geschafft habe, wenigstens einmal ein Buch von ihr näher zu betrachten, hat allerdings folgenden Grund:
    Ich habe einen Artikel von ihr im Internet gefunden, wo sie sich über eine (schon lange) verstorbene Autorin und ein Buch von dieser lustig macht und deren Meinung über eine historische Figur als lächerlich darstellt. Die Meinungen anderer, die jemand nicht teilt, lächerlich zu machen, ist für mich ein inakzeptables Verhalten. Ich kann mich seither nicht mehr überwinden, irgendeinem Buch von ihr wenigstens eine Chance zu geben, weil mir die Autorin deswegen total unsympathisch ist.


    Von Autorin 2 (einer britischen Autorin, offensichtlich sehr bekannt, jedenfalls mit vielen Büchern am Buchmarkt) habe ich mehrere Bücher gelesen, die mich keineswegs alle begeistert haben. Einige waren aber ganz interessant. Dann las ich einen Roman, wo die Autorin zu einer historischen Figur eine neue Idee, die mir in dieser Form noch nie untergekommen ist (und die mich nicht überzeugt hat). Gewöhnlich bin ich für neue Ideen / andere Sichtweisen / Interpretationen durchaus offen, und solange sie mir nicht als einzig gültige Fakten verkauft werden, habe ich gar nichts dagegen, wenn eine bekannte Geschichte einmal etwas anders erzählt wird.


    In diesem Fall aber versuchte die Autorin ihre Idee als die einzige Richtige / Mögliche im Nachwort präsentieren und die bisher übliche Sichtweise als unsinnig. Ich fühlte mich von ihr bevormundet. Das hatte zur Folge, dass das Buch im Nachhinein auf mich keineswegs als gelungener und unterhaltsamer Roman, sondern als Propaganda für ihre Idee als die einzig Richtige / Sinnvolle, wirkte. Und leider habe ich gegen Propaganda schon immer das empfunden, was gewöhnlich als Abneigung bezeichnen wird ...

    Liebe Hedwig,


    Zitat

    Original von Hedwig50
    ...
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man Leuten wie dem Hofnarren oder dem Ratgeber des französischen Königs nicht auf die Schliche gekommen wäre bzw. diese beiden nicht schon längst "entsorgt" hätte, aber vielleicht war auch das so. :rolleyes
    ...
    LG Hedwig :lesend :wave


    Dem Hofnarren und dem Ratgeber ist man historisch nicht auf die Schliche gekommen, aus einem einfachen Grund:


    Die Rolle des Ratgebers des französischen Königs,

    die er in Pranges Roman spielt, ist eine rein fiktive. Der historische Philippe de Commynes war Chronist (Historiker) und Diplomat, außerdem Ratgeber, zunächst in Diensten des Herzogs von Burgund, dann in Diensten von Ludwig XI. Er gilt als einer der Vorläufer der modernen Geschichtsschreibung. (Das einzige "Verbrechen", was ich in Bezug auf ihn finden konnte: seine Geschichtswerke sind durchaus nicht unparteiisch.)


    Marie starb bei einem Reitunfall, dafür,

    Kunz von der Rosen ist als Hofnarr Maximilians nachgewiesen
    Prange lässt ihn in seinem Roman offensichtlich als negative / zweifelhafte Gegenfigur zu Wolf von Polheim (bei Prange der treue Freund Maximilians) fungieren.
    Recht aufschlussreich finde ich außerdem, wie Prange das Motiv mit der Flucht Maximilians aus Brügge mit Hilfe einer Verkleidung eingesetzt hat.

    Interessant ist, dass es Umberto Eco mit dem "Namen der Rose" (das Buch war wohl für ihn auch das, was gewöhnlich als Durchbruch bezeichnet wird) gelungen ist (als wissenschaftlich-philosophischer Schriftsteller) auch die "breite" Masse zu erreichen und offensichtlich zu begeistern, was auch in den 1980er-Jahren eher ungewöhnlich war.
    Mit seinen späteren Büchern ist es ihm nicht gelungen, den Erfolg von diesem Buch zu wiederholen.


    Die tatsächliche Stärke des Romans dürfte sein, dass Eco in diesem der Spagat zwischen philosphischen Passagen und einer spannenden Kriminalhandlung gelungen ist, deren Auflösung zudem durchaus überzeugt.

    Offensichtlich ist die Kriminalgeschichte wirkungsvoll genug, und viele Figuren so interessant, dass das Buch selbst jene Leser/innen letztlich als Ganzes überzeugen konnte, die auf die philosophischen Passagen (Pauschalurteil: "zu geschätzig" ) ganz gerne verzichtet hätten.


    Das Buch wurde nach seiner Publikation relativ bald verfilmt, mit Starbesetzung und bekanntem Regisseur. Das war in den 1980er-Jahren (im Unterschied zu heute) eher unüblich. (Offensichtlich unterlag die Vermarktung von Erfolgen damals noch etwas anderen Regeln.)


    Die Verfilmung kann vor allem mit einer guten Kameraführung punkten, von der Handlung her hat sie mich jedoch als Ganzes weder als Film (eigenständiges Werk) noch als Verfilmung (unter Einbezug des Romans) überzeugt.
    Für mich gehört "Der Name der Rose" zu den am wenigstens gelungenen Romanverfilmungen: zu viele einschneidende Veränderungen gegenüber dem Roman, deren dramaturgische Notwendigkeit für mich nicht nachvollziehbar ist und die auch keineswegs die Geschichte interessanter machen oder bereichern. (Ganz im Gegenteil: die durchaus differenzierter Charakteristik der meisten Romanfiguren wurde im Film gegenüber dem Roman weitgehend verflacht oder durch Klischees ersetzt.)



    Leider überzeugt mich der Film auch dann nicht, wenn ich ihn als eigentständige Arbeit betrachte und somit den Roman als Vorlage weglasse.