Beiträge von buchregal123

    Sechs Jugendliche in den 80er Jahren ziehen zusammen in das Auerhaus, ein Bauernhaus, welches Frieders Eltern zur Verfügung stellen. Vorgeblich wollen sie sich um Frieder kümmern, der einen Selbstmordversuch unternommen hat. Aber sie wollen auch ihren Platz im Leben finden und sich eine Welt schaffen, die nicht viel mit dem zu tun hat, was um sie herum Realität ist. Diese Wohngemeinschaft wird von der Dorfbewohnern natürlich skeptisch beäugt.
    Die Geschichte ist aus der Sicht Höppners erzählt. Egal ob Frieder, Harry, Pauline, Vera, Cäcilia oder Höppner, jeder von ihnen ist recht speziell. Im Wesentlich jedoch geht es um Frieder und Höppner. Die Jugendlichen haben ein recht distanziertes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie haben ihre Träume und Vorstellungen vom Leben und hoffen, dass sich diese erfüllen.
    Der Schreibstil ist knapp und direkt und konnte mich nicht ansprechen. Die ganze Geschichte wird ziemlich emotionslos beschrieben und steckt doch voller Melancholie. Die Charaktere sind authentisch geschildert und doch konnte ich ihre Beweggründe nicht nachvollziehen.
    Das Ende passt zu dieser Geschichte, denn ein Happy End wäre fehl am Platze gewesen.
    Ein ungewöhnlicher und authentischer Roman, mit dem ich dennoch nicht warm wurde.

    Leila und Samira haben Probleme mit Ihrer Mutter Sarah. Ihr Vater ist Muslim, stammt aus Tunesien und sieht da Thema Religion aber locker. Er ist Busfahrer und lebt von seiner Frau getrennt, weil er mit der Einstellung seiner Frau, die zum Islam konvertierte, nicht zurechtkommt. Sarah hat den Koran gelesen und nun lebt sie nach seinen Regeln. Die legt sie sehr streng aus, verbannt den Fernseher aus der Wohnung und verbietet Fotos. Samira zieht kurz nach ihrem 18. Geburtstag aus.
    Nun muss Leila alleine klarzukommen. Dann wird schwer verletzt am Fuß einer Treppe gefunden. Leila will wissen, was geschehen ist.
    Dieser Roman erzählt die Geschichte eines Mädchen, dass nicht nur ohne Unterstützung mit der Pubertät fertig werden muss, sondern auch noch mit zerrütteten Familienverhältnissen und einer fanatischen Muslimin als Mutter. Die Probleme wurden von der Autorin sehr gut geschildert. Es ist ein aktuelles Thema, das hier aufgegriffen wurde. Trotzdem ist für mich vieles nicht nachvollziehbar.
    Die Geschichte wird in kurzen Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt, auch gibt es Zeitsprünge. Trotz des ernsten Themas gibt es durchaus humorvolle Passagen.
    Die Protagonisten kamen mir nie wirklich nah, die Motivation für ihr Handeln war mir nicht verständlich.
    Das Buch ist durchaus lesenswert, wenn man sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte.

    Saffy arbeitet in einer Werbeagentur und ist seit 6 Jahren mit einem Mann liiert, der anders ist als andere Männer. Erhalten andere Frauen am Valentinstag Rosensträuße, gibt es für Saffy einen blühenden Kaktus oder eine Venusfliegenfalle oder niedliche Kohlköpfe.
    Als Greg dann am Valentinstag auch noch im Büro anruft, Saffy zum Essen einlädt und eine Frage ankündigt, sieht sich Saffy endlich vorm Traualtar. Aber Greg ist kein Typ wie alle anderen. Als Saffy merkt, dass Greg gar kein Interesse daran hat, sie zu heiraten, ist sie stinksauer und trennt sich von ihm.
    Aber auch bei Greg, dem Schauspieler läuft nicht alles glatt. Er muss in seiner Serie sterben und eine weitere Rolle ist noch nicht wirklich in Sicht. Um seine Chancen auf neue Rollen zu vergrößern, macht er Saffy einen Heiratsantrag und organisiert die Hochzeit als großen Medienrummel.
    Jess und Connor, Freunde von Saffy und Greg, leben mit ihren Zwillingen in ganz anderen Verhältnissen. Jess ist Journalistin und arbeitet wegen der Kinder freiberuflich und Connor hat auch keine feste Anstellung. Er schreibt in seiner Freizeit ein Buch, was Jess gewaltig gegen den Strich geht. Die große Liebe bekommt den ersten Knacks.
    Saffy muss am Abend vor der Hochzeit Greg versetzen, weil die Kollegen einen Junggesellenabschied organisiert haben. Greg ist sauer und lässt sich auf Tanya ein. Weil er zuviel trinkt und mit Tanya Drogen nimmt und dann auch noch bei ihr die Trauringe verliert, kommt es vor der Hochzeit zu allerlei Schwierigkeiten. Nach der Trauung erfährt Saffy dann auch noch von Tanya. Sie lässt Hochzeitsreise Hochzeitsreise sein und flüchtet zu ihrer Mutter Jill. Aber die hat auch ihre Probleme, denn es wurde Brustkrebs diagnostiziert.
    Zu beschreiben wie alle ihre Schwierigkeiten bewältigen müssen und manchmal nicht wissen, wie es weitergehen soll, würde diesen Rahmen sprengen.
    Obwohl es viele ernste Probleme in diesem Buch gibt, ist es auch immer wieder sehr witzig. Es ist sehr unterhaltsam geschrieben und man fühlt mit den Protagonisten. Eine perfekte Lektüre für die Urlaubszeit.

    Da Angie Wallace sehr um ihren Mann trauert, wollen ihre Freundinnen sie ablenken. Sie machen einen Ausflug nach Millbrooke, ein ehemaliges Goldgräberdorf. Angie verliebt sich in ein altes und heruntergekommenes Pfarrhaus und mietet es kurzerhand. Weder ihre Kinder noch ihre Freundinnen haben dafür Verständnis. Aber das Leben in Millbrooke tut Angie gut. Sie beginnt wieder zu malen und will Malkurse geben. Die Treffen find zwar regelmäßig statt, aber es wird mehr geredet als gemalt und ist sowie fast eine Psycho-Therapie.
    Eine Bergbaugesellschaft will sich in Millbrooke ansiedeln. Die Bewohner des Ortes sind sehr unterschiedlicher Meinung über diese Pläne. Ein Angestellter der Gesellschaft mietet sich bei Angie ein und die beiden haben ein Verhältnis. Davon ist Angies Vermieter nicht begeistert. Er gibt Angie eine Kiste mit einigen Habseligkeiten, die er im alten Pfarrhaus gefunden hat. Dies veranlasst Angie sich näher mit der ehemaligen Besitzerin Amy Duncan und der Geschichte von Millbrooke zu beschäftigen. Es wird fast zu einer Obsession.
    Amy Duncan musste seinerzeit ihre Tante in Sydney verlassen und zu ihren Eltern in Millbrooke reisen, weil ihre Mutter unter ihrer Schwangerschaft litt. Sie kümmerte sich um Haushalt und unterrichtete ihre Brüder. Der Vater war ein engstirniger Pfarrer, der Vergnügen als Sünde ansah. Deshalb musste Amy selbst ihre Bücher verstecken. Die Bibel war das einzige Buch, dass der Vater tolerierte. In der kleinen Stadt lernt Amy Charles Chen kennen und lieben. Da Amy’s Vater eine Heiratet ablehnt – für ihn sind die Chinesen nicht vollwertig -, fliehen die beiden und heiraten mit Hilfe von Amy’s Tante in Sydney. Damit ist Amy für ihren Vater gestorben, selbst die Brüder dürfen nicht mehr mit ihr reden.
    Zwei sehr unterschiedliche Zeiten, zwei Frauen, die ihr Schicksal meistern müssen – ein Ort der sie verbindet. Alles kommt in diesem Buch vor: Abneigung gegenüber Fremden, Frauenrollen, Geschichte und Umweltprobleme. Aber alles bleibt an der Oberfläche.
    Dieses Buch hat mich nicht wirklich überzeugt, es ist zwar ganz nett zu lesen, aber nach der Leseprobe und der Buchbeschreibung hatte ich mir mehr davon versprochen.

    Als der dienstunfähige Kommissar Landgräf Ruhe im Kölner Dom sucht, bleibt ihm die verwehrt, denn ein Mann mit Sprengstoffgürtel kommt herein und droht mit Sprengung falls seine Forderungen nicht erfüllt werden. Außerdem habe er seine Stieftochter vergraben, um seinen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
    Es ist eine rasante Geschichte, die uns da erzählt wird. Mich hat sie so gefesselt, dass ich das Buch nicht weglegen konnte.
    Landgräf ist zwar eigentlich gesund, doch nach dem Herzinfarkt akzeptiert sein Kopf das nicht. Erst als er vor die Herausforderung gestellt wird, kann er wie gewohnt professionell agieren.
    Nero ist ein Psychopath, dem Menschenleben nichts bedeuten. Aufgrund seiner Erziehung hat er ein Problem mit Frauen, obwohl er eher schwach muss er Frauen dominieren.
    Ines ist durch Zufall an Nero geraten, als sie in einer ziemlich ausweglosen Situation war. Erst imponierte ihr das Materielle, doch bald schon muss sie erleben, was für ein Mensch Nero ist. Sie erduldet seine Misshandlungen und gibt sich selbst die Schuld. Nun aber ist der Punkt gekommen, an dem sie das alles abschütteln kann.
    Die Story gefällt mir, die Charaktere sind gut gezeichnet und die Handlung sehr spannend. Gut fand ich auch die Umsetzung, wie Gedankengänge der Protagonisten die Vergangenheiten erzählten.
    Ein empfehlenswerter rasanter und spannender Krimi!

    Das Buch "Am Horizont das rote Land" bietet Historie, Krimi, Liebesroman und ein wenig Sachkunde.
    Rhia Mahoney verschreckt ihren Verlobten mit ihrem etwas vorlauten Mundwerk, so dass dieser die Verlobung löst. Das führt zu einem Streit mit ihrem Vater, der danach das Haus verlässt. Nachts kommt die Nachricht, dass das Lagerhaus ihres Vaters am Hafen brennt. Sie begibt sich dorthin und muss mit ansehen, wie ihr Vater schwerverletzt geborgen wird. Kurz darauf erfährt sie, dass der Besitz nicht versichert war, weil es um die Firma nicht so gut bestellt war. Die Industrialisierung beginnt im Weberbereich und ihr halsstarriger Vater kann sich nicht mit diesen Neuerungen anfreunden. Dadurch hat die Familie jetzt alles verloren.
    Rhia zieht auf Vorschlag ihres Onkels nach London und wohnt dort bei einer Quäkerswitwe. Kurze Zeit später stirbt ihr Onkel unter mysteriösen Umständen. Mr. Dillon, ein Journalist, ist genau so skeptisch wie Rhia. Als Rhia beginnt Fragen zu stellen, wird sie als Diebin verhaftet, ohne Anwalt, der einfach nicht erscheint, zu 7 Jahren verurteilt und nach Australien deportiert. An Bord wird wieder gemordet, und Rhia versucht herauszufinden, was hinter der Geschichte steckt. Es geht um Opiumhandel und Falschmünzerei.
    Im Laufe der Geschichte erfährt man einiges über das Quäkertum, über die Entwicklung der Fotografie. Die umfassende Information über die verschiedensten Stoffarten interessieren wohl nicht jeden.
    Es ist ein wunderschönes und spannendes Buch, welches ich nicht aus der Hand legen konnte.

    Gunnar Barbarotti wacht morgens auf und stellt fest, dass seine Frau Marianne durch ein Aneurysma gestorben ist. Obwohl die beiden damit gerechnet hatten, dass so etwas passieren könnte, verliert er den Boden unter den Füßen.
    Als er dann nach einigen Wochen wieder arbeiten muss, wird ihm von seinem Vorgesetzten Asunander, der bald in Rente geht, ein Fall aufgedrückt, den er alleine bearbeiten soll. Barbarotti befürchtet, dass dies als Beschäftigungstherapie gedacht ist, denn der Fall liegt Jahre zurück. Trotzdem macht er sich an die Arbeit, obwohl seine Trauer ihn immer wieder überfällt.
    Der Elektriker Arnold Morinder ist verschwunden. Verdächtigt wurde seine Frau, die viele Jahre zuvor bereits schon einmal einen Ehemann umgebracht hat. Sie hat diesen Mord gestanden und die Gefängnisstrafe abgesessen. Je mehr sich Barbarotti mit dem Fall beschäftigt, umso mehr kommen Zweifel bei ihm auf. Hat Ellen Bjarnebo den Mord gestanden, um ihren Sohn zu schützen?
    Nesser erzählt die Geschichte einmal in der Gegenwart aus Barbarottis Sicht und dann in der Vergangenheit aus der Sicht von Ellen Bjarnebo, der „Schlächterin von Klein Burma“. Während der sich dahin schleppenden Ermittlung hadert Barbarotti mit seinem Schicksal, mit Gott und dem Glauben und wartet auf ein Zeichen von Marianne. Dieses Zeichen erhält er nach einem Monat durch einen Brief von ihr.
    Währenddessen ermittelt Eva Backman, Barbarottis Kollegin und Freundin, in einem anderen Mordfall. Bei einer Befragung erfährt sie Fakten, die Barbarotti in seinem Fall weiterhelfen.
    Zum Schluss klärt sich alles, auch dass Asunander persönliche Gründe hatte, diesen alten Fall noch einmal aufrollen zu lassen.
    Barbarotti ist in der Zeit der Ermittlungen mit seinen persönlichen Problemen besser fertig geworden und weiß, wie sein Leben weiter verlaufen soll. Ein perfekter Abgang für den sympathischen Barbarotti.

    Elenas Ehe verläuft ziemlich langweilig. Als sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre mit der Sekretärin hat, packt sie ihre Sachen und fährt mit dem Sohn Ben nach Italien zu Onkel Gigi. Onkel Gigis Palazzo ist allerdings nur bedingt bewohnbar.
    Michele Rizzo erfährt nach dem Tod seiner Mutter durch eine alte Postkarte, dass seine Mutter viele Jahre ein Geheimnis mit sich herum trug. Auch er macht sich auf nach Lecce in Apulien, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
    So treffen Elena und Michele in Onkel Antonios Trattoria aufeinander. Antonio will das Geheimnis aber auch nicht lüften. Er scheint Angst zu haben. Deshalb versuchen Elena und Michele gemeinsam dieses Geheimnis zu ergründen und stoßen dabei auf einige kriminelle Machenschaften.
    Das Buch ist leicht zu lesen und zeigt uns einige originelle Charaktere. Onkel Gigi ist schon ganz besonders und auch die alte Hure Cosima hat so ihre schwierigen Seiten, ist aber durchaus sympathisch. Ich hatte anhand der Buchbeschreibung einen Liebesroman erwartet, aber es wurde ein humorvoller Krimi mit Liebesgeschichte.

    Trixi Gellert lebt so in den Tag hinein und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Eltern haben den Geldhahn zugedreht und ihre Schwester hat sie rausgeworfen. Nachdem sie die Verlagschronik für das den Reiseverlag Bellersens geschrieben hat, will sie jetzt eigentlich Urlaub machen. Da sie aber eine Idee ihrer Nichte Rahel als eigene Idee dem Verlag untergeschoben hat, soll sie jetzt zusammen mit Robert van Gendt ein Geheimprojekt nach Rahels Idee auf Norderney übernehmen.
    Sie soll viermal dorthin reisen und im unterschiedlichen Umfeld recherchieren. Da Arbeit aber nun mal nicht ihr Ding ist, gerät sie von einer wenig richtungsweisenden Situation in die nächste. Eine davon ist das Auffinden der Leiche einer jungen Frau. Gut das Rahel sie immer wieder unterstützt wie auch die anderen Menschen, mit denen sie zu tun hat.
    Das Ganze ist ganz nett zu lesen, manchmal amüsant. Ein Krimi ist es aber ganz und gar nicht, eher eine seichte Urlaubslektüre der Kategorie „Humor“. Auch geht einem Trixi Gellert gehörig auf die Nerven. Sie hat Verhaltensweisen, die man einer Pubertierenden nicht nachsehen würde, geschweige einer Frau Anfang 30.

    Myriam Bellinger wurde entführt. Sie war der Star einer Internet-Serie namens "Missing" und wollte eine große Schauspielkarriere. Bald danach kann man auf dem Blog zur Serie Videos sehen, die Myriam in ihrer Gefangenschaft zeigen. Immer neue und bedrohlich wirkende Filme werden dort gezeigt und von den Fans kommentiert. Eine Lösegeldforderung von zwei Millionen geht ein. Der Filmproduzent Holm will dieses Geld per Crowdfunding beschaffen. Die Klickzahlen gehen hoch und die Serie mit Myriam ist nun in allen Medien. Bessere Publicity kann man sich nicht wünschen.
    Kein leichter Fall für die Kommissarin Amelie Fröhlich und ihrem Kollegen Hans-Jürgen Dürr.
    Ein aktueller Roman, der sich mit Internet und sozialen Netzwerken ebenso befasst wie mit modernen Finanzierungsmethoden.
    Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven mit mehreren Handlungssträngen. Zunächst tat ich mich etwas schwer mit der Geschichte, denn es gab viele Stränge, die nicht so recht zur Geschichte passen wollten. Doch mit der Zeit schaffte genau dies die Spannung, so dass man bis zuletzt nicht wusste, wo man den Täter wirklich suchen sollte. Für einen Thriller hätte ich mir etwas mehr Thrill gewünscht.
    Die Protagonisten sind mir durch die Bank nicht sonderlich sympathisch. Den Blick auf Myriam hat man nur in den Videos. Jo, ein erfolgloser Drehbuchautor und Myriams Freund, ist ein Trinker und Konsument von anderen Drogen., der sich zwar immer wieder vornimmt, damit aufzuhören, aber zu schwach ist. Seine notorische Geldnot versucht er mit Drogenhandel zu beseitigen. Myriams Freundin Lily zeigt ein permanent zickiges Verhalten. Holm ist ein erfolgloser Unternehmer, dem jedes Mittel recht ist, um sein Projekt erfolgreicher zu machen. Seine Sekretärin und Freundin Kathrin Binder ist ein eher unscheinbares Mädchen für alles. Amelie Fröhlich kommt mir nicht so recht erwachsen vor, denn ihre Beschwerden erkennt sie nicht als das was sie sind, nämlich eine Schwangerschaft, und dann versucht sie durch Ignorieren die Tatsachen zu leugnen. Am besten gefiel mir noch Dürr, der recht erfolglos auf der Suche nach der Frau seines Leben ist.
    Die immer widerkehrenden Beschreibungen der Schwangerschaftsprobleme nervten mich mit der Zeit etwas. Während des Lesens wurde mein Augenmerk auf immer neue Verdächtige gelenkt. Zum Schluss aber stellt sich doch manches anders dar, als gedacht.
    Ein spannender und unterhaltsamer Jugendkrimi!

    Tooly Zylberberg hat ein ungewöhnliches Leben, dass sie zu einer seltsamen jungen Frau gemacht hat. Sie besitzt die Buchhandlung „The World's End“, die statt etwas einzubringen nur Kosten verursacht.
    Sie wurde durch die Welt geschleppt, von einem Land zum anderen. Sie wurde von einem Menschen, der sich mehr oder weniger um sie kümmerte, zum anderen weitergereicht. Dabei wurde sie manipuliert und ausgenutzt. Einzig Humphrey hat sich selbstlos um sie gekümmert. Er ist auch der Grund für ihre Liebe zu Büchern. Venn taucht nach Belieben in ihrem Leben auf und verschwindet genauso schnell wieder. Sarah, ihre Mutter, ist auch keine beständige Bezugsperson. Paul, der mit ihr eine Zeit herumzieht, kann keine Empathie empfinden; sein Leben sind die Computer.
    Tooly kam mir hartherzig vor. Ihre Art spricht mich nicht an. Ich finde zwar Bedauern darüber, dass ihr Leben so verlaufen ist, kann aber keine Sympathie für sie empfinden. Nie hatte ich den Eindruck, dass sie sich aufmacht und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Irgendwann stellt sie fest, dass ihre Erinnerungen nicht immer mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
    Der Schreibstil ist etwas Besonderes und interessant, oft aber auch ziemlich langatmig. Die Geschichte lässt mich ratlos zurück. Was wollte uns der Autor erzählen? Ich habe mich immer wieder aufraffen müssen, um weiterzulesen, da ich die Geschichte ziemlich chaotisch und die Protagonisten skurril und nicht sympathisch fand. Das Ende hat mich dann ein wenig überrascht.
    Ein Buch, das bestimmt nicht jeden anspricht!

    Die junge Künstlerin Ida Martens besucht im Jahr 1912 ihre Freundin Grace Gifford in Dublin. Dublin nimmt sie von Anfang an gefangen und sie beschließt dort zu bleiben. Ida findet schnell Freunde, sie sucht sich ein Zimmer und eine Arbeitsstelle um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Viele ihrer Freunde und Bekannten engagieren sich für die irische Bewegung. Immer wieder unternimmt Ida Streifzüge durch die Stadt, um Eindrücke für ihre Bilder zu gewinnen. Als sie dabei in eine Straße gerät, wo die Armut und Not in jedem Winkel zu erkennen ist, trifft sie den Arzt Cian O’Connor.
    Ida stammt aus einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Für die Eltern zählt nur das Ansehen in der Hamburger Gesellschaft. Gegen den Willen ihrer Eltern handelt Ida mit ihrer Entscheidung, in Dublin zu bleiben. Ida ist ein mitfühlender und sympathischer Mensch, der mit sehr wachen Augen durchs Leben geht. Ihre Malerei bedeutet ihr sehr viel, in ihr kann sie ausdrücken, was sie beschäftigt.
    Cian kümmert sich sehr engagiert um die Armen. Er weiß, dass die Patienten in seiner Praxis ihm das Geld einbringen, das er für die Armen einsetzt. Aber ihm sind die Patienten, die ihre Leiden nur aus Langeweile pflegen, zuwider. Cian hat in der Vergangenheit etwas Furchtbares erlebt, das ihn abweisend und schroff seinen Mitmenschen gegenüber werden ließ. Auch Ida gegenüber kann er sich nicht öffnen.
    Daneben gibt es eine Reihe sympathischer Charaktere, welche sich in der „Bewegung“ zusammen geschlossen haben. Sie wollen die Armut in Irland bekämpfen und sich von den Engländern unabhängig machen. Es beginnt mit dem Kampf der Gewerkschaften, die ein Recht auf Arbeit erkämpfen wollen und endet mit dem dramatischen Osteraufstand 1916. Idas Zeichnungen helfen auf die Armut und die Missstände in Irland aufmerksam zu machen. Als dann der erste Weltkrieg ausbricht, muss sich Ida entscheiden. Wo will sie in Zukunft leben? Will sie wirklich Stellung beziehen? Aber sie wäre nicht Ida, wenn sie nicht längst tief in ihrem Herzen längst ein Entscheidung getroffen hätte.
    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, historischer Persönlichkeiten und fiktive Personen in dieser Geschichte zu vereinen. Alle diese Personen sind sehr authentisch mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen beschrieben, so dass man mit ihnen fühlen kann. Es ist eine sehr tiefgründige und dramatische Geschichte, die bewegt und einen total in den Bann zieht. Der dunkle Weg, den die Iren beschreiten, ist schwierig zu gehen und ziemlich blutig, und was wir in diesem Buch erleben ist erst der Anfang des irischen Freiheitskampfes.
    Ein sehr überzeugendes Buch, das mich bestimmt noch eine Weile beschäftigt.


    5/5

    Nach dem Tod der Mutter macht sich die 16jährige Celia Brooks auf den Weg nach London, um ihren Vater zu finden, obwohl ihre Mutter sie immer vor dem Vater gewarnt hat. In London begegnet sie dem Hotelierssohn Rupert Ingram, den sein privilegiertes Leben langweilt und der sein Abenteuer nachts in den dunklen Straßen von London sucht. Immer wieder laufen sich die beiden über den Weg.
    Die Geschichte erzählt sehr bildhaft über das schwierige Leben der armen Leute und man fühlt sich in das London im Jahre 1988 versetzt, wo es dreckig ist und stinkt und raucht. London zeigt sich dort von seiner schlimmsten Seite. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft sehr auseinander, viele Menschen suchen Arbeit, um ihr Auskommen zu sichern. Aber da das so hoffnungslos schwierig ist, wird geraubt, gemordet und prostituiert. Das Elend ist oft nur im Alkoholrausch zu ertragen. Die Heilsarmee versucht in diesem Elend zu helfen, was ihr nicht nur Anerkennung bringt. Es ist auch die Zeit, in der der Serienmörders Jack the Ripper sein Unwesen treibt.
    Die Personen sind glaubhaft und detailliert beschrieben, so dass man ihre Handlungsweisen sehr gut nachvollziehen kann. Viele Menschen sind ohne Hoffnung, sie wollen nur eins: überleben. Um das zu erreichen, können sie sich keine Skrupel leisten. Celia ist jung und unerfahren. Doch zielstrebig verfolgt sie ihren Plan, den Vater zu finden. Sie gewinnt Freunde, die sie unterstützen. Dabei erfährt sie auch Neues über ihre Mutter. Rupert soll im Geschäftsinteresse verheiratet werden, seine Gefühle tun dabei nichts zur Sache. Er versucht dem Zwang der Gesellschaft zu entfliehen, indem er im East End ein ganz anderes Leben führt. Aber mit der Zeit, erkennt er, was wirklich wichtig ist im Leben. Diese beiden jungen Menschen versuchen ihren Weg zu gehen und ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
    Immer wieder wird der Leser überrascht, denn es gibt unverhoffte Wendungen und Charaktere, die anders sind als man zunächst vermutet hat. Historische Ereignisse werden gekonnt mir fiktiven Handlungen verwoben. Der Spannungsbogen steigert sich bis zum Schluss und der Epilog rundet das Geschehen ab.
    Ein wunderbarer historischer Roman, der uns London von der finstersten Seite zeigt. Sehr empfehlenswert!


    5/5

    Endlich schweigen die Waffen, die während der Kämpfe zwischen den Weißen und den Roten in München ständig zu hören waren. Das treibt die Menschen wieder auf die Straße. Doch ein Querschläger tötet Curd. Seine Verlobte Lou plagen Schuldgefühle und Trauer. Sie sucht ihr Vergessen, indem sie tanzt.
    Es ist keine einfache Zeit, durch die wir Lou und ihre Freunde begleiten. Der 1. Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei und noch immer muss man viele Entbehrungen in Kauf nehmen. Die Menschen sind hungrig nach Unterhaltung und Vergessen. Doch das Leben ist teuer, die Inflation galoppiert schneller als man schauen kann.
    Auch Lou und ihre Freunde suchen das Vergnügen in dieser wilden Zeit. Einige ihrer Freunde zieht es wegen der politischen Veränderungen weg von München nach Berlin. Lou hängt sich an einen älteren Mann, der ihr die Vergnügungen finanzieren kann. Sie trifft einige ungewöhnliche Entscheidungen und verliert sich ein wenig selbst. Da ist es gut, dass sie Freunde hat, die sie auffangen, wenn sie Hilfe braucht.
    Die Geschichte lebt von den außergewöhnlichen Charakteren, die man oft falsch einschätzt. Gerade manche Nebenfiguren, die sehr lebendig und authentisch beschrieben sind, geben der Geschichte eine entscheidende Wendung. Nicht alle Personen sind einem sympathisch, auch Lou sehe ich mit zwiespältigen Gefühlen. Sie hat ihre Schwächen und macht eine Reihe von Fehlern. Dennoch oder gerade deshalb ist sehr glaubwürdig. Sie ist ein Kind der Zeit, nimmt sich alles, von dem sie meint, dass es ihr zusteht. Oft handelt sie sehr impulsiv und unverständlich und merkt erst mit der Zeit, dass es ihr nicht gut tut. Aber da ist immer jemand, der sie auffängt.
    Spannend fand ich, dass ich eine Überblick erhalten habe über die Lebensumstände jener Zeit, das gesellschaftliche Leben und auch über die politischen Verhältnisse. Es ist schon deutlich spürbar, was die Zukunft bringen wird, wie man an dem Überfall auf den Boxclub sieht. Bedrückend fand ich es, dass die Damen der besseren Münchner Gesellschaft Hitler so anhimmelten und nie eine seiner Bemerkungen in Frage stellten.
    Obwohl ich mit Lou nie warm geworden bin, hat mich ihre Geschichte angesprochen, da sie in das Lebensgefühl der Zeit passt.


    4/5

    Ein grausig zugerichteter Toter, dem das Herz fehlt, gibt Kommissarin Clara Vidalis vom LKA Berlin Rätsel auf. Der Mörder hat scheinbar ungeahnte Kräfte, denn er benötigt keine Waffe um zu töten. Dr. Martin Friedrich, genannt MacDeath, erinnert sich an einen Fall aus den USA, der ähnlich gelagert war. Der Täter wurde nicht gefasst, und seit 10 Jahren ist kein derartiger Fall mehr aufgetaucht. Es bleibt nicht bei dem einen Fall in Berlin.
    Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen, wenn man keine Probleme mit sehr blutig und brutal geschilderten Morden hat. Es kommen sehr unappetitliche Sachen zur Sprache, wie Kannibalismus, Nekrophilie, Body Modification und einiges andere mehr.
    Dieses Buch ist der vierte Band um die Ermittlerin Clara Vidalis. Ich kannte keinen der Vorgängerbände und hatte keine Probleme, mich in die Geschichte hineinzufinden.
    Clara ist eine sympathische Ermittlerin, die schon viel Unangenehmes in ihrem Berufsleben gesehen hat. Sie ist engagiert und will die Täter überführen. Sie ergänzt sich gut mit McDeath und es scheint, als könnte aus den beiden mehr werden als nur Kollegen. McDeath ist ein Typ, dem nichts abartig genug sein kann. Dennoch wirkt er sympathisch.
    Es braucht seine Zeit bis die Identität des Mörders feststeht, denn in keiner Datenbank lässt sich etwas über ihn finden. Es müssen also mächtige Institutionen sein, die den Deckel darauf halten. Durch die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Ermittlern, die genauso begierig sind, den Mörder seiner Strafe zuzuführen, kommen Clara und McDeath dem Täter näher.
    Von Anfang an war ich von der Geschichte gefesselt und dann gab es ein überraschendes Ende, das aber absolut stimmig ist.
    Ein blutiger und spannender Thriller.


    5/5

    Dieses Buch beginnt mit einem Brief, den ein Gefangener 1999 aus dem Gefangenentransporter wirft. Nach fast anderthalb Jahren erreicht dieser Brief den Empfänger in Stockholm. Damit wird alles in Gang gesetzt.
    Sofie Leander möchte unbedingt schwanger werden und ist deshalb in Stockholm im Krankenhaus als sie entführt wird. Als sie erwacht, findet sie sich in einem unbekannten Operationsraum wieder.
    Kommissar Fabian Risk wurde in die Schule seiner Tochter beordert, weil Matilda auffällig ist. Aber Risk ist abgelenkt, denn seine Dienststelle ruft ständig an. Sein Chef und er sollen zur SÄPO kommen, da der schwedische Justizminister anscheinend verschwunden ist. Aber Risk kommt zu spät.
    Das Buch lässt sich gut und sehr flüssig lesen. Kurze Kapitel, verschiedene Handlungsstränge und Handlungsorte sorgen dafür, dass das Tempo sehr hoch ist. Man muss schon konzentriert lesen, um den Überblick zu behalten. Es geht sehr brutal zu, so dass das Buch nichts für Menschen mit schwachen Nerven ist.
    Immer wieder gibt es neue unverhoffte Wendungen. So ermittelt die dänische Polizistin Dunja Hougaard in einem Mordfall. Dass es Verbindungen gibt zwischen den Fällen, ist den Ermittlern nicht klar.
    Man erfährt sehr viel Persönliches über die Kommissare. Fabian Risk und seine Frau haben Eheprobleme. Beruf und Privatleben sind nur schwer und einen Hut zu bringen. Seine Kollegin Malin Rehnberg ist schwanger und erwartet Zwillinge. Aber auch bei Dunja läuft nicht alles gerade.
    Dies ist der zweite Band mit dem Kommissar Fabian Risk. Meiner Meinung nach muss man den Vorgängerband nicht unbedingt gelesen haben, weil alles Wesentliche in diesem Band enthalten ist.
    Wer temporeiche Thriller liebt und sich nicht an drastischen Beschreibungen stört, kommt an diesem Buch nicht vorbei.



    5/5

    Die Leichen von stark misshandelten Jungen tauchen in Stockholm auf. Scheinbar werden die Kinder von keinem vermisst. Die Kommissarin Jeanette Kihlberg versucht den Täter zu finden, erhält aber kaum Unterstützung ihres Vorgesetzen oder von der Staatsanwaltschaft. Sie wendet sich an die Psychologin Sofia Zetterlund, um Hilfe zu bekommen.
    Sofia aber selbst Probleme. Sie selbst benötigt Medikamente und hat Schwierigkeiten sich in den Gesprächen mit ihren Patienten zu konzentrieren. Ganz besonders schlimm ist dies bei ihrer Patientin Victoria Bergmann, die in der Kindheit missbraucht wurde.
    Dieses Buch ist der erste Band einer Trilogie. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, um Spannung für die Folgebände zu wecken.
    Obwohl die Geschichte ständige Perspektivwechsel hat, liest sie sich doch recht flüssig. Obwohl manches sehr brutal und grausam ist, wird das Geschehen nicht ausgebreitet.
    Jeanette hat es nicht leicht mit ihrem Ehemann Ake, der seit vielen Jahren erfolglos künstlerisch tätig ist. Sie muss daher dafür sorgen, dass die Familie finanziell über die Runden kommt, was nicht leicht ist. Dass sie beruflich stark eingespannt ist, bekommt auch ihr Sohn Johann zu spüren. Sofia wirkt nicht sehr gefestigt, deshalb hat sie wohl auch Probleme mit ihren Patienten. Aber auch ihr Privatleben läuft nicht rund. Wirklich sympathisch war mir keine der Figuren.
    Das Buch ist sehr düster, geht es doch zum einen um misshandelte und getötete Kinder, zum anderen aber auch um kaputte Leben und zerstörte Seelen. Die psychologischen Aspekte werden ziemlich ausführlich geschildert.
    Ein spannendes Buch, das Lust darauf macht, die Folgebände auch zu lesen und das ist zugleich das Manko, weil zum Schluss zwar vieles geklärt ist, aber doch noch offene Fragen bleiben, die wahrscheinlich in den nächsten Bänden erst geklärt werden.


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