Beiträge von Nadezhda

    Ihr Instinkt müsste ihr sagen, dass Ava lesbisch ist und sie müsste bei anderen Frauen diesen Instinkt auch erwarten.

    Vielleicht nicht in einer Kultur, wo es dermaßen verpönt ist? (Oder im Gegenteil dort gerade???)



    Als Ärztin müsste ihr in Fleisch und Blut übergegangen sein, dass sie nie - auch nicht mit ihrer Schwester - über Patienten spricht.

    Das konnte ich auch absolut nicht nachvollziehen und daraus speist sich mein Misstrauen dieser Figur gegenüber.



    Oder wir müssen uns fragen, ob ein alter weißer Mann glaubwürdig Frauenbeziehungen beschreiben kann.

    Gute Frage! ^^


    Generell finde ich, dass bei diesem Buch ein Generationsproblem besteht. Ava Lee ist, wie du an anderer Stelle ausgerechnet hast, ein Kind der Achtziger. Diese Generation geht doch nicht ohne Handy aus dem Haus und checkt auch nicht nur einmal am Tag ihre Mails. Sie hat K.-o.-Tropfen und technische Überwachungsmöglichkeiten auf dem Schirm. Überhaupt spielt elektronische Kommunikationstechnik m.E. in der heutigen Realität eine weitaus größere Rolle, als es in diesem Roman dargestellt ist.

    (...) die im Innern westlich denkt, westliche Werte schätzt und schützt) und ob ihr Bananen-Dasein sich im Laufe der Serie verändern wird. Wird sie ihrer Mutter irgendwann sagen: Mama, ich bin Kanadierin, ich lebe und handele in Kanada, nicht in China.

    Das sehe ich momentan gar nicht.

    Interessant wird es, wie sie das auf die Dauer mit ihrer Beziehung zu Maria unter einen Hut bringen will. Aber vielleicht ist ja dann im Zweifelsfall auch die Beziehung nicht von Dauer. :-(

    Wenn ich mich in Avas Position versetze, finde ich es realistisch, dass die N. für sie keine Bedeutung hat. Einmal weil in nordamerikanischen Medien so gut wie nicht über Europa berichtet wird (dafür sehr viel mehr über Asien und Afrika als in deutschen Medien) - und weil sie in einer ziemlich geschlossenen Parallelgesellschaft lebt, die ihre Kinder Samstagfrüh in den privaten Chinesisch-Unterricht schickt. Sie liest die Globe und Mail und die South China Morningpost - und das ist mehr als die meisten Leute tun.

    Das mit den Medien ist sicher zu berücksichtigen. Andererseits hat Ava das kanadische Ausbildungssystem durchlaufen, da kann sie ja nicht die ganze Zeit den Kopf in den Sand gesteckt haben.

    Vielleicht hatte die N. bisher für ihr Leben keine Bedeutung und sie hat Informationen selektiv aufgenommen?

    Für mein Leben hat die N. auch keine Bedeutung und ich weiß mit dem Begriff etwas anzufangen. Ava Lee ist beruflich mit deren Konkurrenz in Asien verbandelt! Und dann fragt sie sich noch, was die denn mit einer unbekannten lokalen Bank in Ostasien wollen, dabei liegt das doch auf der Hand. Das ist mir einfach zu viel Naivität für eine angeblich so hochkarätige Privatermittlerin - die gleichzeitig abgebrüht genug ist, ihren Informanten persönlich abknallen zu wollen. Ja, er ist auch ihr Vergewaltiger und Wut und Rache spielen eine wichtige Rolle dabei, aber ich finde es schon frappierend, wie locker sie mit Menschenleben umgeht, auch wenn es sich um "Bösewichte" handelt.

    Eben. Und ich denke, der wusste genau, was da lief. :rolleyes Deshalb frage ich mich, warum sie ausgerechnet bei ihm die Informationen über den reizenden Mr. Cameron einkauft. Er weiß doch dadurch viel zu viel über sie.


    Fay und ihr Gatte stecken vielleicht auch mit drin; selbst für die hilfreiche Dr. Ho würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen. :chen

    Ich muss auch sagen, dass ich generell ein Problem damit habe, wie hier die Linien zwischen den Bösen und den Guten verschwimmen. Eine Triade ist ja, wenn ich das recht verstehe, kein Wohltätigkeitsverein, und Onkels / Avas Aktivitäten laufen oft genug im Bereich des Illegalen ab, auch wenn sie das gelegentlich dazu nutzen, die anderen zuvor geschehenen illegalen Dinge wieder "auszumerzen". Das mag mal eine interessante Abwechslung zu den ganzen politisch und sozial korrekten skandinavischen Krimis sein, die ich ansonsten meistens lese (wenn nicht gerade ein neuer Vargas erschienen ist :heisseliebe ), aber es gefällt mir nicht wirklich. Ich frage mich, was diese Figuren eigentlich für eine Substanz haben. Wie gesagt, das ist durchaus mal spannend und faszinierend zu lesen, und natürlich ist mir klar, dass auch Gangster irgendwen lieben können und sich manchen Menschen gegenüber loyal verhalten, aber so eine grundsätzliche Weichenstellung hat man im Leben doch getroffen, wenn man sich auf diese Seite begibt - daher kann ich die Figuren nur sehr begrenzt sympathisch finden und für ihr Handeln fehlt mir oft das Verständnis. Verhält sich in diesen Strukturen auch mal irgendwer einfach selbstlos, ohne dass im Hintergrund gleich ein paar neue Fäden ins Geflecht der gegenseitigen Gefallen und Verpflichtungen gewoben werden?

    Und noch so etwas, wo ich den Plot leider nicht überzeugend finde: Ava mag sich zwar ihre Sorgen um Onkel machen, aber dennoch erledigt sie gerade einen Auftrag - und da läuft sie ohne Handy zu der Verabredung mit dem Chef der Bank, dessen Unterchef wahrscheinlich gerade in Toronto 30 Mio. Dollar abgezockt und die beiden Männer, die das Ding ursprünglich gedreht haben, umgebracht hat? Es könnten interessante Informationen auflaufen, Onkel könnte im Sterben liegen, was weiß ich. Sie steckt mitten in einem Job und trinkt sich mit diesem zwielichtigen Kerl einen an? Sie wird außerdem noch vor ihm im Blick auf sein Verhalten Frauen gegenüber gewarnt und lässt ihn dann mit ihrem Getränk allein? :pille Und das ist die Frau, die es ansonsten schon seit Jahren erfolgreich mit den ganz bösen Jungs aufnimmt und deren Partner der Chef einer Hongkonger Triade ist? Sorry, aber das passt ja wohl überhaupt nicht zusammen. :hmm

    Die chinesisch-vietnamesische Community ist da je echt geschlagen: Sie trauen niemandem außerhalb der eigenen Gruppe; zur Bank bringen können sie ihr Schwarzgeld auch nicht.


    :gruebel Aber es ist doch wohl selbst in der chinesischen und vietnamesischen Gesellschaft / Auslandscommunity so, dass nicht alle Menschen lieb und nett sind. Verbrecher gibt es überall. Das muss einem doch klar sein!? Sodass man bei so viel Geld auch jemanden aus der eigenen Gruppe etwas genauer überprüft, bevor man sich ihm finanziell dermaßen ausliefert?

    Nun hat Ava den flüchtigen Lam gefunden und er scheint völlig neben sich zu stehen, als Schuldiger kommt er für mich schon mal nicht in Frage eher auch als Geschädigter.


    Für mich kommt er vor allem als ziemlicher Depp in Frage. Der Mann ist Wirtschaftsprüfer und bringt es fertig, über 30 Mio. kanadische Dollar bar an einen "Freund" weiterzureichen, der sie angeblich in einen Fond einzahlt, ohne dass dieser Fond mal genauer überprüft wird!? Das kann ich mir nur schwer vorstellen. :pille


    Es sieht ja nun sehr danach aus, dass der so mysteriös aus Toronto verschwundene Bankdirektor das Geld hat. Der schien sich über diese Story ja sehr zu freuen und hat offenbar nicht lange gefackelt. Gruselig. :wow Bin schon gespannt, welche Rolle jetzt der Schotte mit den aufplatzenden Hemden spielt. :chen


    :lesend