'Der schottische Bankier von Surabaya' - Seiten 271 - 364

  • Im vierten Abschnitt trennt sich Traditionelles und Modernes. Onkel Chow hat die rettende Idee und die rettenden Verbindungen. Ohne Avas Verbindung zu Mark von der RCMP hätte es allerdings finster für ihr Geschäft ausgesehen.


    Die Szene im Nudelrestaurant auf Seite 322 gefällt mir sehr. Alt trifft auf Neu. Die Ehrerbietung Onkel Chow gegenüber könnte mit seiner Generation aussterben. Was meint Ava mit "ich gehöre "nicht zu jener Gesellschaft"? Zur Mafia in Hongkong?


    Wie Onkel sich im Restaurant benimmt, ist auch eine Geheimsprache. Was er bestellt, weil es bisher glückbringend war, was er glaubt, für Ava bestelllen zu müssen, weil dem Gericht in der chinesischen Küche eine bestimmte Wirkung zugeschrieben wird. Und von Chow hat Ava vermutlich gelernt, den Koch anzuerkennen und ihm "Gesicht zu geben"


    Können wir die Ereignisse eigentlich zeitlich einordnen? Auf die Bewertung, wie eine Nation zur Homosexualität steht, hat das ja Einfluss.

  • Vielleicht hatte die N. bisher für ihr Leben keine Bedeutung und sie hat Informationen selektiv aufgenommen?

    Für mein Leben hat die N. auch keine Bedeutung und ich weiß mit dem Begriff etwas anzufangen. Ava Lee ist beruflich mit deren Konkurrenz in Asien verbandelt! Und dann fragt sie sich noch, was die denn mit einer unbekannten lokalen Bank in Ostasien wollen, dabei liegt das doch auf der Hand. Das ist mir einfach zu viel Naivität für eine angeblich so hochkarätige Privatermittlerin - die gleichzeitig abgebrüht genug ist, ihren Informanten persönlich abknallen zu wollen. Ja, er ist auch ihr Vergewaltiger und Wut und Rache spielen eine wichtige Rolle dabei, aber ich finde es schon frappierend, wie locker sie mit Menschenleben umgeht, auch wenn es sich um "Bösewichte" handelt.

  • Wenn ich mich in Avas Position versetze, finde ich es realistisch, dass die N. für sie keine Bedeutung hat. Einmal weil in nordamerikanischen Medien so gut wie nicht über Europa berichtet wird (dafür sehr viel mehr über Asien und Afrika als in deutschen Medien) - und weil sie in einer ziemlich geschlossenen Parallelgesellschaft lebt, die ihre Kinder Samstagfrüh in den privaten Chinesisch-Unterricht schickt. Sie liest die Globe und Mail und die South China Morningpost - und das ist mehr als die meisten Leute tun.


    Auf dieser Basis finde ich höchst interessant, wie sich Avas Beziehung zu Maria entwickelt wird, die ja aus einer weiteren eigenwilligen Kultur stammt ...

  • Wenn ich mich in Avas Position versetze, finde ich es realistisch, dass die N. für sie keine Bedeutung hat. Einmal weil in nordamerikanischen Medien so gut wie nicht über Europa berichtet wird (dafür sehr viel mehr über Asien und Afrika als in deutschen Medien) - und weil sie in einer ziemlich geschlossenen Parallelgesellschaft lebt, die ihre Kinder Samstagfrüh in den privaten Chinesisch-Unterricht schickt. Sie liest die Globe und Mail und die South China Morningpost - und das ist mehr als die meisten Leute tun.

    Das mit den Medien ist sicher zu berücksichtigen. Andererseits hat Ava das kanadische Ausbildungssystem durchlaufen, da kann sie ja nicht die ganze Zeit den Kopf in den Sand gesteckt haben.

  • Was meint Ava mit "ich gehöre "nicht zu jener Gesellschaft"? Zur Mafia in Hongkong?

    So verstehe ich das auch, sie distanziert sich. Auch das finde ich wieder naiv, wenn nicht gar ignorant. Über das Nutzen von Onkels Netzwerk ist sie doch selbst fest mit diesen Strukturen verbunden. "Wasch mich, aber mach mich nicht nass", oder was denkt sie sich dabei?

  • Ich nutze ein Flugzeug, ich nutze die Arbeit der Polizei- bin ich deshalb Pilot oder Polizist? Sie distanziert sich innerlich. Das die Gefühlswelt und die Taten nicht deckungsgleich sein müssen dürfte uns allen schon passiert sein.

  • Also Geldwäsche im großen Stil wird mit dieser kleinen Bank betrieben.

    Unwillkürlich muß ich bei dieser ganzen Aktion an "Panama Papers" und "CumEx" geschäfte denken.

    Das mit den Medien ist sicher zu berücksichtigen. Andererseits hat Ava das kanadische Ausbildungssystem durchlaufen, da kann sie ja nicht die ganze Zeit den Kopf in den Sand gesteckt haben.

    Ich glaube nicht, dass die ganzen verschiedenen Mafia- Strukturen zum Unterrichtsstoff gehören, auch nicht in Deutschland.

  • ch glaube nicht, dass die ganzen verschiedenen Mafia- Strukturen zum Unterrichtsstoff gehören, auch nicht in Deutschland.

     


    Meine Aussage mit dem westlichen Bildungssystem bezog sich auf die geschlossenen Parallelgesellschaften in Kanada, denen Ava ja durch ihre Ausbildung durchaus entwachsen sein könnte.

    Leute, rede ich chinesisch, oder was? :lache

  • Als Vielleser versteht man halt vieles nicht. Ich bin auch beinahe vom Glauben abgefallen als ich mitbekommen habe wie eine Ärztin Mitte dreißig mit dem Begriff NS- Zeit nichts anzufangen wusste. Und bevor jemand auf Ideen kommt- die Dame war Biodeutsche mit Abitur aus NRW.

  • Obwohl ich ein Vielleser bin, auch Zeitung und Nachrichten sowieso, habe ich hier zum ersten Mal, zumindest bewusst wahrgenommen, von der Ndrangheta gehört.

    Asche über mein Haupt ob meiner Ignoranz :/:grin?


    Habt ihr auf S. 310 auch den Eindruck gehabt, dass einer der Jungs Ava Lee das Töten von Cameron abgenommen hat? Mein Tipp wäre Perkasa. Vielleicht täusche ich mich ja, aber nach meinem Empfinden wird dieser Gedankengang relativ subtil herausgefordert und bleibt dann offen. So was mag ich, und das gibt es bei Ian Hamilton öfter. Vielleicht geht er später noch mal darauf ein, vielleicht aber auch nicht, ich bin gespannt.


    Interessant, was Onkel und Ava da jetzt für einen Coup ins Auge gefasst haben um doch noch an die Millionen zu kommen.

  • Habt ihr auf S. 310 auch den Eindruck gehabt, dass einer der Jungs Ava Lee das Töten von Cameron abgenommen hat?

    Ja, dachte ich auch erst. Bin mir aber nicht ganz sicher, da von einem natürlichen Tod die Rede war. Stundenlanges sitzen in der Sonne plus Elektroschocker, zudem sein ungesunder Lebenswandel mit Alkohol und Rauschgift.