Beiträge von Rosebud

    Weihnachten mit Esther und Sue


    Schweig!, Thriller von Judith Merchant, Ebook, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Ein unheimlich intensives Kammerspiel um eine toxische Beziehung, in der nichts so ist, wie es scheint.
    Obwohl Esther einen Tag vor Heiligabend noch vieles zu tun hat, will sie hinaus in den Wald fahren um ihre Schwester zu besuchen und ihr ein Weihnachtsgeschenk zu überbringen. Seit ihrer Scheidung lebt Sue dort ganz alleine in einem riesigen Haus, Esther fühlt sich als ältere Schwester verantwortlich ob es Sue auch wirklich gut geht. Ihr kommt es so vor, als ob Sue sie ganz schnell loswerden wolle, hat sie etwas zu verbergen? Isst sie genug? Und nimmt sie ihre Medikamente?
    Das Buch ist im Stil eines Kammerspiels geschrieben, die Kapitel sind im personalen Stil abwechselnd aus der Sicht der beiden Schwestern geschrieben, im letzten Drittel kommt auch Martin, der Mann von Esther zu Wort. Die Dramatik dieses Buchs hat mich sofort erfasst, mitgenommen und nicht mehr losgelassen, in jeder freien Minute habe ich gelesen. Der Spannungsbogen beginnt hoch, steigert sich noch durch ungeahnte Wendungen, das unerwartete Ende hat mich dennoch verblüfft. Zuerst scheint die Lage klar, Esther die perfekte Ehefrau und Mutter, betüttelt ihre kleine Schwester und will ihr trotz der Ablehnung der jüngeren eine kleine Weihnachtsfreude bescheren, bezeichnet sie sie doch als ihre größte Baustelle. Je tiefer ich in die, ja fast schon toxische Beziehung, der beiden Schwestern eintauche, desto mehr stellt sich die Frage, welche der beiden Schwestern hat eigentlich ein psychisches Problem? Im Verlauf der Lektüre wird mir Esther immer unsympathischer, sie ist manipulativ, rechthaberisch und gemein. Und hier leidet nicht nur ihre Schwester, sondern sie will ihre ganze Familie in der Hand haben, sehr darunter leidet auch Martin ihr Ehemann. Dem Plot konnte ich zu jeder Zeit folgen, die Charaktere sind gut herausgearbeitet, handeln nicht immer nachvollziehbar aber authentisch. Lieblingsfigur hatte ich keine. Jedoch hat sich m.E. Sue im Lauf der Geschichte zu ihrem Vorteil entwickelt, was die Aussicht am Ende, fürchte ich, jedoch wieder zunichte gemacht hat.
    Die Perspektivenwechsel in den einzelnen Kapiteln erzeugen Spannung, es ist interessant zu erleben, wie verschieden einzelne Situationen von den Handelnden wahrgenommen werden. Dass es für eine Figur nicht gut ausgeht, erfährt der Leser schon aus dem Klappentext, doch bis zum Schluss konnte ich nicht ahnen, wer das sein könnte. Dies war für mich das erste Buch, welches ich von Judith Merchant gelesen habe, bin aber nun auf Atme! neugierig geworden.
    Besonders gut fand ich die schlagfertigen Dialoge, sie haben die Geschichte lebendig gemacht. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten, hatte Herzklopfen, habe immer wieder den Kopf geschüttelt und manchmal nicht glauben wollen was ich da las, ein Psychothriller beklemmend, perfide und gruselig, ein wahrer Pageturner.
    Mich hat Schweig! unbedingt an das Kammerspiel „Der Gott des Gemetzels“ erinnert. Wer Bücher in diesem Stil mag, wird diesen Thriller mögen, von mir 9 Punkte.

    Mit den Augen der Anderen

    Die andere Tochter, Roman von Dinah Marte Golch, 448 Seiten erschienen im List-Verlag.
    Ein Roman über Mütter und ihre Töchter, über Organtransplantation, über Schuld, Familienkonflikte und psychische Probleme.
    Antonia ist von Beruf Entrümplerin, sie löst Haushalte von verstorbenen Personen auf. Eines Tages erleidet sie bei der Arbeit einen Unfall und verliert ihr Augenlicht. Durch eine Cornea-Transplantation kann sie wieder sehen, doch plötzlich fühlt sie sich mit der Spenderin in seltsamer Weise verbunden. Sie nimmt Kontakt zur Mutter der Spenderin auf, dadurch gerät sie in gefährliche Verwicklungen und kommt einer lange vertuschten Untat auf die Spur. Doch auch in ihrer eigenen Familie gibt es unglaubliche Geheimnisse.
    Das Buch besteht aus 94 Kapiteln die mit Monats- und Jahresangaben versehen sind. Es teilt sich in zwei verschiedene Erzählstränge die in verschiedenen Zeitebenen spielen, zum einen der Hauptstrang in auktorialer Erzählweise, dazwischen immer wieder die aktuellen Geschehnisse, in Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin. Der Leser ist dadurch in der Lage die Vorkommnisse von allen Seiten zu überblicken. Gerade die Kapitel aus Antonias Sicht, sind informativ und greifen dem Erzählstrang vor. Der Roman ist dicht und doch flüssig erzählt, immer wieder bin ich ganz tief in Tonis Leben und ihre Gefühle hineingezogen worden, die Thematik Organspende und die Gefühle der Empfängerin sind gut geschildert und haben mich tief berührt, haben mir eiskalte Schauer den Rücken hinunterlaufen lassen. Die Spannung, die sich durch die nimmermüden Nachforschungen von Toni ergab, hat mich des Öfteren alles ringsherum vergessen lassen. Schon nach dem ersten Drittel habe ich gedacht, ich weiß was passieren wird. Doch nach einigen ungeahnten Wendungen, war der Schluss jedoch ganz anders als vermutet.
    Mich hat das Buch super unterhalten und tief berührt, manchmal war es einfach zu viel des Geschehens und ich musste das Buch zur Seite legen und über das Gelesene nachdenken. Thrillerelemente und die psychologischen Verwicklungen waren mir manchmal unheimlich, besonders die Flashbacks wenn Toni in einen Spiegel sah oder das Gefühl der Berührungen. Zum Ende überstürzen sich die Ereignisse und die letzten 100 Seiten habe ich in einem Durchgang gelesen, an diesem Punkt haben mich die Fakten fast erschlagen. Nicht immer handeln die Akteure nachvollziehbar, ihre kriminelle Energie ist erschütternd und machten mich wütend. Lange habe ich um eine Auflösung gerätselt und das Ende habe ich so nicht ahnen können. Wie leichtsinnig Toni ihre transplantierten Hornhäute aufs Spiel gesetzt hat, hat sie mir nicht gerade sympathisch gemacht, eine direkte Lieblingsfigur hatte ich nicht, am wenigsten konnte ich tatsächlich Evelyn, die Schwester von Zsazsa leiden. Briefe, Zitate und Bilderdaten sind kursiv gekennzeichnet und deutlich gemacht.
    Die Informationen am Ende zu den verschwundenen Bildern, der Raubkunst der Nazis und die psychologische Ebene zur Organspende waren informativ und haben mir sehr geholfen.
    Eine absolute Leseempfehlung an alle Leser und von mir 9 Punkte.

    Zwei Frauen einer Familie

    Wellenflug, Familienroman von Constanze Neumann, 336 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Ein feinfühliger Roman über zwei ganz unterschiedliche Frauen einer Familie, zwei Leben reich an Liebe und Verlust in einem Jahrhundert voller Extreme.
    Anna Reichenheim, die Tochter eines jüdischen Tuchhändlers ist von ihrem Sohn Heinrich, der 1881 geboren wird, enttäuscht. Soviel Hoffnung sie in ihn auch setzte, anstatt sich an die Verhältnisse seiner großbürgerlichen jüdischen Familie anzupassen, schlägt er immer wieder über die Stränge. Er ist ein Spieler und erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens. Zum Unmut seiner Familie verliebt er sich auch noch in Marie, ein Mädchen aus ärmsten Verhältnissen. Der erste Teil des Romans behandelt das Leben von Anna, ihrer vornehmen behüteten Kindheit und ihrem Leben an der Seite ihrer beiden Ehemänner.
    Der zweite Teil beschreibt die Lebensgeschichte von Marie, der ungewollten Schwiegertochter, die Heinrich m. M. nach, jedoch vom totalen Untergang bewahrte. Als Heinrich enterbt wird, wandern die beiden zunächst nach Amerika aus. Doch zu Beginn des ersten Weltkriegs zieht es Heinrich zurück nach Deutschland um für sein Vaterland zu kämpfen. Nach dem Krieg lassen sich Marie und Heinrich in Dresden nieder doch Heinrich hat es nie geschafft, eine Anstellung länger zu behalten, es geht immer weiter abwärts. Was in den folgenden Jahren zwischen den Kriegen und auch während des Nationalsozialismus geschieht ist in diesem Familienroman unglaublich ergreifend geschildert. Constanze Neumann hat hervorragend recherchiert, um die Geschichte ihrer Familie in Romanform zu erzählen. Akribisch hat sie die wenigen Fotos, Daten, Briefe und Zeitungsartikel zusammengetragen um Anna und Marie wieder lebendig werden zu lassen, sie vor dem Vergessen zu retten.
    Der Roman besteht aus 40 Kapiteln in zwei Teilen, jeder Teil einer der beiden Frauen gewidmet. Die Teile sind mit Jahreszahlen gekennzeichnet. Im Kapitel „Später“, am Ende des Romans, schließt sich der Kreis und die weiteren Schicksale der Familie bis in die Gegenwart werden geklärt. Zu Anfang hatte ich Mühe in Lesefluss zu kommen, zu viele Namen und Familienzusammenhänge die sich kompliziert gestalteten. Neumann hat den auktorialen Erzählstil gewählt und gewährt dadurch vollständigen Überblick über die Geschehnisse. Der zweite Teil Marie gewidmet, hat mich gepackt und mitgerissen, ich habe bis in die Nacht gelesen, bis der Schlusspunkt gesetzt war.
    Die emotionale Spannung war enorm hoch, ich habe mit der Protagonistin mitgefiebert und mitgelitten. Anna wohl durch ihre Erziehung, eine distanzierte und harte Frau, habe ich nicht immer verstanden, dass sie ihren Enkel Heinz nie sehen wollte konnte ich nicht nachvollziehen, auch Marie hat sie zeitlebens nicht verziehen, obwohl diejenige m. E. der rettende Anker für Heinrich war. Marie dagegen habe ich direkt ins Herz geschlossen. Tatkräftig und klug und stets Heinrichs Eskapaden verzeihend, hat sie an seiner Seite bis zum Ende ausgehalten. Obwohl aus ärmlichsten Verhältnissen war sie des Namens Reichenheim immer würdig. Feinfühlig, flüssig, spannend und bildmalerisch erzählt die Autorin ihre Familiengeschichte in diesem opulenten Roman.
    Eine Leseempfehlung für die Fans von historischen Familiengeschichten mit authentischem Hintergrund. Von mir wegen der Schwächen im ersten Teil 8 Punkte.

    Abschluss der Wunderfrauen-Reihe

    Die Wunderfrauen – Freiheit im Angebot, Letzter Band der Wunderfrauen-Trilogie von Stephanie Schuster, EBook, erschienen im Fischer Verlag.
    Vier Freundinnen sind zusammen, durch die Zeiten des Wirtschaftswunders gegangen, vier bewegende Frauenschicksale.
    Die Nachkriegsjahre und die Wirtschaftswunder-Ära sind vorbei, die Hippiezeit hat begonnen. Auch für die drei Freundinnen ist es an der Zeit ihr bisheriges Leben neu zu überdenken. Freiheit ist auch für Frauen nun im Angebot. Auch die Freundinnen versuchen sich ein Stück der neuen Freiheit für Frauen zu ergattern.
    Luise hat zunehmend mit der Konkurrenz der Supermärkte zu kämpfen, auch ihre Ehe mit Hans ist zerrüttet, schafft sie es, sich von beidem zu trennen und noch einmal neu zu beginnen? Luise immer noch tatkräftig und zupackend ist mir die Sympathischte der Wunderfrauen.
    Auch ein Neuanfang für Marie, sie hat zusammen mit den Kindern den Hof zu einem Reiterhof umstrukturiert. Doch sie vermisst Martin noch immer.
    Annabell ist die Interessanteste der Freundinnen, schon im letzten Band hat sie eine enorme Entwicklung durchgemacht. Dieses Mal deckt sie ein ungeheuerliches Familiengeheimnis auf. Aus der verschüchterten Ehefrau und Mutter ist eine Frau geworden die das Leben in die Hand nimmt.
    Auch Helga ist erfolgreich, eine anerkannte Frauenärztin, die ein sehr lukratives Angebot bekommt, doch viel lieber möchte sie eine eigene gynäkologische Praxis eröffnen. Kann ein Schicksalsschlag sie ausbremsen? Hier hätte ich gerne gewusst wie es weitergeht.
    Wieder einmal bin ich begeistert vom Wunderfrauen-Roman. In Windeseile war ich am Ende angelangt, denn schon auf der ersten Seite entsteht Lesefluss, das Schicksal der Freundinnen ist unendlich spannend und flüssig erzählt, man kann den Reader nur schwer aus der Hand legen. Diesmal habe ich zur Lektüre auch die von der Autorin zusammengestellte Playlist auf Spotify gehört. Es war toll. Ich habe schon etliche Bücher gelesen, die in der Nachkriegs-/Wirtschaftswunderzeit spielen, aber in keinem konnte ich mehr Zeitkolorit entdecken. Nostalgie ist der Grund warum ich Schusters Wunderfrauen-Bücher so mag. Sie schafft es einen Teil meiner Kinderjahre wideraufleben zu lassen. Der Lifestyle der 70er, Mode, Musik, Einrichtung und Filme, haben mich an diese Zeit erinnert. Black Beauty, Bonanza, Juicy-fruit und Bärenmarke. Auch der Bac-Deo-Stick stand in unserem Bad. Den Ausdruck „Barras“ für die Bundeswehr habe ich schon lange nicht mehr gehört, da musste ich direkt schmunzeln.
    Die Figuren sind toll charakterisiert, alle haben sich weiterentwickelt, es war unglaublich faszinierend die Freundinnen durch diese spannenden Jahre deutscher Geschichte zu begleiten. Sogar die Angst die ich als Kind vor der Bedrohung durch Terrorismus hatte, konnte die Autorin lebendig machen, die Fahndungsplakate der RAF, die an allen öffentlichen Stellen angebracht waren sind noch sehr bildhaft in meiner Erinnerung. Den Terroranschlag bei den olympischen Spielen werde ich auch niemals vergessen.
    Eine Leseempfehlung für die Fans der Reihe, eine spezielle Empfehlung die ganze Reihe zu lesen, für Leser, die Bücher, die in diese Zeit spielen, besonders schätzen. Ich habe die Trilogie sehr genossen von mir 10 Punkte.

    Arme reiche Kinder


    Sweet Goodbye – Rache ist tödlich, Kurzgeschichte von Camilla Läckberg, EBook, erschienen bei Ullstein ebooks.
    Unter der glitzernden Oberfläche der Reichen und Schönen verbergen sich die düstersten Geheimnisse…
    Liv Martina Anton und Max sind die Kinder wohlhabender Eltern, da die Eltern befreundet sind, sind auch die vier, seit Kindertagen beste Freunde. Sie treffen sich im noblen Elternhaus von Max um zusammen ins neue Jahr zu feiern, ihre Eltern tun dasselbe in Sichtweite nämlich in der gegenüberliegenden Villa von Antons Eltern. Es wird vom Feinsten aufgetischt und der Champagner fließt in Strömen, dazu reichlich Wodka und die eine oder andere „Pille“. Was ganz harmlos mit einem Monopolyspiel beginnt steigert sich zusehends, düstere Geheimnisse kommen ans Tageslicht, plötzlich gerät die heile Welt ins Wanken und es endet in einem Unglück.
    14 knappe Kapitel die sich in 4 Teile aufgliedern, sehr flüssig geschrieben Lesefluss hat sich unmittelbar eingestellt. Die Kurzgeschichte ist im auktorialen Erzählstil verfasst. Ein Einblick in alle Charaktere ihre Gedanken und Gefühle ist jederzeit möglich. Das Setting ist perfekt beschrieben, während der Lektüre hatte ich die Bilder ständig vor Augen. Die handelnden Figuren sind hervorragend charakterisiert ihre Beweggründe sind nachvollziehbar. Lebhafte Dialoge, einige Szenen auch in englischer Sprache haben die Story belebt. Die Kurzgeschichte beginnt langsam doch es stellt sich gleich Sogwirkung ein, mich hat es förmlich ins Geschehen hineingezogen. Ich konnte es einfach nicht glauben wie schnell die Stimmung sich wendet, der Paukenschlag mit dem das Buch endet war für mich unvorhersehbar. Leider war es nur eine Kurzgeschichte, ich denke hier wäre sicher Potenzial für einen soliden Thriller vorhanden gewesen.
    Für mich ist Camilla Läckberg die Königin der Rachegeschichten, auch hier hat sie ihrem Namen wieder alle Ehre gemacht. Das Buch endet mit der Tat, was sehr reizvoll ist. Ich denke jedoch eine anschließende Ermittlung hätte das Buch aufgewertet. Deshalb von mir 8 Punkte.

    Lily Rose schafft es


    Die Frauen von New York – Glanz der Freiheit, Roman aus der „Töchter Amerikas“-Reihe, EBook von Ella Carey, erschienen im Aufbau-Taschenbuchverlag.
    Eine Köchin die um Kariere und ihre Liebe kämpfen muss.
    New York 1942, Lily Rose arbeitet als Sous-Chef im legendären Valentino’s, sie bekommt ihre Chance zur ersten Küchenchefin der Geschichte aufzusteigen, denn immer mehr Männer werden zum Kriegsdienst einberufen. Lily stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus und ihre Mutter versucht sie gegen ihren Willen standesgemäß zu verheiraten. Bald werden die Lebensmittel rationiert, Lily und die Frauen ihres Teams schaffen es mit übermenschlichen Anstrengungen und Kreativität die gaumenverwöhnten Kunden zufriedenzustellen. Zudem verliebt sie sich in Tom den Küchenchef, der ebenfalls eingezogen wird. Doch dann wird Tom vermisst.
    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die sich in 40 Kapitel gliedern, einige Kapitel sind mit Ortsangabe und Jahreszahl versehen. Eigennamen von Speisen oder aus dem Küchenjargon, Gedanken, Liedertitel und auch Briefe sind kursiv gedruckt und somit deutlich hervorgehoben. Ella Carey hat den auktorialen Erzählstil gewählt, der Leser hat deshalb einen umfassenden Überblick über das Geschehen. Besonders bemerkenswert ist die bildhafte Beschreibung von Figuren und des Ambientes. Das Valentino’s z.B., oder auch die Küche von Josie sind so gut geschildert, dass der Leser das Gefühl hat, dort gerade zu Gast zu sein. Besonders gut gefallen, hat mir die Beschreibung der Zutaten und die Herstellung der beschriebenen Gerichte, da kann dem Lesenden schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen und man bekommt Lust loszukochen. Die Lektüre vermittelt die Hierarchie der gehobenen Küche und man spürt, dass Kochen glücklich machen kann. An Emotionalität fehlt es nicht in dieser Geschichte, die Abschiedsszene am Bahnhof, die Gefühle von Gia, Toms Mutter und Lily als sie sich um ihn sorgten waren so echt, dass ich mir die Tränen kaum verkneifen konnte.
    Die Charaktere sind sorgfältig herausgearbeitet. Die Entwicklung von Lily ist hervorragend beschreiben und unbedingt nachvollziehbar. Meine Lieblingsperson ist Josie, die Großmutter von Lily diese liebevolle Oma hat mein Herz im Sturm erobert. Auch Victoria, Lilys Mutter ist eine interessante Figur, auch ihre Beweggründe habe ich verstanden. Vianne, auch eine erfolgreiche Frau mochte ich sehr gerne. Die Geschichte ist logisch aufgebaut, genau so könnte es durchaus gewesen sein.
    Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen, ungern habe ich den Reader aus der Hand gelegt und in den wenigen Lesepausen ist mir die Story nicht aus dem Sinn gegangen. Verwicklungen, Intrigen ungeahnte Wendungen und ein unvorhersehbares Ende haben mich gut unterhalten. Einige Figuren konnten mich wirklich überraschen, weil sie sich im Lauf der Geschichte verändert haben und das nicht nur zu ihrem Vorteil.
    Ich mag Bücher über starke Frauen, die in Kriegszeiten und in der schwierigen Zeit danach große Leistungen vollbracht haben, deshalb kann ich dieses Buch unbedingt empfehlen. Wer solche Geschichten mag wird viel Freude am Buch haben. Von mir volle Punktzahl

    Reisende in Sachen Schönheit

    Ein Koffer voller Schönheit, Roman von Kristina Engel, 432 Seiten, erschienen im Droemer TB-Verlag.


    Die Geschichte einer der ersten Avon-Beraterinnen Deutschlands, ein lebendiges Stück Zeitgeschichte.


    Anne Jensen war bisher eine typische Frau der 50er Jahre, ihr Ehemann Benno und die Zwillinge waren ihr wichtigster Lebensinhalt. Als Benno mit einem Freund ein Möbelhaus eröffnet und er sich immer mehr verändert, will sich Anne auf Anraten ihrer Schwiegermutter ein eigenes Standbein schaffen, die Firma Avon sucht junge Frauen, die mit Kosmetik Kundinnen zuhause aufsuchen und ihnen die Schönheitsprodukte der amerikanischen Firma vorstellen. Anne zeigt großes Geschick, sie emanzipiert sich und hat bald viele Stammkundinnen, so findet sie Freundinnen und verdient auch gut dabei. Als das Möbelhaus nicht so vielversprechend läuft, hat Benno Probleme mit seiner erfolgreichen Frau. Kann Anne Job und Familie unter einen Hut bringen oder verliert sie dadurch den Mann ihres Lebens?
    Das Buch spielt in den frühen Jahren des Wirtschaftswunders, der Inhalt bezieht sich auf die Zeit vom Frühjahr 59 bis zum August 61. Die Autorin hat sich für die auktoriale Schreibweise entschieden, sie schreibt mit viel Zeitkolorit, dadurch ist es dem Leser möglich das Geschehen von vielen Seiten zu betrachten. Rückblicke in die Kriegsjahre beleuchten Zugrundeliegendes umfassend. Die Kapitel sind mit Datumsangaben versehen. Schlagfertige Dialoge beleben das Geschehen. Die Charaktere sind zumeist sympathisch und handeln in die Zeit passend, nachvollziehbar. Besonders die weiblichen Charaktere sind absolut starke Frauen das hat mich ganz besonders fasziniert, allen voran meine Lieblingsfigur Margarete, die Mutter von Benno, die immer wieder für eine Überraschung gut ist. Ein Freigeist, die modern und ihrer Zeit weit voraus erscheint. Anne dagegen wirkte vor allem anfangs dagegen altbacken und bieder. Benno erscheint mir unsympathisch und rückständig, sein Machoverhalten hat ihm meist mehr geschadet. Vorschläge seiner Mutter und seiner Gattin hat er aus Trotz abgetan. Seine Kriegserlebnisse haben mich jedoch tief getroffen. Ganz widerlich fand ich den Geschäftspartner von Benno, den schmierigen Karl Steiner.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass bei uns, die Avon-Beraterin zu meiner Mutter und ein paar Nachbarinnen, die sich zum Kaffeekränzchen getroffen haben, gekommen ist. Ihr Koffer war für mich das Höchste, hinterher hab ich als Kind Avon-Beraterin gespielt. Aus nostalgischen Gründen wollte ich deshalb den Roman lesen und bin nicht enttäuscht worden, in Windeseile war das Buch gelesen für mich hätten noch unendlich mehr „Beratungsszenen“ dabei sein können. Nebenbei bekommt die Leserschaft auch noch ein tolles Familiendrama geliefert, geschmückt mit unvorhersehbaren Wendungen und ein dickes Ende das nachfolgt, hier überschlagen sich auf den letzten Seiten die Ereignisse geradezu, da war es fast schon des Guten zu viel. Insgesamt habe ich das Buch genossen, eine herrliche Unterhaltung und die Möglichkeit in vergangene Zeiten einzutauchen.
    Eine Empfehlung für Leser die wie ich, die Bücher aus der Wirtschaftswunderzeit mögen. Trotz den familiären Problemen die besonders am Schluss, etwas zu dick aufgetragen sind, verleihe ich 9 Punkte.

    Hebammen-Stina


    Die Hebamme, Roman von Edvard Hoem, EBook, 300 Seiten, erschienen im Verlag Urachhaus.

    Die Lebensgeschichte der Ururgroßmutter des Autors, Marta Kristina Andersdatter Nesje, die auf historischer Grundlage beruht. Ein Bild das Edvard Hoem hier gezeichnet hat, dass viel mehr beinhaltet als eine Biografie, es ist gleichzeitig ein Bild einer ganzen Epoche, einer Landschaft wild und rau und insbesondere eine Schilderung des Hebammenberufs, wie er vor 200 Jahren war.

    Das Werk besteht aus drei Teilen, die sich in 12 Kapitel gliedern, die mit Überschriften versehen sind, die zum Inhalt passen. Der Text enthält Fußnoten die im Anhang erklärt werden. Besondere fremdsprachliche Ausdrücke vor allem dänische und norwegische, sowie Bibelstellen, Gebete und Lieder erscheinen kursiv.
    Ich habe „Die Hebamme“ in einem Stück ausgelesen, so faszinierend und ergreifend fand ich den Roman, nüchtern erzählt und dennoch voller Poesie, die bildhaften Schilderungen der wilden Landschaft im norwegischen Fjord, das wilde Wetter, die majestätischen Berge, all das hatte ich bei der Lektüre vor Augen. Der raue Art der Menschen so tief charakterisiert und beschrieben, da ist jede Handlung authentisch.
    Auch das Berufsbild der Hebamme, im frühen 19. Jahrhundert ist so gut beschrieben, dass man jeden Handgriff oder den Stand der damaligen Medizin gut nachvollziehen kann. Besonders bemerkenswert fand ich die Tatsache, dass Marta Kristina, auch für die Pockenimpfung verantwortlich war, Parallelen zur aktuellen Pandemie-Impfung konnte ich immer wieder vorfinden.
    Meine Lieblingsperson, natürlich die Protagonistin, eine absolut bewundernswerte und starke Frau, die Zeit ihres Lebens über tausend Kindern ans Licht der Welt geholfen, dabei aber selbst 11 Kinder geboren hat. Schon früh und durch ein traumatisches Erlebnis hat sie sich entschlossen diesen Weg zu gehen. Einige wichtige Männer, darunter Pastor Stubben, der Dorfschuster ihr Vater, ihr Lehrer Dr. Wolf und natürlich Hans ihr Ehemann, haben sie auf ihren Weg gebracht und begleitet. Mit dem Ruderboot über den Fjord, auf den Weg zur Hebammenausbildung nach Christiania. Kein Hindernis zu groß konnte sie von ihrem Weg abbringen, dabei hat sie in ihrem Leben selbst viele Schicksalsschläge einstecken müssen.
    Hebamme - eine so bedeutende Tätigkeit, von der zwei Menschenleben abhängen, oder … Stubben wies sie an zum Lesen weder morgens noch abends Licht zu sparen, denn wenn die Menschen kein Wissen erlangten, würden ihre Seelen auf immer im Dunklen verbleiben. Solche und ähnliche Sätze haben mich tief berührt.
    Eine wunderbare Unterhaltung und interessante Information. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und 10 Punkte.

    Die Zeit der Rache ist gekommen

    Schuld! Seid! Ihr!, Thriller von Michael Thode, EBook, 416 Seiten, erschienen im Lübbe Verlag.
    Ihr habt mein Leben mit Füßen getreten.
    Ihr habt mir das Liebste genommen.
    Jetzt ist die Zeit meiner Rache gekommen.
    Und ich nehme euch alles.
    Ein Obdachloser und ein pensionierter Polizist nehmen sich das Leben. Dafür haben sie eine sehr qualvolle Methode, mit Strychnin gewählt. Bei den Leichen werden die verschiedenen Variationen, des Gehängten aus diversen Tarotspielen gefunden. Was haben die Opfer gemeinsam und was bedeuten die Karten?
    Das Buch präsentiert sich wie ein Theaterstück – ein Rachestück, bestehend aus 6 Akten, jeder Akt ist einem Opfer gewidmet. Das Werk besteht aus 106 Kapiteln, die zum Teil sehr kurz geschrieben sind. Es ist jedes Kapitel mit Datum und Uhrzeit und mit genauen Ortsangaben überschrieben, dazu kommt der Hinweis „Der Gehängte“ oder „die Anderen“. Mehrere Erzählperspektiven aus Tätersicht und aus der Sicht aller anderen Figuren. Außerdem spielt der Plot in diversen Zeitebenen. Der Anfang jedes Aktes erklärt die verschiedenen Tarot-Karten und Tarot-Arten. All dies könnte verwirrend sein, aber Thode hat es wirklich mit Bravour geschafft, dass sich der Leser hervorragend im Setting und auch in den Zeitabläufen zurechtfindet, zu keiner Zeit bin ich beim Lesen an irgendeiner Stelle hängengeblieben. Den Prolog jedoch konnte ich nicht mit dem Buch in Zusammenhang bringen. Leider hätte ich auch am Ende noch ein paar Erklärungen benötigt. Interessiert hätte mich welche Konsequenzen die Bemerkung von Kaiser, die bei der Notrufaufnahme zu hören ist, nach sich zieht. Ein etwas abruptes Ende für mich.
    Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten und wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Lieblingsfiguren hatte ich keine, durch die Wahl der diversen Erzählperspektiven und Zeitebenen, wird das Verhalten der Akteure sehr gut erklärt, der Plot ist nachvollziehbar und logisch aufgebaut, wirklich gut gemacht. Hohe Spannung ist schon zu Anfang vorhanden und kann sich bis zum nervenzerreißenden Ende immer noch steigern. Über die beiden Ermittler Rolf Degenhardt und vor allem Jana Liebisch hätte ich gerne mehr erfahren, ich könnte mir aber vorstellen, dass das noch in weiteren Fortsetzungen zur Sprache kommt. Da wäre ich gerne mit dabei. Immer wieder wurde auch auf den „Aderlassfall“ Bezug genommen, ich gehe davon aus, dass es sich hier um den Vorgängerband handelt
    Leseempfehlung an die Leser, die spannende Thriller mit unvorhersehbaren Plottwists schätzen.

    Ich bin jetzt neugierig auf Teil eins, freue mich auf Teil drei und vergebe 8 von 10 möglichen Punkten.

    Selbstjustiz

    Tiefer Fjord, Thriller von Ruth Lillegraven, EBook 329 Seiten, erschienen im List-Verlag.

    Die Thriller-Sensation aus Norwegen

    In einer Klinik in Oslo wird ein kleiner Junge von seinem Vater eingeliefert, kurz darauf verstirbt er an seinen Verletzungen. Haarvard der diensthabende Arzt ist überzeugt, dass es sich um Kindesmisshandlung handelt. Kurz darauf wird der Vater, ein pakistanischer Einwanderer in einem Gebetsraum der Klinik erschossen aufgefunden. Zwei weitere Morde geschehen und jedes Mal handelt es sich um Eltern, die nachweislich ihre Kinder misshandelten.
    Haarvards Frau Clara, ist Politikerin und will einen Gesetz auf den Weg bringen, dass misshandelte Kinder vor deren Eltern schützt, doch ihre Bemühungen sind vergebens. Bald schon ist Haavard verdächtig und Clara muss ihn entlasten. Doch auch sie hat eine dunkle Vergangenheit.
    Das Buch besteht aus vier Teilen, die sich in 75 Kapitel in überschaubarer Länge gliedern. In verschiedenen Zeitebenen wird die Story aufregend und hochspannend erzählt. Jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters, Haarvard, Clara, Sabiya und auch Leif, der Vater Claras erzählen in der Ich-Form. Dadurch hat es die Autorin hervorragend geschafft, die gesamten Geschehnisse in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart von allen Seiten zu beleuchten, der Leser bekommt dadurch tiefen Einblick in die Handlungsweise und Innenansichten der Figuren. Obwohl schon zur Hälfte des Buches klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, büßt das Werk in keinster Weise Spannung ein, es beginnt mysteriös und durch geschickte Wendungen bleibt es unglaublich aufregend bis zum unvorhergesehenen Ende. Sogar der allerletzte Satz konnte mich noch verblüffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dem Buch ein weiterer Teil folgen könnte.
    Häusliche Gewalt an Kindern ist ein wichtiges Thema und so hat es Lillegraven geschafft ein heikles Thema zum Hintergrund für ihren ersten Thriller zu machen. Auch mich hat das emotionale Thema mitgerissen und tief berührt. Lillegraven findet die richtigen Worte, z.B. die Beerdigung von Lars, dem kleinen Bruder von Clara war so gut geschildert, ich habe den Kummer und die Trauer regelrecht mitfühlen können. Die einzelnen Figuren sind präzise herausgearbeitet, ganz besonders Clara, bei der Lektüre wird deutlich wie wichtig und auch warum, der zweifachen Mutter der Gesetzesentwurf ist, gleichzeitig hat sie mit ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Die politischen Zusammenhänge haben mich persönlich nicht so sehr interessiert, da ich kein Fan von Politthrillern bin, aber es blieb für mich in einem erträglichen Rahmen. Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Geschichte. Die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar, das ist der Autorin gut gelungen.
    Ein Thriller der unheimlich viel bietet, politische Zusammenhänge, Gesellschaftskritik, Rassismus, eine gute Story in düsterer skandinavischer Umgebung, häusliche Gewalt. Der Wechsel der Zeitebenen hat mich anfangs verwirrt, da aber die Kapitel auch mit Jahreszahlen versehen sind gewöhnt man sich daran. Eine unbedingte Leseempfehlung und von mir 8 Punkte.

    Nur die Schwester


    Fräulein Mozart und der Klang der Liebe, Romanbiografie von Beate Maly, erschienen bei Ullstein eBooks.
    Das Leben von Maria Anna Mozart, die stets im Schatten ihres berühmten Bruders stand.
    Maria Anna Walburga Ignatia Mozart, benannt Nannerl wurde am 30. Juli 1751 in Salzburg geboren, sie war die ältere Schwester des berühmten Musikers Wolfgang Amadeus Mozart. Obwohl sie ebenso talentiert wie ihr Bruder war, stand sie immer im Schatten desselben. Ihr Vater hatte stets nur den Sohn protegiert, er wurde als Musiker und Komponist ausgebildet, Nannerl durfte ihn jedoch nur musikalisch begleiten, seine Stücke spielen und bei vielen Reisen und Auftritten überhaupt nicht in Erscheinung treten. Sogar ihr Lebensglück hat sie für ihren Bruder geopfert. Trotzdem erzählt dieses Buch über die Liebe und Verehrung, die sie ihm stets entgegengebracht hat. Niemand konnte die Noten von Wolferl so leidenschaftlich wie sie spielen, denn nur Nannerl wusste was er beim Komponieren gefühlt hat.
    Das Buch besteht aus drei Teilen, die in 31 Kapitel gegliedert sind. Die einzelnen Kapitel sind in überschaubarer und angenehmer Leselänge. Der Überblick in der zeitlichen und räumlichen Abfolge ist durch die Datums- und Ortsangabe am Kapitelanfang gewährleistet. Das Buch besticht durch einen bildhaften und flüssigen Erzählstil, durch die Beschreibung von Kleidern, Frisuren und die Lebensart in damaliger Zeit, hat B. Maly ein hervorragendes Zeitkolorit geschaffen. Ganz besonders, welchen Stellenwert Frauen in der damaligen Gesellschaft hatten. Die Akteure waren ausführlich charakterisiert und beschrieben, so war es einfach, sich jede Figur genau vorzustellen. Somit kann ich der Autorin eine hervorragende Recherchearbeit bestätigen. Die Handlung ist stets nachvollziehbar und die Personen handeln authentisch. Muntere Dialoge z.T. in Mundart, besonders zwischen den Geschwistern, haben mir viel Lesefreude beschert.
    Ich bin eine Bewunderin von Mozarts Werken und habe schon einiges über ihn gelesen, doch da ist das Nannerl stets nur am Rande erwähnt worden. Mich hat diese Romanbiografie überzeugt und lässt mich mit Hochachtung über Maria Anna zurück. Hat sie sich doch auf eine reichlich unkonventionelle Art, noch ein Stück des Glücks geholt. Da es sich um eine Romanbiografie handelt, weiß der Leser natürlich nicht was tatsächlich mit den historischen Tatsachen übereinstimmt. Im Nachwort bestätigt die Autorin jedoch, dass gerade die von mir angezweifelten Szenen, sich tatsächlich so zugetragen haben.
    An einem einzigen Tag habe ich das Buch zu Ende gelesen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte. Besonders gut gefallen hat mir, dass es im Prolog mit einer Geburt beginnt und im Epilog mit einer Geburt endet. Ich fühlte mich bestens unterhalten und habe noch einiges Wissenswerte dazugelernt. Sicher werde ich mich noch weiter mit dem interessanten Leben der Protagonistin beschäftigen.
    Eine absolute Leseempfehlung, besonders an die Leser die gerne mehr über die Schwester Mozarts erfahren wollen. Von mir 10 Punkte.

    Weiter geht's


    Ein neuer Anfang, Hebammensaga Teil 4 von Linda Winterberg, E-Book 299 Seiten, erschienen im Aufbau-Taschenbuchverlag.
    Der Abschluss der Hebammensaga
    Die Zeit des Wirtschaftswunders und des Aufbaus ist gekommen, auch Luise, Edith und Margot sind wieder an der Frauenklinik am Mariendorfer Weg beschäftigt. Luise hat die Position der Oberhebamme übernommen, Edith ist mit ihrer Familie aus der Schweiz zurückgekehrt und auch Margot ist wieder dabei. Eine neue Generation von Hebammen soll ausgebildet werden. Es bildet sich wieder eine Freundschaftsclique von drei jungen Frauen, die den verantwortungsvollen und schönen Beruf der Hebamme ausüben wollen. Jule, Ediths Tochter, die sich bewusst dafür und gegen ein Medizinstudium entscheidet, Marion eine ledige Mutter und Helga deren Eltern sie am liebsten in eine Haushaltungsschule schicken und bald verheiratet und damit versorgt sehen wollen. Die Prüderie der 50er Jahre und die damit verbundenen Umstände, treiben viele junge Frauen in die Hände sogenannter Engelmacherinnen. Mit vereinten Kräften versuchen die Hebammen, gebärenden Frauen und auch den ledigen Müttern beizustehen.
    35 Kapitel in angenehmer Länge, mit Ort und Datum überschrieben, ermöglichen es den Lesenden, sich flüssig und stets chronologisch korrekt durch das Buch zu lesen, viel zu schnell war ich wieder einmal bei den letzten Seiten angekommen. Schlagfertige Dialoge zum Teil in Dialekt machen den Roman lebendig. Ein bildhafter Erzählstil ermöglicht es das Setting und auch die Akteure stets vor Augen zu haben. Filme und Hits der 50er sind kursiv gedruckt und vermitteln ein authentisches Zeitkolorit.
    Leider konnte der 4. Teil der Hebammensaga bei mir nicht so punkten wie die vorangegangenen Bände, Wiederholungen und immer die gleichen Verwicklungen werden erneut zum Thema. Ein Spannungsbogen kann sich nicht richtig aufbauen, denn sich anbahnende Schwierigkeiten, werden in den jeweiligen Kapitel sofort abgehandelt. Eine mir wichtige Frage (Erklärung ohne Spoilern unmöglich) wird am Ende nicht geklärt. Einzig der Schluss brachte noch etwas Dramatik und Emotionalität in die Geschichte. Aufgefallen ist mir beim Lesen eine Kleinigkeit, der Hinweis auf Mutter Teresa, war zu dieser Zeit noch kein Thema. Gut dargestellt fand ich jedoch die Beschreibung, der Stellung der Frau in der Wirtschaftswunderära, das machte die 50er Jahre zum Jahrzehnt der illegalen Abtreibungen. Verhütung, bzw. Aufklärung waren Tabuthemen. Zwischenmenschliche Kontakte wurden als Verkommenheit diffamiert. Ungewollt und unverheiratete Schwangere und Mütter galten als unmoralisch und unreif, von den Eltern verstoßen, fanden sie oft nur noch in Erziehungsheimen ein Unterkommen, sie wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Diese Themen werden in vorliegendem Roman allerdings sehr gut beschrieben, diese Information war mir bis dahin gar nicht richtig bewusst.
    Ich kann diesen vierten Teil der Saga, insgesamt gesehen, gerne empfehlen. Als Einzelband eher ungeeignet, da im Buch immer wieder aufs Vorgeschehen eingegangen wird. Von mir 7 Punkte.

    Die Seele des Bösen – Falsches Spiel, Thriller von Dania Dicken, EBook 286 Seiten, erschienen bei CreateSpace Independent Publishing
    Der 15. Teil der Sadie Scott Reihe
    Sadie feiert ihren 30. Geburtstag. Familie und Freunde sind versammelt um den Tag gebührend zu begehen, alle nur Sadies beste Freundin Tessa entschuldigt sich mit einer fadenscheinigen Ausrede. Auch in der folgenden Zeit scheint Tessa lieber ihre Zeit mit ihrer neuen Liebe Lindsay zu verbringen. Eines Tages jedoch erreicht Sadie ein panischer Anruf, Tessa bittet sie zu ihr zu kommen. Kurzentschlossen fliegt Sadie nach San Francisco und findet Tessa in einem jämmerlichen Zustand vor. Sie leidet unter Verfolgungswahn und eine toxikologische Untersuchung weist auf Drogenkonsum hin. Kann Sadie ihrer Freundin noch vertrauen und kann sie ihr helfen?
    Der 15 Teil der Sadie Scott Reihe hat mir wieder absolut begeistert, spannende, fesselnde Unterhaltung schon von Anfang an. Bis zum fulminanten Ende habe ich in diesem Fall mitgerätselt. Hier besticht die Autorin weniger durch dramatische Thriller-Elemente, als durch psychologische und emotionale Verwicklungen. Immer wieder stellte sich mir die Frage, ist es die Wahrheit was Tessa erzählt, kann man denn die verwirrte Freundin wirklich ernst nehmen? Da steht nun auf einmal die langjährige Freundschaft auf dem Spiel. So spricht doch am Anfang alles gegen Tessa und wer könnte hinter den perfiden Intrigen stecken die ihr passieren? Doch die Fakten sprechen bald für sich und Sadie beginnt zu recherchieren, durch hartnäckige Profiler-Arbeit schafft es die Heldin den psychologischen Hintergrund zu ermitteln, bei diesen raffinierten Schilderungen merkt man deutlich, dass Dania Dicken Psychologie studiert hat, die Aufklärung ist glaubhaft und nachvollziehbar und bringt dem Leser menschliche Abgründe erschreckend nahe.
    Als Fan dieser Reihe kennt man die Charaktere schon so gut und die treffend dargestellte familiäre Nähe und Verbundenheit hat mir wieder sehr viel Freude gemacht. Dania Dickens Charaktere sind voller Leben und auch sehr sympathisch, die Bösewichte jedoch sind erschreckend realitätsnah und beeindruckend angsteinflößend. So wird in diesem Teil am Ende schon ein erschreckendes Szenario für kommende Folgen heraufbeschworen. Vorliegenden Teil empfinde ich als Übergang zu den weiteren Teilen der Profilerin-Reihe.
    Ich wurde wieder bestens unterhalten und habe den Reader nur ungern aus der Hand gelegt, auch in den Lesepausen hat mich das Geschehen nicht losgelassen. In kürzester Zeit hatte ich das Buch fertig, so sollte sich Lesen anfühlen. Der vielversprechende Cliffhanger am Ende lässt mich schon auf den nächsten Teil fiebern.
    Eine absolute Leseempfehlung für Band 15 und die vorangegangenen 14 Teile ebenfalls um auf den vollständigen Lesegenuss zu kommen. 10 von 10 Sternen.

    Eine kleine Frau ganz groß


    Sturmvögel, Roman von Manuela Golz, 333 Seiten, erschienen im Dumont-Verlag
    Die Geschichte ihrer Großmutter diente der Autorin als Inspiration zu diesem Roman.
    Emmy wurde 1907 auf einer kleinen Insel in der Nordsee geboren, geliebt von ihren Eltern mit einer sehr strengen Großmutter. Als ihre Mutter stirbt und ihr Vater im ersten großen Krieg fällt, muss sie als Dienstmädchen in Berlin ihr Leben bestreiten, Schulbildung hat sie wenig genossen. In Berlin in den wilden 20er Jahren, lernt sie Hauke Seidlitz kennen, einen Sohn aus reichem Hause. Als sie schwanger wird, heiratet er sie. Das haben ihm seine Eltern mit ihrem Standesdünkel nie verziehen. Als Hauke in den 2. Weltkrieg ziehen muss, flüchtet sie vor der grässlichen Schwiegermutter und schafft es sich und ihre Kinder durchzubringen. Emmy nun im reifen Alter, bestimmt ihr Leben noch immer selbst. Da stoßen ihre Kinder auf ein Familiengeheimnis, die alte Dame scheint sehr vermögend zu sein. Doch die Kinder haben ihre Rechnung ohne die Mutter gemacht, noch immer weiß Emmy was sie will.
    Diese Geschichte hat mich zutiefst beeindruckt. Spannend und unterhaltsam wird in Rückblicken die Lebensgeschichte von Emmy erzählt. Flüssig, bildhaft und aus der Sicht der Protagonistin. 27 Kapitel in angenehmer Leselänge, einzeln mit Datum überschrieben, ist es für den Leser leicht die chronologischen Abläufe zu überblicken. Alle Figuren sind so voller Leben und hervorragend charakterisiert, mir war es so als ob ich die Handelnden schon lange kennen würde. Meine Lieblingsfigur war natürlich die Protagonistin selbst, das große Mädchen von der kleinen Insel. Laut lustig, anpackend und voller Mut, manchmal auch ein wenig bockig, aber stets sympathisch. Und voll mit Lebensklugheit. Obwohl sie wenig Schulbildung genießen durfte, hat sie stets an sich gearbeitet, wissensdurstig und aufgeschlossen hat sie sich unter der Führung von Hauke zu einer taffen Berlinerin entwickelt. In größter Not, besonders in Kriegszeiten hat sie nicht aufgegeben und für sich und die Kinder gesorgt. Und mit ihrem letzten Willen hat sie einen regelrechten Coup gelandet. Gerade diese Entwicklung und das unerwartete Ende fand ich besonders spannend. Immer wieder musste ich schmunzeln, aber die eine oder andere Träne verdrücken – ein Buch voller Emotionen und Gefühle. Die Stellen im Buch, die die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beschrieben und auch die Kriegsjahre in Berlin, haben mich ganz besonders gefesselt. Die gesellschaftlichen Abgründe zwischen den „Herrschaften“ und dem Dienstpersonal waren toll geschildert.
    Witzige und schlagfertige Dialoge beleben das Buch. Einige Sätze fand ich besonders gelungen, z.B. auf S. 9: „Wenn ich noch lange lebe, bin ich auf meiner eigenen Beerdigung alleine“ oder auf S.243 „Der schönste Gedanke ist der an eine gelebte Liebe“. Am Ende des Buches gibt es ein kleines Glossar welches sehr hilfreich war, die Sprache zu verstehen, die Emmy als Kind auf der Insel gelernt hat. Ein Interview mit der Autorin schließt das Buch sehr passend und informativ ab.
    Mir hat das Buch und die Lebensgeschichte von Emmy sehr viel Freude gemacht, deshalb will ich das Buch gerne empfehlen, ganz besonders den Lesern, die aufregende Familienromane mögen. Von mir dafür 10 Punkte.

    Sadie in England


    Die Seele des Bösen – Vermisst von Dania Dicken, Ebook 250 Seiten, CreateSpace Independent Publishing
    Der 14. Band der Sadie Scott Reihe
    Andrea Thornton lädt die FBI-Agentin Sadie Whitman und den Profiler Nick Dormer nach England ein um an einer Fachtagung teilzunehmen, Sadie und Nick sollen dort als prominente Sprecher referieren. Während der Tagung, machen ihre Pflegetochter Libby, Julie, Andreas Tochter und Matt mit Baby Hayley eine Sightseeing-Tour. Doch plötzlich sind die beiden Mädchen wie vom Erdboden verschwunden. Schon bald gibt es Hinweise auf einen Mädchenhändlerring. Mit Hochdruck arbeiten die amerikanischen Agenten in Zusammenarbeit mit den englischen Behörden um die beiden Mädchen wiederzufinden.
    Dieses Buch hat sich wieder von alleine gelesen. Nachdem der anfängliche Sachverhalt geklärt war, dauert es nicht lange und schon ist der Leser mittendrin in einer spannenden, emotionalen, informativen und höchst unterhaltsamen Geschichte. Es fiel mir diesmal außerordentlich schwer, den Reader aus der Hand zu legen. Wenn, dann musste ich ständig über die Fortsetzung nachdenken. Die anfängliche Spannung wurde zum fulminanten Ende, mit einer ungeahnten Wendung unerträglich, sodass ich die halbe Nacht weiterlesen musste. Das schafft bei mir nur Dania Dicken mit ihren spannenden Thrillern. Bildhaft und flüssig, dass das Lesen einfach nur aufregendes Vergnügen ist. Durch die am Kapitelanfang angegebenen Datum- und Zeitangaben ist es jederzeit möglich den Überblick zu behalten. Die agierenden Charaktere handelten zu jeder Zeit, nachvollziehbar und auch der Plot war durchgehend plausibel. Es macht einfach Spaß Sadie beim Ermitteln über die Schulter zu sehen. Über das Wiedersehen mit Andrea Thornton und ihrer Familie, die ich aus einer anderen Profiler-Reihe der Autorin kenne, habe ich mich sehr gefreut. Das ist es, was mir ihre Bücher so wertvoll macht. Die Begegnung mit Freunden und Bekannten, die sich zusammen mit den Hauptfiguren immer weiterentwickeln. Krimis mit Familienanschluss!
    Dania Dicken ging wieder einmal nicht gerade feinfühlig mit ihrer Protagonistin um, doch diesmal habe ich am Ende wirklich Tränen vergossen. Ich habe mit den Charakteren gelacht, geliebt und mit ihnen gelitten. So soll Lesen sein. Nummer 14 könnte man als Einzelband genießen, aber warum sollte man das tun? Ich empfehle die Reihe in der Reihenfolge zu lesen, um in den vollen Genuss zu kommen. Dazu von mir verdient 10 Punkte.

    Eine große Liebe


    Fritz und Emma, Roman von Barbara Leciejewski, EBook 400 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Die bewegende Geschichte einer großen Liebe, die siebzig Jahre Schweigen überdauert.
    1947: Fritz und Emma sind ein Paar, und sie lieben sich sehr, erst ist Emma überglücklich, dass ihr geliebter Fritz unversehrt aus dem Krieg heimkehrt. Doch etwas Schreckliches passiert und die beiden reden 70 Jahre kein Wort mehr miteinander.
    2019: Zusammen mit ihrem Mann Jakob, kommt Marie Eichendorf nach Oberkirchbach. Dort ist der sprichwörtliche Hund begraben. Während Jakob in seiner Anstellung als Ortspfarrer mehr die Berufung, denn den Beruf sieht und in der Seelsorge völlig aufgeht, findet es Marie langweilig und öde. Es steht die 750-Jahrfeier des verschlafenen Dorfes an. Marie engagiert sich und beginnt langsam die Menschen und das Dorf liebzugewinnen. Reicht es aus um sich in Oberkirchbach zuhause zu fühlen?
    Eine wundervolle und zu Herzen gehende Geschichte in zwei Erzählsträngen. Die Autorin hat die auktoriale Erzählweise gewählt, bildhaft und flüssig, deshalb ist es dem Leser möglich, zu jeder Zeit den Überblick über das Geschehen und auch über die Gedanken und Handlung der Agierenden zu bewahren. Zum besseren Überblick sind alle Kapitel mit Datum versehen. Oft gefallen mir die historischen Stränge in Büchern besser, doch hier hat jede Ebene ihren Reiz und endet oft in einem Cliffhanger, mit ein Grund warum es so schwer war, das Buch aus der Hand zu legen. Leciejewski erzählt den Roman in zwei Zeitebenen. Zum einen der Teil der Fritz und Emma betrifft, beginnend kurz nach dem zweiten Weltkrieg und durch die Jahre hindurch bis in die Gegenwart. Zum anderen der Teil, der die Erlebnisse des neuen Pfarrers Jakob Eichendorf und seiner Gattin Marie erzählt. Beide Erzählstränge begegnen sich am Ende und vervollständigen die gefühlvolle Geschichte.
    Ich bin von diesem Roman restlos begeistert. Da ich selbst in einem Dorf lebe, kann ich die Situation die im Buch geschildert ist, nur bestätigen. Der alte Dorfkern stirbt aus und die Neubaugebiete darum herum sind fremd geworden. Dies hat die Autorin hier im Buch perfekt dargestellt. Es fiel mir schwer, von der Geschichte loszukommen, wenn ich nicht gelesen habe, hat mich das Gelesene beschäftigt. Dementsprechend schnell ging das Buch auch zu Ende. Mit Spannung habe ich erwartet ob Marie es tatsächlich schafft, Fritz und Emma miteinander auszusöhnen. Sie leben beiden am jeweils anderen Dorfende und dazwischen liegt eine ganze Welt. Alle Personen sind so liebevoll charakterisiert, dass ich meinte ich würde sie alle schon viele Jahre kennen. So manche Träne habe ich verdrückt und schmunzeln musste ich auch immer wieder. Lieblingspersonen gab es genug und so richtig unsympathisch war nur Heiner, Emmas Ehemann. Zu jeder Zeit konnte ich der Geschichte folgen, die handelnden Charaktere agierten nachvollziehbar und wirken so lebendig. Eine absolut verzaubernde Geschichte die dem Lesenden Schmerz, Leid, Liebe und Hoffnung nahebringt.
    Ich kann diesen Roman nur von ganzem Herzen empfehlen und bin bereit dafür 10 Punkte zu vergeben.

    Ereignisreiche Karwoche


    Osterläuten, Kriminalroman von Friederike Schmöe, EBook 207 Seiten erschienen im Gmeiner-Verlag.

    Realitätsferner Kriminalroman, wenig Spannung.

    Mia freut sich schon darauf Ostern mit ihren Eltern zu verbringen. Doch ein paar Tage vor Ostern wird von Waldarbeitern, ein weiblicher Schädel gefunden. Nach der Rekonstruktion des Aussehens der Toten, erkennt Mia ihre Freundin Monika wieder, die vor 11 Jahren spurlos verschwunden ist. Die Vermisste gehörte, zum Freundeskreis ihrer Eltern. Kennt Mia den Mörder?

    Die 46 Kapitel des Buches sind auf die Tage der Karwoche aufgeteilt. Es beginnt mit dem Montag nach Palmsonntag und endet in der Osternacht. Die Autorin hat sich der auktorialen Erzählweise bedient somit ist eine umfängliche Übersicht über die Vorkommnisse gewährleistet. Gedanken sind in kursiver Schrift gedruckt, Dialoge sind schlagfertig präsentiert. Das Setting enthält ausreichend Lokalkolorit, ortskundige Leser werden verschiedene Plätze in Bamberg wiedererkennen.
    Es beginnt eigentlich recht spannend, der flüssige Schreibstil macht das Lesen leicht. Doch je weiter der Fall voranschreitet, desto realitätsferner gestaltet sich der Plot. Ohne zu spoilern, ist es jedoch schwierig das zu erklären.
    Nach 11 Jahren erinnert sich die Protagonistin an Geschehnisse die sich in ihrer Teenagerzeit ereignet haben. Als Monika damals verschwand hat die Polizei ermittelt, ist aber zu keinem Ergebnis gekommen, Monika blieb verschwunden. Da vier Jahre vor Monika auch ein Kindermädchen eines Ehepaares aus der Freundesclique verschwunden ist, ahnt Mia einen Zusammenhang, die Behörden scheinen damals keine Verbindung zu den beiden Fällen aufgefallen zu sein. Ohne die Hilfe der Polizei löst Mia also den Fall, nimmt ständig in Eigeninitiative Befragungen vor und begibt sich damit in Gefahr. Es werden Schlüsse gezogen, denen ich in keiner Weise folgen kann, die Spannung die sich im Prolog und zu Beginn aufbaut flacht ab, der Sachverhalt wird immer unglaubhafter, besonders die Arbeit der damals ermittelnden Behörden. Schade, die Geschichte mit gutem Hintergrund und anfänglicher Spannung hat mich immer mehr zweifeln lassen. Der unerwartete Plottwist am Ende hat mich aber doch noch überraschen können. Wobei die Geschichte jedoch zu keinem richtigen Abschluss kommt.
    Gut gefallen hat mir die Verbindung passend zur aktuellen Zeit, ich habe das Buch über die Kar- und Ostertage gelesen, ich hätte mir etwas mehr Glaubwürdigkeit gewünscht. Alle Charaktere sind relativ blass geblieben. Mia, die nach dem Studium beruflich die Füße nicht auf den Boden bekommt, hat mich einerseits durch ihre Unentschlossenheit und andererseits durch ihre dilettantischen Ermittlungen, nur noch genervt. Ich möchte das Buch nur mit Vorbehalt empfehlen, den Lesern die gerne einen schnellen Krimi lesen mögen ohne dabei groß die Plausibilität zu hinterfragen. Von mir 4 Punkte.

    Im Auftrag ihrer Majestät


    Das Windsor Komplott: Die Queen ermittelt, Cosy-Crime von SJ Bennett, 320 Seiten, erschienen bei Droemer Knaur.

    Die Queen auf Mörder-Suche – ein königliches Krimi-Vergnügen

    Nach einer Feier auf Schloss Windsor wird ein junger russischer Pianist tot aufgefunden, in einer peinlichen Situation, die auf einen unglücklichen autoerotischen Unfall hindeutet. Der MI5 ermittelt auf Hochtouren und verdächtigt sofort Wladimir Putin, jedoch die Queen ist not amused. Was keiner weiß Elizabeth II., hat ein heimliches Hobby sie löst für ihr Leben gerne Kriminalfälle. Äußerst diskret natürlich und weil die Queen nicht ermittelnd in der Gegend herumspazieren und brisante Fragen stellen kann, hat sie ihre nigerianische Privatsekretärin Rozie, die im „Außendienst“ ermitteln muss. Bald schon gibt es eine heiße Spur.

    Es handelt sich in diesem Buch nicht um spannungsgeladene Aktionen oder um einen spektakulären wendungsreichen Plot, dafür besticht dieser Krimi, mit viel britischem Humor. Ihre Majestät, die Königin wird hier als kleine, clevere und durchaus fitte alte Dame dargestellt ihre Dialoge mit ihrem Ehemann Prinz Philip haben mich wirklich schmunzeln lassen. Die Personen sind gut charakterisiert und handelten nachvollziehbar. Die Queen war mir sehr sympathisch, sie ist hier wirklich absolut charmant dargestellt, ihre Cleverness hat mir Freude gemacht. Lustig fand ich auch, wenn ihr ihr Privatsekretär irgendwelche unangenehmen oder peinlichen Mitteilungen machen musste, meist war die clevere Königin sowieso schon darüber informiert und sie genoss es sichtlich wie Sir Simon sich um eine möglichst schonende Version bemühte, nach dem Motto: Wie sag ichs meiner Königin? Meine Lieblingsperson Rozie, sympathisch und sehr klug, zusammen mit ihrer Chefin ein unschlagbares Team sie erledigt für ihre Chefin die außerhäusliche Ermittlungsarbeit mit Köpfchen und wenn nötig auch mit Selbstverteidigung.
    Diese Szenen, aber auch die Innenansichten und Gedankengänge der Queen fand ich nett, wie sie über Putin oder Angela Merkel denkt hat mich köstlich amüsiert. Mit dabei auf Schritt und Tritt die Wadenbeißer der Königin ihre Corgis.
    Eine insgesamt nett gemachte, kurzweilige Geschichte mit mäßiger Spannung, trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, ich würde eine weitere Folge auch gerne lesen. Von mir 6 Punkte

    Roadtrip mit Papagei


    Als wir uns die Welt versprachen, Roman von Romina Casagrande, EBook 411 Seiten, erschienen bei Fischer Krüger.
    Eine Reise auf den Spuren der Schwabenkinder von Italien über die Alpen nach Deutschland.
    Die Südtirolerin Edna war eines der sogenannten Schwabenkinder, Bergbauernkinder die in ärmsten Verhältnissen lebten und von ihren Eltern wie Sklaven, an reiche schwäbische Bauern verkauft wurden, wo sie unter härtesten Bedingungen arbeiten mussten. Dort lernte sie Jakob kennen und bald verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Als sie eines Tages zusammen mit dem Papagei Emil flüchten wollten werden die beiden getrennt. 80 Jahre später entdeckt Edna, dass Jakob noch in der Gegend lebt. Kurzerhand macht sie sich auf den Weg, zusammen mit dem Papagei in einem Transportkäfig, um zu Fuß und mit Bus und Bahn zu ihm zu gelangen, denn es steht noch etwas zwischen den beiden was unbedingt geklärt werden sollte. So beginnt eine wunderbare Reise voller überraschender Begegnungen.
    54 Kapitel in idealer Leselänge, sind mit den dazu passenden und zusammenfassenden Überschriften versehen. Ein eingängiger und bildmalerischer Schreibstil lässt den Leser durch die Seiten fliegen. Einzelne Stationen, auf Ednas Reise die ich durch diverse Urlaubsaufenthalte kenne habe ich gut beschrieben empfunden. Die am Anfang beigefügte Karte mit dem Weg Ednas ist auf dem Reader unbrauchbar. Die Autorin erzählt ihre Geschichte in zwei Zeitebenen, was damals geschah und die Ereignisse in der Gegenwart, da dies aus der Sicht der Protagonistin geschieht, ist der Leser stets nah dran am Geschehen.
    Über die im Buch thematisierten Schwabenkinder habe ich schon einiges gehört, deshalb habe ich mir aus dem Buch noch nähere Informationen erhofft, da aber im Vordergrund die Reise, und die damit verbundenen Erlebnisse der Protagonistin standen, war ich etwas enttäuscht. Der historische Teil wäre für mich interessanter gewesen. Südtirol hat eine lange und zum Teil schmerzhafte Geschichte hinter sich, einige Wunden haben sich nie ganz geschlossen. (Anm. der Autorin) Es ist nicht abzustreiten, dass es sich um eine wundersame Reise mit vielen Erkenntnissen, Überraschungen und unvorhergesehenen Begegnungen handelt. Wer solche Roadtrips mag, wird mit diesem Buch wirklich Freude haben.
    Die Hauptperson, Edna ist hervorragend und tief charakterisiert, unglaublich was sie auf sich nimmt um Jakob wieder zu begegnen. Ob sie unter beginnender Altersdemenz leidet, ist mir leider nie ganz klar geworden. Es wäre bestimmt einfacher gewesen, diesen Weg mit der Bahn hinter sich zu bringen, des Öfteren habe ich befürchtet, dass Edna nie an ihrem Ziel ankommen wird, oft kommt Hilfe von unerwarteter Seite. Diese Dramatik hat mich hauptsächlich am Lesen gehalten und hat auch verhaltene Spannung aufgebaut, jedoch war das Buch für mich einfach zu langatmig. Andere Figuren handelten m. E. nicht immer nachvollziehbar, z.B. Max der Ehemann von Adele. Auch Bastian, ein weiteres Schwabenkind hätte ich mir gerne etwas besser charakterisiert gewünscht. Insgesamt hat mir das Buch gefallen, jedoch habe ich nicht ganz gefunden was ich erwartet habe. Durchaus habe ich durch das Buch etwas gelernt, nämlich nicht jeder Mensch ist so, wie er auf den ersten Blick zu sein scheint. Ein Satz im Buch hat mich ganz besonders beeindruckt: „ Jedes Mal wenn wir gehen, lassen wir etwas zurück!“
    Ich habe das Buch gerne gelesen und auch genossen, trotz einiger Einschränkungen, um mich aber über die Schwabenkinder genauer zu informieren werde ich andere Quellen zu Rate ziehen. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen und vergebe 8 Punkte.