Beiträge von Ben

    So würde ich es auch sehen, dass es schon möglich ist, in fortschreitendem Alter zu ganz neuen Erkenntnissen zu kommen, aber mit dem Alter immer schwieriger wird. Optimalerweise hat man sich im Alter gute Gewohnheiten und Ansichten erworben und hat dann einen großen Vorteil gegenüber Jüngeren, die oft eher unbeständig oder unklug handeln, aber wenn nicht, dann wird es immer schwieriger.


    Auf einer Internetseite habe ich noch ein paar Zitate zum Thema der Identifikation gefunden:


    https://gedankenwelt.de/der-un…schen-eltern-und-kindern/


    "Die Eltern projizieren einen enormen Impuls zu Leben und Liebe auf ihre Kinder. Oftmals wird dieser Impuls jedoch mehr oder weniger stark durch ihre Wünsche vermittelt, was die Beziehung eines nicht-egomanen Narzissmus verdeutlicht, aber dennoch Sehnsucht oder Erwartung hervorruft. (…)


    Viele Eltern projizieren "ihr ideales Selbst“ auf ihre Kinder. Sie machen sie zu einer „perfektionierten und perfektionistischen“ Version dessen, was sie in ihrer Vorstellung waren oder gern gewesen wären. In diesem Zusammenhang machen die Eltern die Kinder auch verantwortlich für ihre Frustrationen und Nichterfüllung von Wünschen. Gleichzeitig wird die Liebe dieser Eltern immer mehr zu einer Liebe zu sich selbst und dazu, wie sie glauben, dass sie als Kinder waren oder wie sie sein wollten. (…)


    Es ist wahrscheinlich, dass diese Projektion weitgehend unbewusst stattfindet oder dass zumindest die Eltern nie explizit über dieses Verhalten nachdenken. (…)


    Die Eltern mögen den Sohn oder die Tochter als Teil von sich selbst oder als eine Art inneres Objekt betrachten."

    Hallo Chiclana,


    da ich mir nicht sicher war, ob die Leserunde zum Wald-Buch zustandekommt, hab ich mir auch das Punschkonzert besorgt. Falls du möchtest, können wir uns gern darüber austauschen. Vielleicht hast du es aber schon längst fertig und ad acta gelegt...


    Ich finde jedenfalls auch den Anfang schon sehr humorvoll und kurzweilig. Und die Unterschiedlichkeit der drei Schwestern ist auch eine gute Ausgangssituation.

    Eigentlich sparen die Grauen Herren auch Zeit, weil sie (wie man später erfährt) sich nicht sicher sein können, dass sie für immer sorglos von der ersparten Zeit der Menschen leben können. Ihr ganzes "Leben" dreht sich um die Zeit, und indem sie sich vorrechnen, wieviel Zeit sie verloren haben, spornen sie sich an, in Zukunft weniger Zeit zu verschwenden. (paradox wirkt das allerdings schon, vor allem in der Ausführlichkeit)


    Ziemlich grotesk finde ich den Tumult unter den Grauen Herren, die sonst so unterkühlt daherkommen:


    "Der Lärm im Saal steigerte sich zum Tumult. Alles schrie durcheinander, manche hieben mit den Fäusten auf den Tisch ein, andere hatten die Hände vors Gesicht geschlagen, Panikstimmung hatte sie ergriffen."


    Besonders nett ist diese Wette:


    "Ich wette tausend Jahre gegen eine Zehntelsekunde, dass sie uns den bewussten Weg führen wird, nur um ihre Freunde zurückzubekommen." lol!

    Deinen letzten Sätzen, darüber, wie schlimm es ist, wenn man seine eigenen Fehler nicht bemerkt, stimme ich zu; manchmal tut die Wahrheit einfach zu sehr weh. Dass man es als Eltern sehr schwer hat, ist auch klar, aber im Zitat geht es ja um Eltern, die von den Kindern Dinge verlangen, die sie selbst nicht tun, und das kann man ihnen dann schon vorwerfen. Jung wirft ihnen deswegen auch vor:


    "Was aber in Wirklichkeit dieses sogenannte Beste ist, das ist das, was die Eltern bei sich selbst in höchstem Maße vernachlässigt haben. Die Kinder werden so zu Leistungen angespornt, welche die Eltern nie vollbracht haben, und es werden ihnen Ambitionen aufgedrängt, welche die Eltern nie erfüllt haben."

    Seine Aussage, dass die Eltern erst an sich selbst arbeiten sollten, damit sie das, was sie selbst gelernt haben, auch von den Kindern erwarten können, finde ich gut.

    Hm, kann sein. Vielleicht, weil man dann weniger Zeit für Unsinn hat und dafür das, was man sowieso tun muss, sinnvoller gestalten kann. Vor allem für Unsinn, der einen so stresst, dass man dann wieder einige Zeit für Erholung braucht (wie Nicola, der seine ersparte Zeit abends vertrinkt). Oder auch generell braucht man weniger Zeit für Erholung, wenn man sich nicht so sehr stresst.

    Stimmt, Sandrah, die Frisuren könnten auch auffällig sein. Nicht, dass mir sowas auffallen würde...


    Und noch ein paar nette Zankereien:


    " 'Willst du nach Hause telefonieren? Es ist ja allgemein bekannt, dass es in den Dreißigerjahren schon flächendeckende Handynetze gab.'

    'Ich wollte mich eigentlich ins WLAN hier einwählen und nach den aktuellen Sportergebnissen googlen', blaffte er und schaute sie genervt an."


    Ich hab mal nachgeschaut; damals haben noch Mannschaften wie VfL Benrath, Viktoria Stolp, Hindenburg Allenstein oder Beuthener SuSV um die deutsche Meisterschaft gespielt...


    " 'Alle Kinder können das heutzutage. Die Vögel wollen ihre Eier zurück. Dazu müssen sie die Schweine aus dem Weg räumen. (…)'

    Und tatsächlich war das Kind schon bald in die Welt der Angry Birds versunken. (…)

    'Ich bin verblüfft, dass du solche Spiele überhaupt kennst', stellte Philipp amüsiert fest.

    'Lass uns jetzt reden', sagte sie barsch, ohne auf seinen Kommentar einzugehen." lol!

    In diesem Thread stand über den Pilz nur z.B.:


    "der schmeckt aber nach nix, außerdem ist er recht faserig. Als Speisepilz würde ich den nicht unbedingt empfehlen."


    In einem anderen Forum steht über die "echten" Hahnenkämme unter anderem:


    "ich weiß, das man Hahnenkämme hier in Spanien, abgepackt zu 100 Gramm, kaufen kann."

    "Nein, sie sind knusprig, mehr wie gerösteter Speck, und innen weich."

    "Das erinnert mich doch glatt an einen der lustigsten Threads in der [Chefkoch.de-Geschichte] Lachen Lachen Muss immer noch lachen, wenn ich daran denke Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen"


    Hier ist der erwähnte Thread:


    https://www.chefkoch.de/forum/…ngewoehnliches-Entre.html


    Und so sieht das Ganze aus:


    https://commons.wikimedia.org/…_-_Toro_(Espa%C3%B1a).JPG


    Guten Appetit! :uebel

    Ich finde es auch witzig, wie diese "seriösen" grauen Herren sich auf einem Müllberg treffen:


    "Auf dem ganzen riesigen Müllgebirge standen graue Herren in feinen Anzügen, runde steife Hüte auf den Köpfen, bleigraue Aktentaschen in den Händen und kleine graue Zigarren zwischen den Lippen. Sie alle schwiegen und blickten unverwandt zur höchsten Stelle der Müllhalde, wo eine Art Richtertisch aufgebaut war, hinter dem drei Herren saßen, die sich sonst in nichts von den übrigen unterschieden."


    Und auch, wie sie später (im nächsten Abschnitt) auf den Dächern und in den Kanalisationen sitzen:


    "In allen Straßen wimmelte es von den grauen Gestalten; sie saßen auf den Dächern und in den Kanalisationsschächten, sie kontrollierten unauffällig die Bahnhöfe und den Flugplatz, die Autobusse und die Straßenbahnen - kurzum, sie waren überall."


    Das mit dem Langsamer-machen muss ich auch mal ausprobieren, ob ich da Zeit spare...

    Ich frage mich, ob Evas Großeltern nicht normalerweise misstrauischer sein müssten. Manche der Redewendungen, die im Buch verwendet werden, waren damals vielleicht nicht üblich, und allein schon der Tonfall war damals wahrscheinlich ziemlich anders (und evtl. nicht so leicht zu imitieren); ich stelle ihn mir z.B. "schnarrender" vor.


    Auch bei der modernen Kleidung (Jeans etc.) denke ich mir, dass sie durch ihre Fremdartigkeit mehr Aufsehen und Fragen hervorgerufen haben könnte.


    Noch ein nettes Wortgefecht:


    " 'Ähm, sollte das mal ein Luftballon werden?', fragte er und schüttelte ungläubig über ihre Kleiderwahl den Kopf.

    'Komplimente bitte schriftlich an meine Sekretärin', gab sie trocken zurück." :)

    Ja, es ist wirklich beeindruckend. Das Meeresleuchten und das Abenteuer am Magnetfelsen, die Seeschlacht, der Tornado, Jim belauscht die Piraten, die Versenkung des Lands-das-nicht-sein-darf, Jamballa taucht auf etc.


    Interessant finde ich auch dieses Zitat, an dem einiges dran ist, wie ich finde:


    "Nur Momo konnte so lange warten und verstand, was [Beppo] sagte. Sie wusste, dass er sich viel Zeit nahm, um niemals etwas Unwahres zu sagen. Denn nach seiner Meinung kam alles Unglück der Welt von den vielen Lügen, den absichtlichen, aber auch den unabsichtlichen, die nur aus Eile oder Ungenauigkeit entstehen."

    mein vater sagte mal, mit dem alter nehmen die stärken zu, aber auch die schwächen.

    Kann gut sein. Ziemlich erschreckend, die Aussicht, dass die Schwächen normalerweise zunehmen...

    diese erkenntnis hat ihn allerdings nicht gerettet, davon opfer zu werden. er ist allerdings auch kein mensch der besonders zur selbstreflektion begabt ist.

    Ich bin da wohl eher im anderen Extrem; ich betreibe zuviel Selbstreflexion, glaube ich. Hilft auch nicht wirklich...


    Jungs Gedanken zur Erziehung finde ich wirklich interessant:


    "In dumpfer Ahnung seines Defektes bemächtigt er sich der Erziehung des Kindes und begeistert sich für Kinderpsychologie auf Grund der beliebten Annahme, dass in seiner eigenen Erziehung und kindlichen Entwicklung etwas schiefgegangen sein müsse, etwas, was bei der nächsten Generation ausgemerzt werden müsse. Diese Absicht ist zwar löblich, scheitert aber an der psychologischen Tatsache, dass ich am Kinde keinen Fehler korrigieren kann, den ich selber immer noch begehe. Die Kinder sind natürlich nicht so dumm, wie wir meinen. Sie merken es nur zu gut, was echt und was unecht ist."

    500 Seiten- das ist doch schonmal was. :)


    Zu Tolstois Verwandtem Fjodor fand ich natürlich auch diese Anekdote krass:


    "Zudem erlaubte sich [Fjodor] Tolstoi – entweder, um sich an besonders unliebsamen Mitreisenden zu rächen, oder schlichtweg aus Langeweile – mehrmals skurrile Streiche. So soll er einmal den auf der Newa mitreisenden Popen in einem Trinkgelage sturzbetrunken gemacht haben und, während dieser bewusstlos am Boden lag, dessen langen Bart mit Siegellack an den Fußbodenbrettern festgeklebt haben."


    Zum Thema Hahnenkamm habe ich noch diesen netten Beitrag in einem Forum gefunden:


    "Hallo, im Nobelrestaurant hat die Bezeichnung \"Risotto mit Hahnenkamm\"

    bei einem vegetarischen Gericht schon fast zu Ohnmachtsanfällen und einem

    mittleren Eklat Verdammt nochmal - bin stocksauer bei einigen Gästen der Gesellschaft geführt.

    Ich würde mutmaßen, dass dieser Hahnenkamm nicht etwa ein Geflügelteil ist,

    wie ettliche befürchteten, sondern evtl. ein Pilz wie zB der Ziegenbart, oder

    ein Meeresgetier ????!

    Kann mir da bitte mal ein Hahnenkamm-Fachleut Aufklärung verschaffen ?

    Viele neugierige Grüsse

    Gabi Jajaja, was auch immer!"


    Anscheinend heißt auch eine Pilzart Hahnenkamm; bei Tolstois Adligen waren es aber bestimmt echte Hahnenkämme...

    Philipp, "derjenige, der so unterhaltsam ist wie stilles Mineralwasser" oder "wie eine Miesmuschel" (S. 54; laut Eva) ist mir auch sehr sympathisch. :)


    Ich hab mal nachgeschaut; nach den Statistiken, die ich im Netz gefunden habe (z.B. https://de.statista.com/statis…ahrzeugen-in-deutschland/), gab es 1931 nur etwa ein 160stel des Prozentsatzes an Autos pro Einwohnern in Deutschland, verglichen mit heute.


    1930: 0,28 Mio. Autos auf 64 Mio. Einwohner (ca. 0,5%)

    2018: 64 Mio. Autos auf 81 Mio. Einwohner


    Ich finde es sehr schön, dass die Autorin offensichtlich mit dem Buch ihren Großeltern ein Denkmal setzen wollte. (siehe Danksagung am Ende)

    OK, ich hab mit das Buch ausgeliehen. Hm, mit so ausgesprochen psychologischen Abhandlungen scheine ich mich etwas schwer zu tun, aber vielleicht ist das nicht immer so. Interessant fand ich beim Überfliegen die Gedanken zu den Gefahren der Persönlichkeitsentwicklung und zum Individualismus. Sehr treffend fand ich diese Passage:


    "Die Persönlichkeit entwickelt sich im Laufe des Lebens aus schwer oder gar undeutbaren Keimanlagen, und erst durch unsere Tat wird es offenbar, wer wir sind. (...) wir sind wie die Mütter, die unbekanntes Glück und Leiden im Schoß tragen. Wir wissen zunächst nicht, welche Taten oder Untaten, welches Schicksal, welches Gute und welches Böse wir enthalten; und erst der Herbst wird zeigen, was der Frühling gezeugt hat, und erst am Abend wird deutlich sein, was der Morgen begann."

    Ja, die Mädels und Jungs der Argon sind schon großartig.

    Wie schon gesagt, gerade diese Phantasie-Geschichte habe ich als Kind am meisten geliebt.


    Ich stelle mir gerade vor, wie wir alle beim nächsten Nudelessen unsere Kleckereien wegsingen. Herrlich! :-]

    Hm, das Südsee-Lieder-Singen ist ja eigentlich nicht zum Wegsingen der Kleckereien gedacht, sondern um vorher schon den Tornado auszuschalten. :)


    Ja, die Mädels und Jungs der Argo sind großartig. Aber dass sie soo großartig sind...


    "Eine erste gewaltige Sturzwelle packte das stählerne Schiff, (…) stürzte es in ein Wellental von gut fünfzig Metern Tiefe hinab. (...) Kapitän Gordon jedoch stand breitbeinig auf der Kommandobrücke, als sei nichts geschehen, und seine Mannschaft hatte ebenso ungerührt standgehalten." :wow


    So eine Fahrt ins Zentrum eines Tornados wird übrigens auch in "Jim Knopf und die Wilde 13" gleich zweimal beschrieben.


    Beppo schätze ich auf über 50, weil es z.B. heißt:


    "Die Leute in der Stadt hatten keine Zeit, um auf den kleinen alten Mann zu achten."

    "Wenn es schlecht ausging, würde der alte Beppo in alle Ewigkeit so hier stehen."

    Der Vorhang schien ihm vielleicht einfach ein poetisch interessantes Objekt zu sein; zu der Bedeutung des Vorhangs schreibt er aber auch:


    "Sie (...) blieben noch ein Weilchen in der matten Beleuchtung hinter den Vorhängen stehen, wie wenn sie sich von dieser kleinen Welt gar nicht trennen wollten, wo sie drei von der ganzen Menschheit getrennt und geschieden waren."


    Das Aufnahmeritual bei den Freimaurern ist hier wirklich erschreckend und grotesk. Ich denke nicht, dass Tolstoi da übertrieben hat; die Freimaurer sind wirklich unheimlich.


    "das Weiße, worin das Lämpchen brannte, war ein Menschenschädel mit seinen Höhlungen und Zähnen. (...) Dieser Kasten war ein Sarg mit Menschenknochen." :yikes


    Dass Pierre Gutes tun will, finde ich sehr gut; nur leider ist er in der Umsetzung zu naiv. Andrei geht da später im Buch umsichtiger vor; da scheint es nicht nur ein Verschieben von Problemen zu sein.


    Interessant finde ich, wie Andrei durch das Gespräch mit Pierre wieder belebt wird:


    "Er redete gern und schnell, wie jemand, der seit langer Zeit nicht geredet hat. Sein Blick belebte sich um so mehr, je trostloser der Inhalt der Sätze war, die er aussprach."

    Gigi ist wirklich ein unverbesserlicher Hyperoptimist:


    " 'Und jetzt werden wir nicht nur unsere alten Freunde, nein, jetzt werden wir die ganze Stadt retten! Wir drei, ich, Beppo und du, Momo!"

    Er war aufgesprungen und hatte beide Hände ausgestreckt. (…)

    'Schon', sagte Momo ein wenig verwirrt, 'aber wie wollen wir das machen?'

    'Was meinst du?', fragte Gigi irritiert." :lache


    (…) " 'Wenn wir es gefunden haben, dann gehen wir hinein. Jeder hat in beiden Händen eine Pistole. 'Gebt auf der Stelle alle gestohlene Zeit heraus!', sage ich...'

    'Wir haben aber gar keine Pistolen', unterbrach ihn Momo bekümmert.

    'Dann machen wir es eben ohne Pistolen', antwortete Gigi großartig."


    Das mit der Rechnung war tatsächlich ziemlich leicht. Einfach die Zahl durch 60 teilen, um auf Minuten zu kommen; dann nochmal durch 60, für Stunden; durch 24, für Tage; dann durch 365, für Jahre. :)

    Mit den Zinsen komme ich allerdings auf ein Alter von 100 Jahren statt 70; das klingt nicht uninteressant.