Beiträge von Furbaby_Mom

    Tiefgründige Winterromanze über Trauerbewältigung und Neuanfänge


    Dieser Weihnachtsroman aus der Feder von Autorin Sophie Claire ist so viel tiefgründiger, als das winterlich glitzernde Cover vermuten lässt! Dennoch bekam ich auch die erwartete Wohlfühlatmosphäre eines kleinen Städtchens voller sympathischer Einwohner/innen, einen Hauch von Weihnachtsvorfreude und einen süßen Vierbeiner als Nebenfigur.


    Ich habe mich wunderbar in beide Hauptfiguren hineinversetzen können. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Maria verbringt Jake, der seinen Beruf als Arzt an den Nagel gehängt hat, seine Tage am liebsten alleine mit seinem treuen Dalmatiner Smoke. "Denn nur allein konnte er sich darauf konzentrieren, die Tage zu überstehen und den Schmerz zu lindern." Er ist zum verbitterten Zyniker geworden, will mit niemandem reden, macht einen Bogen um seine zwei Schwestern, die ihn mit ihrem gutgemeinten Mitgefühl in den Wahnsinn treiben, und hofft darauf, in seinem neuen Zuhause - Old Hall – in Ruhe trauern zu können. "Anscheinend war es ihm bestimmt, für immer in dieser düsteren, bleiernen Trauer zu verharren. […] Die Zeit hatte weder den unerträglichen Schmerz noch die Wut gelindert oder das gewaltige Loch geschlossen, das ihr Tod in seinem Leben hinterlassen hatte." Vor allem die Weihnachtszeit ist besonders schlimm für ihn.


    Folglich ist er alles andere als erfreut, als die quirlige, fröhlich plappernde Daueroptimistin Evie in sein Leben schneit – im wahrsten Sinne des Wortes, denn gleich bei ihrer ersten, überaus frostigen Begegnung werden sie gemeinsam eingeschneit und müssen eine äußerst unangenehme Nacht miteinander verbringen. Evie ist entsetzt über Jakes abweisendes, unhöfliches Benehmen, möchte 'Mr. Arktis' allerdings nicht als Kunden verprellen, denn ihr kleines Stoffgeschäft (The Button Hole) braucht jeden Auftrag – ansonsten sieht es düster aus für ihr gerade erst gegründetes Unternehmen. "Diese Behandlung hatte sie nicht verdient, und er war mit Abstand der unverschämteste Kunde, mit dem sie je zu tun gehabt hatte. Leider war er nicht der erste Mann, der ihr das Gefühl vermittelte, klein und minderwertig zu sein." Tatsächlich hat nämlich auch Evie ein Päckchen zu tragen: In den Augen ihrer versnobten Eltern ist sie eine wandelnde Enttäuschung, die nie an ihre erfolgreiche (verstorbene) Schwester Zara heranreichen wird, ihr betrügerischer Exfreund Tim sah in ihr nur eine tollpatschige Tagträumerin, die nichts im Leben auf die Reihe bekommt, und sowohl ihre Eltern – die sie dazu drängen, ihrem Ex eine zweite Chance zu geben – als auch Tim selbst sind sich darüber einig, dass Evie mit ihrem Handarbeitsladen niemals erfolgreich sein wird. Ganz schön schwierig, bei so viel Gegenwind noch dermaßen positiv zu bleiben, dass man von Fremden als Pollyanna bezeichnet wird! Evie sucht in sämtlichen negativen Situationen etwas Gutes, und dafür habe ich sie wirklich bewundert. Auch auf ihre Näharbeiten wird intensiv eingegangen; sie liebt Patchwork-Arbeiten und Quilts.


    "Willowbrook hatte stets etwas Märchenhaftes – die schmalen Straßen mit den winzigen, schindelgedeckten Cottages", umgeben von wunderschöner Natur…in dieser Gemeinde, in der Hilfsbereitschaft großgeschrieben wird, möchte man selbst gerne leben. Durch die detaillierten, bildlichen Beschreibungen der zahlreichen winterlichen Szenen tauchte ich direkt in die Geschichte ein und bekam richtig Lust auf einen Spaziergang durch einen verschneiten Wald. Der Schreibstil ist locker und ruhig, sodass man sich entspannt zurücklehnen und die romantische Story genießen kann. Doch es handelt sich nicht um einen seichten, zuckersüßen Liebesroman; seelischer Missbrauch in toxischen Beziehungen wird ebenso thematisiert wie Trauer(-bewältigung). Mein einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass gerade Letzteres dem Werk zeitweise (selbst während des spontanen Ausflugs nach Frankreich) einen leicht schwermütigen Touch verliehen hat, der in krassem Kontrast zu der durchwegs positiven Weiterentwicklung der tollen Charaktere stand.


    Fazit: Enthusiastischer Sonnenschein + mürrischer Griesgram = eine gefühlvolle Slow-Burn-Romance!

    Verlag: MIRA Taschenbuch

    Erscheinungsdatum: September 2021

    Seitenanzahl: 336 Seiten


    Über die Autorin:

    USA-Today-Bestsellerautorin Katherine Garbera hat schon mehr als neunzig Romane geschrieben. Von Büchern bekommt sie einfach nicht genug: ihre zweitliebste Tätigkeit nach dem Schreiben ist das Lesen. Katherine lebt mit ihrem Mann, ihren Kindern und ihrem verwöhnten Dackel in England.


    Meine Meinung:

    *** Potential wird nicht ausgeschöpft ***


    Aufgrund des Klappentextes und des in warmen Farben gehaltenen, schlichten, aber doch Behaglichkeit ausstrahlenden Covers erwartete ich eine romantische Wohlfühlstory. Die Komponenten dafür waren auf jeden Fall gegeben: ein traumhaftes Setting (New York City zur Weihnachtszeit), ein gemütliches Café am legendären Central Park, drei Freundinnen und ein attraktiver Nachbar, den es aus der Reserve zu locken gilt. Kurzum: Da hätte man sehr viel draus machen können. Leider blieb der Roman von Katherine Garbera weit hinter meinen Erwartungen zurück und hat mich ziemlich ernüchtert zurückgelassen.


    Die ordentlich beschwipste Hayley wird nach einer Party beim Einbruchsversuch in ihr eigenes Zuhause erwischt, da sie ihren Schlüssel verloren hat – und zwar ausgerechnet von ihrem heißen Nachbarn Garrett Mulligan, einem Cop. Garrett erholt sich gerade von einer Verletzung; noch ist unklar, ob er sein Bein je wieder ganz belasten können wird. Viel schlimmer trifft ihn jedoch die Tatsache, dass er bei jenem Zwischenfall seinen Partner verloren hat. Sich zu verlieben steht nicht auf seiner Agenda, schon gar nicht, wenn die Frau von ihm erwartet, seinen Job aufzugeben. Er liebt seine Arbeit als Cop und möchte sich nicht dauerhaft hinter den Schreibtisch verbannen lassen. Hayley, deren Verlustängste auf dem Tod ihrer Mutter basieren, möchte sich verändern, mutiger werden, mehr im Leben wagen. Erster Schritt: eine optische Veränderung, zweiter Schritt: ihren attraktiven Nachbarn verführen.


    Das selbsterklärte "ungezogene Mädchen" trifft auf "Officer Schnittchen" – bei Beschreibungen wie diesen dachte ich zunächst, der Einstieg in die Handlung sei als Witz gemeint, der bald aufgeklärt werden würde. Leider ging es direkt so weiter, weshalb ich von Beginn an keine Bindung zu den Figuren aufbauen konnte und angesichts der flachen Formulierungen mehrere Augenroll-Momente erlebte.


    Der Schreibstil ist flüssig, wobei ich es jetzt nicht als herausragende Leistung betrachte, grammatikalisch richtige Sätze aneinanderzureihen, denn das allein garantiert leider keinen Lesegenuss. Die Charaktere wirkten trotz zig leidenschaftlicher Szenen blass auf mich, dadurch fieberte ich nicht mir ihnen mit. Das Knistern zwischen ihnen erreichte mich nicht und erschien unnatürlich, nicht authentisch. Weihnachtsfeeling und New York-Flair suchte ich vergeblich. Angesichts der Tatsache, dass dieser Band zu einer Buchreihe um drei Freundinnen gehört, wurde die Freundschaft der Frauen sehr oberflächlich behandelt und nahm kaum Raum in der Handlung ein; vor allem gegen Ende wird eine bedeutende, lebensverändernde Entwicklung bei Cici extrem schnell abgehandelt.


    Ich bin ein großer Fan von Weihnachtsgeschichten und liebe zudem New York City, somit wäre der Grundrahmen dieses Romans theoretisch bereits die halbe Miete. Dennoch konnte mich die Geschichte leider nicht überzeugen – lieblos ausgearbeitete Figuren, zu wenig Tiefgang, mehr Erotikszenen als tatsächliches Gefühl. Daher kann ich lediglich 2 sehr wohlwollende Sterne vergeben.


    ASIN/ISBN: 3745701739

    Verlag: HarperCollins

    Erscheinungsdatum: September 2021

    Seitenanzahl: 384 Seiten


    Über die Autorin:

    Lizzie Shane ist Filmjunkie und Buchnerd, seit sie denken kann. Nach einem kurzen erfolglosen Abstecher ins Showbusiness kam sie zurück in ihre Heimatstadt im kalten Alaska und widmete sich ihrer zweiten großen Leidenschaft: dem Schreiben von Liebesromanen. Seither gewann sie zahlreiche Auszeichnungen für ihre Geschichten. Lizzie Shane reist gern und ist häufig bei Facebook anzutreffen, wo sie über ihre aktuellen Lieblingsbücher und die neuesten Folgen der wichtigsten TV-Shows tratscht.


    Meine Meinung:

    *** Nicht nur für Hundefreunde ein (Weihnachts-)Hit! ***

    Diese bezaubernde Small-Town-Romance aus der Feder von Lizzie Shane, erschienen im September 2021 bei HarperCollins, hat mein Herz erwärmt wie eine heiße Schokolade an einem kalten Wintertag! – Liebenswerte, lebensnah gezeichnete Charaktere, eine malerische, verschneite Kleinstadt in Vermont als Setting und ein Dutzend entzückender Hunde! Kurzum: Ich war begeistert! Selbiges gilt für den durch und durch angenehmen Schreibstil, der vor humorvollen Formulierungen nur so strotzt und die Geschichte flockig leicht in den weihnachtlichen Rahmen einbettet, ohne seicht zu wirken – kein Wunder, dass die Autorin schon etliche Preise abgestaubt hat und bekannt ist für ihre feinfühligen Romance-Werke! Ich habe mir den Folgeband, "Pine Hollow – Vier Pfoten und ein Date", direkt vorgemerkt und auch schon Band 3, der zunächst in englischer Sprache erscheinen wird, auf meine Wunschliste gesetzt.


    Diese Kleinstadt und ihre Einwohner/innen muss man einfach lieben – natürlich wird viel getratscht, aber alle halten zusammen und helfen einander. "»Es ist ein Geben und ein Nehmen, und die Leute kümmern sich umeinander.«" Ben West, der nach dem Tod seiner Schwester Katie und deren Mann Paul plötzlich über Nacht die Vaterrolle für deren kleine Tochter Astrid einnehmen musste, hangelt sich von Tag zu Tag, von einer Problemlösung zur nächsten. Er hat seinen gut bezahlten Job im Silicon Valley aufgegeben und ist in Astrids Elternhaus gezogen, damit das Mädchen nicht auch noch das gewohnte Umfeld verliert; zudem hat er Pauls Stelle im Rat der Stadt übernommen und zerreißt sich förmlich für die Gemeinde. "Wie toll es sich anfühlen musste, wenn der Tag tatsächlich genug Stunden für alles hatte. Nur sehr vage erinnerte er sich noch an dieses Gefühl."


    Selten kommt es vor, dass ich mich in den männlichen Protagonisten noch besser hineinfühlen kann als in den weiblichen Part, aber hier war dies ganz klar der Fall, auch wenn ich die sympathische, aufrichtige Ally ebenfalls absolut reizend fand. Sie und ich teilen nicht nur die Liebe für Hunde und ein Interesse an Fotografie, sondern haben auch den gleichen Lieblings-Weihnachtssong: "I’ll be home for Christmas".


    Manchmal kommt alles zusammen im Leben und man hat das Gefühl, kaum etwas auf die Reihe zu bekommen, obwohl man sich wie verrückt abstrampelt, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Genauso geht es Ben, als Ally in sein Leben hineinstolpert – im wahrsten Sinne des Wortes. Für zusätzliche Komplikationen fehlen ihm schlichtweg die Energie und die Zeit. Dennoch geht es nicht spurlos an ihm vorbei, dass dem lokalen Tierheim Furry Friends aufgrund seiner Entscheidung im Stadtrat die Subventionen gestrichen werden sollen. Selbstlos setzt er die Vermittlung der noch im Heim verbliebenen Hunde als weiteren Punkt auf seine ohnehin schon lange To-Do-Liste und ruft die Aktion 'Die zwölf Weihnachtshunde' ins Leben, damit alle Fellnasen bald ein liebevolles Zuhause finden. Leider befeuert dies den Wunsch seiner Nichte, selbst einen Hund als Haustier zu bekommen und die hübsche Ally wird ihm immer wichtiger, obwohl er sich mit Händen und Füßen gegen diese Gefühle zu wehren versucht.


    Erzählt wird in der 3. Person, wobei die Übergänge zwischen Bens und Allys Perspektive fließend sind. Ich habe das wundervolle, kleinstädtische Weihnachtsflair genossen, das in diversen Veranstaltungen zelebriert wird, und fand es großartig, dass den niedlichen Hunden eigene Charaktereigenschaften zugeschrieben worden sind, anstatt sie auf Gassi-Gänge zu reduzieren.


    Fazit: Der perfekte Roman für die Vorweihnachtszeit! Das putzige Cover hält, was es verspricht - klare Leseempfehlung für alle Tierliebhaber und Fans von Wohlfühlgeschichten.


    ASIN/ISBN: 374990331X

    Verlag: HEYNE Verlag

    Erscheinungsdatum: September 2021

    Seitenanzahl: 416 Seiten


    Über die Auotin:

    Debbie Johnson ist eine Bestsellerautorin, die in Liverpool lebt und arbeitet. Dort verbringt sie ihre Zeit zu gleichen Teilen mit dem Schreiben, dem Umsorgen einer ganzen Bande von Kindern und Tieren, und dem Aufschieben jeglicher Hausarbeit. Sie schreibt Liebesromane, Fantasy und Krimis – was genau so verwirrend ist, wie es klingt.


    Meine Meinung:
    *** Die sympathischen Nebenfiguren retten den Roman ***

    Ich hatte mich ganz besonders auf den mittlerweile sechsten Band der von Debbie Johnson geschaffenen Comfort Food Café-Reihe gefreut, da der Klappentext nach einer herrlich emotionalen Geschichte, ganz im Stil der Autorin, klang und ich gespannt darauf war, wie all die liebgewonnenen Figuren aus den vorherigen Bänden sich inzwischen weiterentwickelt haben würden. Zudem geriet ich regelrecht in Verzückung über das wunderschön weihnachtliche, mit Goldglanzprägung verzierte Cover, das kuschelige Wohlfühlatmosphäre verspricht.


    Meine Rückkehr nach Budbury, dem leider fiktiven, malerischen Dörfchen an der Küste Dorsets, wo jeder jeden kennt und das heimelige, kunterbunte Comfort Food Café von Cherie Moon oben auf den Klippen thront, verlief nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Während der gesamten Handlung ist so gut wie nichts passiert, der Spannungsbogen war quasi nicht existent und das ließ mich etwas ratlos zurück. Natürlich habe ich dennoch den grandiosen, von schlauen Wortkombinationen, witzigen Vergleichen und authentischen Dialogen geprägten Schreibstil genossen. Gerade im Hinblick auf das Setting hat die Autorin mich wieder total abgeholt.


    "Das Comfort Food Café ist mit keinem anderen Ort auf dieser Welt vergleichbar. […] Auf der einen Seite sieht man in den Garten hinaus, auf der anderen auf das Meer und den Strand und die endlosen Felskuppen, die sich bis zum Horizont erstrecken. Es ist die Art von Ort, an dem man Stunden damit verbringen kann, einfach aufs Meer zu schauen."


    Mein Highlight waren ganz klar die Nebenfiguren und die Entwicklungen in deren Leben – Edies und Lynnies Gesundheitszustand, Lauras Beziehung zu Matt, etc. Ich kann durchaus nachvollziehen, warum es der weiblichen Hauptprotagonistin Katie in Budbury so gut gefiel, dass sie bereit war, dem Ort und dessen Einwohnern eine Chance zu geben und sich nach und nach aus ihrem Schneckenhaus zu wagen. "[…] die Leute hier haben viel durchgemacht, haben ihr Schicksal in die Hand genommen und scheinen es jetzt als ihre Lebensaufgabe zu betrachten, andere Menschen glücklich zu machen, während sie sie mit Karottenkuchen füttern. […] irgendjemand ist immer mit einem Pflaster oder einem Löffel Medizin für die Seele zur Stelle."


    Die alleinerziehende Mutter hatte keine schöne Kindheit und nach der Trennung von Jason, dem Vater ihres entzückenden kleinen Sohnes Saul, schwor sie sich, die Fehler ihrer sich noch immer permanent streitenden Eltern nicht zu wiederholen. Während sie einzig für ihr Kind lebt, fällt es ihr schwer, andere Menschen – geschweige denn Männer – an sich heranzulassen. Insbesondere mit ihrem Fluchtinstinkt hat sie zu kämpfen. "Sobald du Kinder hast, neigst du dazu, deinen eigenen Geburtstag zu vergessen – du konzentrierst dich auf ihren und merkst gar nicht, wie die Zeit vergeht. Das ist natürlich und richtig und gut – es heißt aber nicht, dass du dich selbst ganz vergessen solltest."


    Die in drei ungleichmäßig lange Abschnitte unterteilte Geschichte wird in der Ich-Form aus Katies Perspektive erzählt, was uns einen tiefen Einblick in ihre Gemütswelt ermöglicht. Ich kann verstehen, dass ihre unglückliche Kindheit sie geprägt hat – warum sie sich von ihren toxischen Eltern nicht längst gelöst hat, bis diese ihre Probleme miteinander geklärt haben, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Schon allein aus Rücksicht auf ihren Sohn hätte sie diesen Schritt längst wagen müssen, da all die negativen, in der Vergangenheit verwurzelten Emotionen ihr Verhalten bis in den heutigen Alltag beeinflussen und sie die Zeit mit ihrem Kind nicht so unbeschwert erleben lassen, wie es der Fall sein sollte. Diese über lange Passagen gedrückte Grundstimmung hat mich zeitweise eher deprimiert als festlich gestimmt. Zum Glück gibt es den verständnisvollen Van, der es sich zur Mission macht, Katie zu retten, als plötzlich ihre Eltern in Budbury auftauchen und Weihnachten ins Wasser zu fallen droht.


    Meine Kritikpunkte sind der Mangel an tatsächlicher Handlung in Bezug auf die Hauptperson und die dadurch fehlende Spannung, was den doch über 400 Seiten starken Roman recht langatmig und (– es bricht mir das Herz, es zugeben zu müssen –) uninteressant erscheinen ließ. Auch in puncto Weihnachtsflair – welches nicht vorhanden war – hätte ich mir deutlich mehr erwartet; die vom Titel suggerierte Weihnachtsstimmung wollte sich bei mir partout nicht einstellen.


    Fazit: Meine 3 Sterne basieren auf Debbies tollem Schreibstil, dem zauberhaften Cover sowie der Tatsache, dass ich aufgrund der Vorgängerromane einfach eine Schwäche für das Comfort Food Café habe. Für Budbury-Fans ist das Werk eine nette Ergänzung zu den bisherigen Büchern; mein Highlight der Reihe bleibt "Frühstück mit Meerblick".


    ASIN/ISBN: 3453424336

    Verlag: HEYNE Verlag

    Erscheinungsdatum: Oktober 2021

    Seitenanzahl: 144


    Über die Autorinnen:

    Lumira wuchs in Kasachstan und der Ukraine auf, wo sie bereits als Kind russisch-schamanische Heilweisen kennenlernte. Auf dieser Basis entwickelte sie in ihrer Wahlheimat Deutschland ein modernes System natürlicher Selbstbehandlung und ein umfassendes Programm zur Förderung der geistig-seelischen Entwicklung. Sie leitet Seminare im In- und Ausland und unterhält eine Beratungspraxis in Bayern. Anna Stadler ist russische Fachärztin für Zahnmedizin und Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie. Sie arbeitet in einer Zahnarztpraxis in Augsburg, die auf ganzheitliche Zahnmedizin spezialisiert ist.


    Meine Meinung:

    *** Sonderbares Sachbuch ***


    Als frisch gebackene Mama blickt mir derzeit morgens ein zwar glückseliges, aber auch recht zerknittertes Gesicht im Spiegel entgegen. Für mein übliches Beauty-Prozedere fehlt mir aktuell die Zeit (und ehrlich gesagt auch die Muße, wenn ich stattdessen doch mit meinem kleinen Schatz kuscheln kann), aber ein unkompliziertes, schnell anwendbares Anti-Aging-Programm, das über Nacht seine Wirkung – im wahrsten Sinne des Wortes – 'entfalten' kann, das sollte ich hinbekommen.


    Folglich war ich total gespannt auf das im Oktober 2021 beim HEYNE Verlag erschienene Buch von Lumira und Anna Stadler, von welchem ich mir eine leicht verständliche sowie fundierte Einführung in die Welt des Beauty-Tapings erhoffte. Diese habe ich auch erhalten…gepaart mit ein paar Glückskeks-Mantras à la "das perfekte Outfit beginnt mit einem Lächeln" oder "du bist, was du isst".

    Inhaltlich verweise ich auf den Klappentext, allerdings möchte ich nachfolgend noch einige Aspekte hervorheben. Die klare Aufteilung des Werkes (Einführung, Beauty-Taping für Gesicht, Hals und Dekolleté, Lymphdrainage, ergänzende Tipps) sowie die anschaulich formulierten und abgebildeten Übungsschritte bzw. Anwendungen haben mir gut gefallen. Die einführenden Kapitel zu den einzelnen Abschnitten sind unterhaltsam gestaltet worden, verweisen z.B. auf alte Schönheitsrituale aus der Antike oder auf unsere Alltagsgewohnheiten. Neben der Vorstellung der einzelnen Applikationen sind allerlei zusätzliche Informationen rund um den Themenbereich Beauty bzw. Gesundheit enthalten: die Risiken von Botox, Entspannungsübungen zum Stressabbau, Angewohnheiten, die schlecht für die Haut sind, Tipps für einen gesunden Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Einfluss von Glückshormonen, Musik, Sex) sowie Rezepte für Masken, Peelings, gesundes Brot, etc. Vieles davon war mir bereits bekannt – so wird die Wichtigkeit von gutem Schlaf, einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, Bewegung an der frischen Luft und positivem Denken hervorgehoben. Dennoch konnte ich auch Neues mitnehmen, wie beispielsweise die 20-20-6-Regel, welche zur Entlastung der Augen dient.


    Die Einführung in das Taping hätte gerne etwas ausführlicher ausfallen können; zwar weiß ich nun, wie man 'einen Anker setzt' und wie man eine Applikation 'aktiviert', doch welche Tapes geeignet sind (- immerhin gibt es unzählige verschiedene Hersteller, die wiederum verschiedene Klebstoffe verwenden -), wird nicht erwähnt. Es heißt lediglich "die besten kommen aus Japan und Korea"; man solle probieren, welche man am besten verträgt und sich für jene entscheiden, die keine Nebenwirkungen (wie Juckreiz oder Rötungen) herbeiführen. "Du willst wissen, welche Tapes wir benutzen? Dann schau einfach in unserem Online-Shop […] vorbei"… Okay, das klingt für mich eher nach Eigenwerbung. Auch im Vorwort wird direkt auf Live- und Online-Seminare an der von den Autorinnen gegründeten Beauty-Akademie hingewiesen.


    Einerseits sollen die natürlichen, risiko- und nebenwirkungsfreien Anwendungen nachhaltig sein, gleichzeitig wird vor falscher Ausführung der Prozedur gewarnt (da dies einen gegenteiligen Effekt haben könnte) - wobei dies nicht tragisch sei, denn das Ergebnis halte ohnehin nur ein paar Stunden oder einen Tag an. Das klingt für mich irgendwie widersprüchlich.


    Ich bin etwas unentschlossen, was ich von dem Werk halten soll. Zwar lassen die Anleitungen auf die fachliche Kompetenz der Autorinnen schließen, dennoch besteht das Buch ebenso aus einer Ansammlung fröhlicher Binsenweisheiten, die ich in einem Ratgeber medizinischen Backgrounds als völlig fehl am Platz empfinde: "Wenn du draußen bist, singe und tanze, schreie einfach deinen Frohsinn hinaus. Klettere auf Bäume, küsse deine liebsten Menschen, grüße vorbeigehende Leute, und sei einfach glücklich." Mal abgesehen davon, dass es vielen Menschen aufgrund ihrer Alltagssorgen schwerfällt, 'einfach glücklich' zu sein, hätte es mir deutlich besser gefallen, wenn der Fokus klar auf das Taping (und nur darauf) gelegt worden wäre, maximal mit einem anfänglichen Hinweis auf weitere positive, die Anwendungen unterstützende Faktoren.


    Fazit: Da der Schreibstil angenehm war und die Übungsanleitungen gut verständlich formuliert sowie anschaulich abgebildet waren, vergebe ich 3 Sterne. Zum Hineinschnuppern in die Welt des Beauty-Tapings ist das Buch bestimmt nicht schlecht, allerdings wurde mir die Werbetrommel für andere Projekte der Autorinnen etwas zu sehr gerührt.


    ASIN/ISBN: 3453704118


    Tiefgründiger Weihnachtsroman

    Anna Liebig hatte mich bereits letztes Jahr mit ihrem wundervollen Weihnachtsroman "Das Winterkarussell" verzaubert und auch ihre historische Roman-Reihe "Die Hebammen-Saga" (- veröffentlicht unter dem Pseudonym Linda Winterberg -) hatte mich begeistert. Die Autorin hat ein Händchen dafür, mitreißende, emotionale Erzählungen auf zwei Zeitebenen zu erschaffen, die mich jedes Mal aufs Neue total catchen. Kurzum: Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.


    Nina lebt für den Tanz, ist Ballerina mit Leib und Seele. Dank harter Arbeit und eiserner Disziplin hat sie es zu internationalem Ruhm gebracht, auch durch den jahrelangen knallharten Drill ihrer geliebten Oma Maria, die einst selbst ein Ballett-Star gewesen war und im Alter an Demenz erkrankt ist. Als Nina für ein Engagement eine Weile in ihre Heimatstadt Wiesbaden zurückkehrt, erlebt sie gleich drei bittere Überraschungen – beim Besuch im Seniorenheim erkennt Maria sie nicht wieder, ihre flatterhafte Mutter Gabi (zu der sie nie ein inniges Verhältnis gehabt hat) möchte die gemütliche Wohnung der Oma schnellstmöglich verkaufen und ihre Kompanie ersetzt sie kurzerhand durch eine jüngere Tänzerin. "Zum ersten Mal im Leben ging es nicht die Karrieretreppe nach oben, sondern sie war gleich mehrere Stufen nach unten gerutscht und hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen."


    In der Vergangenheitsebene, beginnend im Jahr 1938, versucht die ehrgeizige Maria den Spagat zwischen ihrer Liebe zum Ballett und ihren aufkeimenden Gefühlen für den jungen Spieluhrenhersteller Jakob, der eindeutig nicht in die Welt des Theaters gehört, es aber dennoch schafft, jene Perfektion im Ballett und an ihr zu erkennen, die sie zu erreichen anstrebt. Zudem muss sie den Tod ihrer Mentorin Katinka verkraften und ist bereits mit einem anderen Mann verlobt, als Jakob ihr begegnet.


    Die Beschreibungen aus der Ballett-Welt waren äußerst authentisch (die Tanzaufführungen, der von rigoroser Selbstbeherrschung und kräftezehrendem Training dominierte Alltag der Tänzer und Tänzerinnen, das Konkurrenzdenken, …), ebenso die an die jeweilige Zeitebene angepasste Wortwahl in den Dialogen. Das winterliche Wiesbaden wird unheimlich stimmungsvoll und einfach nur wunderschön beschrieben; ich hatte beim Lesen das Gefühl, selbst durch die verschneiten Straßen und Parks zu spazieren. "Es schneite leicht. Wie kleine Wattebausche tanzten die Schneeflocken im Licht der Laternen vom Himmel und legten sich auf Parkbänke, Wege, Büsche und Bäume. […] Herrlich kalte Frostluft und tanzende Sterne, die vom Himmel wirbelten."


    Mein persönliches Highlight der gesamten Story war die stets fröhlich plappernde Nachbarin Else aus der Gegenwartsebene. Ihr Optimismus und ihre frechen Sprüche waren der Knüller! Auch die weibliche Hauptfigur Nina konnte mich aufgrund ihrer empathischen Art für sich einnehmen; mit ihrer Oma Maria (in der Vergangenheitsebene, welche größtenteils im Jahr 1956 spielt) wurde ich hingegen überhaupt nicht warm. Sie erschien mir überaus egoistisch, was sich nicht nur daran zeigte, dass sie kaum Gewissensbisse bezüglich ihrer Affäre hatte, sondern auch daran, dass sie so versessen aufs Ballett war, dass sich alles und jeder andere ihrem Traum unterordnen musste. Folglich war sie ihrer Tochter Gabi keine liebevolle Mutter, da diese weder Interesse an Ballett hatte noch das nötige Talent dafür besaß. Das Happy End hat mich einigermaßen mit Maria versöhnt, aber Ninas Erzählstrang mochte ich deutlich mehr.


    Fazit: Ein herzerwärmender, hoffnungsvoller Weihnachtsroman auf zwei Zeitebenen, der dank detaillierter, atmosphärischer Beschreibungen sofort Bilder im Kopf entstehen lässt und nicht nur Ballett-Fans und Weihnachtsliebhaber überzeugen wird!

    Verlag: Goldmann Verlag

    Erscheinungsdatum: September 2021

    Seitenanzahl: 448 Seiten


    Über die Autorin:

    Mandy Baggot ist preisgekrönte Autorin romantischer Frauenunterhaltung. Sie hat eine Schwäche für Kartoffelpüree und Weißwein, für Countrymusic, Reisen – und natürlich für Weihnachten. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann, ihren Töchtern und ihrer Katze Springsteen in der Nähe von Salisbury.


    Meine Meinung:

    *** Tiefgründiger Winterroman ***


    "»Ich glaube, es könnte Liebe sein, jemandem zufällig auf der Straße zu begegnen und einen Pinguin zu suchen und das verborgene Paris zu entdecken und einem verletzten Hund zu helfen und auf einem Kinderkarussell zu fahren…«"


    Als eingefleischter Fan von Weihnachtsromanen kam ich an diesem zauberhaften, mit glitzernden Elementen verzierten Cover nicht vorbei und glücklicherweise hielt das Werk genau das, was das Cover verspricht: "Winterzauber an der Seine".


    Nach einem schweren Unfall, bei dem ihre Schwester gestorben ist, hat Keeley sich mühsam ins Leben zurückgekämpft. Ihren Traum, sich als Raumausstatterin selbstständig zu machen, hat sie begraben; sie wohnt wieder bei ihren Eltern und hadert mit der Tatsache, dass ihre Mutter sie am liebsten in Watte packen würde. Als sie von einer Dame namens Silvie Durand eine unerwartete Einladung nach Paris erhält - jener Frau, deren Leben ebenfalls vom selben tragischen Unfall zerstört worden war -, packt sie die Gelegenheit beim Schopfe, um ihre Gedanken zu sortieren und gleichzeitig der erdrückenden Fürsorge ihrer Mutter zu entkommen. Außerdem fühlt sie sich der sympathisch klingenden Silvie gegenüber zu einem Kennenlernen verpflichtet: "Sie hatte es der Selbstlosigkeit der Tochter dieser Frau zu verdanken, dass sie noch am Leben war." Begleitet von ihrer besten Freundin Rach macht sie sich auf in die weihnachtlich geschmückte französische Hauptstadt und ahnt nicht, dass diese Reise nicht nur der Vergangenheitsbewältigung dienen, sondern auch wegweisend für ihre Zukunft sein wird. Schließlich wird Paris nicht umsonst die Stadt der Liebe genannt. Ethan Bouchard hingegen hat ganz andere Sorgen; er trauert um seine beste Freundin Ferne und lässt den Betrieb in ihrem einst gemeinsam geführten Hotel ordentlich schleifen. Schon bald steht die Zukunft der gesamten noblen Hotelkette Paris Parfait auf der Kippe - das hätte Ferne das Herz gebrochen. Ethan muss sich zusammenreißen, erst recht als das Waisenmädchen Jeanne samt ihrem Hund Bo-Bo seinen Alltag gehörig durcheinanderwirbelt.


    Erzählt wird in der dritten Person, abwechselnd aus Keeleys und Ethans Perspektive. In beide Figuren habe ich mich prima hineinversetzen können, spürte Ethans Schmerz und schloss Keeley ins Herz, deren Charakter - "mitfühlend […] großzügig und rücksichtsvoll" – mir sehr sympathisch war. Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten damit, Nähe zu ihr aufzubauen, da sie zunächst hauptsächlich über erzählende Passagen vorgestellt wird – uns wird quasi mitgeteilt, wie sie gestrickt ist, welche Dinge ihr wichtig sind etc., anstatt dass man sich aufgrund ihrer Handlungen und Aussagen selbst ein Bild von ihr machen kann; das legte sich allerdings mit der Zeit. Am meisten werden mir zwei Nebenfiguren in Erinnerung bleiben: Rach und die Hospizpatientin Erica, die beide nie um einen flotten Spruch verlegen sind.


    Das Setting ist großartig und lädt zum Träumen ein, dennoch enthalten die Paris-Beschreibungen auch eine ordentliche Portion Realität, was die beiden Hauptfiguren beispielsweise in einem Gespräch über die Gerüche der Stadt erkennen. Besonders gut gefallen haben mir die anfänglichen humorvollen Dialoge zwischen Keeleys Eltern. Mandy Baggot ist es gelungen, auch ernste Themen in die Handlung einfließen zu lassen, ohne den Zauber der aufkeimenden Romanze zu zerstören, so handeln zahlreiche Passagen vom Thema Organspende, wobei stets der Fokus darauf liegt, dass das Leben voll ausgekostet werden sollte.


    Lest selbst, was ein entlaufener Pinguin namens Pepe, beißende Eichhörnchen, dressierte Zirkus-Frettchen und kuschelige Hotel-Kaninchen mit all dem zu tun haben!


    Fazit: Trotz einiger tragischer Themen eine romantisch-sentimentale Feel-Good-Story. Perfekt für kuschelige Lesestunden in der Adventszeit!


    ASIN/ISBN: 3442492289



    Autor/in: Nena Tramountani

    Titel: Play & Pretend

    Reihe/Band: Soho Love, Band 3

    Verlag: Penguin Verlag

    Seitenanzahl: 464 Seiten

    Genre: New Adult

    Erschienen: Juli 2021


    Über die Autorin:

    Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Mit ihrer romantisch-prickelnden Soho-Love-Reihe schreibt sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und eroberte mit dem Reihenauftakt »FLY & FORGET« Platz 1 der Lovelybooks-Lesercharts. Nena Tramountani lebt in Stuttgart.


    Meine Meinung:

    * Keine leichte Kost *


    Nachdem mich die ersten beiden Bände von Nena Tramountanis Soho-Love-Reihe zwar nicht restlos überzeugt hatten, mir insgesamt aber nicht schlecht gefallen haben, war ich gespannt auf den Abschluss der Trilogie, welcher von der schüchternen Schauspielstudentin Briony handelt.


    Das Cover im edlen Schimmer-Look ist an die beiden Vorgängerbände angelehnt und reiht sich gestalterisch wunderbar ein; farblich gefällt es mir von allen Werken am besten.


    Die sanftmütige, ruhige Briony ist ein äußerst interessanter, vielschichtiger Charakter. Auf der Bühne blüht sie förmlich auf, genießt es, in fremde Rollen zu schlüpfen, um dem eigenen Ich zu entfliehen. Sie versinkt in ihren Schauspielrollen, übernimmt sogar deren Gefühle und flüchtet dadurch – wenigstens für kurze Zeit – vor der Realität, in der sie sich selbst und ihren Körper nicht mag. Aus Band 2, Try & Trust, war mir noch bekannt, dass Briony gerade an Liebeskummer leidet: ihre beste Freundin und WG-Mitbewohnerin Matilda ist inzwischen in einer Beziehung mit Anthony – jenem Jungen, mit dem Briony gerade ihr erstes Mal erlebt hatte. Fairerweise hatte dieser nie einen Hehl daraus gemacht, dass eine ernste Beziehung für ihn nicht infrage kommt, zumindest nicht mit ihr. Hier setzt die Handlung von Play & Pretend an. Nun ist Briony der einzige Single in der WG und hat das Gefühl, von allen bemitleidet zu werden. Das eigentliche Problem ist jedoch ein anderes – sie leidet seit Jahren an einer psychischen Krankheit, die sie bisher gut vor ihrem Umfeld verbergen konnte, selbst vor ihrer Schwester Clover. Ihre Eltern wissen zwar davon, ignorieren die gesundheitlichen Probleme ihrer Tochter allerdings lieber, als sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Nur Matilda kennt die Wahrheit und hat Briony schon immer unterstützt. Überwältigt von ihren unterdrückten Gefühlen und ihrer Krankheit droht Briony ein wichtiges Casting in den Sand zu setzen, brilliert schließlich jedoch an der Seite ihres zukünftigen Schauspielpartners, dem attraktiven Sebastian, den sie einst rüde abblitzen ließ. Sein Interesse an ihr ist ungebrochen und mit viel Feingefühl gewinnt er nach und nach Brionys Vertrauen - und ihr Herz. Sie ahnt nicht, dass sein Geheimnis mindestens so dunkel wie ihr eigenes ist.


    Hinsichtlich des Inhalts möchte ich aus Gründen der Spoilervermeidung nicht zu sehr ins Detail gehen, doch die dem Roman vorangestellte Triggerwarnung ist durchaus berechtigt. Für meinen Geschmack hätte es ausgereicht, wenn lediglich eine Figur, nicht aber beide Hauptprotagonisten, mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen hätte. Solch schwerwiegende Probleme, quasi im Doppelpack, waren mir zu viel des Guten. Zwar ist die Einbindung in die Story glaubwürdig gelungen und es war offensichtlich, dass die Autorin sich ausgiebig mit den betreffenden Themen beschäftigt hat, allerdings war mir der Grundton der Geschichte dadurch einfach einen Hauch zu negativ. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, als würde eine dunkle Wolke über mir schweben und die Leichtigkeit, der fröhliche Optimismus, die Gefühle, die ich mir eigentlich von einem New-Adult-Werk erhoffe, fehlten komplett. Es war eher recht deprimierend, was eventuell auch an den langen Gesprächen lag, die Briony und Sebastian zu den Themen führten. Tiefgründig war es, doch leider eben auch ziemlich deprimierend. Gerne hätte ich stattdessen noch mehr zum Thema Schauspielerei oder zur Arbeit am Theater gelesen, zumal die ernsteren Themen in meinen Augen letztlich auch viel zu schnell abgehandelt wurden, nachdem ihr Aufbau den Großteil des Romans eingenommen hatte. Im Gegenzug dazu ging mir die (nicht körperliche) Annäherung zwischen den Hauptfiguren deutlich zu schnell. Eine gemeinsame Probe hier, ein Kompliment da, und schon ist man verliebt. Der erste Kuss jedoch passiert erst kurz vor knapp. Mich konnte ihre Verbindung leider nicht erreichen.


    Der Schreibstil der Autorin ist ausgereift, emotional und angenehm zu lesen; es wird deutlich, dass sie eine wichtige Message an die Leserschaft herantragen möchte: Es ist okay, sich nicht okay zu fühlen. Nach Hilfe zu suchen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Im Laufe der gemächlich erzählten Geschichte erhalten wir Einblick in sowohl Brionys als auch in Sebastians Gedankenwelt. Leider hat mich das Buch auch spannungsmäßig nicht catchen können, vielmehr plätscherte alles etwas langatmig vor sich hin, passend zu den vielen, vielen Tränen der Figuren – es wird tatsächlich sehr häufig geweint.


    Fazit: Eine wichtige Botschaft für mehr Toleranz im Umgang mit psychischen Krankheiten, deren Rahmenhandlung einen positiveren Ton gebraucht hätte, um die unterschwellige pessimistische Grundstimmung des Romans zu überlagern. Für Fans der Reihe sicherlich ein Must-Read, mein Fall war es leider nicht.


    ASIN/ISBN: 3328106200

    Verlag: Goldmann Verlag

    Erscheinungsdatum: 20.09.2021

    Seitenanzahl: 529


    Über die Autorin:

    Jenny Bayliss lebt mit ihrem Mann in einem kleinen englischen Küstenstädtchen. Sie backt für ein Café, liebt lange Spaziergänge und Schreibwarenläden. Sie glaubt nicht daran, dass man gute Dinge für einen besonderen Anlass aufheben muss, und geht in Paillettenkleidern in den Supermarkt.

    Meine Meinung:

    * Nette Geschichte zur Einstimmung auf Weihnachten *


    "Ein Winter voller Liebe" von Jenny Bayliss (Goldmann, September 2021) war mein erster Roman der literarischen Vorweihnachtssaison 2021 (- als Weihnachtsfan schwelge ich schließlich das ganze Jahr über gerne im Zauber dieser besonderen Zeit, der Herbst bildet da keine Ausnahme -) und hat bis auf ein kleines Manko meine genrespezifischen Erwartungen voll und ganz erfüllt: eine süße Love Story um eine sympathische Protagonistin und ein idyllisches Setting mit winterlichem Flair, verpackt in einem angenehmen Schreibstil.


    Kate Turner hat sich bequem mit ihrem Status als Single arrangiert, sehr zum Verdruss ihrer besten Freundin Laura und ihres Vaters Mac – beide finden, die hübsche junge Mittdreißigerin sollte sich nicht wie eine Eremitin einigeln, sondern das Leben genießen. Nachdem sie einige Jahre auf Weltreise gewesen war, hatte Kate dem hektischen London den Rücken gekehrt, um sich um ihren Vater zu kümmern, der nach der Trennung von Kates rastloser, exzentrischer Mutter schwer angeschlagen war. Nur ungern kehrte sie in ihren Heimatort Blexford zurück; inzwischen fühlt sie sich allerdings wieder pudelwohl dort, denn mit ihrem einst zerstrittenen Freund aus Kindestagen, Matt, hat sie sich versöhnt und ihrem Job als Stoffdesignerin für das renommierte Kaufhaus Liberty kann sie auch freiberuflich nachgehen. Ihre Tage bestehen aus Zeichnen, Backen und gemütlichen Abenden auf dem Sofa. "Kate war selbst zu ihrem besten Date geworden." Aber kann das wirklich alles sein, wo sie sich doch Kinder wünscht? Amüsiert gibt sie Lauras Drängen nach und nimmt an einer lokalen Dating-Aktion teil, bei der sie sich noch vor Weihnachten mit zwölf Männer verabreden soll. Klar, dass ihr auf der Suche nach Prinz Charming auch einige Frösche begegnen werden. Und während ein, zwei Kandidaten durchaus vielversprechend erscheinen, muss Kate sich fragen, ob ihr das große Glück nicht schon längst begegnet ist.


    Das mit Glitzerpartikeln verzierte Cover mutet herrlich winterlich an und passt perfekt zur Geschichte. Was den Buchtitel betrifft, hätte ich die englische Originalversion (The Twelve Dates of Christmas) aussagekräftiger gefunden, aber das ist natürlich Geschmackssache.


    Die Autorin beschreibt einen Großteil der Szenen sehr, sehr bildreich und verliert sich dabei in Details. Bei Landschaftsbeschreibungen drücke ich diesbezüglich gerne ein Auge zu, vor allem wenn man dabei in eine so malerische Gegend wie Kent entführt wird. Bei Beschreibungen von Innendekoration, Essensgerichten und – wie im Fall von Kates Job – der ausgewählten Farben & Co. für Zeichenskizzen, wirkt dies hingegen einen Tick zu ausschweifend und lenkt vom eigentlichen Geschehen ab. Gerade im Mittelteil des immerhin rund 530 Seiten starken Werkes gab es einige Längen, die meinen Lesefluss ausgebremst haben. Kurzum: Die Geschichte hätte locker um die Hälfte der Seitenzahl gekürzt werden können; meiner Meinung nach hätte das den Fokus noch mehr auf Kate gerückt und die kreativen und humorvollen Elemente der Story besser zur Geltung gebracht, wie beispielsweise die Gespräche zwischen ihr und ihrer lebenslustigen besten Freundin Laura, die Eigenheiten der anderen Dorfbewohner oder die zwölf Dates. Die Events waren nämlich durchaus bunt gemischt – von einem durchtanzten Salsa-Abend über Go-Kart-Fahren bis hin zu einer Weinverkostung – und während die Szenerie stets wortreich beschrieben wurde, traten die Männerbekanntschaften selbst ein wenig in den Hintergrund.


    Positiv zu erwähnen sind die überraschenden Wendungen, mit denen die Autorin mehrfach aufwartet, Kates bodenständiger und aufrichtiger Charakter sowie die tollen Nebenfiguren Evelyn, Matt, Laura und Sarah, von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte. Das im Innencover abgedruckte Rezept für Haselnuss-Brownies fand ich im wahrsten Sinne des Wortes eine süße Idee.


    Fazit: Das Debüt von Jenny Bayliss ist netter Winterroman, der sich – abgesehen von ein paar Längen – wunderbar für die Einstimmung auf die kalte Jahreszeit eignet.


    ASIN/ISBN: 3442490871


    Atmosphärischer Thriller


    Leutnant Valeria Ravelli hat sich aufgrund ihres Fleißes und ihrer ehrgeizigen, unnachgiebigen Arbeitsweise bereits mit Mitte 30 einen Namen bei Interpol gemacht. Nur allzu gut kennt sie die düsteren menschlichen Abgründe, von Menschenhandel bis Missbrauch. Was jedoch die wenigsten wissen: Valerias Bruder Rafael wurde einst von der Mafia ermordet und Valeria selbst überlebte in ihrer Jugend nur knapp eine Entführung – während ihre beiden besten Freundinnen in den unheimlichen Wäldern des heimatlichen Eigerstals bestialisch ermordet wurden. An die damaligen Ereignisse konnte Valeria sich nie erinnern, weder als traumatisierte Jugendliche noch als toughe erwachsene Ermittlerin. Nun allerdings holen die Schatten der Vergangenheit sie mit einem Schlag ein: Elias, ihr Freund aus Kindestagen, fleht sie an, in das kleine Bergdorf zurückzukehren und ihm bei der Suche nach seiner Nichte Nora zu helfen. Das Mädchen ist über Nacht verschwunden und im Ort häufen sich dieselben grausamen Symbole eines blutigen Steinbock-Kopfes, die auch vor 21 Jahren, als Valeria verschleppt worden war, für Angst und Schrecken sorgten. Der Täter war nie gefasst worden – hat er womöglich die ganze Zeit im Dorf gelebt und auf Valerias Rückkehr gelauert? Das gegenseitige Misstrauen in der Gemeinschaft wächst und bald weiß auch Valeria, die ohnehin mit ihren eigenen Ängsten zu kämpfen hat, nicht mehr, wem sie trauen darf. Die wichtigste Frage aber bleibt: Gibt es noch Hoffnung für Nora?


    Das in kühlen Blautönen gehaltene Cover passt perfekt zur Handlung! Dieser packende Thriller aus der Feder von Martin Krüger hat mich aufgrund der stimmungsvollen Beschreibungen komplett in seinen Bann gezogen und in die Handlung eintauchen lassen. Die unglaublich bildhaften Schilderungen des bedrohlichen, unwirtlichen Klimas, der schroffen Gebirgshänge, des regennassen, von Nebel durchzogenen Waldes samt seiner Geräusche, Gerüche und Gefahren im dornigen Unterholz verursachten mir eine Gänsehaut und gebannt genoss ich - aus der Sicherheit meines kuscheligen Lesesessels - die schaurige Atmosphäre. Das Setting ist meisterhaft in die Geschichte eingeflochten worden, im Grunde ist es DAS prägende Element der Story. Erzählt wird in der dritten Person, wobei es auch gelegentliche Rückblicke in die Vergangenheit von Valeria sowie einer weiteren Ermittlerin (Chloe Muston) gibt.


    Valeria ist eine kluge, distanzierte, aber nicht unsympathische Hauptfigur, mit der es sich leicht mitfiebern lässt. Einerseits pragmatisch, routiniert und durch ihren Job relativ emotional abgehärtet, andererseits voller Ängste und nicht aufgearbeiteter Emotionen. Sie wird noch immer von Albträumen geplagt und hat zu ihrer in Eigerstal lebenden Mutter seit Jahren keinen Kontakt mehr. Zurück in der Heimat unterlaufen ihr aufgrund ihrer persönlichen Hintergrundgeschichte zudem mitunter gefährliche Fehler, die sie normalerweise nicht machen würde. Der Spannungsaufbau gefiel mir insgesamt sehr gut, lediglich das große, dramatische Finale zog sich für meinen Geschmack etwas in die Länge.


    Fazit: Spannung pur – ich habe das rund 450 Seiten umfassende Werk (erschienen bei HarperCollins, August 2021) an einem einzigen Tag verschlungen und freue mich schon auf Valerias nächsten Fall! Klare Leseempfehlung für alle Fans von Thrillern, die auch ohne übermäßiges Blutvergießen auskommen.

    "Kann man vom Tennisspielen je genug bekommen?"

    Da ich eine Vorliebe für Romane hege, die vor einem historischen Setting angesiedelt sind und selbst eine Weile Tennis gespielt habe, war ich äußerst gespannt auf dieses Werk, dessen in Sepiatönen gehaltenes Cover bereits eine Anspielung auf besagte Sportart liefert und zugleich das Genre erkennen lässt. Der poetisch dichte, fiktiv an das Leben des berühmten deutschen Tennisspielers Gottfried von Cramm angelehnte Roman von Autor Tom Saller umspannt die Jahre 1907-1984 und ist im August 2021 beim List Verlag erschienen.

    Julius von Berg ist adliger Abstammung und wächst wohlbehütet, aber dennoch bodenständig erzogen auf einer Burg im Rheinland auf. Seine ganze Familie schwingt begeistert den Schläger auf dem privaten Tennisplatz, doch bei Julius, geht die Beziehung zum Sport tiefer; er lebt Tennis und schickt sich an, der beste Spieler der Welt zu werden.

    "Sobald ich den Platz betrat, geschah etwas mit mir, erfasste mir eine mich selbst nicht erklärliche monomane Energie."

    Mit den Eltern, die ihn (trotz allem Verständnis für seine Leidenschaft) lieber als Diplomat sehen würden, geht er einen Kompromiss ein – er zieht zum Jura-Studium nach Berlin, wird sich in der Freizeit allerdings weiter dem Spiel widmen. Aber einmal in der großen, aufregenden Stadt angekommen, wird er mit politischen Entwicklungen und zwischenmenschlichen Beziehungen konfrontiert, die den bisher vom Trubel der restlichen Welt relativ abgeschirmten jungen Mann herausfordern und in seiner weiteren Entwicklung formen werden. Über die Jahre, in denen er immer erfolgreicher wird, sich zum Vorzeigesportler mausert, seine Jugendliebe Julie heiratet - und dennoch sein Herz auch an einen anderen Mann, den Juden Moses, verschenkt – bleibt er seinen moralischen Prinzipien treu.

    "»Ein Mensch ohne tief verankerte sportliche Werte ist ein Mensch ohne Moral. Auf und neben dem Platz«, hatte Julius gesagt und danach gehandelt." 'Fair play in jeglicher Hinsicht' lautet seine Devise.

    Julius ist ein ehrlicher, loyaler Mann. In einer Welt (und vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus), in der es den meisten Menschen hauptsächlich um Machtdemonstrationen und die Potenzierung der eigenen Macht geht, wirkt die Selbstverständlichkeit von Julius' Gutmütigkeit, seinem Anstand und seiner Aufrichtigkeit beinahe rührend naiv und macht ihn verletzlich. "»Manchmal denke ich, Tennis ist nicht nur eine eigene, sondern eine bessere Welt als die wirkliche. Eine Welt in der es gerecht zugeht.«"

    Mit zunehmendem Erfolg kommt auch eine gewisse öffentliche Erwartungshaltung auf ihn zu, derer Julius, der sich selbst als unpolitischen Sportler sieht, sich zunächst nicht bewusst ist. Ausgerechnet durch einen unerwarteten Anruf direkt vor dem bedeutendsten Match seines Lebens wird ihm klar, dass er seine eigenen Überzeugungen nicht verraten kann – trotz aller Konsequenzen, die seine Entscheidung nach sich ziehen könnte.

    "»Sobald du dich für ein Turnier meldest, bist du in den Augen der Öffentlichkeit nicht nur Sportler, sondern auch Deutscher und damit automatisch Vertreter deines Heimatlandes. Ob du willst oder nicht.«"

    Zwischenzeitlich erschien mir der Schreibstil etwas nüchtern, was mir eine engere Bindung an die männliche Hauptfigur erschwert hat, und ich hätte mir gewünscht, dass die Passagen bezogen auf das alles entscheidende, im Klappentext angekündigte Spiel etwas intensiver ausgearbeitet (und nicht erst gegen Ende des Werkes eingeschoben) worden wären. Zudem dauerte es eine Weile, bis ich mich zeitlich in der Geschichte zurechtgefunden hatte, da insbesondere zu Beginn des Romans und auch im Laufe der Handlung immer wieder Zeitsprünge erfolgen; so beginnt die Story im Jahre 1984, schwenkt zurück zum Zeitraum 1907-1926, es folgt ein Kapitel des Jahres 1938, ehe man (ohne jeglichen Hinweis auf das Jahr) im nächsten Abschnitt landet und zunächst nur vermuten kann, um welche Zeitspanne es sich handelt.

    Fazit: Ein vielschichtiger, sprachlich anspruchsvoller Roman voller inspirierender Zitate (- "Auch eine vermeintliche Niederlage konnte sich als Sieg erweisen. Es kam schlicht auf die Haltung an." -), in welchem neben dem Hauptthema Tennis auch politische Handlungselemente eingebunden worden sind.

    Verlag: LYX

    Erscheinungsdatum: 30.07.2021

    Seitenanzahl: 448 Seiten


    Über die Autorin:

    Julie Johnson lebt in Boston und schreibt junge, gefühlvolle Liebesgeschichten. Wenn sie nicht an ihrem Schreibtisch zu finden ist, sammelt sie mit ihrem Reisepass neue Stempel, trinkt mehr Kaffee, als ihr gut tut oder versucht, ihrer wachsenden Must-Watch-Liste Herr zu werden.


    Meine Meinung:

    * Stark angefangen und leider ebenso stark nachgelassen*


    Wie neugierig war ich auf diesen im Juli 2021 bei LYX erschienenen Roman von Julie Johnson gewesen! Seit der Verlagsvorschau hatte das Werk auf meiner Wunschliste gestanden und nach der Leseprobe, die mich sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf Emotionalität und Schreibstil komplett abgeholt hatte, war ich überzeugt davon, dass dieses Buch eines meiner Jahreshighlights werden würde. Leider lag ich mit dieser Einschätzung komplett falsch. Warum ich von der Geschichte eher enttäuscht als begeistert war, werde ich gleich erläutern – vorab aber der Hinweis: hierbei kann es zu ein, zwei SPOILERN kommen. Für die spoilerfreie Kurzversion verweise ich auf mein Fazit am Ende der Rezension.


    Zunächst möchte ich mit einem kleinen Lobgesang das wunderschöne Cover feiern. Vom LYX-Verlag bin ich diesbezüglich bereits enorm verwöhnt und dennoch ist diese Covergestaltung in meinen Augen eine der gelungensten, die ich je gesehen habe. Die hübsche Farbkombination, die glitzernden Elemente, der elegante, geschwungene Schriftzug – all das lässt das Cover enorm hochwertig und edel wirken.


    Einst musste Brooke als kleines Mädchen den Mord an ihrer Mutter miterleben – ein traumatisches Erlebnis, das ihr auch als junge Collegestudentin noch Albträume beschert und das sie nie wirklich aufarbeiten konnte, weshalb sie (bis auf ihre beste Freundin Lexi) andere Menschen gekonnt auf Abstand hält. Was romantische Beziehungen angeht: daran glaubt die toughe und oftmals zynisch wirkende Brooklyn nicht; ihr reichen gelegentliche, unverbindliche One-Night-Stands. Ihr vermeintlich gut organisiertes Leben gerät allerdings ziemlich durcheinander, als sie dem lokalen Frauenschwarm Finn vor die Füße stolpert und dieser fortan zunehmend ihre Nähe zu suchen scheint. Und dann sind da auch noch eine Vielzahl unheimlicher Ereignisse, die darauf hindeuten, dass ein Stalker es auf Brooke abgesehen hat…


    Während des Einstiegs in die Handlung erleben wir eine Rückblende zu jenem tragischen Ereignis, das Brooklyns Leben nachhaltig prägen wird. Die Beschreibung der Ermordung ihrer Mutter habe ich aufgrund der kindlichen Perspektive als besonders intensiv empfunden. Diese Intensität, das Gefühl, mittendrin in der Handlung zu sein, erlebte ich im Laufe des Romans anschließend nur noch zweimal. Ironischerweise waren es stets actionreiche, von Gewalt und angstvollen Emotionen geprägte Szenen, welche die Autorin meiner Meinung nach am besten umsetzen konnte. Allen anderen Elementen, vorrangig hinsichtlich der Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen, fehlte diese Tiefgründigkeit.


    Zu Beginn waren mir sowohl die verschlossene Brooklyn als auch die extrovertierte Lexi sympathisch, aber bald zeigten sich bei beiden Mädchen Verhaltensweisen, die ich nicht gutheißen konnte. Insbesondere von Lexi war ich sehr enttäuscht – nachdem Brooke sich eine Verletzung zugezogen hat, hat ihre beste Freundin nichts Besseres zu tun, als sie – trotz der Einnahme von Schmerztabletten – zu einem alkoholgeschwängerten Club-Abend zu überreden und sie stehenzulassen, kaum das der erstbeste Typ Interesse an ihr zeigt. Ihre anschließende Erklärung, nicht nur für diesen Abend, sondern generell für ihren häufig gleichgültigen Umgang mit Brooke – nach dem Motto: 'ansonsten hätte ihre Freundschaft erst gar keine Chance gehabt' – überzeugte mich nicht.


    Brooke selbst wird einerseits als übervorsichtig und als eine auf ihr Umfeld bedachte Person dargestellt und stört sich andererseits keineswegs an sämtlichen Sicherheitslücken in ihrem Leben, sei es ihre Wohnsituation oder unheimliche Anrufe und Verfolgungsmomente. Wie ignorant kann man sein, fragte ich mich nur – vor allem, da ein simpler Anruf, zu dem sie sich wohl nicht aufraffen konnte, sämtliche Zweifel aus der Welt geräumt hätte. Im Umgang mit Finn verhält sie sich ebenso widersprüchlich – macht ein großes Drama daraus, ihm aus dem Weg zu gehen, kaum dass sie feststellt, dass er nicht ausschließlich arrogant ist, und ist dann verletzt bzw. beleidigt, wenn er es ihr gleichtut, etc. - Kindergarten. Als sie sich dann in einer bestimmten Szene auch anderen Frauen, die ihr nichts getan haben, grundlos gehässig gegenüber verhält, war für mich sympathiemäßig der Ofen aus. Sowohl sie als auch Lexi sind ziemlich klischeehaft gezeichnet worden – zwei Starbucks-Liebhaberinnen, die sich gegenseitig "Kleine" und "Süße" nennen.


    Über die anschließende Triggerwarnung musste ich trotz der durchaus ernsten Thematik beinahe schmunzeln – so wird erwähnt, dass man u.A. "übergriffiges […] Verhalten gegen Frauen" zu erwarten habe. – Dass auch eine der Hauptfiguren sich so verhält, darüber aufgrund seines guten Aussehens und allgemeinen Hottie-Status komplett hinweggesehen wird, scheint hingegen völlig okay zu sein. Ob Schönling oder nicht, solch ein Verhalten finde ich in jeder Situation fragwürdig und grenzwertig.


    Was den Schreibstil betrifft, schwanke ich. Gewisse Situationen wurden herrlich ausdrucksstark hervorgehoben, aber die Nähe zu den Figuren und die allgemeine Glaubwürdigkeit gingen im Laufe der Handlung für mich komplett verloren. Außerdem erschienen mir manche Formulierungen und Dialoge absolut unrealistisch, Stichwort: Lumpenpuppe, Sittenstrolch und smaragdgrüne Augen.

    Leider waren die Hinweise auf den restlichen Story-Verlauf bereits im ersten Drittel dermaßen deutlich und unübersehbar eingestreut, dass der Rest der Geschichte komplett vorhersehbar war – und zwar auf einem Level, bei dem ich mir dachte: Das kann unmöglich ihr Ernst sein, da MUSS noch ein Twist kommen. Besagte Überraschung trat allerdings nicht ein und so ließ mich die Lektüre ob der gänzlich lieblosen, fantasielosen Auflösung komplett ernüchtert zurück.


    Fazit: Unheimlich starker Start einer Geschichte, die aufgrund der kreativen Story-Idee so viel Potential gehabt hätte, deren Umsetzung jedoch maximal mittelmäßig war. Leider plätscherte der Großteil der Handlung schon bald nach dem Einstieg nur noch vor sich hin; insgesamt sorgten lediglich 3 Actionszenen zwischenzeitlich kurz für Spannung. Die Charaktere, die mir anfangs sympathisch waren, wirkten aufgrund ihres nicht nachvollziehbaren Verhaltens und der zum Teil hölzernen, unauthentischen Dialoge zunehmend befremdlich auf mich, sodass ich kaum mehr mit ihnen mitfiebern konnte. Der größte Störfaktor für mich war die komplette Vorhersehbarkeit sämtlicher bedeutender Entwicklungen – das fand ich enorm unkreativ und langweilig gelöst. Dies war eine der wenigen Ausnahmen, bei denen ein LYX-Roman mich echt enttäuscht hat. Meine 2 ½, auf 3 aufgerundeten Sterne vergebe ich für das traumhaft schöne Cover, die Grundidee und die gut umgesetzten Actionszenen.


    ASIN/ISBN: 3736315457

    Neues Jahreshighlight!

    Als riesiger Twilight-Fan kam ich an diesem YA-Romantasy-Werk natürlich nicht vorbei und war unheimlich gespannt, ob Bestsellerautorin Tracy Wolff mit ihrem bei dtv erschienenen Auftakt zu den Katmere-Academy-Chroniken tatsächlich einen vergleichbaren Hype auslösen würde wie einst Stephenie Meyer mit ihrer epischen Vampirsaga, die aus unserer Popkultur nicht mehr wegzudenken ist. Ich persönlich kann nur sagen: WOW! Ich hatte enorm hohe Erwartungen, die massiv übertroffen worden sind – was für ein Wahnsinnswerk!! In weniger als 2 Tagen hatte ich die rund 700 Seiten quasi inhaliert und sämtliche Folgebände sind direkt auf meine Wunschliste gewandert!


    Zur Handlung:

    Vom sonnigen San Diego ins bitterkalte, unwirtliche Alaska – nicht gerade ein idealer Tausch, aber die junge Grace hat wenig Perspektiven; ihre Eltern sind gerade tödlich verunglückt und das sorglose Leben, das sie bisher kannte, ist auf einen Schlag vorbei. Mit ihrem Onkel Finn, der inmitten der verschneiten Wildnis ein Elite-Internat leitet und sich ihrer annimmt, hat sie ein gutes Verhältnis; auch dessen Tochter Macy ist wirklich liebenswert. Dennoch ahnt Grace, dass es mehr als einen Ortswechsel brauchen wird, um sie aus ihrer Trauer zu reißen. Allerdings hätte sie nie damit gerechnet, dass binnen weniger Tage ihr komplettes Weltbild erneut auf den Kopf gestellt werden würde, denn an der mystischen Katmere Academy, wo ihr von den meisten Schülern ein eher frostiger Empfang bereitet wird, ist nichts so, wie es scheint. Schnell steht fest, dass Grace um ihr Leben fürchten muss. Und dass ihr Herz bei jedem Zusammentreffen mit dem ebenso charismatischen wie unberechenbaren Bad Boy Jaxon Vega aus dem Takt gerät, trägt nicht gerade zu ihrer Sicherheit bei, denn Jaxon gilt nicht umsonst als extrem gefährlich…


    Selten kommt es vor, dass ich bei einem Roman nichts, absolut nichts, zu kritisieren habe – hier hat einfach alles gepasst!


    Das traumhaft schöne, minimalistisch gestaltete Cover und der blutrote Buchschnitt machen das Werk zum ultimativen Eyecatcher im Bücherregal. Die im Innencover abgebildete Zeichnung des luxuriösen Internats, welches in gewisser Weise auch Harry-Potter-Vibes versprüht, ist total gelungen und zudem superpraktisch; ich habe beim Lesen der Außenszenen immer wieder zurückgeblättert und die Wege der Protagonisten verfolgt.


    Erzählt wird aus der Perspektive von Grace, die eine wunderbar nachvollziehbare, erfrischend bodenständige Hauptfigur abgibt. Natürlich gibt es gewisse Parallelen und sogar eine direkte Anspielung auf Twilight, dennoch ist diese Story gänzlich anders; neben Vampiren und Wolfswandlern gibt es nämlich auch Hexen und Drachen, die sich in Cliquen zusammengefunden haben und nicht gerade erfreut sind über das Auftauchen der menschlichen Grace. Seid gewarnt: Ihr werdet Jaxon verfallen *schmacht*!


    Der Schreibstil ist grandios – ich würde ja sagen 'to die for': vom spannenden Anfang bis zum fiesen Cliffhanger am Schluss irrsinnig mitreißend und fesselnd, herrlich humorvoll, unerwartet actionreich, an den richtigen Stellen auch emotional und mega prickelnd, und so bildgewaltig, dass es einem den Atem verschlägt.


    Fazit: Ein Buch mit Suchtpotential, ich liebe es!!

    *** Grandioser Schreibstil! ***


    Barbara Kunrath hat einen wundervollen Roman über unerwartete Freundschaften, familiäre Konflikte und Geheimnisse, schwierige Entscheidungen und mutige Neuanfänge erschaffen.


    Bereits das zauberhafte Cover strahlt für mich, trotz der suggerierten Leichtigkeit aufgrund der niedlichen Vögelchen, eine gewisse Tiefgründigkeit aus, und die stilvolle, gedeckte Hintergrundfarbe sowie die goldenen Elemente verleihen der Gestaltung einen hochwertigen, edlen Touch. Jener authentische Eindruck setzt sich im Laufe des Romans fort, in dem facettenreiche, aus dem Leben gegriffene Figuren mit realistischer Ernsthaftigkeit ausgearbeitet worden sind, ohne dabei Sympathiepunkte einzubüßen.


    Josie, knapp über Vierzig, hört in der Ferne bereits die biologische Uhr ticken, als sie überrascht feststellt, dass sie schwanger ist. Für ihren Partner Bengt (der diese Bezeichnung im Grunde gar nicht verdient, denn offiziell ist er nicht IHR Freund, sondern der Ehemann einer Anderen – und Vater deren Kinder) steht fest, dass Josie die Schwangerschaft abbrechen muss. Kathi, 70, frisch verwitwet, hat ganz andere Sorgen. Fünfzig Ehejahre liegen hinter ihr - wie soll es nach dem Tod ihres Werners nun weitergehen? Ihr Sohn Max und sie haben sich voneinander entfremdet; er kämpft mit seinen eigenen Problemen, die Kathi nur schwer akzeptieren kann. Ihre einst innige Mutter-Kind-Beziehung scheint, aller Bemühungen zum Trotz, nicht mehr zu kitten. Tief in Kathi schlummert zudem der Wunsch, ihren ehemaligen Lebensmittelladen neu zu eröffnen, der einen großen Teil ihres Lebens geprägt, allerdings auch für familiäre Unstimmigkeiten gesorgt hatte. Aber ist diese Sehnsucht überhaupt realistisch oder sollte man das Vergangene lieber ruhen lassen?


    So unterschiedlich beide Frauen in ihrem Wesen, ihren Lebenserfahrungen und Überzeugungen sind, so selbstverständlich ergänzen sich ihre Charakterzüge zu einer von gegenseitigem Respekt und Vertrauen geprägten Freundschaft. Beide weiblichen Hauptfiguren sind mir auf ihre ganz eigene Art ans Herz gewachsen und ich freute mich aufrichtig über ihre persönliche Entwicklung. Ein weiteres bedeutendes Thema in dieser Geschichte sind die gesundheitlichen Risiken und mütterlichen Ängste spätgebärender Frauen, insbesondere im Hinblick auf die Chromosomenanomalie Trisomie 21.


    Erzählt wird die samt Epilog in sechs Abschnitte unterteilte Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Josie (Ich-Form) und Kathi (in der 3. Person). Der klare Schreibstil der Autorin ist geprägt von Authentizität und Feingefühl und hat mir unheimlich gut gefallen.


    Fazit: Ein stilles, empathisches, aber auch kraftvolles Buch, das zum Nachdenken anregt.

    Verlag: Irisiana Verlag

    Erscheinungsdatum: Juni 2020

    Seitenanzahl: 272 Seiten


    Über die Autorin:

    Sarah Harvey zog im September 2017 von London nach Tokio, wo sie als freiberuflicher Literatur-Scout und Beraterin zweier japanischer Literaturagenturen arbeitete. Sie verliebte sich in die japanische Kultur und lernte Kaizen kennen. Heute lebt Sarah wieder in London. Seit über zehn Jahren verkauft sie Buchlizenzen aus den verschiedensten Genres. Sie hat mit zahlreichen Bestsellerautoren und bekannten Marken, wie dem Dalai Lama, BKS Iyengar, Deliciously Ella und Russell Brand zusammengearbeitet.


    Meine Meinung:


    *** Schritt für Schritt zum Lebensglück ***


    "Der Schlüssel zu nachhaltigen Veränderungen ist ein Prozess der kleinen Schritte."


    Während ihrer freiberuflichen Tätigkeit in Japan lernte die Autorin Sarah Harvey die japanische Kultur kennen und lieben. Insbesondere die faszinierende, lebensverändernde Philosophie des Kaizen hat sie dermaßen begeistert, dass sie ihre persönlichen Erkenntnisse und Erfahrungen in diesem kompakten, hervorragend recherchierten und ansehnlich gestalteten Sachbuch festgehalten hat, welches im Juni 2020 beim Irisiana Verlag erschienen ist.


    Besonders gefallen hat mir die Tatsache, dass es sich nicht um einen klassischen, unpersönlichen Ratgeber handelt, der sich ausschließlich darauf beschränkt, den Lesern fertige To-Do-Listen vorzusetzen, deren Umsetzung - unabhängig von der individuellen Lebenssituation der Leserschaft - quasi im Hauruckverfahren sofortigen Erfolg im Kampf gegen festgefahrene Gewohnheiten verspricht. Stattdessen erklärt die Autorin auf leicht verständliche Weise zunächst die geschichtlichen Hintergründe von Kaizen, das ursprünglich als Wirtschaftstheorie von der US-Regierung entwickelt worden war, und verdeutlicht die Chancen, welche die Adaptierung der Philosophie auf unsere Persönlichkeitsentwicklung mit sich bringt. Dabei wird insbesondere auf den Beginn ein bedeutender Fokus gelegt: Was genau möchte ich erreichen und wie kann Kaizen mir dabei helfen?


    Scharfsinnig und realistisch kalkuliert die Autorin auch die Grenzen bzw. mögliche Hindernisse auf unserem Weg mit ein – jeder Mensch befindet sich an einem anderen Punkt im Leben, hat ganz spezielle Erwartungen und Wünsche. Welche Stolpersteine können auf uns lauern? Natürlich ist es immer leicht, zu Neujahr einen Katalog an löblichen Vorsätzen zu erdenken – doch auch die stärkste Motivation kann aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse (Jobverlust, Krankheit, etc.) ins Wanken geraten und uns das Gefühl vermitteln, versagt zu haben. In solchen Situationen ist ein Umdenken bzw. Überdenken unserer Prioritäten wichtig, wie Sarah Harvey gekonnt aufzeigt.


    "Es geht nicht darum, perfekt zu werden, sondern das Leben als eine aufregende Reise zu betrachten, die einem viele Gelegenheiten bietet, sich weiterzuentwickeln."

    Hierzu erhält man für die Bereiche Gesundheit, Arbeit, Geld, Zuhause, Beziehungen, Gewohnheiten und Herausforderungen allerlei hilfreiche Techniken und praktische Anleitungen, die völlig individuell umsetzbar und flexibel anpassbar sind.


    Da ich mich generell sehr für Japan interessiere und es einige Bereiche in meinem Leben gibt, die ich gerne weiter optimieren würde, zum Beispiel meine allgemeine Gesundheit oder meine Ernährung, habe ich das mit schönen Farbfotografien bebilderte Werk unheimlich gerne gelesen und viele motivierende Denkanstöße mitnehmen können. Nicht alles waren gänzlich neue Ideen und einige Punkte wiederholten sich teilweise in den einzelnen Kapiteln, aber ansonsten war der Schreibstil äußerst angenehm.


    Dank der japanischen Erfolgsformel kann ich mittels des Prozesses vieler kleiner Schritte nun langfristige Veränderungen in meinem Alltag in Angriff nehmen und mich darauf konzentrieren, sinnvolle Routinen zu entwickeln bzw. zu stärken, schädliches Verhalten nach und nach abzulegen sowie meinen inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen.


    Fazit: Ein edel gestalteter Ratgeber voller anregender Ideen, den ich sicher noch oft zu Rate ziehen werde.


    ASIN/ISBN: 3424153761

    Verlag: FISCHER Tor

    Erscheinungstermin: 28.07.2021

    Seitenanzahl: 368 Seiten


    Über die Autorin:

    Alice Hoffman wurde 1952 in New York geboren und lebt heute in Boston. Ihre Romane wurden in über 20 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Mit »The Rules of Magic« und »Practical Magic« schrieb sie eine zauberhafte Familiengeschichte, die gerade zum zweiten Mal verfilmt wird.

    Meine Meinung:


    *** Wählst du Mut oder Vorsicht? ***


    Für mich war "The Rules of Magic – Eine zauberhafte Familie" (erschienen bei Fischer Tor, Juli 2021) das erste Werk der Bestseller-Autorin Alice Hoffman und aufgrund des Klappentextes, in welchem das rebellische Verhalten der drei Owens-Teenager hervorgehoben wird, erwartete ich einen heiteren, von Magie geprägten Familienroman. Ein großes Plus stellte für mich zudem die Tatsache des Handlungszeitraums dar, denn die Geschichte spielt nicht in der Gegenwart, und ich war gespannt, wie die Autorin den Spagat zwischen Fiktion und historisch belegten Ereignissen meistern würde.


    Das in sanften Sepia-Tönen gehaltene Cover gefällt mir ausgesprochen gut und passt perfekt zu einem Jugendroman. Auch der von einem Sternenglanz durchzogene, glänzende Buchtitel deutet bereits treffend auf den Inhalt hin.


    Die Familie Owens ist außergewöhnlich. Susanna, Mutter dreier Teenager, bemüht sich nach Kräften, ihre Kinder zu schützen und hält deshalb nicht nur die Familiengeschichte größtenteils vor ihnen geheim, sondern stellt auch klare Regeln auf, die zwar sonderbar klingen (wie z.B. das Verbot, schwarze Kleidung oder rote Schuhe zu tragen), jedoch ihre Berechtigung haben. Leider reicht dies nicht aus, um das Schicksal aufzuhalten, denn natürlich haben Franny, Jet und Vincent längst bemerkt, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügen. Tatsächlich haben sie das magische Talent ihrer Vorfahren, einer Hexenfamilie, geerbt. Allerdings bedeuten ihre Gaben nicht nur Vorteile, sie stellen auch ein großes Risiko dar – für die Geschwister und für alle Menschen, die ihnen nahestehen.


    Ihre grauen Augen und ihr Zauber-Talent sind die einzigen Gemeinsamkeiten, abgesehen davon sind die Owens-Kinder grundverschieden. Nesthäkchen Vincent ist so charismatisch, dass sich kein weibliches Wesen seiner Wirkung entziehen kann; bereits als Baby hätte ihn eine Krankenschwester deshalb um ein Haar entführt, und insbesondere als Heranwachsender kann sich der attraktive junge Mann kaum vor Avancen retten. Sein beachtliches musikalisches Talent macht ihn nur noch begehrenswerter. Doch keinem Mädchen ist es bisher gelungen, sein Herz zu gewinnen. Franny, die älteste Schwester, versucht zunächst, ihre sonderbare Gabe mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu klären, sucht die Logik hinter dem Unerklärlichen. Mit ihren feuerroten Haaren und ihrer milchweißen Haut ist die mürrisch wirkende junge Frau, die schon von klein auf eine besondere Bindung zu wilden Vögeln hat, ein Hingucker; als die klassische Schönheit der Familie gilt allerdings die sanftmütige, sensible Jet, das mittlere Kind. Sie alle frohlocken, als sich ihnen spontan die Gelegenheit bietet, für einen Sommer den elterlichen Verboten zu entfliehen, denn sie sind eingeladen worden nach Massachusetts, wo ihre Tante Isabelle lebt. Am Ende der Saison wird ihr Leben sich für immer verändert haben, doch die größten Schicksalsprüfungen liegen noch vor ihnen.


    An den Schreibstil der Autorin habe ich mich zunächst gewöhnen müssen, da er sehr neutral, trocken und nüchtern gehalten ist. Erzählt wird in der dritten Person im Präteritum (aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der Einblick in die Gedanken sämtlicher Figuren hat). Die Zeitsprünge des in sechs Abschnitte unterteilten Werkes sind enorm, oftmals vergehen binnen weniger Seiten ganze Jahre, dann wieder gibt es Passagen, in denen gefühlt rein gar nichts passiert, was zu einigen Längen führt. Schwerwiegende emotionale Ereignisse werden in wenigen Sätzen abgehandelt, wodurch die diesbezügliche, für die Handlung relevante Information zwar bei mir ankam, die damit assoziierten Gefühle mich jedoch nicht erreichen konnten. Mit den drei Hauptfiguren wurde ich bis zuletzt nicht gänzlich warm. Ich sympathisierte mit ihnen, konnte aber ihr Verhalten, das mir häufig egoistisch erschien, nicht nachvollziehen, und aufgrund der eher distanzierten Art der Charakterdarstellung wuchsen sie mir nicht so ans Herz, wie ich es mir gewünscht hätte. Insgesamt hatte ich auf eine humorvolle oder zumindest optimistische Geschichte mit einem grundsätzlich positiven Unterton gehofft und war folglich von der unterschwelligen Negativität etwas erschlagen bzw. empfand zahlreiche Ereignisse als recht deprimierend.


    Sehr interessant gewählt fand ich den Handlungszeitraum, dessen Fokus auf den 1960er Jahren liegt. Ein, zwei historische Ereignisse werden leider lediglich in Nebensätzen erwähnt (z.B. der Wahlsieg Kennedys), aber andere sind etwas intensiver in die Handlung eingeflochten worden (z.B. der Summer of Love in San Francisco, die Stonewall Unruhen in New York City, der Vietnam Krieg). Gerne hätte ich noch mehr darüber gelesen.


    Fazit: Anders als erwartet, aber in der Gesamtheit nicht minder spannend. Auch wenn ich nicht gänzlich verzaubert bin, war es ein solider 3-Sterne-Read. Für Fans von modernen Märchen und Stories über den Einfluss von Magie ist dieses Werk sicherlich eine Empfehlung wert.


    ASIN/ISBN: 3596700604

    Gefühlvoller Reihenauftakt!


    Mit "Trust My Heart" hat Lyla Payne einen wundervollen, erfrischend anderen New-Adult-Roman geschaffen, der als Auftakt der Golden-Campus-Trilogie so manch typisches Genre-Klischee unterwandert. Zwar gibt es auch hier den obligatorischen, attraktiven Bad Boy, ein Mädchen in Außenseiter-Rolle und unerwartete Gefühle, dafür dreht sich die Geschichte weniger um High School Drama, sondern um das Erwachsenwerden unter widrigen Umständen, Selbstfindung und den Kontrast zwischen unterschiedlichen Einkommensschichten: der reichen Elite und jenen Familien, die für sie arbeiten.


    Die Covergestaltung hatte es mir direkt angetan – leuchtend goldene Buchstaben, Glanzprägung, Glitzereffekte…mein Elster-Auge war begeistert! Überhaupt gefällt mir die gesamte Aufmachung der Reihe, die man im hinteren Innencover bereits bewundern kann, ausgesprochen gut und ich freue mich schon jetzt darauf, alle Bände nebeneinander im Regal stehen zu haben.


    Nach dem Tod ihrer Großmutter ist die 17-jährige Maybelle Russell auf sich allein gestellt und möchte vor Gericht erstreiten, dass sie vorzeitig für mündig erklärt wird - denn eine Rückkehr ins Provinznest Clover, in den Trailerpark, wo ihre suchtkranke Mutter noch immer lebt, ist keine Option. …aus mehreren Gründen. Im schicken Golden Isles gehört May zur Unterschicht, aber dank ihres vorab gezahlten Platzes an der lokalen Eliteschule hat sie hervorragende Chancen auf ein Collegestipendium. Für die reichen Kids der High School ist das Mädchen ohne Markenklamotten unsichtbar, darauf war die junge Programmiererin allerdings eingestellt gewesen, grämt sich nicht sonderlich darüber und konzentriert sich rein auf die Absicherung ihrer Zukunft. Leider reicht das geerbte Haus ihrer Oma jedoch nicht zum Leben und die Jobsuche gestaltet sich inmitten der touristenfreien Saison als schwierig. Da kommt das unerwartete Angebot vom Schul-Hottie Felix James gerade recht: Nach einem Zwischenfall mit seiner kleinen Schwester Sophie möchte der junge Erbe, der kürzlich seine Eltern verloren hat und sich seitdem in Alkohol, Parties und One-Night-Stands verliert, May als Babysitterin einstellen…zu einem fürstlichen Gehalt. Sein Zwillingsbruder Noah ist alles andere als begeistert über eine Fremde im Haus und Felix' elitäre Clique verhält sich mehr als skeptisch gegenüber der Außenseiterin. Dennoch übt May einen ungewohnten Reiz auf Felix aus, da sie sich nicht im Geringsten für ihn zu interessieren scheint...


    "Wir wussten doch beide ganz genau, was er von mir wollte und was passieren würde, sobald er es bekommen hatte. […] Das hier war schließlich kein Märchen. Und ich war keine Heldin, der es durch ihre Schönheit oder ihre besonderen Fähigkeiten gelang, den Jungen zu zähmen, den alle wollten, den aber keine haben konnte."


    Bald zeigt sich, dass nicht nur Felix von Vorurteilen geblendet war; May fällt es immer schwerer, seinem Charme zu widerstehen, obwohl sie weiß, dass es in seiner Welt keinen Platz für sie gibt, zumindest keinen dauerhaften. Von seinen Freunden wird sie gerade mal toleriert, aber keinesfalls akzeptiert und die gesellschaftlichen Standesunterschiede, die eine gemeinsame Zukunft unmöglich machen, werden ihr permanent vor Augen gehalten…


    "Es war nicht zu leugnen – ich wollte, dass dieser beharrliche, traurige Bad Boy zu einem Teil meines Lebens wurde, auch wenn ich es vermutlich bereuen würde."


    Das Setting in South Carolina, in der Nähe von Charleston und Hilton Head Island, ist wunderbar gewählt und durch stimmungsvolle Beschreibungen zum Leben erweckt worden. Da ich diese traumhaft schöne Gegend schon bereist habe, hatte ich die Szenerie direkt vor Augen und fühlte mich rundum wohl mit der Lektüre.

    May ist eine bemerkenswerte junge Frau. Sie hat früh lernen müssen, stark zu sein und für ihr Wohlergehen zu kämpfen, ist nicht auf den Mund gefallen und vertritt ihre Meinung recht deutlich, ohne unbequeme Aussagen mit Zuckerguss zu überträufeln. Dabei wahrt sie gegenüber Erwachsenen (auch jenen, die sie aufgrund ihrer ärmlichen Verhältnisse herablassend behandeln) allerdings immer Haltung und beweist dadurch wahre Größe. Diese Tatsache hat mir, neben ihrer ausgeprägten Tierliebe, besonders gut an ihrer Figur gefallen - die Autorin stellt May nicht als patzig-freche, auf alle Regeln des Anstands und der Höflichkeit verzichtende Rebellin dar, deren respektloses Verhalten mit ihrer schweren Vergangenheit gerechtfertigt wird, wie es ja in vielen anderen Geschichten oftmals der Fall ist. Stattdessen zeigt sich immer wieder, dass May – trotz der Vernachlässigung durch ihre Mutter – sehr wohl weiß, wie man sich korrekt verhält, was angesichts ihrer ernüchternden Erlebnisse echt bewundernswert ist. Auch in Felix, der entgegen seines anfänglich oberflächlichen Verhaltens das Herz am rechten Fleck hat, habe ich mich gut hineinversetzen können.


    Erzählt wird in der Ich-Form, wobei die Perspektive zwischen May und Felix wechselt. Die Dialoge sowie die langsame Annäherung zwischen den beiden wirken ungemein authentisch. Viele Nebenfiguren sind im Hintergrund präsent und ergänzen die Storywelt, ohne vom Hauptplot abzulenken. Felix' Zwillingsbruder, der düstere, in sich gekehrte Noah, war mir ein Rätsel und ich hoffe sehr, in den Folgebänden mehr über jenen jungen Mann zu erfahren, der nach außen hin immer ein perfektes Bild abgibt (- hervorragende schulische Leistungen erbringt, Chirurg werden möchte und ein Sporttalent ist -), im Inneren jedoch sehr zerrissen, verbittert und desillusioniert wirkt. Auch die Backgroundstory zu Mays einziger Freundin (- der einst wohlhabenden, mittlerweile verarmten Jo -) würde mich brennend interessieren.


    Der angenehme, luftig leichte, schnörkellose Schreibstil ist herrlich unaufgeregt und hat mich sehr an jenen von Kelly Oram erinnert, folglich flogen die Seiten wie selbstverständlich dahin und im Nu war ich beim letzten Kapitel angelangt, in dem mich ein stimmiger, wohl abgerundeter Abschluss erwartete. Am liebsten hätte ich mir direkt die Folgebände geschnappt und muss mich nun in Geduld üben.


    Mein einziger Kritikpunkt – auch wenn dies Jammern auf hohem Niveau ist, da es mein Lesevergnügen nicht getrübt hat – ist der Prolog, der 'im Sommer danach' spielt. Hierfür gibt es keinen Grund, weder in der Handlung noch in Form eines Teasers für die weiteren Bände, stattdessen wird quasi das Ende vorweggenommen, das fand ich ziemlich verwirrend.


    Fazit: Es geht auch ohne viel Drama. Dieser ruhige und dennoch niemals langweilige Roman hat mich ausgezeichnet unterhalten, weshalb ich für alle Fans des New-Adult-Genres eine klare Leseempfehlung ausspreche.

    Tolle Story-Idee, die mehr Raum zum Entfalten gebraucht hätte

    Ich bin sowohl hoffnungsvoll als auch völlig erwartungsfrei an die Lektüre dieses Romans herangegangen, denn ohne jegliches Wissen über den Inhalt zu haben, hatte hier ein Blick auf das edle, von funkelnden Gold- und Silberelementen durchzogene Cover gereicht, um meine Neugier zu wecken. Der Titel klang nach einer verheißungsvollen, spannenden Story und ich liebe Geschichten mit einem royalen Background, egal ob es sich dabei um Romantasy-Schauplätze oder um ein Setting in der realen Welt handelt. Außerdem wollte ich schon seit Langem mal ein Buch aus der Feder von Valentina Fast gelesen haben, über deren Schreibstil ich (insbesondere im Hinblick auf ihre Secret-Academy-Reihe) bereits viel Positives gehört hatte.


    Das Königreich Alandra, dargestellt auf einer Karte im Innencover, wird seit einem großen Krieg von zwei Königen/innen regiert, bei denen es sich stets um die mächtigsten Magieträger des Landes handelt. Ihre Fähigkeiten werden alle zehn Jahre in einem Wettkampf, dem Kronenkampf, ermittelt. Aktuell herrschen der Kupferkönig Theon und die Eisenkönigin Sadira einträchtig Seite an Seite. Es gilt, das Volk (das aus Eisernen, Kupfernen und normalen Menschen besteht) gegen Angriffe von monsterartigen Wesen zu schützen, die hinter der großen Mauer im Ostwald lauern. Jene Dämonen werden Dragen genannt.


    Die junge Fiana, aus deren Perspektive in Ich-Form erzählt wird, ist die beste Freundin der Königstochter Ariana. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Mutter im königlichen Palast auf und arbeitete sich von einer Küchenmagd bis zur Gesellschafterin hoch. Niemand ahnt, dass sie seit klein auf regelmäßig einen Schleierzauber über sich ergehen lässt, der sie unauffällig wirken lassen soll. Auf keinen Fall dürfte ihre wahre Identität bekannt werden. Ausgerechnet der charismatische Bruder des Kupferkönigs, Kayden, kommt hinter einen Teil von Fianas Geheimnis und enttarnt sie öffentlichkeitswirksam. Daraufhin bleibt ihr keine Wahl: Sie muss am direkt bevorstehenden Kronenkampf um die eiserne Krone teilnehmen und zahlreiche Prüfungen bestehen. Alternativ würde ihr in einem Ritual ihre magische Kraft entzogen werden - was bisher noch niemand überlebt hat. Zur Panik angesichts der Ausweglosigkeit ihrer Situation gesellen sich Beschämung und Wut, weil sie sich zuvor tatsächlich kurz der Hoffnung hingegeben hatte, Kaydens Interesse an ihr wäre aufrichtig gewesen. Doch selbst dann hätten sie keine wirkliche Chance gehabt - denn jeder in Alandra kennt das Gesetz: Nur Menschen haben die freie Wahl; für Eiserne und Kupferne hingegen würde eine gemeinsame Beziehung den sicheren Tod bzw. die Verwandlung in ein Monster bedeuten…


    Im Nachhinein kann ich sagen: Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, aber in meinen Augen hätte die Geschichte enorm davon profitiert, auf mehrere Bände aufgeteilt und dafür detaillierter erzählt zu werden. Es ist extrem viel Handlung in den Einzelband gequetscht worden, wodurch viele unheimlich interessante Elemente, die für sich allein schon so viel Ausschmückungs-Potential gehabt hätten, relativ schnell abgehandelt wurden und daher nur oberflächlich angerissen wirkten, was ich super schade fand. So hätte ich mir nicht nur intensivere Beschreibungen des titelgebenden Kronenkampfes (der trotz mangelnder Trainingserfahrung etwas zu glatt ablief) sowie der Reise durch Alandra gewünscht, sondern vor allem eine tiefgründigere Ausarbeitung der Storywelt und zum Teil auch der Figuren. Die verbindenden Elemente zeigen ganz klar, dass die Autorin sehr wohl erzählerisches Talent besitzt, ihr Schreibstil ist durchaus angenehm, weshalb ich mich gefreut hätte, wenn dieser kreativen Geschichte mehr Raum gegeben worden wäre. (Nicht tragisch, nur ein paar kleine Anmerkungen am Rande: Im 4. Kapitel wird Arianas Vertraute Dalia zwischendurch mehrere Male abwechselnd auch Delia genannt und im Laufe des Romans ist mir die häufige Wiederholung des Adjektivs 'faustgroß' aufgefallen. Zudem hat mich die Entwicklung der Enemies-to-Lovers-Story mehr überzeugt als der plötzliche Sinneswandel Dalias, den ich zwar guthieß, jedoch nicht nachvollziehen konnte. Warum entschloss sie sich gerade in besagtem Moment zu einem kompletten Verhaltenswechsel?)


    Fazit: Nicht ganz so mitreißend wie erwartet. Aber auch wenn mir insgesamt die Tiefe fehlte, wurde es aufgrund der Handlungsvielfalt - jede Menge Action und mehrere verbotene Liebesbeziehungen - zumindest nie langweilig. Gerne vergebe ich 3 ½ Sterne.

    Verlag: cbt Verlag

    Erscheinungsdatum: Juli 2021

    Seitenanzahl: 416 Seiten


    Über die Autorin:

    E.M. Castellan wuchs in Frankreich auf, lebt aber inzwischen in London. Sie liebt alles, was mit Geschichte zu tun hat, und ist besonders vom 17. Jahrhundert in Frankreich und dem Alten Rom fasziniert. Ihre Geschichten wurden zweimal auf Wattpad vorgestellt, über 350.000 Mal gelesen und haben den Wattpad Award (Wattys) gewonnen.


    Meine Meinung:


    *** Auftakt einer interessanten Romantasy-Reihe ***


    E.M. Castellans "Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe" (cbt Verlag, Juli 2021) stellt den Anfang einer spannenden Romantasy-Reihe dar, die uns ins 17. Jahrhundert entführt, an den schillernden Hof des legendären Louis XIV.


    "»Der Preis für Magie ist sehr hoch. Und bei den meisten Zaubern geht es um Macht […].«"


    Es ist das Jahr 1661. Die 17-jährige Kronprinzessin Henriette D’Angleterre hat in eine Zweckehe mit Philippe d’Orléans, dem Bruder des französischen Königs, eingewilligt.


    "Bevor mein Bruder den englischen Thron bestiegen hatte, waren meine Wahlmöglichkeiten begrenzt gewesen: Nonnenkloster oder Ehe. Aber wenigstens hatte ich eine Wahl gehabt."


    Dennoch ist die wunderschöne, leider von einem chronischen Lungenleiden geplagte junge Frau nicht gänzlich unglücklich über die Zwangs-Vermählung: Philippe ist attraktiv, hat sie bisher stets respektvoll behandelt und die Ehe mit ihm wird ihr hoffentlich ein gewisses Maß an Sicherheit garantieren. Denn niemand außer ihrer Mutter weiß, dass Henriette eine der seltenen magischen Quellen ist: Sie besitzt Fähigkeiten, die von Magiern zum Wirken ihrer Zauberkräfte dringend benötigt werden. Auch der Sonnenkönig selbst ist ein Magier und man sollte meinen, dass ihn diese Tatsache, in Kombination mit seiner politischen Position, unantastbar machen würde. Dennoch hat es ein Attentäter auf die königliche Familie abgesehen und zahlreiche Quellen sind bereits ermordet worden. Bald sieht Henriette sich nicht nur in der Pflicht, die düstere Magie abzuwehren, um die zu schützen, die sie liebt, sie wird außerdem vom König gebeten, ihm dabei zu helfen, Versailles in einen prunkvollen Palast zu verwandeln. Doch kann sie darauf vertrauen, dass der willensstarke Louis seine Macht nicht missbrauchen wird? Schon ihre Mutter hatte sie immer gewarnt: "Magiciens interessieren sich nicht für ihre Quellen. Sie benutzen sie nur."


    Henriette, aus deren Sicht in der Ich-Form erzählt wird, hat das Herz am rechten Fleck. Trotz ihrer royalen, auf Pflichterfüllung und Anmut ausgelegten Erziehung hat sie nicht ihre Neigung verloren, stets das Gute in Menschen zu sehen. Sie ist klug und loyal, scheut sich nicht davor, ihre Meinung zu sagen und kennt ihren Wert. Viele Höflinge unterschätzen ihren wachen Geist und ihre Scharfsinnigkeit, und belächeln sie als das sanfte Täubchen, das den rebellischen Philippe (der bekannt für seine Affären mit Frauen wie auch mit Männern ist) im Zaum halten soll – sein Einfluss muss so gering wie möglich gehalten werden, damit er nicht die gerade erst erlangte Alleinherrschaft von Louis gefährdet. Von einer Liebesehe kann keine Rede sein: "[…] wir waren königlichen Geblüts. Unser Glück spielte keine Rolle." Aber schließt das eine das andere zwangsläufig aus?


    Das Setting fand ich enorm faszinierend! Der königliche Hof ist eine wahre Schlangengrube. In diesem sonderbaren sozialen Gefüge der Eitelkeiten ist niemand vor Intrigen und hetzerischem Tratsch sicher. Henriette tut gut daran, ihr Vertrauen sparsam einzusetzen. Selbst ihren Hofdamen Louise und Athénaïs stand ich von Anfang an skeptisch gegenüber. Gekonnt lässt die Autorin Wahrheit und Fiktion miteinander verschmelzen, so besteht der Großteil der Figuren tatsächlich aus historisch verbürgten Personen, allen voran König Louis und sein Bruder, Philippe d’Orléans, sowie die weibliche Hauptfigur, Henriette von England, aber auch Armand de Gramont, Prinz Aniaba, Henriettes Hofdamen oder Fouquet, wobei Letzterer im realen Leben natürlich kein Kron-Magicien war.


    Mit dem Schreibstil, der mir teilweise einen Touch zu nüchtern war, habe ich anfangs ein wenig gehadert und es dauerte ein Weilchen, bis ich in der Story angekommen war. Die Zusammenhänge zwischen Magiern und Quellen erschlossen sich mir nicht gleich, zudem war ich von der Vielzahl der französischen Namen etwas erschlagen. So konnte ich erst ab Mitte des Werkes gebührend mitfiebern. Weiterhin hätte ich mir bildreichere, detailliertere Beschreibungen des Settings gewünscht, das so viel Potential bietet. Theoretisch hätte die Handlung auch mit diesem Roman enden können – hier lauert kein fieser Cliffhanger, daher bin ich gespannt, wie die Autorin die Reihe weiterführen wird.


    Die Covergestaltung gefällt mir gut. Die funkelnden goldfarbenen Sprenkel verleihen dem Ganzen einen edlen Touch und spiegeln die Pracht des königlichen Hofes wider.


    Fazit: Nach einem (trotz sympathischer Protagonistin) etwas zähen Anfang entwickelt sich langsam eine zarte, unerwartete Love Story und auch die Spannung nimmt im letzten Drittel ordentlich an Fahrt auf; ich war positiv überrascht. Eine interessante Verknüpfung von historischen Begebenheiten und Fantasy-Elementen.


    ASIN/ISBN: 357031345X

    Verlag: HEYNE Verlag

    Erscheinungsdatum: Juli 2021

    Seitenanzahl: 496 Seiten


    Über die Autorin:

    Mit Sehnsuchtsorten kennt sich Charlotte McGregor aus. Schon in frühester Kindheit fühlte sie sich zu Städten und Ländern hingezogen, die sie nur aus Büchern oder Filmen kannte. Kein Wunder, dass sie aus ihrem Fernweh einen Beruf gemacht hat. Die Journalistin schrieb jahrelang Reiseberichte für Zeitungen und Magazine, ehe sie ihre Lieblingsorte auch in Romanen verewigte. Derzeit schlägt ihr Herz für Schottland, wo sie regelmäßig mit ihrem Mann durch Städte, Dörfer und die Highlands streift und sich voller Enthusiasmus auf Whisky, Haggis und Kilts stürzt.


    Meine Meinung:


    *** Schöne Rückkehr nach Kirkby ***


    Nachdem mir der erste Band der Highland-Hope-Reihe unheimlich gut gefallen hatte, musste ich natürlich wissen, wie es den liebgewonnenen Charakteren in der Fortsetzung ergehen wird, daher freute ich mich irrsinnig, in das zauberhafte Städtchen Kirkby zurückkehren zu dürfen. Bereits die ländliche Idylle auf dem wunderschönen Cover hat mich wieder total abgeholt und zum Träumen verleitet. Charlotte McGregor ist es mit ihrer Reihe wirklich gelungen, meine Reise-Sehnsucht zu wecken und mich für Schottland zu begeistern.


    Erfreulicherweise gibt es im zweiten Band (erschienen bei Heyne, Juli 2021) tatsächlich ein Wiedersehen mit Colleen und Alex, auch wenn der Fokus der Geschichte dieses Mal auf Alex' sympathischer Schwester liegt, der schlagfertigen Spitzenköchin Isla Fraser, deren ausgefallene Kochkreationen weit über die Grenzen des malerischen Örtchens hinaus bekannt sind und die Region nach und nach zu einem Gourmet-Hotspot werden lassen. Leider ist daran auch ihr Erzrivale Rodney Swinton (Islas ehemaliger Mentor und ihre Ex-Affäre) nicht ganz unbeteiligt, der ganz in der Nähe ein eigenes Szene-Bistro eröffnet hat, das er sehr werbewirksam zu pushen vermag. Rodney war schon immer ein Blender gewesen, der sich die Kreativität und das Können anderer Köche zunutze gemacht hat, was ihn – u.A. dank Islas Einsatz – diverse Anstellungen gekostet hat. Dass er sich nun in der gleichen Region niederlässt und schamlos Islas Rezepte auf seine eigene Speisekarte setzt, kann kein Zufall sein – er will Isla ruinieren, davon ist sie überzeugt. Hat sie womöglich einen Maulwurf in den eigenen Reihen? Hier in Kirkby, wo jeder jeden kennt und wo sich eigentlich alle Einwohner hilfsbereit unterstützen? Zumindest privat besteht kein Grund zur Sorge, denn Isla, die bisher noch nie richtig verliebt gewesen war, hat mit dem neuen Pubwirt Jon Grant ihr Glück und eine Schulter zum Anlehnen gefunden. Nach einem Burnout im erfolgreichen Werbeimperium seiner Familie hatte es den charismatischen Mann in die Highlands verschlagen, wo er sich nicht nur seinen Traum vom eigenen Pub erfüllt hat, sondern auch endlich von Herzen glücklich ist – dank seinem verspielten Neufundländer-Welpen Polly, der reizenden Dorfgemeinschaft und natürlich Isla, die sich in seinen Augen von einer amüsanten Zufallsbekanntschaft und Kratzbürste zur interessantesten Frau entwickelt hat, die ihm je begegnet ist. Aber wie wird sie darauf reagieren, wenn sie erfährt, dass seine Familie ausgerechnet mit ihrem Erzfeind zusammenarbeitet und sie Gefahr läuft, ihr geliebtes Restaurant zu verlieren?


    Isla ist eine äußerst sympathische Hauptfigur: herzlich, loyal, nicht auf den Mund gefallen und aufrichtig. Das Kochen und ihr eigenes Sterne-Restaurant sind mehr als nur ein Beruf für sie – es ist ihre Passion. Für ihren Erfolg hat sie hart gearbeitet, ist jahrelang um die Welt getingelt, um sich in verschiedenen Küchen inspirieren zu lassen und sich weiterzubilden. Verständlich, dass der Diebstahl ihrer Kreationen sie persönlich trifft; ich konnte ihre Empörung gut nachvollziehen. Auch Jon ist ein interessanter Charakter, der sich vor allem durch seine Tierliebe, seinen angenehmen Sinn für Humor und eine Engelsgeduld auszeichnet. Toll fand ich, dass es wieder einige Passagen gab, in der die Dorfgemeinde im Vordergrund steht und man somit die eingeschworene Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Einwohner miterlebt. So langsam frage ich mich, wann der adrette Bürgermeister Collum endlich seinen eigenen Roman bekommen wird und was tatsächlich hinter der Abneigung von Marlin Fraser ihm gegenüber steckt. Auch von der Ärztin und Yoga-Enthusiastin Anna würde ich gerne mehr lesen und wünsche ihr ein Happy End.


    Der Schreibstil der Autorin ist wie geschaffen für Wohlfühlromane, die zum Zurücklehnen und Abschalten vom Alltag einladen! Mit authentischen Dialogen und bildreichen, stimmungsvollen Beschreibungen erschafft sie eine herrlich vertraute, heimelige Atmosphäre und Figuren, die man ins Herz schließen muss. Im Anhang gibt es ein leckeres Rezept und interessante Informationen zur schottischen Küche sowie ein Personenregister zu entdecken, das Aufschluss über das Who is Who von Kirkby gibt. Zwar hat der Roman eine in sich geschlossene Handlung, aber ich empfehle unbedingt die Vorablektüre von Band 1, um in den vollen Genuss der Reihe zu kommen!


    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich im Mittelteil spannungstechnisch ein paar kleine Längen eingeschlichen haben, doch spätestens im letzten Drittel nimmt die Story wieder ordentlich an Fahrt auf.


    Fazit: Eine gelungene Fortsetzung! Ich freue mich auf Band 3, der im Herbst 2021 erscheinen wird!


    ASIN/ISBN: 3453424840