Beiträge von Sisch

    Gestern war in Hannover bei Lehmanns eine Lesung mit Marina. Als Moderatin war Margarete von Schwarzkopf mit dabei, die wieder einmal spannende Fragen gestellt und wunderbar durch den Abend geleitet hat. Die deutschen Passagen wurden hervorragende von der hannoverschen Schauspielerin Susana Fernandes Genebra vorgelesen. Die Lesung war zum Teil auf Englisch. Wer nicht da war, hat wirklich etwas verpasst. Falls ihr in einer anderen Stadt noch mal die Möglichkeit hagt, sie "live" zu sehen: Es lohnt sich. Eine sehr charmante und interessante Frau, die viel zu sagen hat.

    Sujata Masseys neuesten Rei Shimura Abenteur "Brennender Hibiskus" spielt diesmal nicht in Japan sondern auf Hawaii.


    Zusammen mit ihrem Vater wird Rei Shimura von einem bis dato unbekannten Verwandten zu einer Geburtstagsfeier nach Hawaii eingeladen. Auch ihr Onkel Hiroshi und Cousin Tom reisen aus Japan an. Doch was eigentlich ein Ferientrip werden soll, entpuppt sich für Rei schnell als Beginn einer neuen privaten Ermittlung. Denn ihr Verwandter Edwin hat die Fiesta nicht ganz uneigennützig angesetzt: Er möchte, dass die gesamte Familie ihn bei seinem Vorhaben unterstützt, ein enteignetes Grundstück wieder zurück zu bekommen. Als auch noch in der Nähe ihrer Unterkunft ein verheerendes Feuer ausbricht und Edwins Sohn Braden als Brandstifter verhaftet wird, beginnt Rei mit ihrem Freund und Ex-Chef Michael auf eigene Faust zu ermitteln.


    Nachdem die meisten Rei Shimura - Abenteuer bislang in Japan spielten und Sujata Massey sich in jedem Kriminalfall mit einem anderen Aspekt der japanischen Kultur beschäftigt hat, verlegt sie die Handlung ihres neuen Romans „Brennender Hibiskus “ nun nach Hawaii. In bewährter Manier erleben wir nicht nur einen weiteren spannenden Fall, sondern erfahren ganz nebenbei auch Einiges über die Situation und die wechselhafte Geschichte der zahlreichen japanischen Einwanderer auf dieser Insel.


    Schade ist nur, dass die Handlung dabei etwas an Zielstrebigkeit vermissen lässt und es auch am Charme der bisherigen, fröhlich-frechen Rei Shimura fehlt, die sich stets kopfüber in ein neues Abenteuer stürzte. Zwar kann sie im Finale in gewohnter Weise auftrumpfen, doch ansonsten wirkt ihre Heldin ein wenig verzagt. Selbst die neue Beziehung mit ihrem Ex-Chef Michael kann da nicht recht überzeugen. So knüpft „Brennender Hibiskus“ als womöglich letzter Rei Shimura-Fall nicht ganz an die Qualität seiner Vorgänger an und wäre als Ende der Abenteuer unserer langjährigen Heldin etwas enttäuschend. Aber vielleicht ist eine Rückkehr nach Asien ja nicht ausgeschlossen...

    In Alexa Hennig von Lange vierten Lelle-Roman „Leute, das Leben ist wild“ geht es um Selbstmord und das Verlassenwerden, aber auch um den schwierigen Prozess des Abnabelns von den Eltern


    Lelle wird 17. Und genau an ihrem Geburtstag geht alles drunter und drüber. Ihr Vater zieht aus, ihre Freundin Alina bekommt Probleme mit der Ex ihrer neuesten Eroberung und Lelle hat neben ihrem Freund, dem süßen Naturschutz-Aktivisten Arthur von nebenan, noch immer ihre heimliche Liebe Jonathan – und ganz unausweichlich werden beide zu ihrer großen Party kommen. Doch bevor die Sause so richtig losgehen kann, verschwindet Alina. Lelle hat voll Schiss, dass sie ihre Drohung, Selbstmord zu begehen, wahr macht.


    Alexa Hennig von Langes Lelle - Stories sind immer „voll krass“.
    Magersucht, die erste Liebe, Teenieschwangerschaften – in jedem ihrer Bücher beschäftigt sich die Autorin mit einem anderen kniffeligen Jugendthema. In ihrem vierten Lelle-Roman „Leute, das Leben ist wild“ geht es um Selbstmord und das Verlassenwerden, aber auch um den schwierigen Prozess des Abnabelns von den Eltern. Und wie immer lässt Alexa Hennig von Langes ihre 17-jährige Heldin beherzt und offensiv aus ihrem Leben mit all seinen Unwegsamkeiten erzählen. Ein authentisches Jugendbuch, respektlos und gleichzeitig einfühlsam geschrieben.

    Marina Lewyckas ist mit ihrem dritten Roman „Das Leben kleben“ ein herrlich schwung- und humorvoller Roman mit vielen ernsten und politischen Untertönen gelungen.


    Georgie Sinclair ist Mitte Vierzig und hat gerade ihren Ehemann vor die Tür gesetzt. Da lernt sie durch einen Zufall Mrs. Shapiro kennen, die mit ihren vielen Katzen am Ende der Straße in einem alten, etwas heruntergekommenen Haus lebt. Das allerdings ist ein Prunkstück für jeden Immobilienhändler, denn auch im Norden Londons sind die Preise hoch. So kümmert sich Georgie nicht nur um die alte Dame, die als Jüdin in den 40er Jahren von Hamburg nach England flüchtete, sie muss sich auch gegen jede Menge Immobilienhaie wehren, die Mrs. Shapiro nur zu gern entmündigt im Altersheim sehen würden. Was für ein Glück, dass ihr gerade jetzt mit Mr. Ali ein fähiger Handwerker über den Weg läuft, der das Haus so richtig auf Vordermann bringen kann – selbst wenn er nun ausgerechnet aus Palästina stammt. Doch Georgie hat auch Probleme mit ihrem 16-jährigen Sohn, der immer mehr in die Cyberwelt abtaucht und den nächsten Weltuntergang beschwört.


    Nach „Der ukrainische Traktor“ und „Caravan“ ist Marina Lewyckas mit ihrem dritten Roman „Das Leben kleben“ wieder ein herrlich schwung- und humorvoller Roman mit vielen ernsten und politischen Untertönen gelungen. Es geht um die Liebe, um das Miteinander, um Geschichte und um den Klebstoff, der alles zusammenhält. Erneut schafft Lewycka dabei durch ihren hintergründig-ironischen Stil eine besondere Atmosphäre, in der sich ihr Thema wie von selbst entwickelt – hier ist es, am verhängnisvollen Beispiel von Israelis und Palästinensern, die Frage von Menschlichkeit, Verständnis und Aussöhnung zwischen Menschen und Nationen. Und die beste Antwort gibt ihre Heldin Georgie selbst: „Rache ist irgendwann uninteressant. Spannender ist der Blick nach vorne.“ Von diesem Roman sollten sich so manche verfeindete Länder eine Scheibe abschneiden!

    „Tote Träume“ von Petra Ivanov ist ein spannender Krimi über die Asylpolitik und die Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz


    Mehrere Tote gibt es bei einem Brandanschlag auf eine Züricher Asylunterkunft. Irritierend ist für die ermittelnden Beamten nur, dass einer der Toten, der Sudanese Thok Lhado, bereits vor dem Brand ums Leben gekommen ist. War es also ein weiterer feiger Anschlag von Rechtsradikalen oder sollte hier der Mord an dem jungen Sudanesen vertuscht werden? Kommissar Cavalli und Bezirksanwältin Regina Flint ermitteln in alle Richtungen und stoßen bald auf einen jungen Pfarrer, der jugendliche Rechtsradikale betreut. Eine weitere Spur führt direkt zu Cavallis Sohn Chris, der sich in letzter Zeit in eher dubiosen Kreisen aufhält und auch schon mal als Kleindealer aufgefallen ist. Cavalli tut alles, um seinen Sohn aus der Schusslinie zu bekommen, doch das ist nicht ganz einfach.


    Mit ihrem zweiten Krimi „Tote Träume“ begibt sich Petra Ivanov auf eine Reise zu den hässlichen Seiten der Schweizer Asylpolitik und zur oftmals kaum verhohlenen Fremdenfeindlichkeit im Land der Minarettverbote. Doch es geht ihr nicht nur um einen kritischen Blick auf die Schweizer Gesellschaft, sondern auch um einen neuen spannenden Fall, in dem sie zugleich die persönliche Geschichte von Cavalli und Flint weiter spinnt. So muss sich der Kommissar, der diesmal persönlich in die Sache verstrickt ist, mit seiner Familie aus dem Tessin und den noch immer nicht abgeklungen Gefühlen zu seiner Ex-Freundin Regina Flint herumschlagen. Bei allen privaten Problemen ist „Tote Träume“ aber vor allem ein spannender Krimi über das Schicksal von Emigranten und die Härten einer Asylpolitik, die so gar nicht zum schönen Bild der Schweiz passt.

    „Das siamesische Klavier" von Christine Neudecker ist ein charmantes kleines Gruselbuch für die Vorlesestunde am flackernden Kaminfeuer.


    Ein Freefighter kämpft gegen einen scheinbar unbesiegbaren Gegner. Ein junger Mann zieht in die Wohnung seiner Ex-Freundin und beginnt nach dem Erhalt einer mysteriösen SMS mit dem Anbau von Kartoffeln. Und einige Mädchen bekämpfen die Langeweile einer verregneten Jugendfreizeit mit dem Legen von Seancen - und erleben ein Desaster.


    In Christine Neudeckers mysteriösen Geschichten schwingt immer ein bedrohlicher Unterton mit. Mit leichter Feder schafft sie es, jeder der sieben Stories des Sammelbandes eine gruselige Nuance zu geben. Dabei versetzt sie den unterschwellig-unheimlichen Erzählstil eines E.T.A. Hoffmanns (Der Sandmann) oder einer Daphne du Maurier (Die Vögel) in unsere hoch technisierte Welt, verzichtet völlig auf gängige Horror- oder Action-Mystery-Elemente - und lässt uns doch nach jeder Erzählung mit einer leicht schauerlichen Stimmung zurück. „Das siamesische Klavier": Ein charmantes kleines Gruselbuch für die Vorlesestunde am flackernden Kaminfeuer.

    Hier meine Rezi:
    Andreas Bernard beschreibt in „Vorn" das Lebensgefühl der 90er Jahre, als man sich in lockerer Workaholic-Athmosphäre die Nächte in expandierenden Internet-Startups, blinkenden Werbeagenturen und hippen Redaktionsbüros um die Ohren geschlagen hat.
    Mittendrin bewegt sich Tobias, der völlig fasziniert von der bunten, scheinbar unbeschwerten Welt der trendigen Jungredakteure ist und sich kopfüber in dieses neue Leben stürzt, bis er selbst perfekt dazu gehört.


    Erst spät merkt er, dass es mehr geben muss als coole Locations, angesagte Klamotten und schmollmündige Redaktionsassistenzen - und wie sehr man sich verbiegt, wenn man stets nur auf jeder Welle ganz „vorn" mitreiten will.


    So bleibt vom Tobias Anfangseuphorismus am Ende die Erkenntnis, dass das Gleichgewicht zwischen dem eigenen Lebensentwurf und dem jeweils angesagten Gruppentamtam gar nicht so leicht zu finden ist. Bernhards „Vorn" ist ein locker und beschwingt geschriebener Roman über die moderne Arbeitswelt und die Suche nach Identität im ewigen Trendkarussell.

    Im Jahre 1192 haben die Christen Jerusalem an den arabischen Sultan Saladin verloren. Der jüdische Kaufmann Nathan lebt zu jener Zeit in der heiligen Stadt und wird noch im gleichen Jahr von arabischen Fanatikern ermordet.
    In dem Hörspiel „Nathan und seine Kinder“ erinnern sich die Menschen in seiner Umgebung an den Verstorbenen und zugleich an ihre eigene Vergangenheit. Da ist seine Tochter Recha, die von einem jungen Tempelritter aus einem brennenden Haus gerettet wird und sich heftig in ihn verliebt. Ihre Amme Daja erzählt von ihrer strapaziösen Reise aus dem fernen Deutschland ins gelobte Land. Die Schwester des herrschenden Sultans kommt ebenso zu Wort wie Nathans alter arabischer Freund Al-Hafi. Und jede Person hat einen anderen Blick auf Nathans Schicksal und seine Vergangenheit. So entsteht ganz ungezwungen ein lebendiges Bild vom Alltag und von der Geschichte der seit vielen Jahrtausende von drei Religionen beanspruchten „heiiligen Stadt“.


    Miriam Pressler erzählt den klassischen Stoff von Gotthold Ephraim Lessing auf eine wunderbar kluge und brillant unkonventionelle Art. Bekannte, Freunde und Familienangehörige berichten aus ihrem und aus Nathans Leben. Und stets geht es dabei um die Notwendigkeit von religiöser Toleranz und das das nicht immer leichte Miteinander der drei großen Religionen in einer Stadt. Es geht aber auch um Liebe, um Freundschaft, Hass und das ganz normale, alltägliche Leben vor mehr als 800 Jahren.


    Die Sprecher, u.a. Julia Nachtmann (alias Recha), Hans Löwe (der Tempelritter) und Barbara Nüsse (Daja), geben jeder Figur ihre Konturen und würzen die Story mit viel Intonation. Ein gelungenes Hörbuch über die Koexistenz der Religionen - klassischer Stoff, aktuell und brisant bis zum heutigen Tag!

    „Wenn die Dämmerung naht“ von Peter Robinson ist eine spannende englische „Who-done-it-Story“.


    An einer einsamen Küste in Nordengland wird eine Frau im Rollstuhl mit durchgeschnittener Kehle gefunden. Parallel wird in Eastvale eine junge Studentin brutal vergewaltigt und erdrosselt. DCI Alan Banks und sein Team ermitteln im Fall der jungen Frau, doch nachdem sich einige heiße Spuren in Nichts aufgelöst haben, tappen sie völlig im Dunkeln. Auch DI Annie Cabbot, die auf den Rollstuhl-Mord angesetzt ist, kommt nach einem ersten Überraschungserfolg nicht mehr von der Stelle. Dann passiert ein dritter Mord, und diesmal stammt das Opfer mitten aus den Reihen der Ermittler…


    „Wenn die Dämmerung naht“ von Peter Robinson ist eine typisch englische „Who-done-it-Story“. In seinem 17. Fall mit DCI Alan Banks werden wieder fein säuberlich Spuren gesichert und Zeugen befragt. Und das genau macht die Spannung und den Charme von Robinsons Krimis aus. Immer wieder schafft er es, in seinen Stories neue Fährten zu legen und überraschende Wendungen einzubauen, ohne sich mit seitenlangen Action-Sequenzen und Verfolgungsjagden aufzuhalten.
    Daneben geht es in „Wenn die Dämmerung naht“ auch privat mit seinen Hauptakteuren in die nächste Runde. Die Ex-Beziehung von Alan und Annie bleibt Thema, denn Annie schlägt sich mit ihrem Alter und einem jüngeren Liebhaber herum, während auch Alan eine interessante neue Frau kennen lernt. Als kleines Sahnehäubchen entführt uns Robinson ganz nebenbei in die neuere Musikgeschichte und untermalt so manche Szene fast hörbar mit dem jeweils goldrichtigen Song. Für Fans englischer Krimis ein weiterer Leckerbissen aus der Alan Banks - Reihe.

    „Das Rätsel von Paris“ von Pablo de Santis ist eine schöne Hommage an den klassischen Detektivroman.


    Der Schusterjunge Sigmundo Salvatrio aus Buenos Aires hat einen Traum: Er möchte ein berühmter Detektiv werden. Doch das ist im Argentinien des ausgehenden 19. Jahrhunderts alles andere als einfach. Deshalb kann er es auch kaum glauben, als er tatsächlich in die Akademie des bekannten Detektivs Renato Graig aufgenommen wird. Und sein Glück geht noch weiter: Da sein Mentor erkrankt, darf der pfiffige Junge an dessen Stelle zu einem Treffen der zwölf berühmtesten Detektive nach Paris fahren. Es soll ein kreativer Austausch über die neuesten Ermittlungsmethoden und die spektakulärsten Aufklärungsfälle werden. Doch dann wird einer der Detektive selbst tot am Fuße des soeben erbauten Eiffelturms gefunden. Und als auch noch eine zweite Leiche entdeckt wird, ist klar, dass es hier ein Serienmörder auf die Promi-Spürnasen abgesehen hat. Pablo ist mitten drin in einem der heißesten Fälle der Kriminalgeschichte...


    „Das Rätsel von Paris“ von Pablo de Santis ist eine schöne Hommage an den klassischen Detektivroman. Gleich zwölf Detektive, die allesamt literarischen Vorbildern entsprungen sein sollen, können sich hier im Paris der vorletzten Jahrhundertwende austoben. Und jeder von ihnen weiß seine Kollegen mit einem dramatischen Fall und einer noch spektakuläreren Auflösung zu toppen. So setzt Pablo nicht nur der traditionellen Detektivgeschichte im Stile von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes und Agatha Christies Hercule-Poirot ein kleines Denkmal, er beschreibt auch sehr charmant das brüchig-glamouröse Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der Metropole des alten Europas. „Das Rätsel von Paris“ ist ein kurzweiliger, stilistisch fein erzählter Krimi à la carte.

    „Dunkelziffer“ ist der 7.neuer Krimi des Schweden Arne Dahl mit dem Stockholmer „A-Team“. In diesem Fall geht es um Kindesmissbrauch. In einer komplexen Story mit vielen geschickten Wendungen schickt uns Dahl zwar auf eine düstere Reise in die Abgründe unserer Gesellschaft, doch er würzt das ernste Thema mit immer wieder mit treffend-originellen Formulierungen und baut manche stilistische Raffinesse ein. So beginnt sein neuer Roman mit den Zeugenaussagen der Lehrer und Schüler nach dem Verschwinden der 14-Jährigen. Daneben kommen auch die privaten Entwicklungen seines siebenköpfigen Teams nicht zu kurz. „Dunkelziffer“ ist ein wenig düsterer als seine Vorgänger, aber ohne Zweifel ein neuer Höhepunkt in Arne Dahls Krimiserie. Ein weiterer Eins-A Schweden-Thriller.

    Der Goldfisch meiner Schwester von Lisa Gabriele ein kluges Buch über Schwestern, Liebe, Enttäuschungen und Selbsterkenntnis.


    Die Schwestern Peachy und Beth sind auf einem kleinen Hof in Kanada unweit der US-amerikanischen Grenze aufgewachsen, zusammen mit ihrem Hippie-Vater Leo, der während des Vietnam-Kriegs desertierte und sich seitdem als beliebter Frisör durchs Leben schlägt. Während Beth inzwischen eine steile Karriere im fernen New York macht, hat Peachy Beths abgelegten Lover Beau geheiratet und verbringt ihr Leben im Heimatort als Mutter und Hausfrau.


    Sie hat nicht nur an dem Selbstmord ihrer Mutter zu knabbern, sondern muss auch mit ansehen, dass es zwischen Beau und Beth allmählich wieder funkt. Als sie die beiden in flagranti erwischt, beschließt sie, eine Auszeit zu nehmen und nach New York zu fahren. Derweil soll ihre karrieregeile Schwester mit ihrem untreuen Ehemann die beiden Kinder auf dem Hof in Kanada hüten. Kann das gut gehen?


    „Der Goldfisch meiner Schwester“ ist Lisa Gabrieles zweiter Roman. Was zunächst als leichter Unterhaltungsroman daher kommt, entpuppt sich schnell als gut beobachtete, psychologisch feine und trotz aller Tiefe humorvolle Geschichte über Familie, Karriere und Betrug. Dabei wirft Gabriele nicht nur die Frage auf, wie man mit vergangenen Schicksalsschlägen und engen Familienbeziehungen umgeht, sondern sie fragt auch, ob es dieses andere, scheinbar so viel lebenswertere Leben jenseits des eigenen Lebensentwurfs wirklich gibt.


    Auch wenn manche Abschnitte ihrer Story ein wenig nach amerikanischer Schreibschule schmecken, ist „Der Goldfisch meiner Schwester“ von Lisa Gabriele ein kluges Buch über Schwestern, Liebe, Enttäuschungen und Selbsterkenntnis geworden. Humorvoll-nachdenkliches für Winterabende.

    Vogelgrippe, Rinderwahn und Schweinepest – schon vergessen? „Henkersmahl“ von Bärbel Böcker ist ein spannender Krimi mit einer geschickt eingefädelten Handlung rund um die Sicherheit unserer Gesundheit. Mit Florian Halstaff schafft Böcker dabei einen glaubhaften und sympathischen Helden, der nicht alles „auf eigene Faust“ erledigt und auch nicht auf die Hilfe der ermittelnden Polizei verzichtet. Abgerundet durch ein überraschendes und gut inszeniertes Finale, präsentiert sich „Henkersmahl“ von Bärbel Böcker als mitreißender Krimi aus der Medienmetropole Köln.

    Mit vielen Anleihen aus der chinesischen und japanischen Mythologie präsentiert sich Alison Goodman’s „Eona Drachentochter als ein wahrhaft fantastischer Fantasy-Roman. Facetten- und detailreich beschreibt Alison Goodman Ereignisse, wie sie sich auch am Hofe eines antiken fernöstlichen Kaisers hätten zutragen können. Und mit Eona, die sich in den Jungen Eon verwandeln muss, und der Lady Dela, die eigentlich ein Mann ist, schafft sie sehr sympathische Helden, die uns das Spiel mit den Geschlechterrollen ebenso scharfsinnig wie vergnüglich und spannend vor Augen führt. Gleichzeitig bietet Goodman einen Einblick in die Mythen und Sagen Asiens - wer Interesse hat, kann sich auf ihrer Homepage http://www.alisongoodman.com.au jede Menge spannende Tipps hierzu ansehen. Ein Fantasy-Leckerbissen nicht nur für junge Fantasy-Fans.

    Mit guter Beobachtungsgabe und viel Einfühlungsvermögen in das komplizierte Leben 16-jähriger Mädchen gelingt Susanne Mischke mit Zickenjagd ein psychologisch-feiner Krimi.


    Josy und ihre Freundinnen sind nicht nur die Alpha-Mädels ihrer Klasse in punkto Mode und Ausstrahlung, sie sind auch die Top-Cheerleader beim Basketball und haben bei den Jungs die große Auswahl. Muss man sich wundern, dass sie ihre unscheinbare und etwas rundliche Mitschülerin Ines auf keinen Fall in der Clique haben wollen und gern mal als Tonne verhöhnen? Ines leidet schwer unter dem Gedisse, doch als sie Josy bei einer folgenschweren Lüge ertappt, hat sie sie in der Hand: Josy ist Schuld am Unfall ihres dreijährigen Bruders. Und damit das geheim bleibt, soll Josy einiges für sie tun, z.B. sie auf die angesagteste Party mitnehmen, ihr beim Abnehmen helfen und überhaupt von nun an Teil ihres Lebens zu sein. Josy passt das nicht, aber was soll sie machen?


    Dass Susanne Mischke exzellente Krimis schreibt, hat sie mit diversen Bestsellern bewiesen. Dass sie aber gute auch Jugend- bzw. Mädchenkrimis auf Lager hat, zeigt sie, übrigens nicht zum ersten Mal, mit „Zickenjagd“. Mit guter Beobachtungsgabe und viel Einfühlungsvermögen in das komplizierte Leben 16-jähriger Mädchen gelingt ihr nicht nur ein psychologisch-feiner Krimi rund um das Thema Stalking, Cliquen und Außenseiter, sie beschreibt auch sehr authentisch die Emotionen und Gedanken ganz „normaler“ Teenager. Aber was ist in diesem Alter schon „normal“?

    „Die Feuerkämpferin - Im Bann der Wächter“ von Licia Troisi ist der grandiose Auftakt zu einer weiteren All-Age-Fantasy-Trilogie in der Aufgetauchten Welt.


    Fünfzig Jahre sind in der „Aufgetauchten Welt“ seit der Niederschlagung des Herrschers Dohor vergangen. Seitdem das Königspaar, die ehemalige Schattenkämpferin Dubhe und der Königssohn Learco die Aufgetauchte Welt reagieren, herrscht Friede. Doch dann überrollt eine Tod bringende Seuche das Land; nur Nymphen sind immun gegen die neue Gefahr. Der Verdacht, dass die Elfen dahinter stecken, verdichtet sich immer mehr.
    Als der junge Drachenreiter Amhal eine junge Frau vor zwei Angreifern rettet, verliebt er sich in sie. Doch die junge, ungewöhnlich aussehende Frau weiß weder ihren Namen, noch woher sie kommt. Amhal nimmt sie mit zum Hofe der Königsfamilie, denn er will es wissen: Wer ist die Schöne und welche Fähigkeiten schlummern in ihr?


    Nach den beiden erfolgreichen Trilogien „Die Drachenkämpferin“ und „Die Schattenkriegerin“ setzt die junge italienische Autorin Licia Troisi ihre Erfolgsgeschichte vom „Aufgetauchten Land“ nun mit einer dritten Reihe fort: „Die Feuerkämpferin - Im Bann der Wächter“. Rund fünfzig Jahre nach „Der Schattenkriegerin“ beginnt ihre neue Fantasy-Story, in der wir nicht nur neue Helden kennen lernen, sondern auch alte Bekannte wie Dubhe, Learco, die Priesterin Theana und San, der Halbelf wieder treffen. Und auch in der „Feuerkämpferin“ schafft es Licia Troisi, uns mit einer toughen Heldin, einer temporeichen Story und vielen überraschenden Wendungen wieder ganz in ihren Bann zu ziehen. „Die Feuerkämpferin - Im Bann der Wächter“ ist der grandiose Auftakt zu einer weiteren All-Age-Fantasy-Trilogie, deren Vorgängerbände man nicht kennen muss, aber zum besseren Verständnis des Flairs dieser Geschichte nicht auslassen sollte.

    Zwei Krimireihen veröffentlicht der Kieler Andreas Franz seit Jahren sehr erfolgreich: Zum einen die Stories mit der Kommissarin Julia Durant aus Frankfurt und zum anderen die Fälle des Ermittlerpaares Santos und Hennings von der Kripo Kiel. Diesmal sind die Kieler wieder dran, und sie müssen sich mit weit mehr als einem dubiosen Auftragskiller herumschlagen. Franz schafft es, in seinem neuen Krimi eine düstere Atmosphäre aus Verdacht und Misstrauen zu erzeugen, in der die Guten nicht immer gut sind und auch die Bösen ihre moralische Seite entdecken. Dabei zeigt er, was passiert, wenn sich Machtstrukturen innerhalb der Geheimdienste verselbstständigen und illegale Interessen jede interne Überwachung unterlaufen. Als kleines Bonbon für Fans taucht in der Geschichte auch Franz’ Frankfurter Kommissarin Julia Durant in einer Nebenrolle auf. Und obwohl der Krimi in einem etwas dialoglastigen Finale endet, ist „Eisige Nähe“ hochkarätige Krimikunst über Macht und Moral.

    Mit „Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich“ legt Tatjana Kruse, die selbst in Schwäbisch Hall aufgewachsen ist, einen Krimi vor, der eine überzeugende Balance zwischen Spannung und Spaß hält. Mit ihrem etwas schrulligen Ex-Kommissar Siegfried Seifferheld schafft sie einen sympathischen Typen, der in der Freizeit am liebsten heimlich stickt, seine Männer-Kochgruppe für Observationen einspannt und die Wohnung mit seiner herrischen Schwester, seiner karrieregeilen Tochter und seiner politisch aktiven Nichte teilt. Unterhaltsame Urlaubslektüre aus der schwäbischen Provinz.

    „Die Tat“ von Friedrich Ani ist ein spannender, etwas andere Krimi aus der bayerischen Landeshauptstadt München


    Drei völlig verschiedene Mordopfer und nur sehr wenige Übereinstimmungen: Alle drei Toten wurden mit einer Kordel erdrosselt, und alle drei hatten Kinder. Der Münchener Hauptkommissar Max Vogel steht vor einem Rätsel. Ist das jüngste Opfer, die 38-jährige Sonja auch durch den „Kordelmörder“ ermordet worden oder steckt ein Trittbrettfahrer, etwa jemand aus Sonjas dubioser Familie dahinter? Sämtliche Angehörigen verstricken sich bei den Zeugenaussagen in Widersprüche. Daneben hat Max aber auch mit ganz privatem Unbill zu kämpfen. Sein Vater, der Ex-Hauptkommissar Jonas Vogel, ist seit einem Dienstunfall blind, mischt jedoch mit ungebremstem Übereifer bei den Ermittlungen mit. Seine Mutter hingegen ist sturzunglücklich und seine Schwester will endlich von zu Hause ausziehen – das wird mit 28 Jahren ja auch mal Zeit.


    „Die Tat“ ist Friedrich Anis dritter „Seher“- Krimi mit dem ungleichen Vater- und-Sohn-Gespann Jonas und Max Vogel. Und in diesem Fall machen ihnen nicht nur widerborstige Zeugen, sondern auch private Probleme zu schaffen: Der erblindete Vater, der nicht loslassen kann und der Sohn, der sich gegen seinen Übervater behaupten muss. Bei all dem entwickelt Ani sein ganz eigenes Erzähltempo, das „Die Tat“ zum einem spannenden, aber etwas anderen Krimi aus der bayerischen Landeshauptstadt München macht.

    Hier meine Rezi:
    Wie weit darf ein Staat bei der Überwachung seiner Bürger gehen, um sich und die Bevölkerung vor terroristischen Anschlägen zu schützen? Ist dafür jedes Mittel recht? Diese Fragen stellt der Autor Markus Stromiedel, der u.a. durch Drehbücher für „Großstadtrevier“, „Stubbe - von Fall zu Fall“, „Doppelter Einsatz“ und „Tatort“ bekannt geworden ist, in seinem neuen Thriller „Feuertaufe“. Der klug inszenierte Krimi hält nicht nur die Spannung bis zu letzten Seite aufrecht, er zeigt auch, wie weit die staatlichen Überwachungssysteme heute bereits gedungen sind. Und auch wenn Stromiedel die verschiedenen Stränge seiner Story gelegentlich etwas aus den Augen verliert, findet er doch den roten Faden immer wieder. „Feuertaufe“ - ein ebenso spannender wie nachdenklicher Thriller aus der deutschen Hauptstadt.