Beiträge von ClaireW

    Dass Alice und Max wieder so im Zentrum des Stasi-Interesses stehen, ist bedrückend. Alice hat ja mal für die gearbeitet, also verständlich, dass sie Alice noch nicht ganz abgeschrieben haben. Die könnten versuchen, sie mit irgend etwas unter Druck zu setzen um ihre Mitarbeit zu erzwinge

    Ja, die Vergangenheit holt die beiden da auf ganzer Linie ein ...

    Aber irgendwie habe ich auch den Gedanken, dass man sich damit rechtfertigen kann, dass die DDR-Bürger, die ja durch den Warenhandel in den Genuss dieser Westwaren kamen - ja auch eigentlich "Deutsche" waren und in der BRD-Regierung ganz tief drin sicher immer die Vorstellung war, dass man irgendwann wieder vereint wäre und dann hätte man ja den eigenen Leuten sozusagen gutes getan. Gerade wenn man Jälter war, dann waren doch noch Verwandte drüben und noch viele persönliche Bezüge. Auch wenn die DDR-Regierung und die Russen das nicht wollten, so war auf menschlicher Ebene doch sicher noch etwas Gemeinsames da.

    Wisst ihr, was ich meine?

    Ich verstehe sehr gut, was Du meinst und das war auch eine der Argumentationen, der viele gefolgt sind. Für die Politiker war das damals bestimmt auch eine sehr schwierige Entscheidung und in den Biografien der Beteiligten und überlieferten Gesprächen, in denen dieses Thema eine Rolle spielt, spürt man auch, wie sie dabei oft hin- und hergerissen waren. Und bei der Entscheidung, kein Geld, sondern Waren zu liefern, gab es genau diesen Hintergedanken, dass man damit der Bevölkerung in der DDR, die ja auch Deutsche waren, etwas Gutes tat. Aber leider sind die Dinge nicht immer da angekommen, wo sie sollten.

    Also ich denke, wenn jemand stirbt, der so viele Rätsel aufgibt, dass sollte das NICHT im Klappentext stehen. Wie ich überhaupt finde, dass dort lieber Allgemeinplätze stehen sollten. Also, z.B. dass es in der DDR in Belrin spielt. Dass Spionage und Fluchthilfe eine Rolle spielen. Aber warum muss das immer so genau beschrieben werden. Das interessiert bei der Kaufentscheidung doch überhaupt nicht. Mir geht es meist nur um das Thema. Alles andere lese ich lieber selber.

    Ich finde Eure Sichtweise dazu als Leserinnen sehr interessant und spannend und kann sie sehr gut nachvollziehen. Als Leserin selbst sehe ich das auch ähnlich. Aber im Verlag und beim Marketing gibt es natürlich auch andere Sichtweisen. Trotzdem werde ich das für die Inhaltsangabe des nächsten Romans im Kopf behalten und auch noch mal zum Gesprächsthema machen.

    Wer schreibt eigentlich die Klappentexte? Das ist ja meines Wissens unterschiedlich. Manchmal dürfen es die AutorINNen selber machen, oft macht es aber jemand anders.

    Das ist eine gemeinschaftliche Arbeit - zusammen mit dem Verlag. Ein bisschen schwierig ist dabei, dass die Inhaltsangaben in meinem Verlag sehr viel kürzer geworden sind als früher.

    Auch der zweite Abschnitt ist super spannend. Es ist interessant, wie viel einem noch einfällt obwohl man schon etliche Bücher dazwischen gelesen hat

    Vielen Dank! Das freut mich sehr - und wie schön, dass beim Lesen auch der Vorgängerroman "Kinder ihrer Zeit" wieder ein wenig lebendig wird.

    Die vier machen sich das Leben schon ein wenig schwer, die Wahrheit könnte helfen, glaub ich

    Ja, da hast Du ohne Frage recht! :)

    Durch den "Freundschaftsdienst" für Kai für dessen Freund Jens Hegemann ist Max und damit auch Alice wieder in das Visier der Stasi geraten (na ja, sie waren wahrscheinlich nie richtig "verschwunden"...), aber jetzt interessiert sich Saalfeld wieder... Und da wir Leser*innen im Gegensatz zur Stasi auch von Alice's anderen Aktivitäten wissen, bin ziemlich besorgt!

    Die Sorge ist leider berechtigt ...

    Übrigens teile ich Max Bedenken (S.371) über den "Freikauf von Gefangenen", die Summe von 40.000 DM hatte ich zwar konkret noch nie gehört (oder vergessen), ich fand es schon damals ein "unmoralisches Geschäft", besonders unter dem Aspekt, dass es die DDR veranlassen könnte, noch mehr Menschen zu inhaftieren, um sie dann zu "verscherbeln". Natürlich muss man auch an die Einzelschicksale denken, klar, aber insgesamt finde ich es sehr fragwürdig - und diese Meinung habe ich heute im Rückblick auch noch.

    Mich hat die Frage, ob dieser "Handel" moralisch in Ordnung ist, auch sehr beschäftigt und ich sehe das ähnlich. Natürlich war es für die Betroffene ein großes Glück, auf diese Weise in die Freiheit zu kommen, aber andererseits hat man eben auch das DDR-Regime damit gestützt. Was ich zusätzlich völlig unglaublich fand, wie diese Geschäfte abgewickelt wurden, dass Ostberlin regelrechte Wunschlisten vorlegen konnte, was sie brauchen, dass im Westen diese Freikäufe zum Teil gar nicht schriftlich dokumentiert wurden, und die DDR in späteren Jahren - die nach der Zeit liegen, in der der Roman spielt - auf diese Weise unglaubliche Devisengeschäft abwickeln konnte. Das wäre ein Buch für sich!

    So, wenn ich meine Pläne für das Wochenende so ansehe, befürchte ich fast, ich werde nicht viel zum Lesen kommen... Eigentlich schade, aber andererseits bin ich auch nicht so ganz wirklich böse, dann habe ich noch länger etwas von diesem Buch! Ich versuche manchmal, gute Bücher gaaanz laaangsam zu lesen, aber das klappt natürlich nie!

    Also, vielen Dank für dieses tolle Kompliment! Und das Schöne an einem Buch ist ja, dass es immer auf einen wartet. Und natürlich kann man nicht nur Lesen! :)

    Das größte Problem ist für sie wohl, was sollen sie tun, wenn es nicht klappt mit der Liebesbeziehung. Denn dann wird man die Ehe so nicht mehr fortsetzen können. Dann sind die Verletzungen sicherlich zu groß.

    Ja, genau so habe ich das auch beim Schreiben gesehen. Wenn sie mit einer echten Liebesbeziehung scheitern, können sie nicht einfach zur Freundschaft zurück ...

    Manchmal möchte ich die vier gerne schütteln, wenn sie wieder mal nicht miteinander reden

    Das kann ich gut nachvollziehen, aber - ich habe das hier schon mal an anderer Stelle gesagt - so ist es doch leider auch oft im realen Leben, dass die Menschen einfach nicht miteinander reden und Dinge verschweigen und daraus am Ende die größten Schwierigkeiten und Missverständnisse entstehen.

    Ich kann aber auch nachvollziehen, dass Alice sich schützen will, sie hat doch schon so viele Verluste und so viel Verrat erleben müssen

    Ja, für Alice ist das wirklich schwierig. Ihre Angst, verletzt zu werden ist einfach groß und sie ist kein Mensch, der sich leicht öffnet.

    Wobei ich nicht mehr wusste, ob er im Auftrag gehandelt hatte oder das seine eigene Idee war. Das Ergebnis hat der DDR auf jeden Fall in die Hände gespielt.

    Ohne Frage - und sie haben das ja auch gebührend für ihre Propaganda gegen den Westen genutzt.

    Eine Deiner Autoren-Kolleginnen hat mal auf einer Lesung erzählt, sie sei eines morgens aufgewacht und habe das Gefühl, einen Geburtstag vergessen zu haben. Den ganzen Tag habe sie gegrübelt - bis ihr dann abends eingefallen sei, dass es einer ihrer Protagonisten war...

    Oh wunderbar! Das wird mir wahrscheinlich auch noch mal passieren. Es ist schon verrückt, wie real die Figuren werden.

    Simon ist mir im Augenblick auch nicht ganz geheuer... Aber ich glaube, dass war das Ziel der Autorin: wir sollen alle ganz wuschig sein und überhaupt nicht mehr wissen, wem wir überhaupt vertrauen dürfen (gut gemacht, ClaireW !), denn meine Liste der mit Vorsicht betrachteten Menschen wird immer länger...

    Ich gebe ehrlich zu, es gefällt mir, dass Deine Liste wächst! :)

    Und Luca hat den Mann, vor dem er solche Angst hat, direkt vor dem Waisenhaus gesehen, kein Wunder, dass er getürmt ist.

    Ja, Luca fürchtet sich in der Tat zu recht ...

    Bei einer Führung durch den Reichstag hatte ich schon gehört, dass die Nationalsozialisten quasi ganz Berlin "untertunnelt" haben, damit sie überall Fluchtmöglichkeiten hätten (haben sie übrigens auf Helgoland auch gemacht) und ich kann mich auch dunkel erinnern, dass in der Anfangsphase viele dieser Tunnel zur Flucht benutzt wurden (ich kann mich an Fernsehbilder - schwarz-weiß - erinnern, wie einer Person nach der anderen aus einem Schacht hochgezogen wird)). Insofern: sehr realistisch diese Möglichkeit,

    Mich hat dieses "unterirdische Berlin" wie gesagt auch immer schon wahnsinnig fasziniert. Die Fluchtmöglichkeiten waren der eine Grund, aber die Nazis wollten aus der einstigen Reichshauptstadt Berlin auch Germania erbauen und Hitler hat auch aus diesem Grund die Stadt in beispielloser Weise unterirdisch ausbauen lassen. Viele Projekte konnten dann nicht zu Ende geführt werden. Unter dem Tiergarten hat man zum Beispiel angefangen, einen Autobahntunnel zu bauen, damit die Straße des 17. Juni ( das ist die, die von Westseite auf das Brandenburger Tor zuläuft) als Straße für Paraden benutzt werden konnte. Der Tunnel wurde aber nie festgestellt und hat übrigens nichts mit dem heutigen Tiergartentunnel zu tun.

    Aber dass Helgoland so untertunnelt war, wusste ich gar nicht!

    Ja, die Frage ist mir auch schon gekommen, so blöd kann er ja eigentlich nicht gewesen sein...vielleicht wollte er es allen mal "zeigen"... falsch eingeschätzte Machtphantasie? Aber leider werden wir darauf wohl nie eine Antwort erhalten...

    Nein, leider wohl nicht. Er hat auf diese Frage immer die Antwort verweigert, aber auch nie Reue gezeigt. Das finde ich besonders schlimm und stelle mir auch für die Hinterbliebenen, wie den Sohn von Benno Ohnesorg, furchtbar vor.

    Vielleicht ist dieser Artikel hilfreich, interessant allemal: Spiegel- Der Mord, der die Bundesrepublik veränderte.

    Wie spannend. Ich habe auch so viel gelesen, aber was mich bis heute beschäftigt, warum Kurras wirklich geschossen hat. Gerade vor dem Hintergrund, dass er IM war, hätte er sich ja doppelt zurückhalten müssen.